Der wahre Erbe Slytherins

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Allana

,,Ginny! ", rief ich aus und bemühte mich um einen neutralen Tonfall, obwohl ich innerlich schon einen schrecklichen Verdacht hatte, ,,was machst du denn hier?"
Ginny sah mich ausdruckslos an und ihr Zauberstab war auf meine Kehle gerichtet. ,,Ich muss dich zu ihm bringen."
,,Zu wem?", hakte ich nach und meine Hand wanderte unauffällig zu meinem Zauberstab im Umhang. Ich musste sie einfach nur reden lassen, dann könnte ich meinen Zauberstab greifen und sie schocken...
Aber Ginny schien meine Gedanken erraten zu haben. ,,Keine solche Spielchen!", fauchte sie und schob mich vorwärts. Dann murmelte sie einen Zauber und meine Arme und Beine wurden vollkommen gefühllos. Ich konnte mich nur von Ginny führen lassen und war nicht mehr in der Lage mich eigenständig zu bewegen.
Zu so einen schwierigen Zauber war garantiert keine Erstklässlerin in der Lage. ,,Ginny, hör mir zu! Du wirst manipuliert! Jemand hat dich verzaubert! Kämpfe dagegen an, dann kannst du dich davon befreien! " Ich schaute ihr tief in die Augen und einen Moment lang schien sie verwirrt zu sein. Sie blinzelte kurz und ein schockierter Ausdruck huschte über ihr blasses Gesicht. Doch dann wurde es rasch wieder ausdruckslos.
,,Ginny, du musst dich dagegen wehren!", brüllte ich ihr zu, doch sie beachtete mich nicht mehr, sondern zerrte mich durch die vertrauten Flure.
Ich überlegte kurz, ob ich nicht einfach um Hilfe schreien sollte, aber Ginny schwang den Zauberstab und meine Rufe entwichen als ein heiseres Flüstern aus meinem Mund. ,,Wohin gehen wir?", fragte ich sie leise, obwohl ich die Antwort bereits wusste.
,,In die Kammer des Schreckens", bestätigte Ginny meine Theorie und ein kalter Schauder durchlief mich.
Sie führte mich weiter und wir gelangten schließlich an einen nur allzu vertrauten Ort: das Klo der maulenden Myrte.
Ich hätte mir keinen anderen Ort vorstellen können, der abwegiger gewesen wäre, der Eingang zur Kammer des Schreckens zu sein. Mit Ausnahme vielleicht Dumbledores Büro.
Aus dem Augenwinkeln bemerkte ich plötzlich ein silbernes Schimmern und wandte unauffällig den Blick darauf; Myrte schwebte hinter einem Waschbecken und zog den Kopf ein, als sie uns erkannte. Sie versteckte sich.
Ginny stieß mir unsanft den Zauberstab in die Rippen. ,,Los, weiter!", zischte sie und hielt dann vor einem lädierten Waschbecken. ,,Sag etwas auf Parsel!", befahl sie mir.
Ich musste schlucken und erkannte, dass eine winzige Schlange im Wasserhahn eingraviert war. ,,Öffne dich!", sagte ich, aber es entkamen nur unheimliche Zischlaute meinem Mund.
Mit einem Ruckeln bewegte sich das Becken und hinterließ ein tiefes Loch.
Myrtes Augen weiteten sich und sie starrte mich geschockt an.
Hilfe!, formte ich mit meinen Lippen und Myrte nickte hektisch. Dann verschwand sie in der nächsten Wand. Hoffentlich sagte sie Harry oder Jaime Bescheid...
Ginny piekte mir den Zauberstab in den Rücken, ,,Los, spring!", meinte sie und ich schluckte schwer, als ich die Finsternis unter mir sah.
Doch dann schloss ich die Augen und ließ mich einfach fallen.
Ich schlitterte eine Rutsche entlang und kam endlich auf dem Boden auf.
,,Uff", stöhnte ich und klopfte den Dreck von den Klamotten. Dann sah ich mich um. Ich stand in einer dunklen Gruft und ein schmaler Gang führte in die nächste Kammer.
Ich hörte ein dumpfes Geräusch hinter mir und sah, dass Ginny wieder hinter mir stand. Sie schob mich weiter. Wir gelangten zu einer runden Metallluke, die mit mehreren Schlangen verziert war. Ginny drückte mir wieder den Zauberstab in den Rücken.
,,Ich weiß, was ich tun soll!", fauchte ich sie an und sprach wieder etwas auf Parsel. Die Luke schwang auf und ich fand mich an einem mir vertrauten Ort wieder. Einen Ort aus meinen Albträumen. Die Kammer des Schreckens.
Links und Rechts standen Statuen von Schlangen und der ganze Saal strahlte eine bedrückende Atmosphäre aus. Die Kammer wirkte finster, bedrohlich, Furcht einflößend. Aber diese Aspekte übten eine merkwürdige Anziehungskraft auf mich aus. Die Kammer zog mich wortwörtlich in ihren Bann.
Am entgegengesetzten Ende der Kammer stand die riesige Statur eines Zauberers mit altertümlicher Kleidung und Spitzbart. ,,Salazar Slytherin", murmelte ich zu mir selbst.
,,Wie Recht du doch hast", meinte eine jugendlich klingende Stimme hinter mir und ehe ich mich umdrehen konnte, traf mich ein Zauber umd ich sackte zusammen.
Ich lag zusammengekrümmt auf dem Boden und versuchte mit aller Kraft nicht ohnmächtig zu werden. Meine Sicht war vollkommen schwarz, was entweder an dem Zauber lag, oder an der nahenden Ohnmacht.
Ich konnte auch nicht mehr sprechen oder mich in irgendeiner Form bewegen. Meine Muskeln waren zu Pudding geworden, einzig und allein mein Gehör und mein Tastsinn funktionierten.
Ich hörte, das Rascheln von Stoff, als sich die Person neben mir niederließ und meinen Zauberstab aus der Tasche zog. Dabei berührte seine Hand zufällig die meine und augenblicklich wurde mir klar, dass diese Person kein Mensch sein konnte; denn ihre Hand war eiskalt.
Ein Arm schob sich unter meine Kniekehlen und ich wurde hochgehoben und wie ein Kleinkind gegen seine Brust gedrückt.
,,Die Ähnlichkeit zu deiner Mutter ist wahrhaftig beeindruckend", meinte er und ich versuchte mich seinen eisernen Griff zu entwinden, aber meine Muskeln brachten nur ein unkontrolliertes Zittern zustande. Seine Brust bebte, als er amüsiert lachte.
,,Gib auf. Du bist nicht in der Lage irgendetwas zu machen."
Er setzte sich in Bewegung und murmelte etwas vor sich hin. Ich wusste nicht, was es war, aber seine Stimme klang eigenartig ... vertraut. Dann wurde ich einige Meter weiter wieder zu Boden gelassen und ich spürte, wie sich meine Kleidung mit Wasser vollsog. Ich lag in einer Pfütze.
,,Endlich wieder. Ich habe alles für meine endgültige Auferstehung", meinte der Mann mit nun kalter Stimme und ich zuckte zusammen. Es war die Stimme aus meinen Träumen. Aber das war doch unmöglich-
Mir wurde abwechselnd heiß und kalt.
Der Mann fuhr fort: ,,Das Tagebuch. Den ehemaligen Wirtskörper. Und zu guterletzt ... ein Kind Slytherins. "
Dann murmelte er erneut etwas und die Ohnmacht überrollte mich wie eine Welle.

Jaime

Ich ging die Treppen empor und bog gerade in den Korridor zum Krankenflügel ein, als ich plötzlich die magisch verstärkte Stimme von Professor McGonagall durch den Flur hallen hörte. ,, ALLE SCHÜLER FINDEN SICH UNVERZÜGLICH IN IHREN SCHLAFSAALEN EIN!"
Mitten im Schritt stoppte ich. Das Monster hatte wieder zugeschlagen, daran hatte ich keinen Zweifel. Aber wer konnte es gewesen sein? Ohne es verhindern zu können, überschwappte mich die Angst, wie eine riesige Welle. Allana war auch hier im Flur gewesen. Konnte es sein, dass...
Nein, wiedersprach ich mir selbst, dass Monster greift nur Muggelstämmige an. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
Ich wandte mich wieder den Stufen zu, doch meine Füße bewegten sich nicht. Ich sah zurück und biss mir auf die Lippe. ,,Verdammt!", zischte ich hilflos und ging die Treppe nach unten. Ich brauchte Gewissheit.
Ich hastete die Korridore zum Lehrerzimmer entlang, doch dann hörte ich Stimmen und versteckte mich schnell hinter einer Säule.
,, ... wäre vielleicht besser, die Schüler nach Hause zu schicken", hörte ich die Stimme von Professor McGonagall und mein Herz wurde schwer. Das durfte nicht passieren! Ich hatte hier Freunde und Gleichgesinnte getroffen und hier beinahe ein volles Jahr verbracht! Das konnte doch nicht alles umsonst gewesen sein!
,, Öhm, habe ich was verpasst?", erklang dann die Stimme von Lockhart und ich musste mich beherrschen, um nicht aus meinem Versteck zu rennen und ihn anzufallen. Die Existenz von Hogwarts war gefährdet und dieser Trottel von Lehrer drehte sich wohl lieber Lockenwickler ins Haar, anstatt zu helfen!
,,Ah, genau der richtige Mann für diese Stunde", meinte Snape ölig und ich wusste, dass er kalt lächelte. ,,Das Monster hat zwei Schülerinnen in die Kammer entführt, Zeit für ihren großen Auftritt, Gilderoy."
Ich hörte Lockhart nervös hüsteln. ,,Welche Personen wurden denn in die Kammer verschleppt? "
Bitte nicht, bitte bitte nicht, flehte ich in Gedanken, aber diese wurden nicht erhört.
,,Ginny Weasly und Allana Diggory."
Ich ließ mich kraftlos zu Boden sinken und presste meinen pochenden Kopf gegen den kalten Stein der Säule. Die Schlange hatte Allana. Ein Gefühl von Taubheit machte sich in mir breit und meine Gedanken wirbelten herum.
Halt!, ermahnte ich mich selbst, du musst rational denken! Lass dich von deinen Schmerz nicht entmutigen!
Ich schloss die Augen und entspannte mich. Mein Atem wurde ruhiger.
Denk nach, denk nach! Allana und diese Weasly waren keine Muggelstämmigen, soviel wusste ich. Der einzige Grund, warum das Monster sie verschleppt hatte, war also, dass die beiden etwas wussten. Etwas über das Monster oder über den Erben.
Das ist doch völlig egal! , rief meine innere Stimme aus, das einzige, was zählt, ist, dass du sie gefälligst retten sollst! Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich drehte mich um und hetzte die Treppen zum Krankenflügel entlang, wo ich immer zwei Stufen auf einmal nahm. Ich musste zu Hermine, denn sie hatte die Information, die ich so dringend brauchte.

Dieser Teil wird wird nicht nicht mehr lange dauern. Der Countdown läuft bereits...

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt