Durmstrang und Beauxbatons

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Allana

Mein Bruder verließ mit Neville das Klassenzimmer und sofort fingen die übrigen Schüler an zu tuscheln.
,,... hätte nicht gedacht, dass Diggory so austickt..."
,,.... habt ihr sein Gesicht gesehen? Es war ganz weiß!"
,,Ruhe!", fauchte Moody. ,,Alle der Reihe nach aufstellen."
Das Schlürfen von Füßen ertönte, als wir uns in einer schlecht geordneten Reihe hinstellten. Mir ging immer noch der Cruciatus-Fluch durch den Kopf. Ich hatte gewusst, dass Jaime bei der Folterung unserer Mutter durch unseren Vater dabeigewesen war, dennoch war seine Reaktion heftiger ausgefallen, als ich befürchtet hatte.
Im Gegensatz zu mir hatte er die Folterung mitansehen müssen, während ich es erst letztes Jahr auf Umwegen durch Hermine erfahren hatte. Ich konnte mir also nur ausmalen, was mein Bruder gesehen hatte.
Aber auch mir war kurzzeitig übel geworden, als ich die zitternde, sich quälende Spinne gesehen hatte...
Ich schüttelte meine Gänsehaut ab. Niemand, wirklich niemand sollte so eine Macht über Gesundheit und Leid haben, über Leben und Tod. Niemand!
Ich dachte an die Folterung meiner Mutter zurück und Hass durchzuckte mich wie ein Blitz. Mein Vater war ein Monster! Jemand, der einer anderen Person Schmerz und Qualen zufügte, verdiente es nicht ,Mensch' genannt zu werden! Nur den Tod!
Du wünschst dir, dass er stirbt, meinte eine kleine, bösartige Stimme im hinteren Teil meines Kopfes, Wer ist jetzt das Monster?
Er verdient es, rechtfertigte ich mich trotzig, Jaime hat wegen dieser Erinnerung ein Trauma oder schlimmeres!
Die Stimme lachte nur höhnisch. Gut und Böse ist immer relativ betrachtet.
Ich schnaubte nur.
,,Möchten Sie etwas sagen, Diggory?!", bellte Moody und schreckte mich aus meinem Tagtraum.
,,Nein, Sir", murmelte ich steif und stellte mich hinter Harry.
,,Vortreten, Finnigan!", verlangte Moody von Seamus und dieser trat schluckend einige Schritte nach vorne.
,,Imperio", murmelte Moody und zu meinem Erschrecken stellte ich fest, dass Seamus' Augen ganz glasig geworden waren. Dann kletterte er auf seinen Tisch und begann Dehnübungen vorzuführen. Die Klasse lachte unsicher, doch es wurden einige ängstliche Blicke getauscht; niemand wollte wie Seamus vollkommen kontrollos sein. Doch nachdem Moody sie mit dem Fluch belegte, waren sie es alle. Dean Thomas machte eine Reihe von Liegestützen, unter denen er ansonsten sicher zusammengeklappt wäre, Parvati Patil ahmte einen Adler nach und Lavender Brown grölte die Nationalhymne von England in fünf verschiedenen Tonlagen. Niemand, wirklich niemand war in der Lage sich gegen den Zauber zu schützen.
Dann winkte Moody mich nach vorne. ,,Mal sehen, wie Sie sich anstellen", grummelte er und hob den Zauberstab. Er richtete ihn sorgsam auf mein Gesicht. ,,Imperio."
Ein sonderbares Gefühl überfiel mich. Alle meine Sorgen, Befürchtungen oder Gefühle schienen einfach von mir aubzufallen und nur eine wunderbare Leere zurückzulassen. Nichts war mehr wichtig. Weder der Unterricht, meine Freunde oder mein Bruder. Warum sollte es auch wichtig sein? Nichts zählte mehr.
Geh durch die Klasse, vernahm ich eine merkwürdige Stimme im hinteren Teil meines Kopfes. Geh durch die Klasse.
Ich grübelte einen Moment darüber nach, wessen Stimme das wohl gewesen sein mochte, kam jedoch zu keinen genauen Ergebnis. Es ist doch auch egal ... oder? Das Nachdenken bereitete mir Kopfschmerzen. Einen winzigen Moment lang schimmerte das Bild von mehreren Schülern durch meine Gedanken, die mich abwartend anstarrten. Worauf warteten sie wohl?
Geh durch die Klasse. Ach ja.
Ich hob einen Fuß, hielt dann aber in der Bewegung inne. Warum höre ich auf das, was mir eine fremde Stimme sagt?
Es schien nicht ... richtig, nicht normal zu sein. Ich zögerte, sah mich unsicher um.
Dann verschwand dieses befreiende Gefühl wieder und all meine Sorgen und Probleme drangen erneut in meinen Kopf ein. Aber es war auf eine bestimmte Art und Weise gut diese Empfindungen erneut zu spüren. Sie gaben mir das Gefühl, menschlich zu sein. Ich blinzelte kurz und erkannte Moody, der seinen Zauberstab sinken gelassen und den Fluch offenbar gerade aufgehoben hatte. ,,Nicht schlecht für den Anfang, Diggory." Aus seinen Mund klang es wie ein Lob.
,,Danke", murmelte ich und gesellte mich wieder zu den Anderen.
Erst im Nachhinein merkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt