Bruder und Schwester?

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Jaime

Pansy rauschte mit Crabbe und Goyle im Schlepptau davon und Draco sah ihr mit großen Augen hinterher.
,,Sie hat echt Mumm."
Ich schnaubte nur abfällig. ,,Das mag ja sein, aber wehe dir, wenn du noch einmal meine Geheimnisse ausplauderst. Ist das klar?"
Mein Blick war vollkommen ernst und meine Augen von einer Kälte erfüllt, die ich noch nicht genau einordnen konnte. Draco interpretierte meinen Blick offenbar richtig, denn er schluckte. ,,Abgemacht."
Ich nickte zufrieden und streckte mich auf dem Sofa aus. ,,Gut."
Eine Weile lang schwiegen wir im stillen Einverständnis.
,,Pansy hat eben einen ziemlich beeindruckenden Abgang hingelegt", meinte Draco schließlich und ich musste ihm Recht geben. Ich hatte niemals gedacht, dass Pansy Draco so zurechtweisen würde. Ich hatte bisher gedacht, dass sie alles tun würde, um ihrem ,Draci' zu gefallen.
,,Das Mädchen hat offenbar doch mehr, als nur Stroh im Kopf", stimmte ich ihm zu.
,,Sie gefällt mir."
Ich hob ungläubig eine Braue. ,,Pansy mag gerade vielleicht einen etwas höheren IQ als sonst aufgewiesen haben, aber das ändert nichts daran, dass sie sonst mit Crabbe und Goyle in Sachen Intelligenz auf einer Stufe steht!"
,,Sie mag vielleicht nicht gerade die Hellste sein, außerdem hat sie mich gerade beleidigt, aber ich bin trotzdem beeindruckt von ihrer Schlagfertigkeit. Nicht viele Mädchen würden sich trauen, mich als Arschloch zu bezeichnen. "
Außer Hermine, dachte ich nachdenklich.
Dann stand ich auf und ging aus dem Raum.

Allana

Ich hastete durch den Korridor und spürte im Laufen, wie ich wieder meine ursprüngliche Gestalt annahm. Doch das kümmerte mich gerade wenig.
Ich war aufgewühlt und meine Gedanken spielten verrückt. Jaime war mein Bruder. Daran bestand nun kein Zweifel mehr. Und er war auch nicht der Erbe Slytherins. Aber wer war es sonst?
,,Allana", keuchte Ron hinter mir, ,,warte doch mal!"
Ich stoppte sofort. Ganz ruhig, sagte ich mir. Sie dürfen keinen Verdacht schöpfen.
,,Sorry", murmelte ich. ,,Ich war in Gedanken versunken. "
,,Warum bist du eigentlich plötzlich weggerannt? Es war fast so, als hättest du einen Geist gesehen..."
,,Es war nichts", log ich ohne zu zögern, ,,ich habe nur gespürt, dass der Trank seine Wirkung verloren hatte."
Harry nickte verstehend. ,,Ist ja auch egal. Wir müssen Hermine über alles informieren. "
Wir gingen in Richtung der Toilette und Hermine kam uns aufgeregt entgegen. ,,Und, wie ist es gelaufen?"
,,Gaunt spricht Parsel!", platzte Ron sofort hervor und Hermines Augen weiteten sich unmerklich. ,,Er ist also der Erbe Slytherins?"
Ihr Gesicht spiegelte die verschiedensten Emotionen wieder: Enttäuschung, Wut, Verwirrung.
,,Ja", meinte Ron im gleichem Moment, in dem ich ,,Nein", sagte.
Hermine blinzelte und die Verwirrung war ihr nun deutlich anzusehen.
,,Er ist nicht der Erbe", erklärte ich mit voller Überzeugung. ,,Er spricht zwar Parsel, aber das tun andere schließlich auch. "
,,Andere?", unterbrach mich Ron rüde, ,,du kennst noch jemanden, der Parsel beherrscht?"
Ich holte tief Luft und mein Herz pochte wie verrückt. Wie würden sie darauf reagieren? ,,Ich spreche ebenfalls Parsel."
In der Stille hätte man eine Stecknadel fallen lassen hören.
,,Was?!", riefen dann Harry und Ron gleichzeitig. Auch Hermine wirkte geschockt. Sie hatte es nicht erwartet. Aber ich erkannte auch eine gewisse Erleichterung in ihren Augen.
,,Ja, ich spreche Parsel und Jaime weiß ebenfalls davon. Schließlich hat er mir geholfen, es geheim zu halten! "
Die drei Gryffindors starrten mich mit offenen Mündern an.
Die allgemeine Aufmerksamkeit war ziemlich peinlich. Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden.
,,Also", stotterte ich verlegen, ,, ...ich geh dann mal."
Hastig wandte ich mich von meinen Freunden ab und stolperte aus dem Bad.
Zugleich schämte ich mich für meine übereilte Reaktion. Kurz erwog ich, wieder umzukehren, aber jetzt war es dafür wohl zu spät.
Warum musste ich unbedingt Parsel sprechen können?!
Missmutig stapfte ich durch die Gänge und merkte kaum, wie mich meine Schritte Richtung Kerker trugen. Erst als ich vor der Tür zum Fach Zaubertränke stand, erkannte ich, wohin ich gegangen war: Ich stand in der Nähe des Slytherin Gemeintschaftsraums.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken, einfach einzutreten. Ich kannte schließlich das Passwort. Bestimmt war Jaime auch hier. Dann könnten wir über alles reden. Über unsere ... familiären Bande.
Aber ich fand einfach nicht den Mut dazu. Was sollte ich ihm überhaupt sagen? Hi, Jaime, ich habe eben Vielsafttrank getrunken und dich ausspioniert. Dabei habe ich bemerkt, dass unsere Vergangenheit ziemlich ähnlich ist. Ach, und unsere Augen sehen genau gleich aus, hast du das schon bemerkt? Kein tolles Gespräch.
Ich seufzte schwer und trat den Rückzug an.
,,Allana?", fragte mich plötzlich eine vertraute Stimme. ,,Was machst du denn hier?"
Ich erstarrte und drehte mich dann in Zeitlupe um. ,,Hi, Jaime", murmelte ich ohne Begeisterung. Warum musste ich unbedingt die Person treffen, der ich aus dem Weg gehen wollte?
,,Du, äh, ich muss mit dir sprechen."
Jaime hob eine Braue.

Jaime

Du, äh ...", stotterte Allana mit roten Wangen, ,,ich muss mit dir sprechen. "
Ich hob eine Braue. ,,Ich lausche dir gebannt, aber sollten wir uns nicht woanders unterhalten? "
Einen winzigen Augenblick lang zögerte sie. ,,Ja, klar. Wo willst du denn hin?"

Wir schlenderten gemeinsam über das Quidditchfeld.
,,Also", fragte ich sie, ,,was wolltest du mir erzählen?"
Sie vergrub ihre Hände in ihrer Jacke und knabberte an ihrer Lippe. Sie überlegte.
,,Nun", begann sie und schaute mich nervös an. ,,Dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass wir uns ziemlich ähnlich sind."
Ich erwiederte nichts darauf, sondern ließ sie weitersprechen.
,,Ich meine, wir sprechen beide Parsel, kennen unsere Eltern nicht, wurden beide an Halloween ausgesetzt und wir haben sogar die gleiche Augenfarbe. "
Meine Augen verengten sich. ,,Woher weißt du das mit Halloween? "
,,Na, ja", drugste sie herum, ,, ich war sozusagen bei deinem Gespräch mit Malfoy und Parkinson dabei..."
,,Du hast mir nachspioniert?!", empörte ich mich.
,,Harry und Ron dachten, dass du der Erbe warst!", verteidigte sie sich.
Wie zum Teufel war sie in den Gemeinschaftsraum gelangt? Hatte sie etwa das Passwort gewusst?
,,Aber um das Nachspionieren geht es jetzt nicht ", wechselte Allana gekonnt das Thema. ,,Es geht um meine Theorie."
,,Und wie lautet die Theorie? "
Allana rollte die Augen. ,,Ich bin nicht blöd, Jaime. Ich weiß, dass du auch bereits vermutest, dass wir Geschwister sind!"
Das hatte ich tatsächlich.
,,Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass du meine ... Schwester bist", gab ich zu. ,,Trotzdem sollten wir einen kleinen Test durchführen. "
,,Einen Test?"
,,Genau. Es gibt einen Trank, der die Blutsverwandschaft anzeigt. Man muss nur etwas Blut der beiden Personen hineintröpfeln und dann färbt der Trank sich. Bei Cousins wird der Trank grün, bei Neffen gelb und bei Geschwistern rot."
Ich schaute sie ernst an. ,,Unser Trank müsste also rot werden."
Sie nickte kurz. ,,Gibt es so einen Trank auch für die Gene der Eltern?"
Ich blinzelte. Auf die Idee war ich bisher noch gar nicht gekommen!
,,Bestimmt", meinte ich, ,, aber darum geht es jetzt nicht. Erst einmal geht es um unsere Verwandtschaft.
Ich werde Professor Snape gleich noch fragen, ob ich den Klassenzimmer für Zaubertränke für ein Experiment gemietet haben kann. Es sind ja eh Ferien"
Allana holte tief Luft. ,,Okay", murmelte sie, ,,finden wir die Wahrheit heraus!"

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt