Die dritte Aufgabe

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Bei diesem Kapitel habe ich mir ziemlich viel Mühe gegeben und deshalb würde ich mich über eine kurze Rückmeldung und/oder Kritik sehr freuen. Außerdem würde es mich unglaublich interessieren, was ihr über das Ende denkt. Habt ihr schon Theorien für das nächste Kapitel?
Ich bin nächste Woche im Urlaub und bezweifle, dass ich davor oder dort noch ein neues Kapitel veröffentlichen kann, aber wer weiß ...

Jaime

Heute war es soweit. In nur wenigen Stunden würde die letzte Aufgabe des Trimagischen Turniers stattfinden. Dann es vorbei sein. Wir würden den Sieger feiern, uns zu einem Festmahl zusammenfinden und ausgelassen feiern. Natürlich reichte mein Optimismus nicht so weit, dass ich glaubte, dass dies tatsächlich eintreffen würde. Die erwartungsvolle, angespannte Stille, war wie die geisterhafte Ruhe vor dem Sturm. Der Hauch von Frieden vor dem zerstörerischen Chaos.
Etwas würde geschehen. Zu diesem Schluss waren Allana und ich schon vor Monaten gekommen. Jemand plante etwas. Ich wusste nicht wer, ich wusste nicht wie, ich wusste nicht warum. Nur dass es geschehen würde. Die letzte Aufgabe bot die einzige, die perfekte Möglichkeit dazu. Danach würde das Turnier, danach würde die drohende Gefahr vorbei sein. Ich blickte auf meine Uhr. Die dritte Aufgabe begann in drei Stunden. Das Zeitlimit für die Champions während der Aufgabe betrug vier Stunden. Nur noch insgesamt sieben Stunden Nervosität, Panikattacken, Schweißausbrüche. Danach wäre es geschafft. Dann bräuchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen. Aber jetzt war es noch nicht so weit. Die Furcht nagte an mir wie ein gigantisches Tier.
Allana hatte vorgeschlagen, dass ich mich in meinem Gemeintschaftsraum verbarrikadieren sollte, aber ich bezweifelte, dass ein Passwort jemanden daran hinderte den Raum zu betreten. Das hatte sie mir selbst bereits oft genug bewiesen.
,,Hey, Jaime, alles in Ordnung mit dir? Du bist so bleich, du könntest dem blutigen Baron Konkurrenz machen."
,,Sehr witzig, Draco", murmelte ich und würgte ein Stück Rührei hinunter. Er schien heute bemerkenswert gut gelaunt zu sein. ,,Was ist denn mit dir los? Hast du einen Kichertrank von Snape gestohlen?"
Draco schnaubte belustigt. ,,Nein, es ist nur die dritte Aufgabe und deshalb eine tolle Chance um wieder Wetten auf Potters Verletzungsgefahr zu setzen."
Normalerweise hätte ich mich ebenfalls diesen Wetten angeschlossen, aber heute... Wie hoch war wohl die Chance, dass mir etwas zustieß? Achtzig Prozent? Neunzig?
Ich stand auf. ,,Hab keinen Hunger mehr." Mein Frühstück war noch beinahe unberührt, mein Magen knurrte. Trotzdem hatte ich nicht den geringsten Appetit. Draco zuckte nur die Schultern und machte sich über mein Rührei her.
Kurz erwog ich aus der Halle zu gehen, aber hier würde mich niemand angreifen können. Die Gefahr entdeckt zu werden war einfach zu hoch. Andererseits ... in der Halle waren so viele Schüler, dass man sich problemlos an mich heranschleichen könnte. In diesem Gewühl würde das bestimmt niemandem auffallen ... und Zauberstäbe hatten auch ab und zu eine Fehlfunktion, die vielleicht zufällig einen Schüler treffen könnten ... es war ja nur ein Versehen, ein Scherz ...
Ich fühlte mich nicht sicher. Egal, ob ich hier war, oder an einem anderen Ort. Ständig beschlich mich die Ahnung, dass mir jemand folgte, aber da war niemand. Nur kichernde Mädchen und angespannte Lehrer.
Ich kniff die Augen für einen wohltuenden Moment zusammen und massierte mir die Schläfen. Mein Kopf schmerzte und mir war warm. Viel zu warm. Ich spürte klebrigen Schweiß auf meinem Rücken und das T-Shirt lag plötzlich viel zu eng an meinem Körper.
Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter.
Adrenalin durchzuckte mich wie ein elektrischer Schlag. Meine Hand flog zum Zauberstab. Im nächsten Moment wirbelte ich herum und überlegte mir panisch einen Zauber. Die Formel war mir bereits halb über die Lippen gekommen, als ich nun gegenüber der Person stand. Ich sah sie geradewegs an. Meine Stimme stockte. Mein Herz machte einen Sprung. Ich ließ den Zauberstab sinken. ,,Hermine...?"
Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hatte sich nach hinten bewegt, weg von mir. Ihre Arme waren gehoben, wie um sich zu schützen.
Mit tauben Fingern steckte in den Zauberstab wieder in meine Hosentasche. Der Griff war glitschig von Schweiß. ,,Tut mir leid ... ich wollte nicht-" Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Hermine sah mich weiterhin geschockt an. Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie anfing zu sprechen. ,,Jaime, ist alles in Ordnung mit dir? Deine Augen glänzen ja ganz fiebrig ... Du siehst ... krank aus."
So fühlte ich mich auch. ,,Nein, alles gut. Bin nur müde ...", log ich und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Erst jetzt merkte ich wie zerzaust sie waren. ,,Ich ... bin nur etwas angespannt, weißt du ... die letzte Aufgabe ... ich hoffe, es geht alles gut."
Ihre Miene wurde etwas weicher. ,,Ja, ich mache mir auch Sorgen. Aber die Lehrer sind immer zur Stelle, falls etwas geschehen sollte."
,,Ja", presste ich heraus, ,,ja, da hast du Recht, ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen. Es wird schon gutgehen." Meine Worte klangen hohl und unglaubwürdig und ängstlich. Ich machte mir nur selbst etwas vor. Ich tat so, als hätte ich die Lage unter Kontrolle, aber das stimmte nicht. Die Lage hatte mich in ihrer Kontrolle. Und ich war ihr schutzlos ausgeliefert.
,,Ich dachte ... vielleicht können wir uns schonmal Plätze auf der Tribüne suchen, es ist schon ziemlich voll dort."
,,Gute Idee", erwiderte ich und brachte ein falsches Lächeln hervor. Mir war übel.
Sie ging vor. Ich hielt mich einige Schritte hinter ihr und folgte einfach. Ich wollte sie jetzt nicht ansehen.
Draußen war es für einen Sommertag relativ kühl und es wehte ein frischer Wind. Augenblicklich war mir kalt, aber es war ein angenehmes Gefühl. Die drückende Hitze hatte mir nicht gut getan.
Ich setzte mich auf eine der hölzernen Bänke und schloss die Augen. Nicht mehr lange ...

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt