Cedric Diggory

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Jaime

Ich ging mit Hermine in die große Halle, wo ich prompt Allana erblickte, die in ihrem Essen stocherte.
Sie wirkte ziemlich bleich und dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab.
,,Entschuldige mich kurz", meinte ich zu Hermine, die nur nickte und sich an ihren Tisch setzte. Auch sie musterte Allana mitfühlend.
Mit schnellen Schritten ging ich zu meiner Schwester - dieses Wort hatte noch immer einen seltsamen Klang - und setzte mich zu ihr. Die bösen Blicke, die mir Ron und Harry zuwarfen, beachtete ich einfach nicht.
,,Was ist los? ", fragte ich sie besorgt.
,,Ich habe in der Nacht eine Stimme gehört. Sie sagte etwas über die Kammer des Schreckens. "
Ihre Stimme brach und ich sah die Furcht in ihren Augen. ,,Aber es war eine andere Stimme, als die von den Versteinerungen. Diese Stimme war so viel kälter und dunkler."
Allana schüttelte sich und ihr Blick schweifte ins Leere. ,,Die Stimme klang vertraut. Das war es wohl, was mir am meisten Angst gemacht hat. Ich kannte die Stimme! "
Sie schniefte kurz und wischte sich unauffällig die Augen. ,,Hast du die Stimme auch gehört? "
Sie klang hoffnungsvoll, aber ich schüttelte den Kopf. ,,Ich habe ganz normal geschlafen. "
Allana schloss die Augen und holte einmal tief Luft. ,,Ich verstehe das alles nicht. Gerade haben wir ein Rätsel gelöst und schon gibt es wieder ein neues... Es kommt mir beinahe so vor, als wollte jemand, dass wir verzweifeln. "
Ihre Stimme brach und Müdigkeit glitzerte in ihren Augen.
,,Herrgott nochmal", murmelte ich, ,,hast du die Nacht überhaupt geschlafen? "
Als Antwort gähnte sie mich an.
Seufzend nahm ich ihren Arm und hob sie auf die Beine. ,,Ich bring dich in deinen Gemeintschaftsraum. Wo ist der eigentlich? "
,,Im Turm", nuschelte sie verschlafen und wankte vorwärts.
Wir gingen die Treppen entlang und Allana legte den Kopf auf meine Schulter.
Ich zog sie die Stufen nach oben und im nächsten Moment knallte ich gegen einen Jungen mit braunen Haaren. Er drehte sich um und wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als er Allana erblickte.
,,Al? Was ist denn los mit dir? "
Wer war dieser Kerl und woher kannte er meine Schwester?
,,He, wer bist du denn?", fragte ich ihn und er zuckte leicht zusammen. ,,Das könnte ich dich auch fragen."
,,Ich bin Jaime. Jaime Gaunt. Ich bin ein... Freund von Allana."
,,Cedric. Cedric Diggory. Ich bin ihr Adoptivbruder."
Ich schüttelte seine Hand und versuchte mein Erstaunen zu verbergen. ,,Allana geht es nicht gut. Sie ist krank und ich wollte sie in ihren Schlafsaal bringen."
Cedric nickte sofort und sah Allana mit Sorge an. Ich mochte ihn sofort.
Cedric nahm Allana in die Arme, wo sie sich sofort an ihn kuschelte und wir trugen sie zum Turm.
Vor dem Portrait der Fetten Dame hielten wir inne.
,,Passwort. "
Ich war kurz davor die Geduld zu verlieren. ,,Hören Sie, ihr geht es schlecht und sie muss sich ausruhen! "
,,Passwort. "
,,HÖREN SIE MIR ÜBERHAUPT ZU?!!"
,,Jaime, beruhig dich", meinte Cedric.
Auf einmal hörte ich Schritte und dann stand Neville Longbottom neben uns. Er wirkte ängstlich, versuchte es aber tapfer zu überspielen. ,,Was ist mit Allana? "
,,Sie ist krank, aber dieses verdammte Bild" - ich funkelte die Fette Dame an - ,,will uns nicht durchlassen."
,,Nicht in diesen Ton!", kreischte diese aufgebracht.
Neville schien angestrengt zu überlegen. ,,Caput Draconis", sagte er dann und das Porträt schwang auf.
Verblüfft sah ich ihn an. ,,Danke."
Neville räusperte sich verlegen. ,,Keine Ursache. "
Cedric trug Allana über die Schwelle und schnalzte begeistert mit der Zunge. ,,Der Gryffindor Gemeintschaftsraum ist viel cooler als unserer!"
Ich linste hinein. Flauschige Sofas standen an den Wänden und der komplette Raum war in Rot und Gold gehalten. Ein munteres Feuer brutzelte im Kamin und spendete Wärme und der Boden war mit weichen Teppichen ausgelegt.
,,Nicht so meine Farben", meinte ich nur.
Gemeinsam hieften wir Allana auf ein Sofa und legten eine Decke über sie.
,,Einer von uns sollte vielleicht bei ihr bleiben, bis jemand kommt", entschied Cedric und ich nickte zustimmend.
,,Wenn du willst, mache ich das."
Dankbar sah er mich an. ,,Okay", meinte er, ,,aber ich weiß nicht, ob es gut wäre, wenn ein Slytherin im Gemeintschaftsraum der Gryffindors ist."
Meine Reaktion bestand aus einem Schulterzucken. ,,Noch lebe ich."
Cedric grinste und klopfte mir zum Abschied auf die Schulter. ,,Danke nochmal. "
Er kletterte aus dem Portraitloch und entschwand in den Gängen.
Ich blieb bei Allana zurück und betrachtete ihre schlafende Gestalt. Was hatte sie mit dieser anderen Stimme gemeint? Gab es noch ein zweites Monster? Oder hatte womöglich der Erbe Slytherins mit ihr kommuniziert? Aber dann hätte Harry es doch auch hören müssen, die beiden schliefen schließlich im selben Turm. Oder war Harry Potter doch der Erbe? Oder es war einer der übrigen Gryffindors der Erde Slytherins. Aber das passte auch nicht, schließlich hieß es der Erbe Slytherins.
Ich hatte das Gefühl einen wichtigen Hinweis übersehen zu haben. Irgendetwas, was so banal war, dass es mir entgangen war.
Ich setzte mich auf ein Sofa und massierte meine Schläfen. Ich würde heute noch mit Hermine sprechen müssen.
Das Porträtloch öffnete sich erneut und Harry und Ron betraten den Raum. Als sie mich erblickten, zückten die beiden sofort ihre Zauberstäbe und funkelten mich böse an.
,,Ah, meine beiden Lieblings Gryffindors", meinte ich trocken und bedachte Rons zusammengeklebten Stab mit einem leichten Lächeln. ,,Ich hoffe, du willst mir keinen Fluch auf den Hals jagen, Weasley. Beim letzten Mal musstest du Schnecken kotzen und ich glaube, dass du keinen Wusch nach einer Wiederholung hast. Oder?"
Ich hob provokant eine Braue und Rons Ohren färbten sich tomatenrot.
Das war Antwort genug.
Er wollte auf mich zu stürmen, aber Harry packte ihn am Umhang. ,,Lass ihn, er ist es nicht wert!", mahnte er seinen Freund und dieser schnaubte in meine Richtung.
,,Ich geh dann mal", erklärte ich den beiden. ,,Ihr könnt euch weiter um Allana kümmern, ihr geht es nicht gut. Und wehe, ihr tut es nicht. "
Ich drehte ihnen den Rücken zu und kletterte aus dem Zugang. Beinahe rechnete ich mit einem Zauber oder einem Faustschlag, aber keiner der beiden rührte sich.
Jetzt musste ich nur noch Hermine finden.

Ich entdeckte sie - wo auch sonst - in der Bibliothek.
,,Hey, Jaime", murmelte sie ohne Aufzublicken und widmete sich weiter ihrem Buch.
,,Woher wusstest du, dass ich's bin?"
,,Harry und Ron sagen mir immer Hallo. Wie geht es Allana? "
,,Sie schläft gerade", erklärte ich und zuckte die Schultern.
,,Hermine, ich wollte dir noch etwas sagen."
Sie blickte auf. ,,Das ist gerade eine merkwürdige Wortwahl. Ist es was ernstes? "
,,Keine Ahnung. Allana hat heute Nacht eine Stimme gehört, die aber nicht die der Schlange war. Die Stimme redete etwas von der Kammer des Schreckens, aber es war keine Person zu sehen. Sie war einfach... da."
,,Ich bin mir sicher, dass du schon einige Theorien dazu aufgestellt hast", meinte Hermine abwartend und sah mich an.
Warum war ich nur so durchschaubar?
,,Ja, allerdings. Es könnte entweder eine weitere Schlange sein, oder es war der Erbe selbst. Mehr Ideen habe ich noch nicht."
Hermine nickte langsam ,,Ich werde darüber nachdenken. Danke, dass du es mir gesagt hast."
,,Gern geschehen", meinte ich knapp und verließ die Bibliothek.

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