Ein tödliches Haustier

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Allana

Ich saß im Gemeintschaftsraum der Gryffindors und spielte mit Ron gerade eine Partie Zauberschach. Er ermunterte seinen Turm gerade meinen Läufer zu verdreschen, weshalb ich dabei war, die Lust am Spiel zu verlieren. Warum hatte ich nicht gegen Harry gespielt? Gegen ihn gewann ich wenigstens manchmal!
Hermine betrat den Gemeinschaftsraum mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen. Ihre Wangen waren leicht gerötet. ,,Hi", meinte sie gut gelaunt und vergrub ihre Nase in einem Buch. Natürlich begannen Harry und Ron sie sofort wieder mit Fragen zu löchern. ,,Wo warst du die ganze Zeit?", fragte Ron, ,,wegen dir musste ich Parvati nach den Hausaufgaben für Zaubertränke fragen!"
Ich schenkte ihn einen bösen Blick.
Er schaute mich verwirrt an. ,,Was denn?"
Auch Hermine wirkte nun leicht angesäuert, denn sie funkelte Ron mit ihrem besten Wehe-du-sagst-ein-weiteres-Wort-Blick an.
,,Ich meinte nur", beeilte sich Ron zu sagen, ,,es ist toll, dass du wieder da bist!"
Hermines Augen verengten sich zu Schlitzen. ,,Jungs", murmelte sie und stolzierte davon.
Ron blieb fassungslos zurück. ,,Was sollte das denn??"
,,Sie hält dich für einen idiotischen Kerl, der offenbar noch nicht die Pubertät begonnen hat", übersetzte ich und überlegte, wie ich Rons Dame bedrohen konnte. Ich setzte meinen Turm.
,,Aber... was habe ich denn falsch gemacht?"
,,Du bist unfreundlich, benimmst dich wie ein kleiner Junge und hast sozusagen zugeben, dass du nicht an ihr, sondern nur an ihren Hausaufgaben interessiert bist", erklärte ich ihm schonungslos.
,,Ich habe doch nur einen Satz gesagt!"
,,Mädchen lesen gerne zwischen den Zeilen."
,,Also sollte man genau das Gegenteil von Ron sein?", fragte Harry, der aufmerksam gelauscht hatte.
,,Na ja", meinte ich langsam, ,,das wollte ich zwar nicht so sagen, aber im Prinzip.... Ja."
Ron schaute mich verletzt an, aber das änderte nichts daran, dass er sich Hermine gegenüber wie ein Arschloch verhalten hatte. Es war seine eigene Schuld.
Ich setzte meine Dame. ,,Schachmatt."
Ron starrte fassungslos auf seine Figuren, die sich jetzt lauthals über seine mangelnde Aufmerksamkeit beschwerten.
,,Wenn ihr mich jetzt entschuldigt... Ich musste mich ein bisschen bewegen. " Mit diesen Worten wandte ich mich ab und ging durch das Porträtloch nach draußen.
Ich musste einen klaren Kopf bekommen. Morgen würde ich mich mit Sirius Black treffen und ich hatte keine Ahnung, was ich erwarten sollte. Er hatte zwar seine Unschuld beteuert, aber das alles konnte auch einfach nur eine ausgedachte Lüge sein, um an Harry dranzukommen.
Aber irgendwie ergab das auch keinen Sinn.
Sollte ich vielleicht jemanden einweihen? Meinen Bruder? Nein, Jaime hatte schon genug mit seinen Erinnerungen zu tun, außerdem würde er mich ganz sicher nicht mitten in der Nacht zu einem gesuchten Verbrecher gehen lassen. Vielleicht einen Lehrer? Auch keine Alternative, denn sie würden Black sofort festnehmen und den Dementoren übergeben.
Ich schauderte, als ich an diese schwarzen, vermummten Gestalten dachte, die auch beim Quidditchspiel aufgetaucht waren. So etwas verdiente niemand. Nicht einmal Black.
Ich musste meinen Plan also alleine durchziehen. Aber natürlich würde ich nicht unvorbereitet oder unbewaffnet erscheinen. Eine Erinnerung von Black stieg erschien mir vor dem geistigen Auge: Ich hetzte eine Schlange auf ihn und er wich erschrocken zurück. Ja, das könnte klappen.
Aber die Schlange war nicht so groß und nicht so gefährlich gewesen. Falls Black mich angreifen würde, brauchte ich etwas... tödlicheres.
Ich änderte aprupt die Richtung und schlug den Weg zu den Slytherins ein.

Jaime

Ich lag bequem auf dem Bett und war voll und ganz in ein Buch vertieft. Zumindest war das der äußere Anschein. Innerlich grinste ich die ganze Zeit, wie ein Verrückter und konnte mich auf gar nichts konzentrieren.
Es klopfte. ,,Jaime, da will jemand zu dir", meinte Nott leise, um die anderen Jungen nicht zu stören.
Ich nickte kurz, dann legte ich das Buch weg. ,,Ich komme schon."
Allana saß auf einem der vielem Sessel im Gemeintschaftsraum und blickte kurz auf, als sie mich sah. ,,Hey", meinte sie und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen, ,,du siehst glücklich aus."
,,Ich hatte einen guten Tag gehabt", antwortete ich ausweichend, kam aber nicht umhin, zu grinsen.
,,Ich habe dich schon lange nicht mehr so gut gelaunt gesehen." Sie legte den Kopf schräg. ,,Du strahlst ja schon fast!"
War ich echt so leicht zu durchschauen? Aber Allana durfte mich ruhig so sehen. ,,Wie war dein Tag so? Alles bekommen, was du dir gewünscht hast?"
Meine Schwester nickte kurz. ,,Jaa, alles gut." Dann hielt sie kurz inne. ,,Aber eigentlich bin ich wegen etwas anderen hier."
Ich ließ mich auf den Sessel ihr Gegenüber fallen. ,,Schieß los!"
,,Also", begann sie stockend, ,,du weißt noch, dass ich von Black angegriffen wurde, oder?"
Natürlich wusste ich das. So etwas vergaß man nicht!
,,An dem Tag habe ich eine Schlange beschworen und ihn damit auch in Verwirrung gebracht. Aber die Schlange konnte ihn nicht wirklich verletzen, dafür war sie zu ungefährlich. Kann man die Schlange vielleicht etwas gefährlicher machen?"
Das war ein interessanter Gedanke. ,,Du meinst größer, aggressiver und giftiger? Vielleicht auch mit einem leichten Schutzzauber versehen?" Definitiv interessant.
,,So etwas in der Art."
Ich überlegte eine Weile, bis sich ein Plan in meinem Kopf manifestierte. ,,Du könntest dafür eine verlängerte Formel nutzen, aber es ist schwer sie schnell genug zu sprechen. Bis du fertig bist, wärst du dann längst außer Gefecht gesetzt." Die Idee schied also schon einmal aus. Vielleicht könnte ich... Ich überlegte einige Minuten lang. ,,Eine andere Möglichkeit wäre, dass du jetzt eine Schlange beschwörst, die wir dann mit den nötigen Zaubern etwas - nun ja - tödlicher machen", erklärte ich ihr. ,,Dann schaffen wir durch einen ziemlich simplen Zauber eine Verbindung zwischen dir und der Schlange, dass sie kommt, wenn du einen beliebigen Zauber aussprichst. Soweit, so gut?"
,,Jaa", nickte Allana langsam, ,,die Schlange ist also an mir und meinen Zauberstab gebunden?"
,,So lann man es auch ausdrücken, ja."
,,Okay ", murmelte sie und schwang dann ihren Zauberstab in einer ausholenden Bewegung. ,,Serpensortia!"
Eine beindicke, schwarze Schlange klatschte von dem Zauberstab auf den kalten Boden. Sie zischte etwas.
,,Ja, ja, ich weiß, dass der Raum schön ist."
Allana lachte leise.
,,Wir müssen einige Zauber sprechen", erklärte ich der Schlange auf Parsel, ,,damit du sie besser beschützen kannst."
,,Wie die Herren wünschen", zischelte die Schlange und schlängelte sich liebevoll um Allanas Knöchel.
,,Sie mag mich", meinte sie sofort verzückt.  ,,Alle mögen dich", erwiederte ich nur, während ich in einem Buch die verschiedenen Zaubersprüche durchforstete.
,,Hier gibt es einen, der die Schlange gegen einige Zauber schützt und hier" -ich tippte auf die entsprechende Stelle - ,,gibt es einen, der sie größer macht."
,,Bist du eigentlich giftig?", fragte Allana die Schlange, welche stolz nickte. ,,Sehr gut!"
,,Protego bestia", murmelte ich den ersten Zauber.
Plötzlich glitt die Tür auf und ein winziger Erstklässler stolperte herein. Mit angstgeweiteten Augen beobachtete er die Schlange.
,,Die tut nichts", erklärte Allana im gleichen Moment, wo ich fröhlich sagte: ,,Achtung, sie ist sehr giftig."
Sie piekte mir in die Rippen. ,,Erschreck ihn doch nicht so!"
Der Junge schaute ängstlich zwischen uns hin und her.
Die Schlange zischte ihn an. ,,Hallo, kleines Kind", meinte sie.
Der Junge schlug die Tür zu und rannte weg.
,,Soviel zum Thema gefährlich", meinte ich trocken.
Allana schaute ihr neues Haustier liebevoll an. ,,Ich muss mir noch einen Namen für sie ausdenken!"
Den Rest der Zeit verbrachten wir damit, dass ich die Schlange mit einer Vielzahl von Zaubern und Bannen belegte und Allana einen Namen für die Kreatur suchte.
,,Was ist denn hier los?", fragte eine Stimme. Draco stand im Türrahmen und sah uns fragend an.
,,Hey!", rief ich ihm zu, ,,komm ruhig näher, die Schlange ist absolut zahm."
,,Sie ist giftig, riesengroß und tödlich!", erwiederte Allana beleidigt.
,,Sie tut dir bestimmt nichts, denn sie gehört Allana. "
,,Eben deshalb tut sie ihm vielleicht was", murmelte Allana gerade so laut, dass Draco es hören konnte.
Trotzdem trat er grinsend näher. Auch als die Schlange etwas zischelte, ließ er sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Draco war eben ein waschechter Slytherin und keines von diesen verweichlichten kleinen Gören!
,,Hat deine Schlange denn schon einen Namen?", fragte er Allana. Ich tarnte mein Lachen mit einem gezwungenen Hüsteln.
,,Nein", meinte Allana knapp, dann warf sie mir einen bösen Blick zu, woraufhin ich still wurde.
,,Hmm, also ich würde sie Scar nennen."
Meine Schwester hob zweifelnd eine Braue. ,,Scar? Das klingt so nach einen Namen für einen Löwen oder so."
Draco zuckte die Schultern. ,,War nur ein Vorschlag." Er ging zum Portraitloch und kletterte hinaus ,,Wir sehen uns."
,,Bitte nicht", murmelte Allana.

,,Also, welchen Namen nimmst du jetzt?", fragte ich sie nach ein paar weiteren Minuten
,,Scar", antwortete Allana prompt.
,,Ich dachte, du magst den Namen nicht." Jetzt war ich verwirrt.
,,Ich wollte nur nicht, dass Malfoys übergroßes Ego noch bestärkt wird."
Gut, das war ein Argument.
Allana murmelte einen Zauberspruch, worauf die Schlange verschwand.
,,Jetzt kannst du sie immer mit einem einfachen Serpensortia wieder beschwören", erklärte ich nicht ohne Stolz.
,,Vielen Dank, Jaime!", rief sie und umarmte mich kurz. ,,Jetzt bin ich für alles gewappnet."
,,Bis morgen dann", murmelte ich in ihren Klammergriff.
,,Jap, gute Nacht!"
Ich sah zu, wie sie aus dem Raum huschte. Das war echt anstrengend gewesen.
Aber es hat sich gelohnt. Niemand wird Allana irgendwie bedrohen oder verletzen können.
Und nur darauf kam es an.

So, extra ein schön langes Kapitel, weil das Nächste erst etwas später kommen wird. Urlaub und so.
Was glaubt ihr, wie es weitergeht?
Was wird Sirius ihr alles erzählen? Was weiß Sirius, was Allana und Jaime nicht wissen könnten?

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt