Vielen Dank für das neue Cover von CameronRoseMorgan, das sieht wirklich richtig, richtig gut aus!
Jaime
Sie war eingeschlafen. Endlich. Ich hatte Allana in den Krankenflügel gebracht, wo Madame Pomfrey schon uns erwartet hatte. Auch sie war den Tränen nahe gewesen. Aber Allana ... es machte mir Angst sie so zu sehen. Ihre Wangen waren vollkommen bleich, ihre Augen in Gegensatz dazu aber rot und geschwollen. Ihre Haare waren ungeordnet und klebten ihr im Gesicht. Auf ihren Wangen erkannte ich Tränenspuren.
Zuerst hatte sie mich nicht loslassen wollen, aber nachdem Madame Pomfrey ihr eine Spritze mit einem kleinen Schlumertrunk gegeben hatte, war sie schlaff auf das Krankenbett gefallen. Vorsichtig löste ich ihren Griff um meine Hand und strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht. ,,Lassen Sie sie nicht aus den Augen. Ich bin gleich wieder da", meinte ich zu Madame Pomfrey.
Ich hatte noch etwas zu erledigen. Die Hexe nickte und schniefte erneut.
Ich verließ mit gemäßigten Schritten den Krankenflügel. Kaum war ich draußen, rannte ich so schnell ich konnte in Richtung des Gemeinschaftsraums der Slytherins.
Harry war mit mir auf dem Friedhof gewesen. Ich wusste nicht, wieviel er von mir gesehen hatte. Vielleicht nur meine Statur, möglicherweise aber auch meine Klamotten, meine Schuhe ... Ich sah auf meine Beine. Meine Schuhe waren voller Dreck und es klebten sogar einige Blutspritzer daran. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass dies nicht im Stadion passiert sein konnte. Außerdem blutete jetzt auch mein Arm und färbte den Stoff meiner Klamotten rot. Auch das war auf dem Friedhof passiert. Wenn Harry mich jetzt sah, müsste er nur eins und eins zusammenzählen. Wenn er das nicht schon bereits hatte ...
Er hatte mich im Stadion gesehen, als ich Allana ins Schloss gebracht hatte ... Ich konnte nur hoffen, dass er zu aufgelöst gewesen war, um das Blut zu bemerken. Sonst würde ich wirklich in der Klemme stecken. Nicht auszudenken, wie Harry reagieren würde, sollte er erfahren, dass Vol- der Mörder seiner Eltern mein Va- Nein, ich wollte nicht einmal in meinen Gedanken dieses Wort aussprechen. Ein bitterer Geschmack bildete sich in meinem Mund.
Warum ausgerechnet wir?! Wir hatten es nicht verdient, dass wir die direkten Nachkommen des grausamsten schwarzen Magiers waren! Keiner verdiente so ein verdammtes Schicksal! Warum wir?! ,,Warum wir?!", schrie ich auf einmal wutentbrannt durch den leeren Flur.
Ich erhielt natürlich keine Antwort.Endlich erreichte ich die Kerker und murmelte hastig das Passwort. Im Gemeintschaftsraum war es leer. Vermutlich waren alle Schüler noch im Stadion und versuchten zu fassen, was geschehen war. Ein Schüler war gestorben ... das war ein Schock für alle. Jeder hatte Cedric gekannt und natürlich hatte ihn nicht jeder gemocht, aber alle hatten ihn respektiert und geachtet. Aber keiner hatte ihn so gut und so lange gekannt wie Allana. Und das machte es nur noch schlimmer für sie.
Ich ging hastig zu meinem Bett zog mich bis auf die Unterhose aus. Dann nahm ich meinen Zauberstab und wirkte einen kleinen Zauber, sodass die Wunde an meinem Arm nicht mehr blutete und sich Schorf bildete. Das müsste vorerst reichen. Ich könnte natürlich auch Madame Pomfrey fragen, ob sie es heilen könnte, aber vielleicht würde sie etwas vermuten ... Oder noch schlimmer sie würde es Dumbledore gegenüber erwähnen. Dumbledore ... er hatte bereits nach der Kammer des Schreckens einen Verdacht gehabt. Er hatte mich bereits einmal nach Tom Riddle gefragt ... Natürlich hatte ich im diesem Bezug gelogen. Nicht auszudenken, wenn ich ihm gesagt hätte, dass Tom Riddle mein Vater war ... Ich wäre bestimmt auf der Stelle aus Hogwarts geworfen worden. Oder schlimmeres.
Ich riss den Kleiderschrank auf und durchwühlte eilig den Stapel Klamotten, der darin lag. Die Sachen mussten der Kleidung ähnlich sein, die ich heute getragen hatte, andernfalls wäre es garantiert zu auffällig. Also etwas in einer gleichen oder ähnlichen Farbe ...
Letztendlich zog ich mir ein graues T-shirt und eine blaue Hose an. Was sollte ich mit den alten Klamotten machen? Kurz erwog ich sie einfach den Hauselfen zum Waschen zu geben, aber vielleicht würde Harry meine Klamotten oder Schuhe im Nachhinein erkennen, selbst wenn sie nicht mehr voller Dreck und Blut waren. Ich hastete zum Kamin und warf die Sachen in die grünen Flammen. Auch die Schuhe. Zuerst bildeten sich Brandlöcher in den Stoffen. Dann begann das billige Plastikmaterial der Schuhe zu schmelzen. Mittlerweile stank es im ganzen Raum nach Gummi und die Schuhe qualmten. Ich riss mich von dem Anblick des Feuers los und öffnete die Fenster. Das müsste reichen.
Jetzt musste ich schnell zurück zu Allana. Sie sollte nicht alleine sein, wenn sie aufwachte.
Ich eilte zurück zum Krankenflügel. Mittlerweile waren die Gänge belebter. Aber es war, als hätte sich ein Schatten über Hogwarts gelegt. Ein Schatten der Trauer.
Die Schüler tuschelten in gedämpfter Lautstärke, senkten immer wieder bedrückt die Köpfe. Einige hatten Tränen in den Augen, blinzelten sie aber immer wieder weg. Andere ließen ihrer Trauer freien Lauf und schluchzten hemmungslos, während wieder andere nur starr und grimmig geradeaus blickten. Aber auch sie trauerten. Nur zeigten sie es nicht. Mir ging es ähnlich. Das Weinen gab mir das Gefühl bloßgestellt zu sein. Trauer gibt den Menschen einen Einblick in das zutiefst verletzliche Innere einer Person. Es ist, als ob alle Mauern und Schutzwälle brechen. Man ist verletzlich. Schwach. Niemand sollte mich so sehen und Allana am wenigsten.
Denn ich musste jetzt stark sein. Für Allana. Sie brauchte eine Person, die ihr Halt gab. Die ihr das Gefühl gab in Sicherheit zu sein. Allana sollte nicht wissen, dass ich innerlich genauso schwach und verletzlich war. Sie brauchte mich als einen starken Bruder. Als so jemanden wie Cedric.Ich hatte Cedric wirklich gemocht, auch wenn ich ihn nur flüchtig gekannt hatte. Er hatte mir in den Ferien einige Zaubertricks beigebracht und mir auch mit der Höhenangst geholfen. Ich hatte Allana schon fast beneidet, dass sie ihn als Bruder hatte.
Und jetzt ... jetzt war er einfach nicht mehr da. Er würde nie wieder da sein.
Ich holte tief Luft und blinzelte, als sich eine verräterische Flüssigkeit in meinen Augen bildete.
Allana brauchte mich jetzt mehr denn je. Deshalb durfte ich jetzt nicht weinen, obwohl ich es nur allzu gerne tun würde!
Dieser Ausdruck der Überraschung in seinem Gesicht ... der starre Blick der toten Augen in den Himmel ... der grüne Lichtblitz, der ihn geradewegs in die Brust traf ...
Ich holte aus und hieb mit der bloßen Faust mit aller Kraft gegen die Wand. Die Haut an meinen Fingerknöcheln riss auf. Ein stechender Schmerz fuhr durch die Knochen darunter. Ich biss die Zähne zusammen. Ignorierte die neugierigen Blicke.
Cedric war tot. Ich hatte ihm nicht helfen können. Wenn ich Wurmschwanz entwaffnet hätte ... Wenn ich Cedric gewarnt hätte ... Wenn ich meinen verdammten Zauberstab nicht verloren hätte!
Ich empfand tiefen Abscheu vor mir selbst.Ich erreichte den Krankenflügel und setzte mich auf einen hölzernen Stuhl neben Allanas Bett. Sie schlief noch immer. Aber sie drehte sich immer hin und her und ihre Gesichtszüge waren alles andere als friedlich. Sie schien einen Albtraum zu haben. Ich verstand es: auch mich würden Cedrics tote Augen noch allzu oft in meinen Albträumen verfolgen. Ich nahm ihre Hand. Sie war ganz bleich und schwitzig.
Allana würde noch ein paar Stunden schlafen. Aber irgendwann würde sie aufwachen und ich würde ihr eine Antwort auf ihre Fragen schulden. Ich würde ihr sagen müssen, was auf dem Friedhof passiert war, wer Cedric umgebracht hatte ...
Ich würde ihr das Blutritual erklären müssen und was meine Rolle darin gewesen war. In der Hinsicht konnte ich sie nicht anlügen, auch wenn ich es nur allzu gerne tun würde. Harry würde ihr ohnehin alles über das Ritual und den geheimnisvollen Sohn erzählen. Bestimmt sprach er bereits mit Dumbledore darüber.
Aber die Wahrheit würde für sie unmöglich zu ertragen sein. Voldemort, ihr- unser Vater hatte Cedrics Tod befohlen, den Tod der Person, die für Allana ein Bruder gewesen war ... und Wurmschwanz, ein ehemaliger Freund unserer Familie hatte ihn ohne zu zögern ausgeführt.
Ich raufte mir die Haare.
Letztes Jahr hatten wir Wurmschwanz gehen lassen. Sirius hätte ihn sofort umbringen sollen, ohne auf Harry zu hören. Voldemort hätte keinen Diener zur Verfügung gehabt, Cedric wäre nie gestorben, wir hätten in Frieden weiterleben können und hätten nie von der Verbindung von Tom Riddle und Lord Voldemort erfahren ...
Aber das war jetzt egal. Es war passiert, was passiert war und unmöglich rückgängig zu machen. Nie mehr. Das machte alles nur noch schlimmer.Ich spürte einen leichten Druck um meine Finger und zog vorsichtig meine Hand aus ihrem Griff. Der Schlaftrunk war offenbar nicht so stark gewesen, wie ich gedacht hatte. Einen Moment lang wünschte ich mir, dass sie nicht jetzt aufwachen würde. Ich fühlte mich nicht stark genug, um ihr zu helfen. Ich konnte ja nicht mal mir selbst helfen. Wie sollte ich dann für sie da sein?!
Ihre Finger tasteten über die Decke. Sie murmelte etwas. Dann öffnete sie die Augen.
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Seine Kinder (1)
FanfictionLord Voldemort. Dunkelster schwarzer Magier seit Grindelwald. Jaime Gaunt. Im Waisenhaus aufgewachsen. Seine Eltern kennt er nicht, er weiß nichts über sie. Aber eines Tages erhält er einen Brief zu einer mysteriösen Schule namens Hogwarts. Allana...