Hogsmeade

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Jaime

Der Winter erhielt Einzug in Hogwarts und mit ihm auch der kommende Hogsmeade Ausflug.
Ich hatte mich bereits darauf eingestellt, im Schloss zu bleiben, aber die aufgeregten Massen von Schülern, wurmten mich ganz schön.
Allana hatte zwar versprochen, mir einige Süßigkeiten mitzubringen, aber trotzdem... Es war nicht dasselbe.
Ich hatte mit ihr auch schon über die fehlenden Aufzeichnungen über unsere Mutter gesprochen und sie war genauso ratlos gewesen, wie ich. Deswegen wollten wir beide demnächst noch einmal in die Bibliothek gehen und dort nach Hinweisen suchen. Besonders große Hoffnung hatte ich aber nicht.
Draco Malfoy riss mich aus meinen trübsinnigen Gedanken. Er setzte sich neben mich auf das Sofa und strich sich seine hellblonden Haare zurück. ,,Pansy treibt mich wieder in den Wahnsinn! Ständig folgt sie mir und klebt an mir, wie eine verdammte Klette!"
,,Ja, das hat sie so an sich", meinte ich teilnahmslos und widmete mich wieder meinen Aufsatz über Irrwichte.
Wenige Augenblicke später kam Pansy auch schon hereingestürmt. ,,Drakie, wo bist du denn?!"
Ich schaute neben mich aufs Sofa. Draco hatte sich offenbar irgendwo verkrochen, denn er saß nicht mehr neben mir. Ich hörte die Tür zu unseren Gemeintschaftsraum zuschlagen. Er war also entkommen.
,,Er ist schon in Hogsmeade", flunkerte ich sie an, woraufhin sie einen Schmollmund zog.
,,Wir wollten doch zusammen hingehen!"
,,Na, so ein Pech aber auch", meinte ich trocken und rutschte unauffällig ein paar Zentimeter von ihr weg.
,,Gehst du eigentlich nach Hogsmeade?", fragte sie mich hoffnungsvoll und sah mich aus großen Augen an.
Zum ersten Mal war ich erleichtert, dass dem nicht so war. ,,Ne, hab die Unterschrift nicht bekommen."
Ihr Mund formte ein O, aber dann hellte sich ihre Miene schlagartig auf.
Oh nein.
,,Hey, wenn du willst, bleibe ich mit dir hier! Ich will sowieso nicht alleine hingehen."
Warum habe ich Draco noch mal in Schutz genommen?
,,Das musst du nicht machen. Die Hogsmeade Besuche sind doch ziemlich selten."
,,Ach, das macht doch nix! Ich bin gerne bei dir!"
Das beruht allerdings nicht auf Gegenseitigkeit.
Pansy rückte ganz nah an mich heran, sie klebte förmlich an mir.
Jetzt verstand ich Draco.
Pansy lehnte sich leicht an mich und nahm mir den Aufsatz aus den Händen.
,,Ich glaube, du brauchst mal eine kleine Auszeit von deinen schulischen Aktivitäten. Und du brauchst mal einen Spitznamen, so wie Draco!"

Allana

Ich stapfte durch den fast kniehohen Schnee in den Honigtopf. Dort wollte ich mich mit Hermine und Ron treffen, da wir Hogsmeade unbedingt zusammen besichtigen wollten.
Es war bitterkalt, weshalb ich ungemein erleichtert war, als ich endlich den berühmten Süßigkeitenladen erreicht hatte. Ich öffnete die Tür und wurde direkt von einer Vielzahl von Gerüchen und Farben überschüttet. Es gab riesige pinke Bonbons, explodierende Zuckerzauberstäbe, weiße Mäuse aus Zuckerwatte, die laut quiekend durch das Geschäft trippelten und mehr als Hundert Tafeln Schokolade. Allein bei dem Anblick lief mir das Wasser im Mund zusammen.
Ich fackelte nicht lange und packte alles, was lecker aussah - also tatsächlich alles - in einen Korb und zückte meine Geldbörse. Jaime würde ich natürlich auch einen Teil abgeben. Einen kleinen Teil.
Nachdem ich bezahlt hatte, machte ich mich auf die Suche nach Ron und Hermine. Ich fand sie im hinterem Teil des Ladens, wo sie grübelnd bei einem kleinen Fässchen mit getrockneten Kakerlaken standen. ,,Glaubst du, Fred würde sie essen, wenn ich sagen würde, es seien Erdnüsse?"
Hermine zuckte daraufhin nur nachdenklich die Schultern, aber ihre Miene hellte sich auf, als sie mich erkannte. ,,Hey, Al!"
Ich winkte ihr munter zu.
Ron hingegen starrte erführchtig auf den prall gefüllten Beutel von Süßigkeiten. ,,Wenn du nicht alle schaffst, helfe ich dir gerne!"
Ich grinste breit. ,,Ein paar kannst du haben, aber die meisten sind für mich und Jaime."
,,Kann Gaunt seine Süßigkeiten nicht selber kaufen?", grummelte Ron, der bei dem Namen meines Bruders offenbar schon wieder schlechtere Laune hatte.
,,Nein", entgegnete ich eine Spur zu kühl, ,,er hat die Unterschrift nicht."
Ein fieses Grinsen erschien auf Rons Gesicht. ,,Geschieht ihm Recht."
Ich war kurz davor, Ron mal gehörig meine Meinung zu geigen, aber Hermine kam mir zuvor. ,,Ach, das habe ich vollkommen vergessen! Ich glaub, ich kaufe ihm auch etwas Schokolade. Er mag die mit Joghurt am liebsten." Im Vorbeigehen zwinkerte sie mir zu, während Ron uns mit einer Mischung aus Zorn und schierer Verblüffung anglubschte. ,,Warum steht ihr bloß auf ihn?! Er ist ein Slytherin und er sieht nicht gut aus!"
,,Alles eine Frage des Blickwinkels", antwortete ich keck und erlaubte mir ein Feixen.
Hermine kam mit mehreren Tafeln Schokolade wieder und schaute uns fragend an. ,,Sollen wir los?"
,,Ja, sofort, es ist nur- WHOA!"
Hinter Ron war plötzlich Harry aufgetaucht, was für Rons Ausruf gesorgt hatte.
,,Was machst du denn hier?!", kreischte Hermine, woraufhin ich das Gesicht verzog, ,,wie bist du hierhin gekommen?!"
Harry bedeutete ihr hektisch still zu sein und holte eine vergilbte Karte hervor. ,,Die habe ich von deinen Brüdern bekommen", erklärte er Ron grinsend, der vollkommen perplex war. ,,Warum haben sie mir die Karte nicht gezeigt? Ich bin doch ihr Bruder!"
Ich betrachtete die Karte etwas genauer. Sie zeigte ohne jeden Zweifel Hogwarts, aber nicht nur die gewöhnlichen Räume und Flure, sondern auch mehrere Gänge, die aus Hogwarts hinaus führten. Außerdem liefen mehrere winzige Tintenflecke scheinbar wahllos über das Pergament. ,,Ist das...?"
,,Jap", meinte Harry, ,,es sind alle Personen von Hogwarts hier drauf gekennzeichnet!"
Ich war echt beeindruckt. So eine Karte anzufertigen war schwierig und daher vermutlich ein kleines Wunderwerk!
,,Leute", meinte ich grinsend und hakte mich bei Ron und Harry ein, ,,was haltet ihr davon, dass wir zu Ehren von Harrys Erscheinen etwas trinken gehen?"
Hermine wollte etwas einwenden.
,,Ganz ruhig, Hermine, wir trinken nur Butterbier, das ist ohne einen einzigen Tropfen Alkohol!"
Hermine schloss wieder den Mund.

Jaime

Pansy konnte es einfach nicht lassen! Sie fragte mich über alles und jeden aus. Wie ich denn über meine Klassenkameraden und die Schüler aus den anderen Häusern dachte (ich verzichtete auf eine Antwort, vor allen, als sie nach Allana fragte), dann presste sie mich darüber aus, ob ich denn schon ein besonderes Mädchen im Blick hatte (darauf schwieg ich erst recht). Insgesamt war ich gezwungen, meine Meinung über Pansy noch einmal gehörig zu überdenken. Vorher hatte ich gedacht, dass sie einfach nur unglaublich dumm und nervig war, jetzt hingegen empfand ich sie als unglaublich dumm, nervig und versessen auf Tratsch und Klatsch.
Sie redete beinahe ununterbrochen über diverse Pärchen, die ich nicht einmal kannte, schwärmte von verschiedenen Quidditchspielern - ihre Lieblingsthemen waren Draco und Cedric - und mokierte sich über die neuesten Frisuren der Mädchen.
Ich nickte ab und zu und grummelte auch manchmal ein ,Ja', aber sonst war ich kurz davor einzudämmern.
,,Also", meinte sie schließlich und ich schreckte aus meinem Halbschlaf hoch, ,,hast du eine Idee für einen Spitznamen?"
Ich schloss entnervt die Augen. Ganz ruhig, es ist bald vorbei...
,,Warum brauche ich eigentlich einen Spitznamen?", fragte ich sie mit einem künstlichen Lächeln, ,,mein Name ist doch schon kurz genug."
,,Spitznamen hat man eben unter Freunden! Bei langen Namen reichen zum Beispiel nur die ersten Buchstaben, oder eine Silbe in der Mitte oder am Schluss. Es ist einfach so, dass man Leute, die man gut kennt, einen Spitznamen gibt, egal wie seltsam dieser auch klingt!"
...egal wie seltsam dieser auch klingt...
Und in meinem Gehirn machte es Klick.
,,Verdammt, das ist es!"
Pansy machte ein verdutztes Gesicht.
,,Bin mal kurz in der Bibliothek!", rief ich ihr im Vorbeilaufen zu.
Innerlich nahm ich mir vor, meine Meinung zu Pansy erneut zu überdenken. Sie war unglaublich dumm, nervig, versessen auf Tratsch und Klatsch, aber trotzdem war sie mir in dieser Hinsicht eine große Hilfe gewesen. Wenn auch nur unabsichtlich.

Ja, das Kapitel kommt relativ spät, aber wie schon gesagt, ich war nicht da. Außerdem haben wir jetzt auch schon wieder Schule.
Jaime hat also endlich einen Teil des Geheimnisses gelöst und auch Allana wird im nächsten Kapitel noch einige interessante Dinge erfahren...

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt