AllanaHeute war es soweit. Heute war der Tag, auf dem wir schon fast zwei Jahre lang gewartet hatten: Das Quidditch-Finale zwischen Gryffindor und Slytherin.
Ich wachte ungefähr zwei Stunden zu früh auf und konnte dann nicht mehr schlafen, egal, was ich versuchte. Ein paar Minuten lang lauschte ich den entspannten Atemzügen meiner Klassenkameraden, aber ich konnte mich nicht entspannen.
Die anderen Mädchen im Schlafraum schlummerten seelenruhig weiter, was mich zusehends nervte. Ganz langsam schälte ich mich aus meiner Decke und tapste barfuß in den Gemeinschaftsraum. Dort war es wunderbar still. Einen Augenblick lang schloss ich die Augen, doch im nächsten Moment zerstörten Horror-Szenarien von kaputten Besen, verletzten Teammitgliedern und überragende Slytherins die angenehme Stille. Hier würde ich nicht bleiben! Die ewige Stille machte mich schon ganz hibbelig. Ich musste mich irgendwie ablenken, ansonsten würde ich vor lauter Nervosität wahnsinnig werden!
Ein leises, kratzendes Geräusch ertönte plötzlich und schreckte mich auf. Es kam vom Fenster. Dort hüpfte eine winzige Eule am Fensterrahmen auf und ab und versuchte sich mit dem unregelmäßigen Schlagen ihrer kleinen Flügel aufrecht zu halten. An ihren Krallen war ein Brief gebunden.
,,Was bist du denn für einer?", murmelte ich und öffnete das Fenster einen Spalt breit. Die Eule flatterte fröhlich schuhuhend in den Raum und streckte mir ihr Beinchen mit dem Brief entgegen. Zögernd nahm ich ihn. Er war von Sirius.
Liebe Allana,
Ich habe die Lösung für unsere kleine Rattenplage. (So bezeichneten wir immer Krätze alias Peter Pettigrew.)
In genau zwei Wochen sind die Prüfungen vorbei und du hast viel Zeit. Das ist der ideale Zeitpunkt, um Pettigrew endlich zu stellen.
Geh mit Harry und Ron auf den Hügel in der Nähe von Hagrids Hütte. Du musst unbedingt sicherstellen, dass Ron die Ratte mitnimmt! Ich werde mir Ron und die Ratte schnappen und durch die Peitschende Weide in die Heulende Hütte bringen. Harry und du werdet mir folgen. Dort werde ich Harry alles erklären, aber bitte versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst.
Tatze,,Diffindo", murmelte ich und der Brief zerstob zu tausenden winzigen Fetzen. Langsam segelten sie zu Boden.
Ich sollte also Harry und Pettigrew zu Sirius führen. Eigentlich war das eine kluge Idee, aber trotzdem...
Es konnte so viel dabei schiefgehen. Pettigrew könnte entkommen, Harry würde Sirius vielleicht nicht trauen. Ich erinnerte mich wieder an seine Worte, als er von Sirius vermeintlichen Verrat gehört hatte: ,Ich werde ihn umbringen!'
Und was würde Sirius mit Pettigrew anstellen? Immerhin hatte er wegen ihm beinahe vierzehn Jahr in Askaban verbracht! Würde er Pettigrew töten wollen? Natürlich hatte Pettigrew einen folgenschweren Verrat begangen, der Dreizehn unschuldige Menschen und Harrys Eltern das Leben gekostet hatte, aber wenn wir ihn töteten.... Dann wären wir nicht besser als er.
Was mich außerdem noch beschäftigte, war, dass ich meinen Bruder noch über Sirius und ,Krätze' aufklären musste. Er würde wütend sein, nein, schlimmer: er würde vor allem enttäuscht von mir sein. Ich hatte ihm nicht vertraut, obwohl er mein Bruder war, weshalb ihm das Ganze genauso viel anging wie mir. Aber Harry habe ich auch nichts erzählt, obwohl es doch seine Eltern waren, die gestorben sind. Außerdem hat Jaime - und tut es bestimmt noch immer - mir auch eine ganze Menge verheimlicht.
Ich seufzte schwer und wünschte mir die Angespanntheit vor dem Quidditch-Spiel wieder. Apropos: Wie viel Zeit hatte ich noch bis zum Spiel? Nicht mehr viel, erkannte ich mit einigem Schrecken und raste zurück in meinen Schlafsaal, um die Montur anzuziehen. Dann sprintete ich die Treppe zur Großen Halle hinunter, wo ein Teil des Teams bereits frühstückte. Ich ließ mich neben Harry nieder, der relativ blass wirkte und dunkle Ringe unter den Augen hatte, als hätte er schlecht geschlafen. Neben ihm mampfte Ron munter ein belegtes Brötchen mit Speck. Eigentlich aß ich so etwas auch manchmal, aber gerade drehte sich mir einfach der Magen bei dem Anblick um. Heute bevorzugte ich etwas weniger deftigeres. Vielleicht eine halbe Banane. Oder eine ganze. Zu mehr hatte ich einfach keinen Appetit.
Ich würgte schnell ein paar Schlucke Wasser hinunter, dann holte ich meinen Besen.
Eine halbe Stunde vor Spielbeginn trommelte Wood uns alle in der Kabine zusammen. ,,Heute ist mein letztes Jahr auf Hogwarts", begann er und schaute uns der Reihe nach grimmig an, ,,also meine letzte Chance, um mit diesem Team den verdienten Pokal zu gewinnen! Die Slytherins haben zwar bessere Besen, aber wir sind die bessere Mannschaft und deshalb werden wir heute gewinnen!"
Fred und George spendeten jubelnd Beifall und Fred schniefte gespielt kummervoll auf und blinzelte sich eine unsichtbare Träne aus den Augen. Wood schnaubte. ,,Los, raus jetzt und tretet den Slytherins mal so richtig in den Hintern!"
,,Das wollte ich hören!", rief George strahlend.
Mit den Besen in den Händen marschierten wir zum Feld, wo die Schiedsrichterin uns schon erwartete. Wood und Flint schüttelten einander die Hände, was bedeutete, dass sie versuchten diese zu zerquetschen und stiegen dann auf ihre Besen.
Madame Hooch pfiff einmal laut und die vierzehn Spieler stießen sich vom Boden ab.
Gryffindor lag bereits nach wenigen Minuten in Führung, aber die Slytherins waren Meister des schmutzigen Spiels.
Einer der Treiber schlug Alicia Spinnet den Holzzschläger auf den Hinterkopf, weswegen sie mit dem Gesicht gegen den Besenstiel knallte und beinahe abgerutscht wäre. Ein anderes Mal rempelte Flint George an und hätte ihn so fast vom Besen gestoßen.
Ich hatte bis jetzt schon drei Treffer erzielt, aber das war eigentlich egal. Das einzige, was zählte war, dass Harry den Schnatz vor Malfoy fing. Die beiden kreisten bereits hoch über dem Spielfeld und hielten sowohl Ausschau nach dem Schnatz, als das sie auch den jeweils anderen genau beobachteten.
Auf einmal stürzte sich Malfoy im senkrechten Sturzflug in die Tiefe und mir blieb fast das Herz stehen. ,,Harry, da!", rief ich ihm zu umd deutete hektisch auf den goldenen Ball, der sich nur noch wenige Meter von Malfoy entfernt befand. Harry reagierte sofort. Wie auch Malfoy ging er fast in die Waagerechte und lag nun flach auf dem Besen. Er holte auf. Lag gleichauf. Überholte... Harrys Finger schlossen sich um den geflügelten Ball und die Massen an rot gekleideten Schülern brachen in donnernden Jubel aus.
Auch meine Teamkameraden klatschten und johlten. Wir alle rasten auf Harry zu, der ein verblüfftes Gesicht machte, bevor er von dem Ansturm fast vom Besen gerissen wurde. Irgendwie schafften wir es als Knäuel noch eine Bruchlandung zu vermeiden, als wir auf dem Boden aufkamen.
Dumbledore trat vor lächelte uns sichtlich amüsiert an und überreichte Wood den lang ersehnten Pokal.
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Seine Kinder (1)
FanfictionLord Voldemort. Dunkelster schwarzer Magier seit Grindelwald. Jaime Gaunt. Im Waisenhaus aufgewachsen. Seine Eltern kennt er nicht, er weiß nichts über sie. Aber eines Tages erhält er einen Brief zu einer mysteriösen Schule namens Hogwarts. Allana...