Nachhilfestunden

4.8K 344 8
                                    


Jaime

Hermine und ich verbrachten Stunden, sogar Tage damit in der Bibliothek zu sitzen und über dicken Wälzern zu brüten. Selbstverständlich unterhielten wir uns auch über die verschiedenen Themen im Unterricht und diskutierten über unterschiedliche Zauberstprüche und Tränke. Ansonsten redeten wir eigentlich nicht viel und im Unterricht ignorierten wir uns noch immer.
Mittlerweile war es schon beinahe drei Wochen her, dass ich ihr erzählt hatte, was das Monster in der Kammer war und wir hatten immer noch keine Infos über die genaue Art der Schlange. Aber zum Glück war auch noch kein weiterer Schüler angegriffen worden und im Schloss herrschte wieder die gewohnte Normalität. Trotzdem gab es noch immer erhöhte Sicherheitsmaßnahmen und viele Schüler wagten sich nur noch in Grüppchen auf die Flure. Alle wussten, dass der Erbe Slytherins immer noch nicht gefasst war und das Monster noch lebte.
,,Du, Jaime?", fragte mich Hermine eines Tages, als wir wieder einmal zusammen in der Bibliothek saßen. Ich sah auf und blinzelte. ,,Was denn?"
,,Hast du eigentlich auch einen Verdacht, wer der Erbe Slytherins sein könnte? "
Ich legte das Buch weg, in dem ich gerade las und überlegte kurz. ,,Nein."
,,Nein?", wiederholte Hermine und ihre Stirn legte sich in Falten. ,,Du hast keinen einzigen Verdacht?"
,,Nein, habe ich nicht. Natürlich gibt es viele Slytherins, die einen Groll gegen Muggelstämmige hegen, aber keiner von ihnen hat genug Hirn um die Kammer zu öffnen."
,,Du bist der Meinung, dass man dafür schlau sein muss?", hakte sie nach und Zweifel schwang in ihrer Stimme mit. ,,Ich glaube, dass man dafür einfach nur Parsel sprechen muss."
Ich lachte. ,,Dann hätte Potter die Kammer schon vor Ewigkeiten entdeckt."
,,Stellst du Harry gerade als dumm dar?"
Ich hob die Hände als Zeichen der Entschuldigung. ,,So meinte ich das nicht. Aber ich glaube, dass es außer der Fähigkeit Parsel zu sprechen noch gewisse Eigenschaften braucht, um zur Kammer zu gelangen."
,,In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden", murmelte Hermine ein Zitat des sprechenden Hutes und ich wusste, sie hatte es begriffen.
,,Genau", stimmte ich ihr zu, ,,bestimmt gibt es in der Schule Hinweise um die Kammer zu finden."
Sie nickte gedankenverloren, bevor sie sich wieder an mich wandte. ,,Also hast du keinen Verdacht?"
,,Nun, alle die den Grips dazu haben, beherrschen kein Parsel, aber wenn ich wählen müsste, würde ich entweder Draco oder dich nehmen."
,,Mich?", wiederholte Hermine.
,,Ja, dich. Du musst nicht so entsetzt schauen", meinte ich, als ich ihre Miene bemerkte, ,,es ist vielmehr ein Kompliment."
Hermine schnaubte bloß abwertend. ,,Hast du auch eine Idee, wo die Kammer sein könnte?", fragte sie mich plötzlich und wieder musste ich überlegen. Ich hatte eigentlich vorgehabt die Kammer zu suchen, hatte es aber schnell wieder aufgegeben. Hogwarts war einfach zu groß und ich kannte noch nicht alle Zimmer und Räume. ,,Ich weiß es natürlich nicht, aber wenn ich Salazar Slytherin wäre, würde ich die Kammer des Schreckens so verstecken, dass keiner sie ausversehen findet. Bestimmt gibt es eine Art Code, den nur der Erbe kennt..."
Meine Gedanken kreisten nun vollständig um den Standort der Kammer und verschiedene Theorien nahmen in meinem Kopf Gestalt an. ,,Die Schlange bewegt sich durch die Wände vorwärts, vielleicht durch Röhre, Tunnel oder alte Gänge, ich weiß es nicht. Aber die Schlange muss ja irgendwie in die Wand kommen. Vielleicht irgendwo in der Kanalisation oder in der nähe des Sees..."
Ich zuckte die Schultern. ,,Das sind im Moment meine einzigen Ideen."
Hermine nickte. ,,Ich werde darüber nachdenken. Vielleicht ist dir ja etwas entgangen."
Das hoffte ich zwar nicht, aber bestimmt war es möglich.
,,Dann bis morgen", meinte ich nur zum Abschied und Hermine packte ihre Bücher ein und rauschte ohne ein weiteres Wort aus der Bibliothek.
Was für ein reizendes Mädchen, dachte ich trocken.

Allana

Ich rührte den Trank zum letztem Mal um und sah, dass der Trank genau die beschriebene Farbe annahm. Ich atmete erleichtert auf löschte mit einem kurzen ,,Aguamenti" die Flammen. Jetzt musste er nur noch zwei oder drei Tage ziehen...
,, Wo ist Hermine eigentlich immer?", fragte ich Harry, der nur die Schultern zuckte. ,,Ich wette, in der Bibliothek. "
In diesem Augenblick kam Hermine in das Klo geplatzt und wir alle zuckten zusammen.
,,Hermine, erschreck uns doch nicht so!", kreischte ich und Ron plumpste vom Toilettendeckel.
,,Sorry!", keuchte sie außer Atem, ,,ich war nur kurz-"
,, ...in der Bibliothek!", führte Harry ihren Satz zuende und grinste breit.
,,Mine, was machst du da eigentlich immer?", fragte Ron.
Jetzt war es an Hermine zusammenzuzucken. ,,Ich, äh..."
Was zum Teufel war denn mit Hermine los? Es war doch nur eine einfache Frage gewesen!
,,Ich, uhm ... gebe Nachhilfe!"
Rons Kiefer klappte gen Boden. ,,Und warum hilfst du uns nicht?!"
Hermine lächelte nervös. ,,Nun, ihr habt mich nie gefragt."
Sie strich sich ihre wuscheligen Haare zurück und ihre Wangen waren leicht gerötet.
,,Macht nix!", meinte Ron nur, ,,dann können wir zusammen eine Art Lerngruppe bilden!"
Hermine wirkte von dieser Idee alles andere als begeistert, doch anhand von Rons strahlenden Gesichtsausdruck brachte sie ein schwaches Lächeln zustande. ,,Jaaa, vielleicht..."
Ron schien mit dieser Antwort vollkommen zufrieden zu sein.
,,Ist der Trank jetzt fertig?", fragte Hermine mich und ich hatte den Eindruck, dass sie schnell das Thema wechseln wollte.
,,Er muss nur noch zwei Tage ziehen", meinte ich, ,,dann können wir ihn trinken.
,,Großartig!", rief Ron mit glänzenden Augen, ,,in zwei Tagen haben wir Ferien und ich hab gehört, dass Pansy, Crabbe und Goyle nach Hause fahren!"
,,Und was ist mit Malfoy und Gaunt? Sie müssen hier bleiben!"
,,Jaime bleibt wahrscheinlich die Ferien über in Hogwarts", erklärte Hermine und nagte an ihrer Lippe. ,,Er hat gesagt, dass er im Heim lebt, es aber dort hasst. Deswegen liegt die Vermutung nahe."
Harry hob eine Braue. ,,Du hast mit ihm gesprochen?"
Hermine machte ein Gesicht, als würde sie am liebsten ihren Kopf gegen die Wand knallen. ,,Jaa, wir haben schon mal miteinander gesprochen. Über den Unterricht natürlich. Und über Zaubertränke."
Ihre Augen bewegten sich unruhig in ihren Höhlen und sie erweckte den Eindruck, als würde sie ständig improvisieren.
,,Er ist manchmal in der Bibliothek. Und wir reden halt."
Sie zuckte die Schultern. Sie fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut.
,,Okay, also nehmen wir den Trank in zwei oder drei Tagen zu uns und spionieren Malfoy und Jaime aus!", wechselte ich schnell das Thema und Hermine schenkte mir einen erleichterten Blick.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt