Seine Kinder (1)

Der Tag des Weihnachtsballs

Allana

Heute ist es soweit. Heute ist es soweit. Heute ist es soweit, heute ist es soweit, heuteistessoweeit!
,,Al, wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich glatt sagen, du wärst nervös", meinte Jaime und biss genüsslich ein Stück seines Apfels ab.
Heuteistessoweit! ,,Bist du etwa nicht aufgeregt?!", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und drückte meine kühle Hand an die pochende Schläfe.
,,Seltsamerweise noch nicht. Aber ich wette in ein paar Stunden werde ich genauso aufgedreht und hibbelig sein wie du. Bis dahin genieße ich die Zeit der Unbeschwertheit." Er streckte den Arm aus und schnappte sich erneut ein Stück des roten Obstes. ,,Apfel gefällig?"
Ich schüttelte den Kopf, denn ich hatte nicht den geringsten Appetit. Jaime zuckte unbekümmert die Schultern und steckte ihn in seine Tasche. ,,Haben Potter und Weasley jetzt endlich eine Partnerin gefunden?"
,,Ja, die Patil-Zwillinge", murmelte ich.
Jamie verdrehte die Augen. ,,Als letzte Hoffnung?" 
,,Sieht so aus", erwiderte ich schulterzuckend. Mir war es relativ egal, mit wem die beiden gingen. Im Moment war ich auf die beiden dank ihres Benehmens in Zaubertränke nicht wirklich gut zu sprechen.
Jamie rümpfte verächtlich die Nase. ,,Mir gefällt es immernoch nicht, dass du mit Draco gehst, ich meine, klar, lieber als der Wiesel oder Potter, aber Draco ist so...-"
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und für mehrere Augenblicke verflog meine Nervosität und machte Gereiztheit platz. ,,Hey! Ich hab mir das jetzt schon eine Millionen Mal von dir angehört. Du magst es nicht. Okay. Aber ich mag es. Deswegen ist die Sache jetzt geklärt."
Ich werde mir jetzt nicht den Tag vermiesen lassen.
Er sah mich pikiert an. ,,Ist ja gut, ich sag nichts mehr", grummelte er.
,,Gut", erwiderte ich zufrieden und richtete mich auf.
,,Was ist gut?", tönte eine mir nur all zu bekannte Stimme.
Draco.
Er ließ sich neben mich auf die Bank fallen und legte ein Arm um meine Schultern.
Okay...
Jamie warf ihm augenblicklich einen tödlichen Blick zu.
Hatten wir nicht gerade darüber geredet?
Ich funkelte meinen übertrieben beschützerischen Bruder böse an.
Draco ignorierte das alles vollkommen. Er drehte Jamie den Rücken zu und grinste mich schelmisch an.
,,Na, kein Appetit heute?"
,,Ich... nein. Kein Hunger. Voll satt. Totale Bauchschmerzen."
Ja, okay, zugegeben, vielleicht bringt mich der Arm auf meinen Schultern und das Grinsen ein klitzekleines bisschen aus dem Konzept.
Draco fing nur noch mehr an zu Grinsen und ich war heilfroh, als mich Hermine von hinten vorsichtig antippte und mich leise fragte, ob ich mit ihr in die Bücherei gehen wollte, Zauberkunst üben.
Ich hegte zwar keine tiefe Abneigung gegen Zauberkunst, aber warum wollte Hermine am zweiten Ferientag üben?! Ich meine, wir hatten schließlich Ferien!
Jamies Gesicht färbte sich schon rot vor Wut, weil Draco mich so abschirmte und bevor ich mich noch mehr vor Draco mit meinem Gestammel blamieren konnte, stimmte ich ihr kurzerhand zu.
Ich wollte grade aufstehen, als Draco mich zurück auf die Bank drückte und ,,Ich hol dich um acht vor dem Gryffindor Gemeinschaftsraum ab", in mein Ohr säuselte. Hermines Augen wurden groß wie Tischtennisbälle.
Ich wurde rot, schaffte es aber immerhin noch ihm zuzunicken. Und dann rettete mich Hermine.
,,Du gehst mit Malfoy!?", quiekte sie fassungslos, fast schon empört, kurz nachdem wir die beiden Jungen hinter uns gelassen hatten. Das ist schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf die Reaktion von Harry und Ron.
,,Jaa", murmelte ich und strich mir nervös eine Strähne aus dem Gesicht. ,,Er hat mich gefragt und ich habe halt zugestimmt." Ich zuckte die Schultern.
Hermine war immer noch völlig verblüfft. ,,Aber ... es ist Malfoy!"
Sie und Jaime müssten sich zusammenraufen und den Anti-Malfoy-Club gründen. Bestimmt wären Harry und Ron die ersten Mitglieder.
,,Zum wiederholten Male: es ist meine Angelegenheit mit wem ich zum Ball gehe", erklärte ich schnippisch, womit das Thema für mich geklärt war. ,,Mit wem gehst du denn eigentlich?"
,,Krum", murmelte Hermine kaum hörbar.
,,Krum?!", wiederholte ich ungläubig mit hoher Stimme. Wie hatte sie das denn geschafft?!
,,Jaa", stotterte sie, ,,also wir haben uns eben oft zusammen unterhalten, weil er es nervig fand, immerzu von seinen Fans umringt zu sein ... und er hat mich dann vor ein paar Wochen gefragt und ich habe natürlich Ja gesagt." Ihre Wangen färbten sich leicht rosa.
Genau so war es doch auch mit Draco und mir abgelaufen! Wenn auch ohne die weiblichen Fans. Obwohl ... Pansy könnte man durchaus dazuzählen.
Hermine schien die Ähnlichkeit zwischen unseren Begleitungen ebenfalls aufzufallen, denn sie räusperte sich verlegen. ,, Nun ... Ich denke, Malfoy ist vielleicht doch ganz nett. Wenn auch nur zu Personen, die nicht Muggelstämmig sind ... ja." Sie biss sich auf die Lippe. ,,Das einzige, das zählt, ist doch, dass wir einen schönen Abend mit den Leuten verbringen, die uns etwas bedeuten." Sie lächelte mich leicht an, immer noch unsicher. ,,Und wenn du Malfoy magst, dann ist das eben so."
So eine verständnisvolle Reaktion wünschte ich mir von Harry und Ron auch. Daran hatte ich allerdings noch immer heftige Zweifel.

Jaime

Gut. Alles ist gut. Entspann dich. Nur erwies sich das als schwerer als erwartet, denn der Ball begann in drei Stunden und ich war verdammt nervös!! Aus den Nebenräumen waren bereits aufgeregte Stimmen, sowie Flüche zu hören. Außerdem konnte ich anhand der Rufe nach einer Krankenschwester vernehmen, dass erneut eines der Mädchen in Ohnmacht gefallen war.
Zabini, der bereits einen ziemlich edlen Festumhang trug, schaute suchend in unser Zimmer. ,,Hast du meine Begleitung gesehen? Ich wollte mit ihr noch ein paar Dinge abklären, aber sie ist spurlos verschwunden."
,,Wie heißt sie denn?"
Er kratzte sich am Kopf. ,,Irgendetwas französisches, schätze ich. Willst du dich nicht mal umziehen?" Er musterte meine dunkle Schuluniform von oben bis unten.
,,Ja", antwortete ich knapp, ,,mach' ich."
Ich schnappte mir meinen gefalteten Festumhang und verschwand im Bad.
Ich streifte mir die Uniform vom Leib und zog mir ein weißes Jackett, mit dem  Festumhang darüber an. Es dauerte ein paar Minuten an den Knöpfen zu friemeln und zugleich zu verhindern, dass der Kragen mir nicht die Luft abschnürte. Anschließend fuhr ich mir mit den Fingern hastig durch die Haare und kämmte sie so etwas nach hinten.
Brust raus, Schultern nach hinten, Kinn nach oben. Tief durchatmen. ,,Okay, ich bin fertig!"

Allana

Hermine trippelte aufgedreht in ihrem rosanen Kleid durch das Zimmer. Das steigerte meine Panik noch. ,,Hermine, hör auf!", keifte ich entnervt und rieb mir die Schläfen. Mein blaues Kleid hatte ich zwar bereits angezogen und laut Hermine sah es ,,fantastisch" an mir aus, trotzdem musste ich noch immer meine Haare kämmen, passende Schuhe anziehen... Als ich an meine hochhackigen Schuhe dachte, erwog ich kurz, einfach nur mit Sportschuhen zu gehen. Bestimmt würde das niemanden auffallen und die Chancen unelegant umzuknicken und sich daraufhin auf dem Boden wiederzufinden, wären gemindert...
Nein, das tust du nicht!, ermahnte ich mich halbherzig.
Ich seufzte und begann mir die Haare vor dem Spiegel zu kämmen und hochzustecken. Es war ziemlich ungewohnt nicht mehr die vertraute Schwere und Wärme der Haare aud meinen Schultern zu spüren. Ich fühlte mich merkwürdig nackt. Ich schloss einen Moment lang die Augen. Konzentrierte mich einfach nur auf mich. Ich spürte den weichen Stoff, der sich an meinen Oberkörper schmiegte und fühlte das leichte Ziepen in meinen Haaren, das die Frisur auslöste. Ich horchte auf meinen wummernden Puls und holte tief Luft. Entspann dich. Ein paar Sekunden verharrte ich so, dann öffnete ich erneut die Augen.
Ich werde diesen Abend genießen und mich durch nichts und niemanden stressen lassen. Das ist es mir einfach nicht wert. ,,Kann losgehen!"