Sirius Black

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Allana

Ich versuchte mir meine aufsteigende Panik nicht anmerken zu lassen. ,,Was wollen Sie hier?", verlangte ich zu wissen. Meine Stimme zitterte leicht. ,,Hier ist niemand!"
Innerlich verfluchte ich mich für meine törichten Worte. Jetzt wusste er, dass ich ganz allein war!
,,Ich suche jemanden", krächzte er mit heiserer Stimme, als hätte er sie schon lange nicht benutzt.
,,Wie schon gesagt, hier ist niemand!", fauchte ich und umklammerte meinen Zauberstab fester. Meine Hände waren glitschig vor Schweiß.
Black murmelte etwas und ein roter Blizt zuckte in meine Richtung. Er versuchte mich zu schocken!
Ich wich in letzter Sekunde aus und hörte hinter mir, wie der Zauber ein Bild traf. Dessen Insasse - ein weißhaariger Zauberer mit einer knollenartigen Nase - beschwerte sich lauthals darüber und drohte uns mit Prügel.
,,Halt's Maul!", fauchte ich in dessen Richtung und das Porträt schwieg verdrossen.
Black lachte überraschend auf und kam vorsichtig näher. Sein Lachen war erstaunlich herzhaft und er klang ernsthaft amüsiert. Mit dem Gang eines Raubtiers bewegte er sich weiter auf mich zu und jetzt trennten mich nicht einmal zehn Meter von ihm. Ich hob meinen Zauberstab und richtete ihn mit bebenden Fingern auf Black. Gleichzeitig wich ich langsam zurück.  ,,Expelliarmus!", rief ich aus, aber Black wehrte den Spruch mit einem lässigen Protego ab. Er kam noch näher, doch dann kniff er kurzzeitig die Augen zusammen und blinzelte dann verwirrt. Dann legte er den Kopf schief, wie ein großer Hund. ,,Sela?"
Wer zum Teufel war Sela? Aber Black war für einen winzigen Moment lang abgelenkt. ,,Serpensortia!", schrie ich und eine beindicke Schlange klatschte von meinem Zauberstab zu Boden. Sie zischte drohend und schlängelte sich auf Black zu. ,,Beiß!", befahl ich ihr auf Parsel und das Tier schnappte nach Black, weshalb er zurückwich.
Jetzt war er beschäftigt und ich nutzte das aus. ,,Stupor!" Der Zauber raste haarscharf an Black vorbei, der sich rechtzeitig geduckt hatte, und splitterte Stein von der Mauer.
Von unten hörte ich mehrere Rufe von Personen und sich nähernde Schritte.
Black warf mir einen letzten, nachdenklichen Blick zu und verschwand dann in der entgegengesetzten Richtung. Die Schlange schlängelte sich um meine Beine und ich strich ihr über den schuppigen Kopf.
So fanden mich die übrigen Gryffindors.

Jaime

Draco stürzte auf mich zu. ,,Jaime, beeil dich, es ist dringend!"
Was konnte bitteschön so dringend sein, dass er abends in mein Zimmer platzte?!
,,Sirius Black hat Allana angegriffen!"
Sofort rannte ich zur Tür und riss diese auf. ,,Hättest du das nicht früher sagen können?!"
Wir rasten die Treppen nach oben, Draco überholte mich schon fast. Endlich waren wir im Turm angelangt, wo sich bereits eine Traube von Schülern versammelt hatte.
,,Lasst mich durch!", fauchte ich eine Schar Erstklässler an und schubste einen der Weasley-Zwillinge zur Seite, der prompt nach seinem Zauberstab griff. Doch das scherte mich gerade kein bisschen. Ich bahnte mir weiter meinen Weg durch die Menge, bis mir endlich die vertraute Gestalt von meiner Schwester ins Auge fiel, die erschöpft auf dem Boden saß und sich an der Wand angelehnt hatte. Eine große Schlange hatte es sich auf ihrem Schoß bequem gemacht. Die Schlange zischelte etwas zur Begrüßung, aber ich schnaubte nur.
,,Geht es dir gut?"
Das war eine komplett bescheuerte Frage gewesen, aber sie nickte kurz. ,,Er hätte mich locker umbringen können. Mehrmals. Aber...er hat es nicht getan. Irgendwie war er von meinem Anblick verwirrt gewesen."
Sie starrte glasig ins Leere und ich wusste, dass die ungeheuerlichen Erlebnisse noch immer in ihren Kopf herumspukten.
,,Ich habe auf die Herrin aufgepasst", erzählte die Schlange sehr hilfreich und schmiegte ihren Kopf an meine Hand.
,,Bestimmt dachte er, dass niemand da sein würde."
Allana schüttelte den Kopf. ,,Nein, er sagte, dass er jemanden suchen würde."
,,Er hat komisch gerochen", zischte die Schlange und ihre gespaltene Zunge zuckte hervor. ,,Nicht wie ein Mensch."
,,Vielleicht riecht man nach Dreizehn Jahren Askaban ja so."
,,Und noch etwas", fügte Allana auf Parsel hinzu, ,, er hat mich-"
Doch ich stieß ihr in die Rippen und deutete unauffällig auf Potter, der gebannt lauschte. ,,Später." Ich sah ihr noch einmal tief in die Augen. ,,Und du bist dir sicher, dass du nicht verletzt bist?"
Sie nickte erneut, jetzt allerdings ein wenig genervt. ,,Jaa!"
,,Gut." Ich erhob mich und die Schlange schlängelte sich an meinen Beine empor, bis zu meinen Hals.
Die Schüler wichen einige Schritte zurück und die Schlange ringelte sich um meinen ausgestreckten Arm.
,,Du bist aber schwer."
Einige der Gryffindors fingen an zu tuscheln. Ich wusste, sie fanden es abartig und vielleicht sogar beängstigend, dass die Schlange mir nichts antat und ich mich mit ihr verständigen konnte. Die Slytherins grinsten hingegen und sahen mich beeindruckt an. Bestimmt gab ich in diesem Moment auch ein ziemlich düsteres Bild ab: ein Slytherin, der einer tödlichen Schlange Worte ins Ohr wispert.
Einen knappen Augenblick später stürmten die Professoren, angeführt von Dumbledore herein, der mich ansah, als wäre ich für das alles verantwortlich.
McGonagall griff sich für einen Augenblick ans Herz, als sie mich mit der Schlange sah und wedelte mit ihrem Zauberstab. ,,Adios", konnte die Schlange nur noch in mein Ohr flüstern, bevor sie zu Staub wurde.
Ich bedachte die Hauslehrerin von Gryffindor mit einen verachtenden Blick. ,,Sie haben gerade mein neues Haustier ermordet."
Die Hauslehrerin ignorierte mich einfach. ,,Was ist hier vorgefallen?", verlangte McGonagall von der versammelten Schülerschar zu wissen, ,,wo ist die Fette Dame?"
,,Hier", quiekte diese ängstlich und versteckte sich hinter zwei gemalten Trollen.
,,Können Sie sagen, was passiert ist?", fragte der Schulleiter höflich und die Fette Dame nickte zitternd. ,,Sirius Black war hier! Hat sich mit dem Mädel duelliert und ist dann plötzlich verschwunden!"
Ein Raunen ging durch die Menge und jeder schaute sich wachsam um, ob Black irgendwo zu sehen war.
Selbstverständlich war er das nicht.
Dumbledore nickte langsam und bedächtig. ,,Severus, Sie durchsuchen die Kerker, Minerva, Sie den Turm und der Rest des Kollegiums die übrigen Flure und die große Halle. Mr Filch, Sie kontrollieren die Geheimgänge."
Filch schlürfte mit Mrs Norris davon und die Menge zerstreute sich allmählich wieder.
,,Alle Schüler kehren augenblicklich in ihre Schlafsaale zurück", befahl Dumbledore noch und die Gryffindors und Slytherins entschwanden ohne viel Gemurre. Aber ich bewegte mich kein Stück. Der Schulleiter sah mich über seine Halbmondbrille an und ich glaubte so etwas wie Misstrauen in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Oder war es Furcht?
,,Sie auch, Gaunt", seufzte er und klang dabei schon fast drohend.
Aus einem bestimmten Grund her, schien er mich nicht zu mögen, mir sogar zu misstrauen. Und vielleicht auch zu fürchten.
Es war vollkommen klar, dass Dumbledore um ein vielfaches mehr wusste als ich.
,,Komm schon", murmelte Allana in mein Ohr, ,,du solltest jetzt besser gehen."
Ich nickte leicht. ,,Morgen besprechen wir alles, okay?", flüsterte ich genauso leise zurück und sah, wie Dumbledores Augen zwischen uns beiden hin und her huschten. Er schien angestrengt über etwas nachzudenken und beobachtete uns genau.
,,Ja, bis morgen in der Bibliothek", verabschiedete sie sich und ein schwaches Lächeln zierte ihre Züge. Dann ging sie zurück in den Schlafsaal und ich blieb mit Dumbledore allein zurück.
Das behagte mir ganz und gar nicht. Ich musste schlucken. ,,Nacht, Sir", sagte ich so ruhig wie möglich und ging die Treppe nach unten. Den ganzen Weg lang spürte ich seine bohrende Blicke im Rücken.

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