Familienangelegenheiten

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Allana

Ich wusste, dass Harry, Ron und Hermine mich am liebsten mit Fragen über Black bombardiert hätten. Vor allem Harry interessierte sich brennend für Blacks Worte und unser kleines Duell. Ich hatte ihnen also fast alles erzählt, was passiert war, aber ich behielt auch ein paar Dinge für mich.
Das hatte Harry natürlich auch geahnt und er hatte mich kurz nach dem Unterricht zur Seite genommen. ,,Al, ich will jetzt nicht aufdringlich sein oder so, aber ich glaube, dass du etwas vor uns verheimlichst."
Jetzt bist du aber aufdringlich.
,,Ja, ich verheimliche euch etwas", hatte ich genervt geantwortet und als Verdeutlichung die Augen verdreht, ,,aber nur, weil die Sache nur mich und Jaime etwas angeht. "
Daraufhin hatte er kurz geschwiegen und wieder gemurmelt, dass er Jaime nicht trauen würde, weil dieser ein Slytherin sei und das mit der Schlange gestern...
Darüber hatte ich nur erneut die Augen gerollt. ,,Harry, ich glaube, ich kenne Jaime besser als du und ja, er mag Schlangen und spricht Parsel. Wo ist das Problem?! Tatsache ist, dass er schlau ist, nicht negativ auffällt - anders als du und Ron manchmal - und der einzige Slytherin ist, der Muggelstämmige nicht wie Dreck behandelt. Würdest du ihn besser kennen, würdest du ihn auch mögen!"
Harry hatte geschnaubt und etwas gemurmelt, wie ,,das wird nicht geschehen" und ,,er ist wie er."
Nach diesen kryptischen Worten hatte ich mich los gerissen und war in die Bibliothek gegangen, um dort auf meinen Bruder zu warten.
Jetzt saß ich also dort und spielte mit einem Stift herum. Ich hatte mich bewusst etwas abseits gesetzt, weit weg von den übrigen Schülern, denn ich wollte nicht, dass jemand dieses Gespräch mitbekam.
Endlich kam Jaime und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. ,,Also, was wolltest du mir erzählen?"
Ich holte noch einmal tief Luft. ,,Wie gesagt, Black hätte mich vermutlich mehrmals töten können, aber er wirkte verwirrt. Ich glaube, ich habe ihn an jemanden erinnert. "
Ich schaute ihm tief in die Augen und sah ihn nachdenklich nicken.
,,Du meinst, an unsere Mutter?"
Jaime war wie immer ein Blitzmerker. Jedem anderen hätte ich diese Theorie ersteinmal ganz genau erläutern müssen.
,,Das ist auch meine Idee. Unser Vater kann es nicht gewesen sein, denn ich sehe ihm auf den Bildern nicht wirklich ähnlich."
Zum Beweis holte ich die wenigen Bilder von Tom Riddle aus meiner Tasche und zeigte sie meinem Bruder. Er hielt sie neben mein Gesicht und schaute dazwischen immer hin und her. ,,Es gibt echt nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen unserem Vater und mit dir...obwohl...wir alle haben die gleichen grauen Augen. Ansonsten habe ich wohl eher die Gene unseres Vaters geerbt."
,,Hey!", tat ich gespielt beleidigt, ,,soo gut siehst du auch nicht aus!"
Jaime lachte nur fröhlich, wurde dann aber prompt wieder ernst. ,,Hat er noch irgendwas dazu gesagt? Black, meine ich", hakte mein Bruder nach und ich nickte. ,,Er hat mich Sela genannt. "
,,Merkwürdiger Name", murmelte Jaime und ich konnte ihm nur zustimmen. Dann kritzelte er sich kurz einige Notizen auf einen Fetzen Pergament. ,,Ich glaube, ich werde mir jetzt ein paar Informationen zu ihr suchen. Hilfst du mir?"
,,Ich würde gerne, aber ich muss trainieren...du weißt doch, morgen ist das große Spiel gegen Hufflepuff. "
Mein Bruder schaute aus dem Fenster und ich hörte in der Ferne schon das Grollen von Donner. Der nächste Tag würde in vielfacher Hinsicht ein einziger Albtraum werden.
,,Jaa, ein bisschen Training wäre vermutlich nicht schlecht", gab er sich dann geschlagen und ich umarmte ihn kurz.
,,Ich fange schon einmal mit Suchen an!", rief er mir hinterher und ich nickte als Bestätigung. ,,Gute Idee!"

Jaime

Ich blieb noch einige Minuten lang sitzen und sah in die grauen Wolkenmassen, die sich mittlerweile meterhoch in den Himmel türmten. Schon allein der Anblick darauf war deprimierend.
Seufzend stand ich auf und schlürfte in eine kleine Abteilung mit alten Büchern, in denen die Namen der bisherigen Hogwarts Schüler standen.
Es war eine zutiefst müßige und langweilige Arbeit, die Unterlagen der letzten Vierzig bis Fünfzig Jahren durchzublättern, vor allem, weil die Schüler nach Nachnamen sortiert waren. Ich aber, kannte nur den Vornamen meiner Mutter, was mir die Arbeit erheblich erschwerte.
Wenigstens wusste ich, dass sie in Gryffindor gewesen war, sonst würde die Suche vermutlich noch einige Stunden länger dauern. So verbrachte ich wenigstens nur zwei Stunden mit der Suche nach der Identität meiner Mutter.
Endlich kam ich zu folgendem Schluss: Meine Mutter existierte laut der Chroniken von Hogwarts nicht! Der Name Sela kam nicht in den Aufzeichnungen vor und es gab auch sonst keine Informationen zu ihr.
Das wiederum ließ mich vermuten, dass die Aufzeichnungen entweder unvollständig waren oder Allana den Namen falsch verstanden hatte. Vielleicht hatte Black aber einfach nur irgendeinen Namen genannt, um sie aus der Fassung zu bringen. 
Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und dachte nach. Es gab unendlich viele Möglichkeiten, warum ich den Namen nicht gefunden hatte, aber alle erschienen mir nicht ganz schlüssig.
Seufzend packte ich die Unterlagen zusammen und unterdrückte ein Gähnen. Mein Blick fiel auf die Uhr und mir wurde klar, dass jetzt schon die Nachtruhe begonnen hatte.
Ich packte meine Sachen hastig zusammen, löschte mit einem Schwung meines Zauberstabs die Kerzen und verließ die ausgestorbene Bibliothek.

Allana

Ich schlief in dieser Nacht nur wenige Stunden. Die meiste Zeit wälzte ich mich im Bett herum, starrte an die Decke oder hing trübsinnigen Gedanken über das Spiel nach. Ich war einfach schrecklich aufgeregt und machte mir über jede mögliche Situation und über alle eventuellen Fehler Gedanken. Verschiedene Szenarien bildeten sich vor meinem inneren Auge ab, eine unsinnigere als die nächste. Aber trotzdem...
Ich stieß eine Art Knurren aus und vergrub mich tiefer unter der Decke.
Dann stand ich leise auf und tapste auf bloßen Füßen zum Fenster. Ich konnte nicht wirklich etwas sehen, aber ich hörte das rauschende Prasseln des Regens und immer wieder zuckten gabelförmige Blitze und erhellten für einen winzigen Moment lang die düstere Landschaft.
Ich wusste nicht, wie lange ich dort stand, aber am nächsten Morgen wachte ich in meinem eigenen Bett auf. Vermutlich war ich im Halbschlaf irgendwie dorthin gestolpert.
Ich blinzelte kurz und blickte wieder aus dem Fenster. Viel hatte sich nicht geändert. Es regnete und blitzte noch immer, außerdem heulte jetzt zusätzlich noch ein kalter, stürmischer Wind.
Ich zog mich schnell um und ging dann eilig in die große Halle, die noch ziemlich leer war. Nur mein Bruder, der Frühaufsteher und ein paar andere Schüler waren schon da.
,,Hey, Al!", schrie dieser durch die ganze Halle und sämtliche Köpfe drehten sich zu mir. Wenigstens waren es nur etwa zwanzig Leute.
,,Draco hat gesagt, dass du die Hufflepuffs plattmachen wirst! Der Meinung bin ich auch, also enttäusch uns bloß nicht!" Zum Abschluss hob er noch beide Daumen und grinste mich auf seine gewohnte, großspurige Art an.
Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und ich holte noch einmal tief Luft.
Ich schaffe das schon.
Dann schulterte ich meinen Besen und marschierte durch den Matsch auf das Feld zu.

Das Kapitel war jetzt nicht sooo spannend, aber es wirft natürlich wieder einige Fragen auf.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt