Zaubertränke

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Allana

Am nächsten Morgen schwänzte ich den Unterricht. Das war eigentlich nicht normal für mich, aber es war einfach notwendig. Zum einen war ich todmüde, weil ich die restliche Nacht kein Auge zugedrückt hatte. Zum anderen, weil ich nicht wusste, wie es nun weitergehen sollte.
Wäre es ratsam, Jaime von dem Gespräch mit unserem Onkel zu berichten? Würde er mir überhaupt glauben? Vermutlich würde er das tatsächlich, aber er würde selbst zu Sirius wollen. Er würde seinen messerscharfen Versand benutzen, um alles aus ihm heraus zu pressen, koste es, was es wolle. Dann würde er sich sein eigenes Urteil über Black bilden. Die Frage, die mich beschäftigte, war, wie es ausfallen würde. Sirius hatte zwar niemanden getötet, aber er hatte Pettigrew auch nicht aufgehalten, obwohl er dazu in der Lage gewesen wäre. Sirius hatte womöglich auch etwas mit dem Tod meiner Mutter und Regulus Black zu tun, auch wenn ich das noch nicht genau wusste. Aber es gab noch so viele Ungereimtheiten und Widersprüche, dass Sirius einfach etwas wissen musste, schließlich hatten sie zu seiner Familie gehört. Er verschwieg mir etwas und ich wusste, dass Jaime es irgendwie erfahren würde. Was ich jedoch nicht wusste, war, wie er darauf reagieren würde. Wie würde ich darauf reagieren?
Ich schüttelte diesen unangenehmen Gedanken ab.
Seufzend sah ich auf mein voll gekritzeltes Blatt Pergament, auf dem ich mir Notizen für den Unterricht gemacht hatte. Ich saß hier bereits schon mehrere Stunden und hatte noch nichts gelernt, dabei standen die Prüfungen kurz bevor, sowie das Spiel gegen die Slytherins.
Ein leises Quieken ertönte und sofort sah ich auf. Rons vermeintliche Ratte Krätze, alias Peter Pettigrew krabbelte auf dem Boden auf der Suche nach Brotkrumen umher. Schon allein bei dem Anblick dieses haarigen, fetten Körpers stieg die Galle in mir hoch. Die Ratte klickte mit den Krallen über den Boden, die roten Augen schienen teuflisch zu funkeln.
Du wirst noch für all deine Verbrechen büßen, schwor ich mir in Gedanken. Eine plötzliche Wut überkam mich und ich kickte das Tier mit dem Fuß gegen die steinerne Wand. Es quiekte überrascht auf und bewegte sich dann schnell in Richtung Tür. Einen winzigen Augenblick lang sah es mich an. In den Augen funkelte Intelligenz. Dann huschte der Animagus aus dem Raum.
Ich setzte mich wieder hin und bemerkte, dass mein Herz raste. Aus Wut, Aufregung oder Adrenalin vermochte ich nicht zu sagen.

Jaime

,,Wo ist Allana?"
Ich zuckte ungerührt mit den Schultern. ,,Vielleicht hat sie verschlafen."
Hermine strich sich eine Strähne ihres widerspenstigen Haares zurück und rührte weiter den Zaubertrank um. ,,Ich weiß nicht. Beim Frühstück war sie noch da", erklärte sie.
,,Dann schwänzt sie wohl."
Hermine funkelte mich an. ,,Warum nimmst du das so auf die leichte Schulter? Möglicherweise kommt dieser Trank in den ZAGs vor und dann gefährdet sie ihren Abschluss!"
Ich hob nur eine Braue, während ich die Wurzeln schnitt und dann in Hermines Trank gab. ,,Drei mal umrühren."
,,Hörst du mir überhaupt zu?"
Ich atmete geräuschvoll aus. ,,Klar, aber deine apokalyptischen Vorstellungen sind vollkommen irrelevant! Außerdem", fügte ich leise hinzu, ,,brauen wir einen Schrumpftrank! Der ist so banal, dass er garantiert nicht abgefragt wird."
Der Trank hatte sich inzwischen gelblich gefärbt, ganz so, wie im Buch beschrieben. ,,Snape lässt uns diesen Trank bestimmt nur brauen, weil er Longbottoms Ergebnis an dessen Kröte testen will. Vermutlich hofft er, dass sie krepiert."
Hermine schaute besorgt zu Neville, dessen Trank rot leuchtete und der Dampf in fast schwarzen Wolken zur Decke waberte. Um ihn herum waren mehrere freie Plätze.
Snape wanderte gerade mit grimmiger Miene durch die Klasse und beschäftigte sich damit, die Gryffindors zur Schnecke zu machen. Gerade war er bei Harry und Ron, denen er ohne zu zögern zwanzig Punkte für ihren lausigen Trank abzog. Die beiden starrten mich währendessen böse an. Snape kam zu uns, schenkte uns Slytherins zehn Punkte, nickte knapp in Hermines Richtung und rauschte dann zu Neville, der ein leises, verängstigtes Quieken von sich gab.
Ich konnte nur die Augen rollen. ,,Bei Gryffindor regiert Tapferkeit und Mut, das ich nicht lache." Die meisten von ihnen waren einfach nur peinlich. Sie konnten schlecht zaubern, waren in Zaubertränke ebenfalls unbegabt, aber trotzdem waren es fast immer sie, die bevorzugt wurden. Snape sah Neville aus seinen kalten Augen an, woraufhin dieser wie verrückt anfing zu zittern. Sein Trank verfärbte sich giftgrün und bildete blubbernde Blasen. Draco fing meinen genervten Blick auf und feixte. ,,Wenn Hirn Gold wäre, wärst du ärmer als Weasley und das will was heißen! Schließlich leben die in einem alten Stall!", rief er Neville zu. Die Slytherins prusteten gleichzeitig los und sogar ich verkniff mir nur mit Mühe ein Grinsen. Hermine verkrampfte sich neben mir und feuerte tödliche Blicke auf Draco ab.
Neville schien im Boden versinken zu wollen. Ron hingegen warf ein glitschiges Krokodilherz auf Draco. Es traf ihn mitten im Gesicht und rote Flüssigkeit tropfte aus seinen platinblonden Haaren. Snape war augenblicklich da, verpasste Ron Nachsitzen, zog den Gryffindors fünfzig Punkte ab und gab Harry im Vornherein eine Sechs für den Trank.
,,So schnell kann man hundert Punkte verlieren", murmelte ich unüberhörbar für jede Person im Raum. Die grün gekleideten Schüler lachten hämisch, die Schüler mit den roten Umhängen schauten mich zornig an.
Ron zückte seinen Zauberstab. Mach schon, dachte ich schon fast flehend, dann machst du dich noch unbeliebter. Zum Beispiel bei Allana und Hermine. Aber der Weasley schien wie die meisten anderen Gryffindors seinen Verstand nicht zu gebrauchen. ,,Rictussempra!"
Ich lehnte mich elegant zur Seite, sodass der Fluch nicht mich traf, sondern Dean Thomas.
Im nächsten Moment hatte ich meinen eigenen Zauberstab bereits gezückt und richtete ihn drohend auf den rothaarigen Weasley.
,,Jaime!" Hermine zupfte an meinem Umhang. ,,Hör auf damit!"
Ich schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. ,,Warum sollte ich? Er hat versucht mich zu verzaubern, ich handle nur aus ... Notwendigkeit."
,,Du hast ihn verdammt nochmal provoziert!"
Ich seufzte gespielt reuhig auf. ,,Das habe ich wohl. Mein tiefstes Beileid."
Ron wich langsam zurück.
,,Zauberstab weg!" Snapes Stimme peitschte durch den Raum. Ich seufzte tragisch. Dann ließ ich meine Waffe sinken.
Zufrieden?
Mein Blick wanderte zu den verteilten Gryffindors im Raum und blieb an Ron kleben. ,,Versuch noch einmal mich zu verhexen oder droh mir und das Ergebnis wird anders ausfallen, als gerade." Ich hob meine Stimme. ,,Das gilt für euch alle!"
Ich verbeugte mich spöttisch vor den Gryffindors und verließ den Raum.

Kein soo spannendes Kapitel, aber das geht ja auch mal. Danke schon mal für 9k reads, das ist echt klasse!
Jaime genießt also gerade die Macht, die er ausüben kann und Allana behält einiges an Informationen für sich. Nur, wie lange wird das gutgehen?

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt