Allana,,Al, ich habe eine Partnerin", flüsterte mir mein Bruder in Zauberkunst mit einem dicken Grinsen im Gesicht zu. Mein Kopf ruckte nach oben. ,,Echt?! Wer ist denn die Glückliche?"
,,Eine Ravenclaw, sie ist ein Jahrgang unter mir und heißt Luna." Er klang ziemlich zufrieden.
Luna... Der Name kam mir irgendwie bekannt vor. Dann kehrte die Erinnerung zurück. ,,Hat sie blonde Haare, blaue Augen und ist vielleicht manchmal ein wenig ... speziell?"
Mein Bruder überlegte einen Moment lang. ,,Ja, das ist sie. Woher kennst du sie?"
Ich zuckte die Schultern. ,,Im zweiten Jahr war ich ja neu und habe mich in irgendein Abteil gesetzt. Darin waren dann Ginny, Hermine und Luna."
Jaime gluckste. ,,Ich war bei Draco, Crabbe und Goyle. Es scheint, als wäre dies bei uns beiden der Beginn von einigen Freundschaften geworden."
,,Mr. Gaunt, bitte hören Sie auf zu reden", quiekte Professor Flitwick von seinen Podest aus Büchern und machte eine mahnende Geste. Jaime schwieg, doch ein glückliches Grinsen blieb auf seinem Gesicht haften.,,Accio", murmelte ich.
,,Du musst den Zauberstab anders halten", krittelte mein Bruder und machte nir die Bewegung einmal vor. ,,Üben wir heute eigentlich weiter das Tanzen?"
,,Klar, wenn du willst", antwortete ich und schwang weiter meinen Zauberstab. ,,Accio."
,,Ein bisschen mehr Elan. Wirst du auch bald jemanden wegen des Balls fragen?"
,,Ich weiß noch nicht. Accio!" Ich wedelte mit dem Zauberstab und das Buch, auf das ich gedeutet hatte, flog flatternd in meine ausgestreckten Arme.
,,Bravo!", meinte Flitwick ausgelassen, der gerade an unserem Tisch vorbei ging, ,,zehn Punkte für Gryffindor!"
Ich feixte Jaime an.
,,Großer Gott", murmelte er, ,,dein Grinsen gleicht dem von Draco viel zu sehr. Er hat ganz klar einen schlechten Einfluss auf dich."
Ich schnaubte nur. ,,Man könnte auch behaupten, dass du auf Hermine einen schlechten Einfluss hast."
Das Lächeln verschwand langsam und er drehte sich unauffällig zu Hermine um, die sich gerade mit Ron unterhielt. Sein Gesichtsausdruck wirkte wehmütig.
Ich hatte einen wunden Punkt erwischt. ,,Redet ihr immer noch nicht miteinander?" Ich legte ihm zaghaft eine Hand auf den Arm.
,,Schon", murmelte er, ,,aber über die falschen Themen." Er wandte den Blick wieder ab und räusperte sich. ,,Okay. Wo waren wir? Ach ja. Accio!" Er schnippte mit seinem weißen Zauberstab und ein Stapel Pergament flog auf unseren Tisch.
Ich rollte die Augen. Typisch Jaime.Nach dem Unterricht machten wir uns schnurstracks auf den Weg zu dem Gemeintschaftsraum der Slytherins. ,,Warum hat Salazar Slytherin sein Haus eigentlich in den Kerkern untergebracht?", fragte ich Jaime missmutig und deutete auf die unbearbeiteten, glitschigen Wände. ,,Oder hat er geahnt, dass sein Haus später voller reinblütiger Fanatiker sein würde und hat so schonmal vorgesorgt?"
Jaime warf mir einen leicht tadelnden Blick zu. Es war schließlich sein Haus, das ich da gerade durch den Dreck zog. ,,Er wollte seine Schüler vermutlich so weit wie möglich von den anderen Häusern fernhalten, schließlich waren darunter auch Muggelstämmige. Deshalb hat er sich für die Kerker entschieden. Genaueres steht in der Geschichte von Hogwarts beschrieben", erklärte er auf seine gewohnt besserwisserische Art.
,,Mmm", meinte ich nur. Damit beeindruckte er mich nicht mehr.
Wir erreichten den Eingang und Jaime sagte einmal deutlich ,,Schlangengift".
Ich rollte die Augen. Wie oft wechselte dieses Haus eigentlich seine Passwörter?! Es fiel mir schon schwer genug, mein eigenes Passwort im Gedächtnis zu behalten!
Eine Tür bildete sich in der Wand und wir traten hindurch. Ein paar Slytherins aus unserem Jahrgang lümmelten im Gemeintschaftsraum herum und Jaime warf ihnen leicht drohende Blicke zu. Eine simple Aufforderung zu gehen.
Der erste, der unauffällig verschwand, war Theodore Nott, darauf folgte Daphne Greengrass. Als letztes blieb nur noch Parkinson übrig, die sich aber auch trollte, als Jaime laut überlegte, was wir denn noch gleich in Verteidigung gegen die dunklen Künste aufhätten.
,,Hatten wir überhaupt Hausaufgaben auf?", fragte ich, als die Tür zu den Schlafräumen zuknallte.
Jaime schnaubte belustigt. ,,Natürlich nicht, aber das wird ihr erst in einer guten Stunde auffallen."
Ich grinste breit und machte einen albernen Knicks. ,,Nun denn ... Darf ich Sie zum Tanz auffordern?"
Jaime schaute so blasiert wie Draco und reckte das Kinn. Damit ahmte er perfekt die reinblütigen, reichen Schüler aus dem Haus Slytherin nach. ,,Ich weiß nicht so recht..."
Ich stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. ,,Das war keine Frage!"
Er kicherte leise. ,,Wenn das so ist..." Er verbeugte sich, auch wenn dies meiner Meinung eher einer kunstvollen Verrenkung glich und streckte seine Hand aus. ,,Darf ich bitten?"
Ich tat als würde ich überlegen und täuschte ein verlegenes Giggeln vor, von dem ich wusste, dass Jaime es hasste. ,,Ich weiß nicht so recht..."
Er überging meinen Einwand und nahm meine Hand. Wir stellten uns einander gegenüber auf.
,,Bei einem echten Tanz geht das aber nicht. Du musst immer der Etikette treu bleiben!", stichelte ich.
,,Bei einem echten Tanz habe ich es ja auch nicht mit meiner Schwester zu tun, sondern mit frühpupertierenden Mädchen, die alles für einen Tanz mit einem so liebenswürdigen und gutausehenden Jungen wie mir machen würden."
,,Du überschätzst deinen Charme um ein paar Kilometer, mein Lieber", grinste ich süffisant.
Er gluckste nur und hob seinen Arm so, dass ich mich ein Mal elegant drehen konnte. Sein Tanzstil hatte sich in den letzten Tagen und Wochen wirklich gesteigert, nur mit der Schrittfolge hatte er ab und zu noch Probleme, aber auch das kam nur selten vor.
Nach einer halben Stunde ließen wir uns schwer atmend auf der Couch nieder.
,,Ich glaube, ich kriege einen Muskelkater", jammerte Jaime und massierte sich die Arme.
Eine Tür öffnete sich und ein blonder Haarschopf lugte hinein. ,,Pansy hat mich gefragt, was wir in Verteidigung gegen die dunklen Künste aufhätten. Ich habe ihr gesagt, dass wir eine Rolle Pergament zu den Erkennungszeichen eines schwarzen Magiers aufschreiben sollten. Klingt das gut?" Draco sah meinen Bruder fragend an. Dieser strich sich nachdenklich durch die Haare. ,,Jaa, aber haben wir ihr so etwas ähnliches nicht schon letztes Mal gesagt?"
Draco runzelte leicht die Stirn. ,,Stimmt, da waren es die Merkmale eines Todessers."
,,Ihr gebt Pansy also einfach so extra Hausaufgaben auf?!", empörte ich mich. Die beiden Jungen sahen mich an und wirkten nicht, als würden sie das in irgendeiner Weise bereuen.
,,Wir tuen uns und ihr damit einen Gefallen", beschwichtigte mich Jaime. ,,Sie tut ein bisschen was für ihr Köpfchen und im Gegenzug haben wir unsere Ruhe. Das ist doch vorteilhaft für alle."
Draco nickte zustimmend. Darauf fiel mir kein passendes Kommentar ein, also begnügte ich mich mit einem Schnauben. Draco feixte. ,,Zieh nicht so eine Schnute, Allana, damit verschreckst du deinen Tanzpartner."
,,Sie hat noch gar keinen", ließ mein Bruder unüberhörbar verlauten. Ich warf ihm einem mörderischen Blick zu, woraufhin er mich verwirrt anblinzelte. ,,Was denn?"
,,Musst du das überall rumposaunen?!"
,,Ich hab's nur gerade kurz angesprochen!"
,,Ich wette, morgen weiß es dann jeder", grummelte ich.
Auf Dracos Gesicht bildete sich ein triumphierendes Grinsen. ,,Morgen wird es egal sein." Er räusperte sich einmal und befeuchtete mit der Zunge seine Lippen. ,,Allana Diggory, willst du mit mir zum Weihnachtsball gehen?"
Ich starrte ihn perplex an. Mein Herz machte einen Sprung. Hatte ich richtig gehört? Oder war das nur ein geschmackloser Scherz? Ich sah hilfesuchend zu meinem Bruder.
Jaimes Kinnlade war gen Boden gesackt. Er wirkte schockiert. Damit hatte mein stets rational und logisch denkender Bruder wohl in keinster Weise gerechnet. Ich aber auch nicht.
,,Nein!", rief er an meiner Stelle.
,,Jaime, mit dir würde ich gerne zum Ball gehen, wäre ich eine Frau. Bin ich aber nicht", meinte Draco trocken und sah mich abwartend aus seinen blauen Augen an. ,,Also?"
,,Ähm ...." Verdammt, meine Antworten waren genauso geistreich, wie die von Neville im Fach Zaubertränke!
Ich lief rot an. Peinlich, peinlich, peinlich. Vergiss das Atmen nicht, dachte ich, denn ich merkte, dass ich die Luft anhielt. Ganz ruhig, du musst das alles ganz vernünftig und überlegend angehen, sagte ich mir. Aber leichter gesagt als getan. Meine Gedanken liefen auf Hochtouren und ich- Ach egal, was habe ich schon zu verlieren? ,,Okay."
Er blinzelte kurz, doch dann legte sich ein breites Lächeln auf Dracos Gesicht. ,,Wunderbar! Dann ... ähm ... bis morgen. Unterricht und so." Er zwinkerte mir zu und ging mit beschwingten Schritten aus dem Raum. Die Tür fiel hinter ihm zu.
Wir schwiegen.
,,Na das ... war ja eine Überraschung", meinte Jaime, der als erstes von uns die Stimme wiederfand, ganz und gar ohne jeden Sarkasmus oder Ironie. Tatsächlich schien er kaum Worte für dieses Geschehen zu finden. Fast hätte ich gedacht, dass er mich anbrüllen würde, was denn über mich gekommen sei, aber auch seine Gedanken schienen wie die meinen einen Kurzschluss gehabt zu haben.
,,Ja." Ich starrte noch immer die geschlossene Tür an.
,,Er schien etwas nervös zu sein."
,,Mmmm-Mmm."
,,Ich glaube, er hat nicht erwartet, dass du ihm zusagst."
,,Glaub' ich auch."
,,Bin gespannt, wie Potter und Weasley darauf reagieren werden."
,,Mmm."
,,Warum antwortest du mir so angebunden?"
Ich überlegte und schaffte es doch tatsächlich einen vollständigen Satz zu sagen. ,,Ich glaube, ich kann's einfach noch nicht so recht fassen. Vermutlich habe ich gerade einen Schock oder so."
,,Mm. Wie erkennt man sowas?"
Ich zuckte die Schultern.
,,Warum kannst du es nicht fassen?", hakte er weiter nach.
,,Ich einfach weder damit gerechnet, dass er mich fragt, noch dass ich zusage. Ich habe es mir im Unterbewusstsein vielleicht mal vorgestellt, aber ich habe echt nicht erwartet, dass ..." Ich schüttelte den Kopf, noch immer ungläubig und erstaunt.
,,Aber du bist zufrieden?"
Ich erinnerte mich daran zurück, wie mein Herz bei Dracos Frage angefangen hatte, viel schneller zu schlagen und ich erinnerte mich an dieses ganz kurze Glücksgefühl, dieses Hochgefühl, diesen Rausch. ,,Ja", meinte ich zögernd, ,,das bin ich."
DU LIEST GERADE
Seine Kinder (1)
FanfictionLord Voldemort. Dunkelster schwarzer Magier seit Grindelwald. Jaime Gaunt. Im Waisenhaus aufgewachsen. Seine Eltern kennt er nicht, er weiß nichts über sie. Aber eines Tages erhält er einen Brief zu einer mysteriösen Schule namens Hogwarts. Allana...