Der Wahrheit immer näher

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Allana

,,Nur wegen Ihres Dementors ist Crouch jetzt unfähig uns entscheidende Informationen zu geben!"
Ich erstarrte mitten in der Bewegung. Eben noch hatte ich mich auf der Toilette der maulenden Myrte aufgehalten und mir die Seele aus dem Leib geheult ... Kaum waren die letzten Tränenspuren verblasst, fand ich mich auch in schon einer erneuten Situation wieder, die mich dazu zwang, mich an Crouch zu erinnern. Es war, als würde mich dieser Name, diese Tat überall hin verfolgen.
Ich zog die Hand hastig vom Türknauf weg. Gleichzeitig presste ich mein Ohr an die hölzerne Tür, die den Eingang zum Krankenflügel markierte. Die Stimme gehörte eindeutig zu McGonagall, allerdings klang sie zorniger, als ich sie je erlebt hatte.
,,Meine Liebe!", polterte eine empörte Stimme, die mir allerdings unvertraut war. ,,Crouch war ein kranker Irrer ohne Sinn und Verstand! Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass er Anweisungen von Du-weißt-schon-wen persönlich bekommen hat! Ich bitte Sie! Er war bloß süchtig nach Aufmerksamkeit."
,,Trotzdem hat ihr Dementor-"
,,Ich habe keine Anweisung gegeben, den Dementor in seine Zelle zu lassen, wie oft soll ich es denn noch wiederholen?!"
,,Aber irgendjemand hat es getan", meinte eine ruhige Stimme und ein Schauer lief über meinen Rücken. Dumbledore!
,,Nichts da! Jeder meiner Angestellten ist absolut vertrauenswürdig-"
,,Ich rede von keinem ihrer Angestellten, Herr Minister", fuhr Dumbledore fort, ,,vielmehr glaube ich, dass jemand verhindern wollte, dass Crouch etwas ausplaudert."
Stille folgte seinen Worten.
,,Wollen ... wollen Sie damit sagen, dass sich ein weiterer Todesser in Hogwarts aufhält?" Das war Harry. Er klang erschöpft.
,,Es wäre möglich, ja. Vermutlich soll noch nicht bekanntgegeben werden, dass Voldemort zurück ist."
,,Zum letzten Mal!", rief Cornelius Fugde, Zaubereiminister von Großbritannien aus, ,,er ist nicht zurück! Crouch war ein Einzeltäter!"
,,Harry hat gesehen, wie er zurückgekommen ist", erklärte Dumbledore, als würde er zu einem sturen Kind sprechen.
,,Ach ja?! Ihre gesamte Überzeugung ruht auf einen zwölfjährigen Jungen, der vermutlich zu aufgewühlt war nach Diggorys Tod ..."
,,Ich bin Vierzehn", murmelte Harry durch zusammengebissenen Zähnen.
,,Ich zweifle nicht an dem, was Harry gesehen hat", fuhr Dumbledore ruhig fort. ,,Und das sollten Sie auch nicht."
Fugde schnaubte einmal. ,,Er ist nicht zurück, merken Sie sich das!"
Dann vernahm ich das Klackern von ledernen Schuhen.
Ich hastete von der Tür weg und versteckte mich hinter einer Säule. Gerade rechtzeitig! Der Zaubereiminister stieß mit einer Hand die Tür auf. Sein Gesicht war dunkel vor Wut. McGonagall folgte ihm auf dem Fuß und redete noch immer lautstark auf ihn ein. Der Zaubereiminister beachtete sie nicht und   schritt zügig weiter. Ihre Schritte verhallten bereits nach wenigen Sekunden.
Für einen Moment herrschte im Inneren des Raumes Schweigen.
,,Harry, kannst du dich noch an etwas erinnern?", fragte Dumbledore eindringlich, ,,Welche Todesser waren da? Hast du jemanden erkannt?"
,,Da ... da war Lucius Malfoy, Dracos Vater ... und noch einige andere. Nott. Crabbe, Goyle ...Pettigrew ... er hat das Ritual vorbereitet ..."
,,Das Ritual. Wie ist es abgelaufen? Du hast mir ja schon von dem 'Sohn' erzählt ..." - bei diesen Worten erstarrte ich und mein Herz schlug schneller - ,, ...Was brauchte er noch?", wollte Dumbledore wissen.
,,Er brauchte Knochen ... von seinem Vater ... und Fleisch des Dieners ... dafür hat Wurmschwanz seine Hand gegeben. Und noch Blut von mir und dieses Sohnes-"
,,Der Sohn. Hast du ihn gesehen?", unterbrach Dumbledore ihn. Mir lief es kalt den Rücken hinunter.
,,Ja. Also ... nur verschwommen, Voldemort stand vor ihm ..." Ich gestattete mir ein erleichtertes Seufzen. Das müsste die Suche zum Erliegen bringen.
,,Und in dem Ritual wurde ganz klar der 'Sohn' erwähnt?"
,,Ja ... so hat Wurmschwanz ihn zumindest genannt ... Sir, das war doch symbolisch gemeint gewesen, oder? Also, Sohn in der Hinsicht, dass er zum Beispiel ein Kind eines der Todesser ist ... oder vielleicht ein Parselmund oder ein weiteres Kind Slytherins, da würde die Bezeichnung auch passen ..."
,,Es war ein Blutritual", murmelte Dumbledore mehr zu sich selbst, ,,dort sind solche Metaphern sehr selten ..."
,,Sie meinen also ...:, stotterte Harry, ,,dass es dort draußen vielleicht einen richtigen Sohn von Voldemort gibt?"
,,Mit dieser Vermutung sollten wir nichts überstürzen", mahnte Dumbledore. Bildete ich es mir nur ein oder klang seine Stimme eigentümlich zögernd? ,,Es gibt durchaus die Chance, dass es nur ein Metapher war ..." Er räusperte sich. ,,Nun ... kannst du mir noch etwas sagen? Gab es gewisse Merkmale an diesem Friedhof ... oder ist dir noch etwas aufgefallen?"
Harry schien zu überlegen. ,,Na ja, in der Ferne war ein altes Gebäude oder vielleicht eine Siedlung ..." Er stockte für einen Augenblick. Dann sprach er bedächtig weiter. ,,Und Ihr Thron ...", murmelte er und dann etwas leiser: ,, ...wusste doch, dass er mir bekannt vorkam ..."
,,Thron?", hakte Dumbledore nach. Harry wirkte nun hellauf begeistert. ,,Ja! Ihr Thron stand auf dem Friedhof! Das heißt, Jemand muss ihn aus einem Grund dorthin gebracht haben ..."
Nein, Harry, bring jetzt diesen Gedanken ncht zuende!, flehte ich stumm.
,,Der 'Sohn' ist durch Tom Riddles Grabstein wieder verschwunden, aber er kann nicht auf diese Weise gekommen sein, schließlich war doch das Grab von Voldemorts Vater der Grund, weshalb das Ritual dort stattgefunden hat und es war zu Anfang noch intakt ... Das heißt ... vielleicht war der Portschlüssel für die Reise zum Friedhof der Thron, also ..."
  ... ist es nur sinnvoll, dass der so genannte Sohn sich in Hogwarts aufhält,  beendete ich Harrys Vermutungen gedanklich. Wie hatte Harry das nur so schnell herausgefunden?! Sie kamen der Wahrheit immer näher!
,, ... er muss also kurz vor dem Turnier in Hogwarts gewesen sein!"
Es war schlecht, dass Harry sich bereits so viel zusammengereimt hatte. Verdammt schlecht. Wenn jetzt auch noch Jemand über Jaimes Abwesenheit Bescheid wusste ... Dann saß er tief in der Patsche. Und ich auch.
Ich musste diese Unterhaltung so schnell wie möglich beenden, ehe Harry Dumbledore womöglich noch mehr Informationen erzählen könnte.
Ich schluckte kurz und gab mir einen Ruck. Meine Hand ballte sich zur Faust und ich klopfte mit den Fingerknöcheln an der Tür.
,,Herein!", hörte ich Harrys Stimme.
Ich drückte die Klinke nach unten und öffnete die Tür.
Jetzt musste ich gut schauspielern.
,,Hallo, Harry", meinte ich, ,,ich-" Ich riss die Augen auf, als ich Dumbledore erblickte und heuchelte Überraschung. ,,Oh, Verzeihung Professor, ich wollte Sie nicht stören ..."
Dumbledore lächelte gütig. ,,Es ist alles in Ordnung, Miss Diggory. Ich wollte ohnehin gerade gehen."
Ich atmete erleichtert auf. Das war nicht geschauspielert. ,,Danke, Sir."
Dumbledore erhob sich von dem Stuhl und strich seinen Umhang zurecht. Er ging zum Ausgang. Ich setzte mich neben Harry. ,,Geht es dir besser?"
Er lächelte kläglich. ,,Das sollte ich wohl eher dich fragen." Er sah mich abwartend aus seinen grünen Augen an. Mir wurde klar, dass ich jetzt antworten musste. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und meine Kehle wurde schlagartig staubtrocken. ,,Jaa", log ich, obwohl nichts weniger der Wahrheit entsprach, ,,ein wenig." Etwas krampfte sich in mir zusammen und gleichzeitig stiegen wieder Tränen in meine Augen. Zu viele, um sie einfach wegzublinzeln. Ich konnte nicht vergessen, was passiert war ... mit Cedric. Alles.
Der Schmerz in meinem Innersten ließ nicht nach. Ich bezweifelte, dass er das je tun würde. ,,Ich-", stammelte ich, ,, ... Vielleicht sollte ich ... jetzt lieber gehen ... Du- du brauchst bestimmt Ruhe."
,,Al, ich-", versuchte Harry mich aufzuhalten. Aber ich hatte mich bereits von ihm abgewandt und versuchte meine Stimme fest klingen zu lassen. ,,Bis später dann, H- Harry."
Ich öffnete die Tür und eilte hinaus. Nur einen Moment später spürte ich bereits eine nasse Träne meine Wange hinabrollen.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt