Eifersucht

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Jaime

Tränen erfüllen diese verblüffend grünen Augen, als Harry J. Potter (12), der Champion von Hogwarts über seine toten Eltern spricht. ,,Ich glaube, es sind sie, die mir Kraft geben."
Der Tod seiner Eltern stellt eine traumatische Erfahrung für ihn da, aber es gibt Quellen, dass er häufig in der Nähe eines hübschen Mädchens namens Hermine Granger anzutreffen ist. Ob sie den Schmerz in seinem Herzen lindern kann?
Angeekelt legte ich den Tagespropheten mit spitzen Fingern zurück auf dem Esstisch. Das war doch nicht zu ertragen! ,,Ich wusste gar nicht, dass Potter neuerdings erst zwölf Jahre als ist", bemerkte Draco spöttisch, der mir über die Schulter gelinst hatte. ,,He, Potter, vielleicht solltest du zurück in die zweite Klasse versetzt werden!", rief er Harry zu, der gerade an unserem Tisch vorbei ging und schwenkte die Zeitung. Dessen Gesicht verfärbte sich dunkelrot. Die Slytherins johlten los.
Heute war der Tag vor der ersten Aufgabe des Trimagischen Turniers und die Stimmung war dementsprechend aufgeladen. Die vielen Häuser vertrugen sich noch weniger als zuvor, tatsächlich hatte die Feindschaft speziell zwischen Gryffindor und Slytherin einen neuen Hochpunkt erreicht. Es hatte bereits einige Zwischenfälle auf den Gängen und im Unterricht gegeben (zum Beispiel hatte man einen Slytherin in die Toilette der maulenden Myrte gesperrt und einen Gryffindor so verzaubert, dass dieser mehrere Nächte im Krankenflügel liegen musste, da sein Gesicht komplett aufgedunsen war). Ich konnte mir nicht vorstellen, was schlimmer war. Vermutlich war beides albtraumhaft.
Wer überlegte sich eigentlich solche geschmacklosen Scherze!? Mein Blick flog zu den Weasley-Zwillingen. Einer von ihnen schluckte gerade eine lilane Tablette. Dann übergab er sich mehrmals hustend und verbeugte sich in der nächsten Sekunde grinsend vor dem klatschendem Publikum. Warum stelle ich mir Fragen, auf die ich die Antwort bereits kenne?
Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass Harry sich nun zu Hermine gesellt hatte, die ihn besorgt ansah. Er redete hektisch auf sie ein. Sie legte ihm eine Hand auf dem Arm. Seine aufgebrachte Miene entspannte sich etwas. Er deutete mit dem Finger auf Draco und mich. Hermine warf mir einen scharfen Blick zu.
Ich verdrehte die Augen. Jetzt war ich wieder der böse, provozierende Slytherin, der immer den armen, armen Waisenjungen Harry Potter ärgerte.
Ich schlug die Zeitung wieder auf und tat so, als würde ich lesen. Hermine Granger ... Nähe von Harry Potter ... Schmerzen lindern ...
Wütend blätterte ich auf die nächste Seite. Harry Potter ... Junge, der überlebte ... Champion, bla bla bla!
Die ganze Zeit schwänzelte Alles und Jeder nur um Harry Potter herum! Die Schüler, die Lehrer, Dumbledore, sogar der Zaubereiminister und Allana und Hermine! Das einzige, was ihn besonders machte, war eine hässliche blitzförmige Narbe und der Titel 'Champion'!
Er war weder gut im Unterricht, tatsächlich verursachte er genauso häufig Streitereien wie ich und hatte bestimmt schon über Fünfzig Schulregeln gebrochen. Er war weder besonders gutausehend, noch intelligent. Was fanden die Leute also an ihm?
Vermutlich war es der Name. Der Name Harry Potter hatte unter den englischen Zauberern eine gewisse Wichtigkeit und Bedeutung, er war einfach berühmt. Durch das Turnier würde sich dies noch steigern. Der Name würde dauerhaft in Erinnerung bleiben.
Was wäre mit meinem Namen? Jaime Gaunt war nicht einmal ansatzweise ein bekannter Name und ich hatte Zweifel, dass ihn sich irgendjemand auf lange Zeit merken könnte. Würde man sich an mich erinnern? Ich war nur einer von hunderten Schülern gewesen, die jeden Tag durch die Flure der Schule stromerten. Ein ganz normaler, fast schon unsichtbarer Schüler. Ganz anders als Harry Potter.
In diesem Moment wurde mir klar, dass ich ihn irgendwie beneidete.

Allana

Ich hatte Harry die letzten Tage geholfen, seinen immer noch holprigen Aufrufezauber zu perfektionieren. Dieser saß gerade mit Hermine am Tisch der Gryffindors und warf immer wieder missmutige Blicke zur anderen Seite der Halle. Ich folgte seinem Blick. Dort saß mein Bruder, der Harry unverwandt anstarrte. Seine Augen waren leicht verengt und seine Handknöchel traten weiß hervor. Meine Augen flogen zu Hermine, die Harry gerade etwas zumurmelte.
Eifersüchtig. Mein Bruder ist ganz klar eifersüchtig!
Ein Teil von mir wollte loslachen, aber ich war auch besorgt; Jaime war zu Allem fähig, wenn er sich so fühlte. Vermutlich wäre es nicht von Nutzen, wenn sich Jaime und Harry nun auf den Fluren über den Weg laufen würden. Es würde ein Desaster unbekannten Ausmaßes werden.
Seufzend stand ich auf und ging zu dem Tisch der Slytherins, um meinen Bruder aus Harrys Bahn zu lotsen.
Er bemerkte gar nicht, wie ich näher kam, denn sein Blick war noch immer auf Hermine und Harry geheftet. Erst als ich mich räusperte, drehte er sich um. Er blinzelte mehrmals. ,,Wie lange stehst du denn schon hier?"
,,Ich bin gerade hergekommen", erklärte ich im selben Moment, in dem Draco sich einmischte und meinte: ,,Schon seit drei Minuten."
Jaimes Augen wanderten zwischen uns hin und her. ,,Ein interessantes Zeitgefühl habt ihr." Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch ich hakte mich kurzerhand bei ihm unter und bugsierte ihn unauffällig aus der Halle.
,,Wo wollt ihr denn hin?!", fragte uns Draco und ich zuckte zusammen. Er war uns wohl einfach so gefolgt.
,,Ähm ... Quidditch-Feld."
,,Spaziergang", erklärte mein Bruder gleichzeitig.
So kam es, dass ich gezwungen war, mit Draco Malfoy und meinem Bruder einmal um den schwarzen See zu stiefeln.
,,Was ist eigentlich mit deinem Frettchen, Draco?", fragte ich ihn schließlich neugierig.
Dieser runzelte die Stirn. ,,Mein was?!"
Jaime hüstelte leicht. ,,Dein weißes Frettchen, das ich vor ein paar Tagen im Schloss herumschleppen durfte." Die beiden tauschten einen unauffälligen Blick, den ich nicht genau zu deuten vermochte.
,,Ach so", murmelte Draco und biss sich auf die Lippe. ,,Nun ... es ist vor ein paar Tagen weggelaufen."
,,Hat es genug von dir gehabt?", fragte ich ihn sarkastisch. Jaime verkniff sich  ein Schmunzeln.
Draco warf mir einen pikierten Blick zu, doch er wirkte leicht angespannt auf mich. ,,Ähm..." Er schien ein wenig in Erklärungsnot zu geraten, denn er sah meinen Bruder hilfesuchend an.
Doch dieser zuckte nur grinsend die Schultern und und sah ihn erwartungsvoll an. Nun war er es, der einen wütenden Blick seitens Draco erntete.
,,Ja, es ist einfach verschwunden", stammelte der blonde Slytherin weiter und strich sich eine Strähne nach hinten. ,,Du hättest wohl besser achtgeben müssen", stichelte mein Bruder, der die ganze Situation merkwürdigerweise ziemlich unterhaltsam zu finden schien.
,,Jaa..." Wieder ein böser Blick in die Richtung von Jaime. Dieser lächelte nur provozierend.
Jetzt geht das schon wieder los.
,,Öhm, Jungs, ich hab da noch was vergessen..." Ich deutete vage in Richtung des Schlosses. ,,Also bis später", murmelte ich und winkte den beiden zum Abschied zu.
,,Bis später!", grinste mein Bruder.

Jaime

,,Was sollte das denn?!", tobte Draco kurz nachdem Allana verschwunden war, und stieß mir unsanft den Ellenbogen in die Rippen. ,,Du hast mich vollkommen vor ihr bloßgestellt!"
Ich rollte die Augen. ,,Übertreib nicht. Ich wollte nur, dass du eine winzige Lektion erhälst. Sie hat keinen Verdacht, glaub mir. Außerdem: Du hast es irgendwie verdient."
Daraufhin schwieg er kurz. Überlegte. Dann grummelte er etwas und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. ,,Also sind wir jetzt quitt?", fragte er mich schließlich. Er hielt mir die Hand hin.
Ich lächelte und schlug ein. ,,Was hoffst du eigentlich für den morgigen Tag?"
,,Knochenbrüche und Verbrennungen unbekannten Grades."
,,Wollen wir wetten, dass Potter überlebt?"
,,Ich setze eine Galleone dagegen."
,,Deal", meinte ich.
Gemeinsam gingen wir zurück zum Schloss.
Morgen würde ein sehr interessanter Tag werden.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt