Expecto Patronum

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Allana

Ich hatte ziemlich gut geschlafen. Das war ein wenig überraschend, schließlich war ich gezwungen gewesen das Zimmer mit Malfoy zu teilen, aber er wühlte im Schlaf wenigstens nicht das Bett auf, wie Parvati. Außerdem redete er nicht die ganze Zeit wie Lavender und fing nicht an, in der Nacht zu lesen, so wie Hermine. Insgesamt war die Nacht also ziemlich angenehm gewesen.
Ich gab ein Seufzen von mir und schmiegte mich enger an mein Kopfkissen.
Etwas piekte mich. Ein Finger. ,,Diggory, du solltest aufstehen. Der Unterricht beginnt in Kürze."
Sofort saß ich senkrecht im Bett und knallte mit dem Kopf gegen die Stirn von Malfoy, der sich über mich gebeugt hatte.
,,Diggory!", fauchte er und hielt sich die Stirn. Er war bereits in seine Slytherin-Robe gekleidet und sein Haar war ganz zerstrubbelt.
,,Aua", murmelte ich ebenfalls und rieb mir den Kopf. Dann stand ich schnell auf und suchte die einzelnen Bestandteile meiner Schuluniform zusammen.
Konnte man sich hier irgendwo umziehen?
Ich schaute mich hektisch um und wechselte dann hinter einem Vorhang die Klamotten. ,,Nicht linsen!", rief ich Malfoy noch zu und horchte immer wieder auf sich nähernde Schritte.
,,Schon gut", murmelte Malfoy mit seltsamer Stimme.
Endlich war ich fertig und riss den Vorhang auf. ,,Ich habe jetzt Verteidigung gegen die dunklen Künste", meinte ich, ,,und du?"
,,Zauberkunst", antwortete Malfoy, der leicht überrascht wirkte, dass ich ihn gefragt hatte.
,,Ach, ähm, eins noch", murmelte ich verlegen, bevor ich mich abwandte, ,,danke, dass du mich geweckt hast."
,,Keine Ursache", erklärte er knapp und eine Weile lang herrschte eine bedrückende Stille zwischen uns.
,,Na dann...bis später."
,,Jaa", meinte er und hielt mir die Tür auf.
Schnell rannte ich zum Unterricht. Das war merkwürdig gewesen.
Ich riss die Tür zum Klassenzimmer auf. ,,Verzeihung, Professor Lupin", sprudelte ich heraus, ,,aber ich..."
Professor Snape schaute mich aus verengten Augen an.
,,Ich meinte natürlich Verzeihung, Professor Snape", stotterte ich, ,,aber ich war noch im Krankenflügel..."
Snape deutete ein knappes Nicken an. ,,Setzen Sie sich, oder es gibt Punktabzug."
Ich hastete zum erstbesten Stuhl und ließ mich darauf fallen.
Mit einem Schwenker seines Zauberstabs verdunkelte Snape die Fenster im Raum und schuf so eine düstere und bedrohliche Atmosphäre. ,,Heute werden wir das Thema"- er blätterte das Buch bis zum letzten Kapitel durch - ,,Werwölfe besprechen."
Die ganze Klasse gab keinen Mucks von sich, nur Hermines Hand schoss nach oben. ,,Wir waren erst bei Irrwichten und Grindelos, Werwölfe sollten erst im nächsten Jahr drankommen -"
,,Zehn Punkte Abzug für Ihr unerträgliches Plappern, Miss Granger!", keifte Snape, ,,und wenn Sie mir noch einmal ins Wort fallen, werden es Fünfzig!"
Hermine ließ verdrossen ihre Hand sinken. Ron starrte Snape böse an.
Die ganze Stunde lang drangsalierte Snape die Gryffindors und vor allem Neville musste besonders leiden; Snape hatte Wind von der Sache mit dem Irrwicht gekriegt. Insgesamt zog er Harry und Neville rund Sechzig Punkte ab und verpasste Ron Nachsitzen.
,,Als Hausaufgabe möchte ich zwei Rollen Pergament von jeden haben, wie man einen Werwolf erkennt und tötet", befahl er zum Ende der Stunde und die ganze Klasse stöhnte. Allein Hermine hatte sich eifrig Notizen gemacht und jetzt belagerten alle Schüler sie förmlich um an die Informationen zu gelangen.
Ich frage einfach Jaime.
,,Diggory", meinte Snape zum Schluss nur noch, ,,heute Abend haben Sie pünktlich zu sein."
Innerlich sackte ich ein wenig zusammen. Ich wollte eigentlich noch für Quidditch trainieren! ,,Natürlich", murmelte ich, packte schnell meine Sachen und hastete nach draußen.
Vielleicht konnte ich einfach jetzt zum Quidditchfeld gehen und ein paar Tore werfen...
,,Al, was meinte Snape da grade?",, fragte mich Hermine und versuchte mit ihren Tonnen von Büchern auf ihren Rücken mit mir Schritt zu halten.
,,Ach das... Jaime hat Snape dazu gebracht, ihm mit dem Patronus-Zauber zu helfen. Und ich muss mitkommen."
,,Aber das ist doch spitze!", strahlte Hermine aufgeregt, ,,du kannst dich an potenten Zaubern versuchen!"
Jaaa...
,,Manche Leute verbringen ihre Freizeit aber lieber ohne neuen Unterrichtsstoff, wie ich und Harry und nicht, wie du und Jaime", murmelte ich ausweichend.
Hermine war so wie Jaime: beide verstanden meine Begeisterung für Quidditch nicht und übten sich lieber in Magie.
,,Apropos Jaime", meinte Hermine, ,,weißt du, wo er ist?"
,,Warum fragst du?", hakte ich misstrauisch nach.
,,Ich... öhm, wir haben da so ein Projekt für den Unterricht und er wollte mir helfen..."
Hermine brauchte Hilfe?!
,, ... und ich wollte ihm auch helfen", fügte diese hastig hinzu und kaute an ihrer Lippe.
,,Er ist entweder in der Bibliothek, in seinem Gemeinschaftsraum oder bei Malfoy, Zabini und Nott."
,,Gut, dann gehe ich mal in die Bibliothek", überlegte Hermine, ohne auf meine anderen Vorschläge einzugehen und eilte davon. Ich sah ihr kopfschüttelnd nach und holte dann meinen Besen.
Ich übte einige Manöver und bemerkte gar nicht, dass es langsam spät wurde. Ich konzentrierte mich einfach nur auf mich, dem Besen und den Quaffel.
Endlich schaute ich auf meine Uhr und wäre beinahe vom Besen gefallen: in Fünf Minuten musste ich in den Kerkern sein!
Ich fluchte lautstark und raste auf dem Besen zum Schlossgelände hin.
Hatte ich meinen Zauberstab dabei? Ich tastete nach dem länglichen Stück Holz und gestattete mir einen erleichterten Seufzer, als ich es in meiner Tasche spürte. Wenigstens musste ich jetzt nicht wieder nach oben laufen.
Ich landete den Besen, raste in den Kerker und kam schlitternd vor Snapes Tür zum Stehen. Jaime war natürlich schon da und spielte mit seinem weißen Zauberstab herum.
,,Hi", begrüßte er mich und besah sich meinen Besen. ,,Eben noch trainiert?"
,,Ja", keuchte ich und hielt mir die Seiten, ,,hat Hermine dich gefunden?"
,,Hermine?", wiederholte er, ,,nein, ich war in meinem Gemeintschaftsraum."
,,Ah, sie sucht dich auf jeden Fall. Hat irgendetwas von einem Projekt gesprochen, dass ihr zusammen hättet."
,,Ach so", machte er nur und balancierte seinen Zauberstab auf dem Handrücken.
,,Gaunt, hören Sie mit Ihren kleinen Kunststückchen auf, sonst sehe ich mich gezwungen, Ihnen eine Strafarbeit aufzuhalsen!", meinte Snape und rauschte mit wehendem Umhang in den Raum.
Mein Bruder grinste nur und legte den Zauberstab auf dem Tisch vor sich.
Ich warf ihm einen mahnenden Blick zu. ,,Der Patronus-Zauber", begann Snape, ,,ist ein Zauber, der gegen Dementoren verwendet wird. Wenn besagter Zauber richtig angewandt wurde, erscheint der Patronus, der bei jedem eine andere Form hat. Es ist aber immer ein Tier."
,,Kann sich ein Patronus auch ändern?", fragte mein wissbegieriger Bruder und ich rollte leicht die Augen.
,,Ja, bei tiefen...positiven Gefühlen nimmt der Patronus die gleiche Gestalt an, wie der Patronus des Partners."
,,Haben Kinder die Patronusse ihrer Eltern?"
,,Es heißt Patroni, so werden maskuline Nomen im Lateinischen konjugiert. Und jetzt hören Sie mit Ihrer Fragerei auf, so bringen Sie keinen Patronus zustande."
Jaime senkte beschämt den Blick und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. ,,Um den Zauber zu wirken, muss derjenige die Worte Expecto Patronum sagen."
Das klingt doch einfach.
,, ...aber das ist nicht die Schwierigkeit. Zugleich muss man an das glücklichste Erlebnis denken, das man hat. Dies kann sich als schwierig gestalten, da der Dementor jegliches Glück und Zuversicht aus dem Körper des Opfers saugt."
Ich schauderte.
,,Zauberstäbe raus!", verlangte Snape von uns und ich umklammerte den dürren Stock.
,,Wir werden hier bedauerlicherweise nicht gegen Dementoren kämpfen und auch nicht gegen Irrwichte, da...Professor Lupin sie alle für seinen persönlichen Unterricht benötigt", erklärte er und bei dem Namen Lupin, verzerrte sich sein Gesicht kurzzeitig. ,,Sie werden den Zauber aber trotzdem ein paar Mal üben und dann werden Sie es allein machen, ehe Sie noch mehr von meiner Zeit stehlen."
Ein glückliches Erlebnis... vielleicht einer meiner Geburtstage? Der lang ersehnte Hogwartsbrief? Schon eher.
Jaime war schon voller Elan mit dem Zauber beschäftigt, aber ich hatte das Gefühl, dass ihm nur wenige glückliche Erinnerungen einfielen. Ich bemerkte immer wieder, dass sich seine Züge bei dem Versuch verkrampften und er immer wieder die Augen zusammenkniff.
,,Expecto Patronus", murmelte ich. ,,Ne, Expecto Patronum...Expecto Patronum. "
Gleichzeitig konzentrierte ich mich auf das unvorstellbare Glücksgefühl, als ich den Hogwartsbrief bekommen hatte. Ich hatte mich so sehr gefreut und war so erleichtert gewesen...
Ein silberner Hauch umgab die Spitze des Zauberstabs und ich wedelte aufgeregt damit herum. ,,Haben Sie das gesehen?!"
,,Nicht so schlecht für den Anfang, wie bei anderen", gab Snape zu.
Ich nahm das mal als Kompliment.
Mein Bruder versuchte noch immer verbissen den Patronus-Zauber, aber ihm fiel es merklich schwerer als mir. Nur ein mal beschwor er einen silbrig schimmernden Dunst hervor.
Die Stunden vergingen schneller, als ich erwartet hatte und als ich aus dem Fenster blickte, war es bereits Nacht.
,,Das reicht jetzt", durchschnitt Snapes Stimme unser emsiges Üben. ,,Jetzt werden Sie alleine üben. Sie können gehen."
Mit einem Schwung seines Zauberstabs öffnete er die Tür und setzte sich an seinen Schreibtisch. Dann ignorierte er uns.
,,Komm schon", murmelte ich meinen Bruder zu und zog ihn an der Hand hinaus.
,,Es ist ziemlich schwer", meinte Jaime, nachdem wir eine Weile still nebeneinander her gegangen waren.
,,Mit etwas Üben geht das schon", versuchte ich ihn aufzumuntern aber er nickte nur nachdenklich.
,,Vermutlich."
Dann schwieg er wieder. ,,Musst du immer noch im Krankenflügel übernachten?"
Ich schüttelte den Kopf. ,,Madame Pomfrey hat gesagt, ich kann wieder in den Gryffindorturm."
,,Dann bis morgen", verabschiedete er sich von mir und ich drückte ihn kurz. ,,Schlaf gut."
Ich stieg die Treppen empor und wunderte mich kurz, warum es denn so leer war. Vermutlich aßen die Schüler gerade in der großen Halle.
Ich durchquerte die letzten Flure, bis ich endlich beim Portrait der Fetten Dame angelangt war. Ich wollte schon das Passwort sagen, aber irgendetwas kam mir merkwürdig vor. Die Fette Dame war zwar in ihrem Bild, aber ich hatte das Gefühl, als würde sie zittern und Angst haben. Ihre Augen wanderten nervös hin und her. Und dann hörte ich ein Geräusch.
Ich wirbelte herum und hatte im nächsten Moment meinen Zauberstab in der Hand. ,,Wer ist da?"
Eine zerlumpte Gestalt kam aus dem Schatten hervor. Die Person war extrem abgemagert, sodass sie mir mehr wie ein Skelett, als ein Mann erschien. Die Haare waren verfilzt und der Kopf nicht mehr, als ein Totenschädel mit tiefen Höhlen. In der linken Hand hielt die Person einen Zauberstab, der drohend auf mich gerichtet war.
,,Sirius Black."

Wer hat alles das neue Harry Potter Buch gekauft? Ich hab's schon durchgelesen und auch einigermaßen gut verstanden.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt