JaimeWas wusste ich über Moody? Er war ein Auror gewesen, der einige von Voldemorts Anhängern nach Askaban gebracht hatte. Er galt als paranoid. Vor dem Schuljahr hatte es bei ihm eine Untersuchung des Ministeriums gegeben, denn er hatte behauptet, dass dort jemand Unbefugtes gewesen war. Es wurden aber keine Hinweise darauf entdeckt. Also: ein paranoider, in die Jahre gekommener Ex-Auror, der sich allerhand einbildete. Aber dies stimmte nicht mit meiner Beobachtung überein, dass Moody in Snapes Büro eingebrochen war und sich Zutaten für einen mutmaßlichen Trank beschafft hatte. Er hätte Snape doch einfach nach den Zutaten fragen können! Der Einbruch wäre somit also gar nicht nötig gewesen! Oder reichte Moodys Paranoia schon so weit, dass er selbst seinen eigenen Kollegen nicht vertraute? Das wäre durchaus eine mögliche Antwort, doch sie kam mir nur teilweise schlüssig vor. Moody verbarg etwas. Und ich würde herausfinden, was es war.
Ich packte meine Schulsachen zusammen und machte mich auf die Suche nach Allana. Sie würde bestimmt über Moodys geheime Aktivitäten informiert werden wollen.
Gleichzeitig machte ich mir jedoch auch Gedanken über den Nutzwert dieser Information. Moody stromerte im Schloss herum und brach in Snapes Büro ein. Na und? Viele Schüler taten so etwas, auch wenn sie um Snape vorsichtshalber einen Bogen schlugen, was ich gut nachvollziehen konnte. Auch ich würde es vorziehen bei Trelawney einzubrechen, die sowieso komplett verpeilt war, anstatt bei Snape. Denn Snape war wie ein Bluthund: er würde nie die Fährte verlieren, wenn er einen Hinweis auf einen Regelbruch finden würde.
Doch ich vermutete, dass auch schon Schüler Zutaten von Snape auf unbestimmte Zeit ,ausgeborgt' hatten, vielleicht gehörte sogar meine Schwester zu ihnen. Ich kannte ihre Flexibilität für das Einhalten von Regeln nur zu gut.
Ich ging weiter in Richtung des Gemeintschaftsrauns der Gryffindors. Trotzdem wäre es sicherer, Allana davon zu erzählen. Man konnte ja nie wissen.
,,Al, warte!", rief ich ihr zu, als ich sie entdeckt hatte. Sie stoppte ihre Schritte. ,,Ah, zu dir wollte ich auch gerade." Sie hakte sich bei mir unter und zog mich in einen leeren Gang, etwas abseits von den Schülermassen.
Gerade als ich außer meiner Schwester keine Menschenseele mehr sehen konnte, sprudelte das Erfahrene bereits aus mir heraus. ,,Während er zweiten Aufgabe, da habe ich Moody gesehen, wie er durch das Schloss gewandert ist. Er ist zu Snapes Vorratskammer gegangen und hat offenbar Zutaten für einen Trank gestohlen."
Allana runzelte die Stirn. ,,Gestohlen?", wiederholte sie. ,,Warum sollte er Snape bestehlen? Ich meine, Snape würde ihm Zutaten geben, Moody müsste nur danach fragen..."
,,Das sehe ich genau so! Moody hat Geheimnisse, er verbirgt irgendetwas, von dem scheinbar noch nicht einmal die übrigen Lehrer wissen!" Meine Schwester nickte nachdenklich, war aber scheinbar nicht vollkommen überzeugt. ,,Wir sollten uns vor ihm in Acht nehmen ... aber würdest du Moody wirklich verdächtigen? Er ist doch schließlich ein Auror."
,,Ja, aber er verhält sich merkwürdig und deshalb sollten wir ihm im Auge behalten." Vielleicht spielte er wirklich eine bedeutendere Rolle in der bisherigen Serie von Ereignissen, als wir bislang angenommen hatten. ,,Was wissen wir schon über ihn? Gar nichts! Wir dürfen ihm nicht trauen!"
Allana nickte nur äber meinen Ausbruch, sah sich dann aber plötzlich um und drückte mich dann tiefer in die Schatten. ,,Ich muss dir was sagen", flüsterte sie eindringlich.
Das ließ mich neugierig werden. ,,Was ist denn?"
,,Sirius", meinte sie nur.
Ich hob eine Braue. ,,Geht es auch etwas präziser?"
Allana schaute mich leicht genervt an. ,,Er ist hier. In der nähe des Schlosses. Und er wollte mit mir sprechen."
,,Okay", murmelte ich langsam, ,,und inwiefern geht mich das an?"
,,Nun", sie biss sich auf die Lippe, ,, ... ich dachte, wir sollten Sirius sagen, dass wir Zwillinge sind", erklärte sie vorsichtig.
Ich nickte leicht, obwohl ich nicht wusste, ob mir ihr Vorschlag gefiel. Ich kannte meinen Onkel schließlich fast gar nicht und bis vor einigen Monaten hatte ich ihn noch für einen gefährlichen Massenmörder gehalten. Sollte ich ihm, einen fast fremden Mann, einfach so vertrauen?
Allana schien meine Gedanken erraten zu haben. ,,Jaime", meinte sie zaghaft und legte eine Hand auf meine Schulter. ,,Du kannst ihm vertrauen. Ich weiß, dass du Leuten nicht gerne Dinge anvertraust, vor allem, wenn du sie nur flüchtig kennst. Aber er gehört zur Familie. Er wird für dich da sein, wenn du seine Hilfe brauchst, genauso wie ich immer für dich da bin, wenn du meine Hilfe brauchst."
Ich blinzelte, denn mit dieser Antwort hatte ich in keinster Weise gerechnet. Es ließ mich beinahe hoffen, dass es tatsächlich so sein könnte. Aber dann musste ich wieder an die Folterung meiner Mutter durch meinem Vater denken ... Wie konnte so eine Person nur Familie sein?
,,Ich weiß, woran du denkst", sagte Allana auf einmal, als hätte sie geradewegs in meine Seele geblickt und meine geheimsten Gedanken gelesen. Ich hob den Kopf. Sie holte tief Luft. ,,Du denkst daran, dass unser Vater ein Monster war, das unsere Mutter gefoltert hat. Deshalb willst du niemanden als Familie akzeptieren. Du hast Angst, dass in ihnen die selben Abgründe lauern." Sie sah mir geradewegs in die Augen. ,,Oder?"
Woher wusste sie das?! Ich hatte ihr nie davon erzählt ... ich hatte nicht gewollt, dass sie das gleiche durchleben müsste... Ich hatte sie schützen wollen. ,,Woher-", stammelte ich, unfähig ihren schneidenden Blick zu erwiedern. Ich hatte sie all die Monate belogen...
,,Hermine", war nur ihre knappe Antwort.
Ich erinnerte mich, es ihr erzählt zu haben, wenn auch nur unabsichtlich. Und sie hatte es weitergesagt ...
Ein Teil von mir fühlte sich für diese Tat verraten, aber sie hatte das Richtige getan. Sie hatte das getan, wozu ich mich nicht getraut hatte. ,,Es ... ich wollte es dir sagen ... aber ..." Ich zuckte lahm mit den Schultern. Ich hätte es tun müssen. Ich hätte derjenige sein sollen, der ihr die Wahrheit gesagt hatte, nicht Hermine. Das wäre meine Pflicht gewesen. Und dafür gab es keine Entschuldigung.
,,Ich mache dir deswegen keine Vorwürfe", meinte sie eindringlich, ,,aber Sirius ist nicht so. Keiner aus unserer Familie ist so wie unser Vater."
Sie legte mir die Hand auf die Schulter, was mich dazu zwang, sie anzusehen. ,,Sirius kann deine, unsere Chance auf eine richtige Familie sein! Wir müssen ihm nur die Wahrheit erzählen."
Ihr Blick war entschlossen, aber in ihrer Stimme schwang eine beinahe unmöglich zu erkennbare Verzweiflung mit. Sirius alles zu berichten war nicht nur die Möglichkeit für mich endlich eine Familie zu haben, mit der man durch Blut verbunden war, sondern auch für sie. Letztendlich ging es weder um Allana, noch um mich. Es ging um uns beide.
,,Okay", sagte ich nur.
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Seine Kinder (1)
FanfictionLord Voldemort. Dunkelster schwarzer Magier seit Grindelwald. Jaime Gaunt. Im Waisenhaus aufgewachsen. Seine Eltern kennt er nicht, er weiß nichts über sie. Aber eines Tages erhält er einen Brief zu einer mysteriösen Schule namens Hogwarts. Allana...