Allana,,Jaime? Jaime!" Ich klopfte mit den Fingerknöcheln gegen die massive Tür des Slytherinschlafsaals. ,,Mach die verdammte Tür auf!"
Keine Antwort war zu hören.
Nun gut, du hast es nicht anders gewollt.
Ich zückte meinen Zauberstab. ,,Alohomara", murmelte ich und tippte das Schloss an. Die Tür schwang mit einem Klicken nach innen auf. Im Inneren des Raumes war es dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen und auch sonst gab es bis auf eine kleine Lampe kein Licht.
,,Lumos." Der silberne Strahl meines Zauberstabs erleuchtete zwar nicht den gesamten Raum, aber immerhin so viel, dass ich die Gestalt von Jaime ausmachen konnte.
Er lag trug noch immer seine bereits zerknitterte Schuluniform und lag der Länge nach ausgestreckt auf dem unordentlich gemachten Bett. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich seine Schuhe auszuziehen. Sein Kopf war unter einem Kissen vergraben, weshalb seine Stimme eigentümlich gedämpft klang, als er anfing zu sprechen. ,,Sie hat Nein gesagt."
,,Wer?", fragte ich ihn verwirrt, während ich mich behutsam neben ihm auf das Bett setzte.
,,Hermine Granger."
Da blieb mir doch glatt der Mund offen stehen. Jaime hatte Hermine gefragt?! Ich wollte etwas antworten, doch er hatte bereits weiter geredet. ,,Ich bin zu ihrem Gemeinschaftsraum gegangen und hab sie dann gefragt. Aber sie sagte, dass sie bereits eine Begleitung gefunden hätte... Und dann ist sie gegangen."
Ich hörte ihn tief durchatmen. ,,Warum hat sie nicht einfach Ja gesagt?!", platzte es dann aus ihm heraus. ,,Ich wollte doch nur..." Seine Stimme verklang.
,,Hör zu", meinte ich vorsichtig, ,,es nützt dir nichts, wenn du deswegen verzweifelst. Sie mag dich, das wissen wir beide. Und sie wird dir beim nächsten Mal definitiv zusagen!"
Mein Bruder ließ sich allerdings nicht aufmuntern, sondern vergrub seinen Kopf nur noch tiefer unter dem Kissen. ,,Mein Leben ist scheiße", grummelte er unverständlich in die Bettdecke.
Ich rollte zunehmend genervt die Augen. ,,Sei nicht immer so dramatisch!"
,,Es ist aber die Wahrheit!"
Er begann sich in die Decke einzukuscheln.
,,Oh nein, das lässt du bleiben!" Ich versuchte ihn an den Füßen vom Bett zu zerren, doch er klammerte sich unerbittlich an den hölzernen Bettpfosten fest. ,,Lass mich!"
,,Nein! Ich habe keine Lust, dass du dich wegen diesem Rückschlag in Selbstmitleid badest! Hab ein wenig Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten!"
,,Mein Selbstvertrauen hat es sich gerade in der Kammer des Schreckens bequem gemacht und kommt nicht wieder zurück! Erst in Fünfzig Jahren, wenn wieder irgendein Wahnsinniger die Kammer öffnet!", rief er und versuchte mich zu treten.
,,Hörst du überhaupt, was für einen Unsinn du da von dir gibst?!"
Ich gab es auf ihn vom Bett zu zerren und begnügte mich damit, ihm das Kissen wegzunehmen. Er stierte mich aus unterlaufenen Augen düster an. Seine Haare standen ihm unordentlich vom Kopf ab. ,,Gib mir das Kissen zurück", verlangte er barsch.
,,Erst wenn du aufstehst, dich anziehst und dir überlegst, wen du anstatt Hermine fragen kannst!"
Er seufzte laut. ,,Aber was soll ich denn sagen, wenn ich Hermine sehe? 'Hi, das Gespräch sollte eigentlich ganz anders ablaufen, also lass uns das einfach vergessen und nur wieder Freunde sein'!?"
,,Natürlich nicht! Sag einfach, dass du es Schade findest, du aber mit ihrer Entscheidung leben kannst."
Er sah mich aus großen, wässrigen Augen an. ,,Kann ich aber nicht! Es gibt keine anderen Mädchen, die ich mag! Nur dich und wir sind Geschwister, also fällst du weg."
,,Es gibt viele nette Mädchen, die du bestimmt mögen könntest! Zum Beispiel die Patil-Zwillinge."
Jaime stieß ein Schnauben aus. ,,Die beiden sind leidenschaftliche Slytherin-Hasser. Außerdem machen sie alles zusammen. Das ist einfach nur kindisch und nervig. Ich meine, wir sind auch Zwillinge und hängen nicht dauernd zusammen herum!"
Gut, da hatte er recht, wie ich zugeben musste. ,,Es gibt aber noch viel mehr Mädchen, schließlich haben wir Sieben Jahrgänge!"
Er sah mich düster an. ,,Ich werde niemanden fragen, der älter und größer als ich ist!"
Mein Bruder, der Nörgler. ,,Gut, dann frag Ginny. Sie ist ganz nett."
Er riss die Augen auf und starrte mich geschockt an. ,,Bist du verrückt?! Sie ist Wiesels Schwester, obendrein eine Weasley und eine Gryffindor! Und sie hat Angst vor mir", fügte er noch hinzu, als wäre dies nur ein nebensächlicher Fakt.
Ich schloss entnervt die Augen. Warum half ich ihm überhaupt, wenn er sich ohnehin gegen jeden meiner Vorschläge stellte? ,,Du hast natürlich recht, liebster Bruder. Es wäre wahrscheinlich besser, wenn du dir ohne meine Ratschläge eine Partnerin suchst." Ich warf ihm das Kissen zu, welches er perplex auffing. ,,So meinte ich das doch gar nicht!", jammerte er. ,,Komm schon, Al! Du bist die einzige Person mit der ich ohne Befürchtungen darüber reden kann!"
Die Tür öffnete sich und ein neugieriger Nott lugte herein. ,,Was ist denn hier los?"
Jaime warf ihm das Kissen an den Kopf. ,,Private Angelegenheit!"
Nott flüchtete aus dem Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
Eine Weile lang schwiegen wir beide.
,,Haben Potter und Weasley eigentlich schon Partnerinnen für den Ball?", fragte Jaime mich dann plötzlich.
,,Ähm, noch nicht", antwortete ich, verwirrt von diesem abrupten Themawechsel, ,,Harry hat zwar diese Chang aus Ravenclaw gefragt, aber sie geht schon mit Cedric."
Seine Miene hellte sich deutlich auf. ,,Wenigstens bin ich nicht der einzige, der noch keine Begleitung hat."
,,Ich würde das nicht als Erfolg betrachten", murmelte ich, ,,Crabbe und Goyle haben auch noch keine gefunden." Vermutlich würden sie auch bis zum Ball keine mehr finden.
,,Na und? Draco hat auch noch keine Begleitung und du "- er grinste mich an - ,,hast auch noch keinen Partner. Ich bin also nicht der einzige, der nur Pech hat."
Mir gefiel seine Einstellung nicht. Außerdem hatte ich kein Pech, sondern wartete auf die richtige Person! ,,He, das heißt nicht, dass du dich jetzt bei deiner Suche zurücklehnen darfst! Ich wette, wenn du dich nicht beeilst, wird einer dieser Jungen noch deine nächste Partnerin vor der Nase wegschnappen."
Mein Bruder schnaubte nur abfällig. ,,Also bitte! Als ob Weasley und Potter eine potentielle Bedrohung für mich darstellen!"
,,Ich rede eher von Draco. Er hat Geld, sieht gut aus, ist intelligent - was will ein Mädchen mehr?"
Er runzelte die Stirn. ,,Du findest also, dass er gut aussieht?"
Seine Gestalt tauchte vor meinem inneren Auge auf. Blonde Haare, hellblaue Augen, ein immer währendes arrogantes Lächeln...
Ich konnte nicht verhindern, dass ich rot wurde. ,,Das war aus einer objektiven Perspektive gemeint!"
,,Und subjektiv?"
,,Ja .... schon irgendwie ...", drugste ich herum, während sich seine Augen verengten. ,,Mir gefällt das nicht", erklärte er stur. ,,Ich finde, du solltest dir einfach schnell einen Jungen aus Gryffindor suchen."
Nun war es echt genug! Ich stand auf und verschränkte die Arme. ,,Jaime, du bist ein toller Bruder, aber du schreibst mir gefälligst nicht vor, was ich zu tun oder zu lassen habe! Und mit wem ich zum Ball gehe, ist meine Angelegenheit und nicht deine!" Ich stiefelte trotzig zur Tür und öffnete diese. ,,Du überlegst dir lieber eine neue Partnerin!"
Er starrte mich an. Ich schlug die Tür hinter mir zu.Das war jetzt kein soo spannendes Kapitel, sondern eher ein kleiner Füller. Das nächste wird aber (wahrscheinlich) wieder interessanter.
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Seine Kinder (1)
FanfictionLord Voldemort. Dunkelster schwarzer Magier seit Grindelwald. Jaime Gaunt. Im Waisenhaus aufgewachsen. Seine Eltern kennt er nicht, er weiß nichts über sie. Aber eines Tages erhält er einen Brief zu einer mysteriösen Schule namens Hogwarts. Allana...