Gryffindor vs. Hufflepuff

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Allana

Das Team der Gryffindors stand bibbernd im knietiefen Matsch, während sich die Kapitäne der beiden Mannschaften die Hände schüttelten. Wood versuchte Cedrics Hand zu zerquetschen, doch dieser zuckte mit keiner Wimper.
Ich klapperte weiter mit den Zähnen und hoffte inständig, dass wir schnell anfangen würden, denn meine Hände waren schon taub.
Meine Teamkameraden stiegen auf ihre Besen und riefen sich vermutlich noch letzte Tipps zu, aber das Heulen des Windes war so laut, dass ich nur einzelne Wortfetzen verstand.
Mit aller Kraft stieß ich mich vom Boden ab und wurde ersteinmal ein paar Meter vom Kurs abgetrieben. Ich klammerte mich an das glitschige Holz unter mir und ein paar Strähnen meiner klatschnassen Haare flogen in mein Gesicht.
Schon nach wenigen Minuten war ich bis auf die Knochen durchnässt und meine Arme hatten inzwischen jegliches Gefühl verloren.
Irgendwie hatte ich zwei Tore geworfen, obwohl ich nicht wirklich wusste, wie ich das geschafft hatte. Einmal hätte mich ein Klatscher beinahe vom Besen geschlagen, aber ich hatte trotz des Sturmes ausweichen können.
Kann Harry nicht endlich mal den verdammten Schnatz fangen?!
Jemand passte mir den Quaffel zu, den ich mit klammen Fingern auffing. Sofort raste ich auf die Torstangen zu und warf den Ball in die ungefähre Richtung der Ringe.
,,Und ... Tor ... Gryffindor!", erklang die Stimme des Stadionssprechers Lee Jordan und unten hörte ich Jubel.
Ich zitterte weiter und hielt Ausschau nach Harry.
Plötzlich legte sich eine gespenstische Stille über das ganze Feld. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt und so alle Geräusche zum Verstummen gebracht. Doch das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war die Kälte.
Es war keine normale Kälte, die einen bibbern lässt, nein. Es war eine Kälte, die einem verzweifeln lässt. Es war eine dunkle, grausame Kälte, die ich bis jetzt nur ein Mal in dieser Form gespürt hatte. Dementoren.
Ich stoppte meinen Besen und zückte hektisch den Zauberstab. Ein glückliches Erlebnis, denk an das glücklichste Erlebnis deines Lebens!
,,Expecto Patronum!" Ich schwang den Zauberstab und ein heller Nebel entstand, der die Dementoren in meiner Nähe wenigstens ein bisschen zurückweichen ließ.
Und dann sah ich Harry fallen.
Zuerst glaubte ich, er würde im Stürzflug den Schnatz fangen, aber dann bemerkte ich, dass er nicht mehr auf seinem Besen saß.
Mir fiel wieder Harrys und Jamies Reaktion auf die Dementoren ein: Ohnmacht.
Und das war der Moment, wo ich das Spiel, den Sturm und alles weitere um mich herum vergaß und einfach nur meinen Besen in die Tiefe zwang, um den bewusstlosen Harry vor einem Sturz aus Fünfzig Metern Höhe zu retten. Beziehungsweise vor dem Aufprall auf dem Boden, denn Harry stürzte schließlich bereits.
Ich beschleunigte und der Regen wirbelte in meine Augen und ich sah alles nur noch verschwommen.
Lautes Gekreische machte sich im Publikum bemerkbar und hunderte Finger zeigten auf mich.
Harrys schlaffe Gestalt war nur noch wenige Meter von mir entfernt, doch auch der durchweichte Untergrund näherte sich mit beängstigender Geschwindigkeit.
Nur noch ein Stück...
Ich streckte den Arm aus und bekam Harrys Umhang zu fassen. Der Boden war nur noch ein paar Meter von mir entfernt...
Ich zwang den Besen in die Waagerechte, aber wir waren zu schwer, weshalb der Besen absackte. Wir prallten auf der Erde auf und es war reines Glück, dass der Boden wegen des Regens so nachgiebig war. Ansonsten hätte ich mir wohl etwas gebrochen. So schlitterte ich nur durch den Matsch, überschlug mich mehrere Male und landete letztendlich auf dem Rücken. Die Luft wurde aus meiner Lunge gepresst. Ich starrte nach oben und der Regen prasselte weiter in mein Gesicht. Meine Haare und Klamotten waren voller Matsch.
,,Cedric Diggory hat den Schnatz gefangen!"
Doch das schien niemanden mehr zu interessieren. Die übrigen Spieler landeten neben mir, einschließlich Cedric, der den kleinen goldenen Ball in den Händen hielt. Aber er wirkte über den Sieg keinesfalls euphorisch oder begeistert, sondern kniete sich besorgt neben mich. ,,Al, bist du unverletzt? Geht es dir gut?"
Warum fragten immer alle, ob es mir gut ging?! Natürlich ging es mir nicht sonderlich gut!
,,Komm, ich bring dich in den Krankenflügel..."
Er hiefte mich hoch und achtete nicht auf meine Beschwerden, die ich von mir gab. ,,Ced, ich lebe noch! Kümmere dich doch bitte um Harry!"
Mein Adoptivbruder schaute auf Harry, der noch immer bewusstlos im Matsch lag und schleppte ihn dann zu den Zuschauerrängen. Dort wurde er von der bleichen McGonagall in Empfang genommen, die sofort eine Trage herbeizauberte.
Dann eilte sie zu mir, noch immer aschfahl im Gesicht. ,,Sie sind ja vollkommen schmutzig und klatschnass! Kommen Sie, Sie müssen in den Krankenflügel, nachher erkälten Sie sich noch...", McGonagall wuselte hektisch um mich herum und vergewisserte sich nun zum fünften Mal, das ich mich nicht verletzt hatte. ,, ...beinahe wäre mir das Herz stehengeblieben... aber erstklassiger Sturzflug, muss ich sagen, ohne Sie wäre Mr Potter womöglich ernsthaft verletzt..."
,,Ich muss nicht in den Krankenflügel", meinte ich abwehrend, ,,ich wechsel nur die Klamotten und gönne mir eine heiße Dusche. Mehr brauche ich nicht."
Und ich habe keine Lust, wie sich Harry und Malfoy im Krankenflügel immer wieder ankeifen.
Professor McGonagall blinzelte kurz, hatte ihre Überraschung aber dann soweit überwunden. ,,Natürlich, aber ich muss Ihnen dennoch sagen, dass Sie für unbestimmte Zeit das Bett hüten sollten."
,,Ja, Professor. "

Am nächsten Tag, so beschloss ich, war die unbestimmte Zeit vorbei.
Noch vor dem Frühstück stieg ich die Treppen zum Krankenflügel empor und setzte mich an Harrys Bett.
Er war schon wach, aber offensichtlich noch nicht ganz ausgeschlafen, weshalb ich ihn immer alle paar Minuten unsanft rüttelte.
,,Hast du schon eine Idee wegen einen neuen Besen?", fragte ich ihn zaghaft.
Harry schaute traurig neben sein Bett, wo die zerschmetterten Stücke seines Nimbus 2000 lagen. ,,Leider nein, aber ich werde mir auf keinen Fall einen Nimbus 2001 zulegen, dass reibt mir Malfoy nur wieder unter die Nase!"
Warum stand diesen Männern immer nur ihr verdammter Stolz im Wege?!
,,Es gibt ja auch noch andere Besen", stimmte ich ihm halbherzig zu und er nickte grimmig. ,,Genau!"
Genau in diesem Moment ging die Tür auf und ein bekannter Junge mit platinblonden Haarschopf stolzierte herein.
,,Wow, du hast ja keinen Verband mehr", murmelte ich, ,,bist es wohl leid gewesen, immer zu schauspielern."
Malfoy blinzelte einen Sekundenbruchteil verwirrt und drehte sich dann zu Harrys Bett. Er grinste mich lässig an. ,,Diggory, warum sehen wir uns immer im Krankenflügel?"
,,Ich wette, du verfolgst mich heimlich", antwortete ich trocken.
Malfoy schüttelte gespielt bedauernd den Kopf. ,,Leider nein, ich muss meine restlichen Sachen holen." Er wandte sich an Harry und grinste hämisch. ,,Ein Jammer, dass dich immer andere Leute retten müssen. Erst deine Mum, jetzt Allana..." Er seufzte tragisch auf.
Harry ballte die Fäuste.
,,Lass ihn, er ist es nicht wert", flüsterte ich zaghaft in sein Ohr und legte eine Hand auf seinen Arm.
Malfoys Augen blitzten bösartig.
,,Draco, lass deine Spielchen", murmelte eine Stimme von der Tür her und Malfoy grinste noch breiter.
,,Ich bin gleich fertig, Jaime."
Mein Bruder schnaubte nur und ging zu mir. Das würde vermutlich kein gutes Ende nehmen, denn Jaime war vermutlich der einzige Slytherin, den Harry beinahe so sehr hasste, wie Malfoy.
,,Gaunt", sagte Harry mit eiskalter Stimme.
Jaime wölbte nur eine Braue. ,,Hey, Al", begrüßte er mich und ignorierte Harry einfach.
Jetzt lag es wohl an mir, die Lage zu entschärfen, aber das würde sich als schwierig gestalten.
Malfoy kicherte die ganze Zeit dämlich, Harry war kurz davor auszurasten und Jaime provozierte ihn auch noch fleißig.
,,Okay, Jungs, es reicht! Malfoy, du hältst jetzt die Klappe, oder ich verhex dich, Jaime, du gehst am besten raus und Harry, du bist einfach still!"
,,Warum soll Potter nicht die Klappe halten und ich soll still sein?"
Malfoys Kommentar ließ mich kurz die Augen schließen und tief durchatmen.
,,Jetzt bist du zu weit gegangen, Draco", bemerkte mein Bruder, der sich schnell zum Ausgang stahl.
Malfoy hingegen sah mich interessiert an, als erwartete er tatsächlich eine Antwort. ,,Draco Malfoy, du bist die unausstehlichste, nervigste und schlimmste Person auf Erden, die mir je begegnet ist UND JETZT HAU AB ODER ICH RASSTE ENDGÜLTIG AUS!"
Malfoy warf Jaime einen fast schon panischen Blick zu und verschwand durch die Tür.
Im Flur hörte ich die beiden noch ein hitziges Gespräch fuhren.
,, ...du hast sie ein bisschen genervt, glaube ich."
,,Quatsch!", schnauzte Malfoy, ,,sie war nur ein wenig gestresst von Potter."
Dann prusteten die beiden los und entfernten sich langsam.

Dieses Kapitel kommt etwas früher, weil ich bald im Urlaub bin und da vermutlich nicht updaten kann.
Ich hoffe, euch gefällt's trotzdem.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt