Neue Fächer, neue Probleme

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Allana

Heute war wiedereinmal der erste Schultag und ich strich die Decke von den Beinen.
,,Was haben wir zuerst?", fragte ich Hermine schläfrig.
,,Erst Zaubertränke, dann Wahrsagen und danach Pflege magischer Geschöpfe", ratterte sie auswendig hinunter und ich stand auf.
In der großen Halle aß ich schnell etwas und ging dann mit den anderen Gryffindors in die Kerker.
Wir mussten nicht lange warten, denn fast sofort kam Snape angerauscht und ließ mit dem Zauberstab die Anweisungen für den heutigen Trank auf der Tafel erscheinen. Dabei wirkte sein Gesicht eine Spur verkniffener als sonst und ich nahm mir vor, ihn heute nicht zu reizen. Ich hatte nämlich keineswegs vor, heute den Kerker von Froschlaich zu befreien.
Der Trank war ziemlich knifflig und natürlich verbockte Neville es. Sein Kessel explodierte und die schleimige Flüssigkeit verteilte sich auf den gesamten Wänden. Die Schüler verkrochen sich schnell unter den Tischen, um nichts abzubekommen, aber einige waren zu langsam und trieften vor Nässe.
,,Ich wette, jetzt rastet Snape aus", murmelte Jaime neben mir und beobachtete gebannt die Reaktion seines Professors. Er behielt Recht.
Snape zog Gryffindor Dreißig Punkte ab und verpasste Neville eine Standpauke, gefolgt mit einer Strafarbeit.
,,Der Arme", meinte ich mitleidig, doch mein Bruder schnaubte nur.
,,Er ist selbst schuld. Würde er ein bisschen mehr Grips besitzen, müsste er das alles nicht machen. "
Da musste ich ihm zustimmen. Neville war selbst für normale Verhältnisse manchmal außerordentlich dämlich.
,,Trotzdem ist er schlauer als Crabbe und Goyle", überlegte Jaime und beobachtete die beiden Slytherins, die gerade ihre Umhänge abfackelten, im Versuch ihre Klamotten zu trocknen.
,,Es wundert mich, dass die beiden nicht in Hufflepuff sind. Da sind doch bekanntlich die Flaschen."
,,Hey!" Ich piekte ihn in die Rippen. ,,Cedric ist in Hufflepuff!"
,,Cedric ist eine Ausnahme", erklärte mir Jaime, ,,er ist in Hufflepuff, weil er zu treu für einen Gryffindor ist." Er sah mich an. ,,Wann ist eigentlich das Quidditch-Spiel gegen Hufflepuff? Cedric ist da doch Sucher, oder?"
,,Jaa", nickte ich, ,,das wird ziemlich schwer werden."
Er drückte sachte meine Hand. ,,Das wird schon."
Ich lächelte ihm kurz zu. ,,Was hast du jetzt für ein Fach?"
,,Ich habe mit Hermine Alte Runen und du?"
,,Wahrsagen", seufzte ich, ,,ebenfalls mit Hermine. "
Wir beide sahen uns stirnrunzelnd an.
,,Hermine kann nicht an zwei Orten zugleich sein...", murmelte ich.
,, ...also wird sie wohl Wahrsagen schwänzen!", feixte Jaime, ,,das Fach ist eh nur für Idioten."
Ich piekte ihn erneut. ,,Hey, ich mache auch Wahrsagen, schon vergessen?"
,,Stimmt", grinste Jaime süffisant, ,,und dein bester Freund Draco auch. Viel Spaß zusammen!"
Er entfernte sich lachend und ich sah ihn schmunzelnd hinterher. Heute hatte er viel bessere Laune als gestern und ich freute mich für ihn. Wieder in Hogwarts zu sein, schien ihm gut zu tun und er wirkte lebendiger und agil.
,,Komm jetzt!", holte mich Rons Stimme in die Wirklichkeit zurück und ich packte schnell meine Sachen. Trotzdem ließ Snape es sich nicht nehmen, uns noch tonnenweise Hausaufgaben aufzugeben.

Ron, Harry, Hermine und ich stolperten die Stufen zum Nordturm empor und kletterten schwer hechelnd durch eine kleine Luke.
,,Warum muss Wahrsagen auch ganz oben sein?!", motzte Ron und pfefferte sich auf ein rotes Sitzkissen.
Ich ließ mich gegenüber von ihm nieder und beobachtete, wie der Rest der Klasse hereintröpfelte.
Als letztes kamen natürlich die Slytherins, angeführt von Malfoy und ich fing an Jaime zu vermissen, als Malfoy immer dumme Sprüche über Rons und Hermines Familie machte.
,,Könntest du einen Moment deine verdammte Klappe halten?!", fauchte ich ihn an und überraschenderweise schwieg er daraufhin.
Kurz darauf erschien die Lehrerin namens Professor Trelawney, die ziemlich absonderlich aussah: riesige Brillengläser, unzählige Ketten um den Hals und eine Vielzahl von Tüchern um ihren Körper.
Sie brachte uns Tee, den wir tranken und aus den übrig gebliebenen Sud sollte unsere Gegenüber die Zukunft lesen.
Ich war ehrlich gesagt ziemlich skeptisch.
Hermine blättere in dem Buch mit den Zeichen, die man deuten konnte und schnaubte genervt. ,,Das ist doch alles totaler Schwachsinn! Nichts davon macht Sinn!"
Trelawney huschte vorbei und zog Hermine die Tasse aus der Hand. Begierig ,las' sie darin. ,,Dir steht eine großartige Zukunft offen, mein Kind. Ich seihe viele Entscheidungen auf deinem Weg und die Liebe!" Sie zwinkerte mir zu und Ron richtete sich unmerklich auf.
Ich war trotzdem nicht überzeugt. ,,Es gibt immer Entscheidungen zu treffen und Liebe spielt überall eine Rolle! Das kann auf jeden hier zutreffen, nicht nur auf mich!"
Professor Trelawney wirkte leicht pikiert.
,,Meine Liebe, die Zukunft zu lesen ist nicht einfach nur überlegen, raten und versuchen! Jeder Mensch hat seine eigene Zukunft, auch wenn es möglich ist, dass sie sich gleichen!"
Sie schwenkte ihren Blick wieder auf meine Tasse. ,,Ich sehe eine große Schlacht und den Tod... den Tod in deiner Familie!"
Ich verdrehte die Augen. Der Tod in meiner Familie. Jeder musste irgendwann sterben, das bedeutete zwangsläufig nicht, dass in meiner Familie der Tod herrschte. Gehörte Cedric theoretisch auch zur Familie? Jaime aber auf jeden Fall schon. Aber ich glaubte nicht, dass irgendwer so früh sterben würde.
Genauer gesagt glaubte ich gar nichts von Trelawneys Geschwätz!
,,Interessant", murmelte ich kühl und sah die Lehrerin herausfordernd an.
Diese huschte weiter und sagte Parvati Patil ihre angebliche Zukunft voraus.
Hermine stupste mich an. ,,Die Frau hat sie doch nicht alle!", wisperte sie und schnaubte abwertend.
,,Hermine, so ein Verhalten kenne ich von dir gar nicht!", witzelte ich.
,,Manchmal erinnerst du mich mit deinen Sprüchen echt an Jaime", murmelte Hermine und ich schwieg daraufhin. Hatte sie etwa einen Verdacht?
Doch Hermine war schon aufgestanden und rauschte aus dem Raum. ,,Komm, wir haben jetzt Pflege magischer Geschöpfe bei Hagrid."
Ich eilte ihr nach und versuchte mit ihrem zügigen Tempo Schritt zu halten.
Hagrid erwartete uns bereits vor seiner Hütte und trug eine strahlende Miene zur Schau. Ich kannte Hagrid zwar nicht, wusste aber von Ron, dass er eine Vorliebe für gefährliche Geschöpfe hatte. Ich fackelte also nicht lange und schlich mich in die letzte Reihe, wo aber leider schon die Slytherins angeführt von Malfoy rumhingen.
Hagrid verschwand kurz im Wald und kam dann mit einem merkwürdigen Tier wieder. Es hatte silberne Flügel und Federn anstatt eines Fells, außerdem hatte es einen spitzen Schnabel. Ansonsten lief es auf Vier Hufen und hatte Ähnlichkeit mit einem Pferd.
,,Kann mir jemand sagen, was das für ein Tier ist?", ertönte Hagrids Stimme und ich zuckte die Schultern. Warum hatte Jaime eigentlich nicht dieses Fach gewählt? Das wäre für mich eine große Hilfe gewesen!
Mein Blick wanderte über die übrigen Slytherins, die alle einen ziemlich gelangweilten Eindruck machten. Einer von ihnen spürte meine Augen wohl auf sich ruhen, denn er zwinkerte mir zu. Moment mal. Warum zwinkerte mir Draco Malfoy zu?!
Ich drehte mich rasch wieder um.
Hagrid hatte gerade Harry als Freiwilligen zu sich geholt, der darüber aber nicht wirklich glücklich wirkte.
Aber er machte seine Sache gut. Der Hippogreif schnappte nicht nach ihm, sondern ließ sich von Harry ganz brav streicheln.
Aber dann machte das Tier einen Schritt nach vorne und schnappte nach Harry. Dieser wich schnell zurück und auch auch ich erschrak mich und stolperte nach hinten.
Und zwar genau gegen Draco Malfoy.
,,Diggory, es ist ja schön, dass du mich anziehend findest, aber übertreib es nicht!"
Ich richtete meinen Umhang und das letzte bisschen meines Stolzes. Draco und Jaime könnten mit ihren Kommentaren Zwillinge sein! Vermutlich verstanden sie sich auch deshalb so gut.
Ich wollte mich von dem Malfoy-Sprössling losreißen, aber er hielt mich unerbittlich fest. Dann beugte er sich zu mir hinunter und flüsterte etwas in mein Ohr. ,,Und wenn du noch einmal Vielsafttrank braust, werde ich es Snape sagen, egal ob du mit Jaime befreundet bist oder nicht!" Sein Atem kitzelte an meiner Wange und ich schupste ihn von mir. Er kicherte nur.
,,Mister Malfoy!", rief Hagrid und Malfoy verzog das Gesicht, ,,kommen Sie nach vorne. Wir brauchen noch einen Freiwilligen aus Slytherin!"
Ich wusste, dass Malfoy innerlich mit den Zähnen knirschte und lächelte scheinheilig. ,,Na los, Draco."
Er bedachte mich mit einen undurchsichtigen Blick und stolzierte auf den Hippogreif zu. ,,Was Potter kann, schaff ich schon lange. Nocht wahr du nutzloses Biest?!"
Ein stählernes Aufblitzen eines Schnabels, ein schmerzerfüllter Aufschrei und ein wimmernder Draco Malfoy, der seinen blutenden Arm umklammerte. Das alles geschah in wenigen Sekunden und für einen Moment war es ganz still.
Dann kreischten die Mädchen los und Hagrid hob Malfoy mit bleichen Gesicht hoch. ,,Hermine, Allana, könnt ihr mir kurz helfen...?"
Hermine schüttelte den Kopf. ,,Ich habe eine Nachhilfestunde in der Bibliothek. " Sie huschte davon.
Ich seufzte leise. ,,Ich komme mit."
Hagrid schenkte mir einen erleichterten Blick und brachte Malfoy ins Schloss. Ich folgte ihm.

Die nächsten ein bis zwei Wochen werde ich nicht updaten, weil ich im Urlaub bin. Trotzdem viel Spaß beim Lesen!

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt