AllanaIch wachte auf, als die untergehende Sonne auf mein Gesicht fiel und ich von Helligkeit geblendet wurde.
,,Toll", grummelte ich, ,,da hält man einmal ein Schläfchen und schon wacht man wieder auf."
Wo war ich eigentlich? Verwirrt sah ich mich um und erkannte kurz darauf die vertrauten Formen des Gryffindorturms.
Ich streckte mich genüsslich und stand vom Sofa auf. Wie war ich hier hingelangt? Ich erinnerte mich nur noch daran, dass ich schlecht geschlafen hatte und Jaime mich aus der großen Halle geführt hatte. Anscheinend hatte er mich in meinen Gemeintschaftsraum gebracht.
,,Hey, geht es dir wieder besser?", hörte ich eine schüchterne Stimme und erkannte Hermine und Ron vor mir.
,,Ja, auch wenn ich noch ein wenig müde bin", gab ich zu und lächelte die beiden an. ,,Was ist eigentlich passiert? "
,,Nichts wichtiges. Du hast nur schlecht geschlafen und Jaime hat dich hierher gebracht."
Ich nickte langsam. Daran erinnerte ich mich. In der Nacht hatte ich eine Stimme gehört und deshalb nicht schlafen können. Hoffentlich hatte Jaime sich darüber Gedanken gemacht, denn die Stimme hatte mir panische Amgst bereitet. Schon allein bei der Erinnerung daran musste ich schaudern.
,,Danke, dass ihr auf mich aufgepasst habt", meinte ich ernst, ,,und es tut mir echt leid, dass ich euch nicht vorher gesagt habe, dass ich Parsel spreche!"
Ron winkte ab. ,,Halb so schlimm. Ich wäre an deiner Stelle wohl auch ein wenig vorsichtig und ängstlich gewesen."
Ich lächelte ihn an, bevor mir klar wurde, dass Harry fehlte. ,,Wo ist Harry? Ist er vielleicht sauer auf mich?"
Hermine schüttelte bloß den Kopf. ,,Er schreibt in dieses komische Tagebuch."
Darauf fiel mir jetzt keine passende Antwort ein.
,,Dann lasse ich ihn besser mal in Ruhe", murmelte ich und schwang mich vom Sofa. Zugleich erfasste mich Schwindel und ich wäre beinahe zu Boden gesunken.
,,Mir geht's gut", murmelte ich schwach und hiefte mich hoch. ,,Muss nur etwas essen."
Mein leerer Magen knurrte wie zur Bestätigung, aber Ron schüttelte den Kopf.
,,Ich hole dir etwas. In deinem Zustand solltest du dich nicht zu viel bewegen."
Ich lächelte ihn dankbar an.
Hermine blieb bei mir und führte mich in mein Bett.
,,Hoffentlich höre ich heute nicht wieder diese Stimme", dachte ich und Hermine schaute mich merkwürdig an.
,,Hab ich das gerade etwa laut gesagt?"
Hermine nickte. ,,Hör zu. Du kannst mit mir über alles reden, was dich beschäftigt. Ich kann versuchen dir zu helfen. "
,,Das ist zwar sehr lieb, Hermine", meinte ich und lächelte kläglich, ,,aber im Moment weiß ich selber nicht, was eigentlich los ist. Es passiert einfach zu viel auf einmal!"
Ich vergrub den Kopf in den Armen. ,,In den letzten Tagen habe ich so viel über mich herausgefunden, wie nie zuvor. Ich... ich glaube, ich muss das alles erstmal verarbeiten. "
Ron erschien mit dem Essen und balancierte die vielen goldenen Teller zu meinem Bett. ,,Ich habe von jedem Gericht ein wenig genommen", erklärte er strahlend und setzte sich neben mich und Hermine. ,,Ich weiß ja nicht, was du am liebsten isst."
,,Danke, Ron", antwortete ich aus ganzem Herzen, ,,aber ich glaube nicht, dass ich alles davon aufessen kann."
Ron winkte ab und stibitzte sich eine Pommes. ,,Ich bin auch noch da."
Nach einer Stunde hatten wir alles bis auf den letzten Krümel verputzt und Ron rieb sich den Bauch.
,,Ich geh dann mal schlafen", erklärte er und wünschte uns allen eine gute Nacht.
Hermine half mir noch die Teller auf den Boden zu stellen und legte sich dann in ihr Bett. ,,Schlaf schön."
Das hoffte ich auch. Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen und zog die Decke über den Kopf. Heute wollte ich keine Stimmen hören.
Und in der Nacht hörte ich auch keine Stimme, nein, es war viel schrecklicher: Ich hatte einen Albtraum.
Ich stehe in einer riesigen Halle, die mit Schlangenköpfen verziert ist. Der ganze Raum ist in grünliches Licht getaucht und und auf einmal sehe ich eine dunkle Silhouette, deren Gestalt wabert, als wäre sie aus Rauch. Etwas daran bereitet mir schreckliche Angst, ich will weglaufen, aber ich kann mich nicht losreißen. Es ist fast so, als würden unsichtbare Fesseln mich halten.
Ich sehe zu, wie die Gestalt sich manifestiert und klarer wird.
,,Endlich wieder", flüstert die Person und ein eisiger Schauer läuft über meinen Rücken; es ist die kalte Stimme, die mir so vertraut vorgekommen war.
Mit einem Schrei fuhr ich aus dem Bett und spürte klebrige Schweißperlen auf meiner Haut. Ich riss die Augen weit auf und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen, aber es war stockdunkel.
,,Hermine? ", flüsterte ich zaghaft und hörte ein Murmeln. Kurz darauf glühte Hermines Zauberstab auf und sie sah mich besorgt an.
,,Albtraum", versuchte ich ihr so neutral wie möglich zu erklären, aber meine zitternde Stimme verriet mich.
Hermine sah mich besorgt an. ,,Willst du darüber reden? "
Einen winzigen Augenblick lang hätte ich der Versuchung fast nachgegeben, aber ich schüttelte den Kopf. ,,Nicht so wichtig", murmelte ich.
Hermine wirkte immer noch skeptisch. ,,Wenn du meinst...", sagte sie langsam und hob eine Braue. Sie glaubte mir nicht, aber das war auch nicht weiter verwunderlich; ich hätte mir selbst auch nicht geglaubt.
Sie öffnete den Mund und wollte noch etwas hinzufügen, doch ich unterbrach es. ,,Ich habe echt riesigen Hunger!", log ich und rieb mir als Verdeutlichung den Bauch. ,,Sollen wir frühstücken? Schließlich beginnt morgen wieder der Unterricht!"
Wir zogen uns an und betraten die Halle. Dort herrschte eine muntere Stimmung und von überall her hörte man Gemurmel und Gelächter.
Ich setzte mich neben Neville und hielt sofort Ausschau nach Jaime, der sich gerade mit Malfoy unterhielt. Die beiden alberten herum und machten Faxen, doch dann bemerkte Jaime, dass ich ihn anstarrte und schaute mich fragend an.
,,Bin gleich wieder da", murmelte ich in die Runde und ging zum Slytherintisch hinüber.
Einige der Schüler warfen mir neugierige Blicke zu, schließlich war ich eine Gryffindor, die sich sozusagen in feindliches Gebiet vorwagte. Aber ich ignorierte die Blicke einfach und schritt mit hoch erhobenen Kopf auf meinen Bruder zu.
,,Wir müssen reden", zischelte ich in sein Ohr und seine Miene wurde augenblicklich ernst.
,,Was ist passiert? ", fragte er mich besorgt, aber ich wedelte mit der Hand, als Zeichen der Ruhe.
,,Nicht hier."
Jaime nickte unmerklich. ,,Gut."
,,Wie ,gut'?", mischte sich nun auch Malfoy ein und seine Augen verängten sich bei meinem Anblick.
,,Nicht deine Angelegenheit! ", fauchte ich ihn genervt an, ,, also tu mir den Gefallen und halt die Klappe!"
Malfoy wurde rot und seine Augen blitzten bösartig. ,,Du mieses-", fing er an, doch Jaime unterbrach ihn mitten im Satz.
,,Es reicht, Draco. "
Draco schluckte mühsam und ich erlaubte mir ein Feixen. Es tat gut, einen Slytherin als Bruder zu haben.
Doch Draco war noch nicht fertig.
,,Du bist doch adoptiert, oder Diggory? Kein Wunder, dass deine Eltern dich weggegeben haben! Jemanden wie dich würde doch kein Elternteil haben wollen!"
Stille folgte seinen Worten. Jaime hatte die Hände zu Fäusten geballt und eine Ader pulsierte an seiner Stirn. Er war aufgebracht, nein, nicht aufgebracht, sondern rasend vor Zorn.
Und da wurde Draco endlich die Tragweite seiner Worte bewusst. Sein Gesichtsausdruck wechselte von hämisch zu erschrocken und dann zu reuig. ,,Hey", murmelte er, ,,so meinte ich das nicht. "
Eigentlich hätte ich jetzt überrascht sein sollen, schließlich hatte Draco Malfoy sich gerade entschuldigt, aber im Moment war ich dazu viel zu wütend. ,,Draco Malfoy, du bist so ein Idiot! Hör auf solche Geschichten über Leute zu sagen, manche verletzt das vielleicht! Also kümmere dich gefälligst um deinen eigenen Kram!"
Der halbe Tisch der Slytherins glotzte mich an; Crabbe hatte mit der Gabel seinen Mund verfehlt, Goyles Mund stand weit offen und Pansy starrte mich an, als wäre ich der Teufel in Menschengestalt.
Auch Malfoy sah mich an, aber in seinem Blick lag vielmehr Schock und... Erkenntnis?
Ich rief mir meine eben genannten Worte in Erinnerung und erstarrte. Fast genau das gleiche hatte ich zu Malfoy gesagt, als ich ihn in der Gestalt von Pansy Parkinson ausspioniert hatte! Ich verfluchte im Stillen meine eigene Dummheit und hätte mir am liebsten die Hand ins Gesicht geklatscht.
Jetzt war es ganz klar, dass Malfoy einen Verdacht hatte.
Ich wollte schnell wieder zum Gryffindortisch laufen, aber in genau diesem Moment erhob sich Dumbledore. Er sah uns alle über seine Halbmondbrille an und ich wagte es nicht, jetzt zu meinem Tisch zu gehen.
Ich stand also wie der letzte Idiot in der Halle und überlegte fieberhaft, was ich jetzt machen sollte.
Kurzerhand fällte ich eine Entscheidung. ,,Jaime, rutsch mal was", flüsterte ich und tippte meinen Bruder an. Dieser grummelte etwas und rutschte zu Blaise Zabini hinüber.
,,Die andere Richtung! ", zischelte ich, denn ich wollte auf keinen Fall neben Malfoy sitzen. Doch Jaime verspürte offenbar genauso wenig Verlangen neben dem Slytherin zu sitzen wie ich und beachtete mich nicht weiter.
Ich funkelte seinen Hinterkopf an und ließ mich neben Malfoy fallen. ,,Kein Kommentar", fauchte ich, doch dieser feixte nur.
,,Die Löwin wagt sich in die Schlangengrube", meinte er mit einem süfisanten Grinsen im Gesicht, für das ich ihm am liebsten eine geknallt hätte.
Vielleicht hätte ich es auch getan, doch Dumbledore räusperte sich vernehmlich und sogar Malfoy wurde still.
Trotzdem fühlte ich mich in seiner Gegenwart furchtbar unwohl und rückte näher zu Jaime. Malfoy quittierte dies mit einem Grinsen.
Dumbledores Blick schwenkte zu uns und ich könnte schwören, dass seine Augen belustigt funkelten. ,,Wie ihr hoffentlich wisst, ist morgen Valentinstag und Professor, euer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, möchte zu diesem Thema gerne eine Ankündigung machen."
Dumbledore trat einen Schritt zurück und Lockhart erhob sich mit einen strahlendem Lächeln. Seine Haare waren wie immer gelockt und glänzten und seine Zähne schimmerten weiß. Heute trug er einen rosanen Umhang, der Würgreflexe bei mir auslöste, sowie einen spitzen Zauberhut.
Viele der Schüler applaudierten begeistert, vor allem die Mädchen, doch bei den Slytherins herrschte eine eisige Stille. Wenigstens in dieser Hinsicht waren sie mir ähnlich.
Lockhart verbeugte sich in alle Richtungen, bevor er anfing zu sprechen. ,,Morgen ist das Fest der Liebe", fing er an zu erzählen und meine Aufmerksamkeit schmolz dahin.
,, ... und aus diesem Grund dürfen alle, die es wollen, Nachrichten an ihre Liebsten verschicken! Diese werden dann im Unterricht verteilt werden! "
,,Noch schlimmer kann es eigentlich nicht werden", meinte ich zu Jaime, der zustimmend nickte.
Hoffentlich schickt mir keiner eine Karte, betete ich inständig. Doch Lockhart war noch nicht fertig.
,,Die Karten werden von meinen kleinen Liebesboten überbracht werden, die ich extra für den morgigen Tag herbestellt habe!"
Er deutete auf den hinteren Teil der Halle und klatschte in die Hände. Ein dutzend griesgrämiger Zwerge stapften in die Halle. Natürlich waren diese zusätzlich noch mit goldenen Harfen, Heiligenscheinen und Flügelchen ausstaffiert.
,,Was hast du gleich noch gesagt?", murmelte Jaime trocken.
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Seine Kinder (1)
FanfictionLord Voldemort. Dunkelster schwarzer Magier seit Grindelwald. Jaime Gaunt. Im Waisenhaus aufgewachsen. Seine Eltern kennt er nicht, er weiß nichts über sie. Aber eines Tages erhält er einen Brief zu einer mysteriösen Schule namens Hogwarts. Allana...