Chapter 3

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Katelyn p.o.v.

Sobald ich wieder eintrat, sah ich zu Johnny. Sein Blick schoss direkt zu mir und ich sah ein Wirrwarr der Gefühle in seinen Augen.

Er wirkte geschockt, doch ich wusste nicht wovon, andererseits war auch wieder das leichte Unbehagen in seinen Augen, bei dem ich eine geringe Ahnung hatte, woher es stammte.

So, wie ich Mikail kannte, hatten die Beiden mich einen Moment lang beobachtet, bevor Mikail zu mir reingekommen war und wenn Johnny gesehen hatte, wie ich meine inneren Dämonen losgeworden war und voller Aggressivität auf den Boxsack eingeschlagen hatte, hatte es ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit in seine Ehe zurückgeschleudert.

Ich konnte mir gut vorstellen, dass es für ihn nicht einfach war, Frauen zu sehen, die Gewalt ausübten.

Und dann war da noch etwas in seinen Augen, bei dem ich mich wunderte, wo es herkam. Denn sobald er mich ansah, breitete sich eine gewisse Ruhe in seinen braunen Augen aus.

Langsam wandte ich meinen Blick wieder zu Mikail.

Ich zog fragend eine Augenbraue nach oben. ,,Alles geklärt. Wenn er etwas will, wird er es dir sagen. Du machst einfach deine Arbeit.", lächelte Mikail und reichte mir die Akte. Sie war von Johnnys Manager zusammengestellt worden mit seinem normalen Tagesablauf und seinen Gewohnheiten.

Einerseits standen somit die persönlichsten Dinge von ihm in dieser Akte, aber andererseits war die Akte auch vollkommen unpersönlich.

,,Ich würde vorschlagen, dass ihr dann einfach anfangt. Vielleicht habt ihr noch ein paar Dinge ohne mich zu besprechen.", Mikail nickte uns beiden zu.

Ich drehte meinen Kopf zu unserem neuen Klienten und er erhob sich langsam aus seinem Stuhl.

,,Ähm, ja okay...", er kratzte sich am Hinterkopf und brachte dabei ein wenig seine braunen Haare durcheinander.

Ich hatte schon öfters gehört, dass er ein eher schüchterner Typ zu sein schien.

,,Wenn Sie wollen, kann ich Sie einfach erstmal ein wenig hier rumführen und in der Zeit unterhalten wir uns noch, bevor wir wieder nach draußen gehen.", schlug ich vor und Johnny nickte zustimmend.

Ich nickte Mikail nochmals respektvoll zu, ehe ich das Büro verließ. Johnny folgte mir.

Ich führte ihn ein wenig durch die Gänge.

,,Mikail hat Ihnen wahrscheinlich schon ein paar Dinge über mich erzählt.", begann ich eine Unterhaltung mit der Hoffnung, dass sein Unbehagen dann nachlassen würde.

Es war einfacher mit jemandem zu arbeiten, der sich in meiner Gegenwart wohlfühlte. Zumindest soweit man sich wohlfühlen konnte, wenn man von einem Leibwächter begleitet wurde.

,,Nein. Also, was heißt nein... Er hat mir erzählt was auf mich zukommt und wie Sie arbeiten, aber ich habe mich darüber verwehrt, dass er mir persönliche Dinge von Ihnen erzählt.", erwiderte er und ich musste mein Erstaunen verbergen.

,,Und wieso das?", wollte ich wissen. ,,Erstens lerne ich Menschen gerne noch selbst kennen und zweitens empfinde ich es selbst nicht als so ein tolles Gefühl, wenn mein eigenes Leben von jemand anderem vor jemandem ausgebreitet wird und dementsprechend bin ich der Meinung, dass Sie, wenn Sie wollen, dass ich etwas weiß, Sie es mir auch selbst erzählen.", erklärte er und kratzte sich wieder am Hinterkopf.

Ich sah ihn einen Moment schweigend an.

Ich wusste, dass zwischen uns so ungefähr der gleiche Altersunterschied war, wie zwischen seiner Ex-Frau und ihm. Nur, dass ich noch zwei Jahre älter als seine Ex-Frau war.

Würde ich ihn nicht von meiner geschäftlichen Perspektive betrachten, würde ich ihn wahrscheinlich scharf finden. Und für mich war auch die Aussage seiner Ex-Frau, dass er nur ein fetter alter Mann war, absolut nicht verständlich.

Johnny war gut gebaut, er war keineswegs fett und er war vielleicht etwas älter als ich, aber dennoch war er kein alter Mann. Und selbst, wenn er älter war, als seine Ex-Frau und ich, konnte man nur von wenigen Männern behaupten, dass sie sich in seinem Alter so gut hielten und noch so verdammt gut aussahen.

Als ich meinen Gedankengang bemerkte, drehte ich den Kopf weg und wandte den Blick von ihm ab.

,,Wie alt sind Sie, Katelyn?", fragte Johnny nach einem Moment und lächelte mich ein wenig unsicher an. ,,Ich werde dieses Jahr 38, Mister Depp.", erwiderte ich respektvoll und er wirkte einerseits überrascht, aber auch wieder unbehaglich.

,,Können wir nicht beim Du und den Vornamen bleiben? Das würde sich nicht ganz so fremd anfühlen. Außerdem fühle ich mich sonst wirklich alt.", er strich sich rebellische Strähnen aus der Stirn und ich wandte ihm kurz meinen Blick zu.

,,Ich kann Sie gerne beim Vornamen nennen, jedoch kann ich nicht Du sagen, Sie sind immerhin aktuell so etwas, wie mein Boss.", erwiderte ich und er seufzte. ,,Das ist wenigstens ein Fortschritt.", lächelte er dann charmant.

Langsam schien er nicht mehr ganz so nervös zu sein und seine Stimme nahm ihren normalen Klang an. Er hatte eine raue Stimme, sehr tief, angenehm und beruhigend.

Nun waren wir beinahe durch das ganze Unternehmen gelaufen, also steuerte ich langsam auf mein Zimmer zu. Ich öffnete die Tür und trat ein.

Johnny folgte mir langsam.

,,Das ist dann unsere Endstation. Mein Zimmer.", meinte ich und sah kurz zu ihm. Er sah sich erstaunt um. ,,Dein Zimmer?", fragte er dann und ich nickte.

Ich wusste, dass mein Zimmer sehr leer und ordentlich war.

,,Wollen Sie noch etwas Trinken? Ich habe zwar hier nicht die große Auswahl, aber es ist immerhin etwas da.", ich deutete auf die Vitrine. Neben den Gläsern hatte ich noch Wasser, Cola und Alkohol.

,,Wasser, bitte.", Johnny sah sich weiter in meinem Zimmer um.

Ich ging zu dem Schrank und schenkte uns beiden ein Glas Wasser ein. Dann trat ich zu Johnny und reichte ihm das Glas.

,,Danke.", lächelte er charmant und ich verzog keine Miene.

Wir setzten uns auf das Sofa in meinem Zimmer, jedoch setzte ich mich in einem gewissen Abstand zu ihm. Aber nicht, weil ich Angst vor ihm hatte oder mir seine Nähe unangenehm wäre, sondern weil das zu meinem Job gehörte.

Wenn ich zu dicht an ihm war, konnte ich nicht überwachen, was um ihn herum passierte, auch, wenn in meinem Zimmer recht wenig passieren würde.

Kurz wurde sein Blick betrübt und ich konnte mir vorstellen, dass er dachte, ich hielt wegen den aktuellen Vorwürfen Abstand zu ihm.

,,Erzähl mir etwas über dich Katelyn. Wenn wir uns ein wenig kennenlernen, ist es vielleicht nicht mehr ganz so unbehaglich.", meinte er beinahe schon liebevoll.

Auch, wenn ich ihn genaustens inspiziert hatte bei den Gerichtsverhandlungen und alles observiert hatte, wusste ich spätestens jetzt, wo dieser Mann vor mir saß, dass dieser Mann niemals zu so etwas fähig war, was ihm vorgeworfen wurde.

,,Über mich gibt es nicht viel zu erzählen. Ich hatte eine relativ normale Kindheit, war in der Schule habe meinen Abschluss gemacht und arbeite nun.", ich zuckte leicht die Schultern.

,,Wie kamst du dazu, hier zu arbeiten? Also als Leibschutz?", fragte er und ich musste kurz die Luft anhalten, um mich zu sammeln und nicht einen weiteren Ausbruch, wie in dem Trainingsraum zu haben.

,,Es sind Dinge in meiner Vergangenheit passiert, bei denen ich mich wehrlos und hilflos gefühlt habe. Also habe ich dann diese Ausbildung gemacht und angefangen hier zu arbeiten. Ich wollte verhindern, dass sich Menschen je wieder so fühlen müssen, wie ich mich gefühlt habe, solange sie unter meinem Schutz stehen.", antwortete ich und er nickte.

,,Wie alt warst du, als du angefangen hast, hier zu arbeiten?", fragte er und ich dachte kurz nach. ,,So um die 27.", antwortete ich und er nickte.

,,Lassen Sie uns gehen. Sie haben bestimmt noch Dinge zutun.", meinte ich dann und trank mein Wasser aus. Johnny nickte.

Bodyguard - Johnny DeppWo Geschichten leben. Entdecke jetzt