Chapter 82

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Johnny p.o.v.

Mitten in der Nacht schoss ich nach oben. Ich versuchte mich möglichst vorsichtig von Katelyn zu lösen, sie schlief tief und fest.

Mein Körper klebte vor Schweiß und ich erhob mich langsam.

Mein Herz pochte wie wild und meine Kehle war staubtrocken.

Ich nahm leise meine Jogginghose aus der Tasche, die wir mitgebracht hatten und da Katelyn mein Shirt trug, nahm ich mir auch das Shirt, dass eigentlich erst für morgen war.

Leise nahm ich mir meine Sachen fürs Drehen und warf mir dann noch meine Weste über. Ich verließ schleichend das Zimmer und schlich die Treppe runter.

Auf leisen Sohlen durchquerte ich das Haus und trat dann durch die Terrassentür raus in Richtung Garten. Hier war ebenso eine Terrasse, wie vor der Haustür, doch hinter dieser erstreckte sich ein großer, gepflegter Garten.

Auf dem Boden sitzend drehte ich mir dann eine Zigarette und durch die gewohnten Bewegungen beruhigte sich mein Puls langsam.

Ich schob mir die Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie mir an. Mit einem tiefen Zug ließ ich das Feuerzeug in die Innentasche meiner Weste fallen und runzelte die Stirn, als ein Knistern ertönte.

Irritiert ließ ich die Zigarette in meinem Mundwinkel baumeln und tastete in meine Tasche. Unter dem Feuerzeug ertastete ich etwas wie Folie.

Ich schloss meine Finger darum und zog es aus der Tasche.

Mir fiel beinahe die Zigarette aus meinem Mundwinkel, als ich das Folienartige in der Hand hielt.

Ich hatte diese Weste sein gefühlten Jahrzehnten nicht mehr getragen.

Das weiße Pulver schimmerte im Mondlicht.

Beinahe augenblicklich begannen meine Hände zu zittern und ich sah auf das Tütchen Pulver in meiner Hand.

Ich war, nachdem Steve mich aus dem Pool gezogen hatte und ich dann in Katelyns und meinem Schlafzimmer gewesen war, sehr kurz davor gewesen, loszugehen und rückfällig zu werden. Ich hatte mich danach verzehrt mir dieses Pulver reinzuziehen oder einen Joint zu rauchen.

Aber ich hatte es nicht getan.

Und jetzt, da ich eh schon so am Schwächeln war und vollkommen durcheinander, weil alles aktuell drunter und drüber ging, fiel mir eine alte Packung Koks in die Hände?

Mein Zittern verstärkte sich.

Ich nahm einen tiefen Zug der Zigarette, bevor ich diese aus meinem Mundwinkel löste und ausdrückte.

Den Rauch blies ich durch die Nase wieder aus.

Ich strich mit den Fingern über das Päckchen und öffnete es langsam, mit zittrigen Fingern. Langsam hob ich es näher zu meinem Gesicht, um es näher zu betrachten, ob es wirklich das war, was ich vermutete. Ob es wirklich Koks war.

Doch schon alleine der Geruch, sobald es meinem Gesicht näherkam, reichte, dass ich es erkannte. Es war sowas von Koks.

Hochdosiertes Koks.

Rasch senkte ich das Päckchen wieder und atmete tief durch.

So, wie ich heute Nacht hochgeschreckt war, war ich das letzte Mal während meines Entzugs hochgeschreckt, als sich mein Körper nach den Drogen gesehnt hatte. Und zuvor nur in meiner schlimmsten Drogenzeit, als ich unbedingt etwas nehmen musste, weil ich langsam wieder nüchtern wurde.

Zwar war ich nun schon länger clean, aber das hochdosierte Koks gerade zu extrem zu riechen, hatte ein altbekanntes Verlangen in mir geweckt.

Unruhig tippte ich mit dem Fuß auf und ab, schluckte schwer und sah dann wieder auf das Tütchen in meiner Hand.

,,Fuck...", murmelte ich leise und hob das Tütchen wieder näher zu meinem Gesicht.

Kalter Schweiß breitete sich zwischen meinen Schulterblättern aus und ich schluckte.

Ich atmete tief ein und meine Kehle wurde augenblicklich wieder trocken.

Langsam öffnete ich den Mund und schloss ihn wieder, gab dabei ein leises Schmatzen von mir, während ich die Augen schloss.

Nur eine Line...

Eine Line würde kaum etwas machen. Ich würde es merken, aber nicht so extrem und ich würde nicht wieder süchtig werden. Auch, wenn es so hochdosiert war.

Oder doch?

Machte es nicht auch einen trockenen Alkoholiker wieder eigentlich direkt zum Alkoholiker, sollte er wieder ein Glas trinken? Weil man dann direkt wieder süchtig wurde?

Wenn ich nun eine Line schnupfen würde, würde ich noch eine wollen. Und noch eine. Bis ich die ganze Tüte leer hatte. Und dann würde ich eine weitere Tüte wollen.

Ich zitterte.

Ich atmete es schon viel zu intensiv ein, um ohne wenigstens eine Line die Tüte wieder wegzulegen.

,,Fuck...", hauchte ich wieder und öffnete langsam die Augen, vollkommen im Trance.

Ich senkte die Tüte, um langsam ein wenig auszukippen und eine Line zu machen.

Sobald ich diese geformt hatte, legte ich die Tüte bei Seite und starrte auf das im Mondlicht schimmernde Pulver.

Langsam setzte ich mich um, sodass ich auf den Knien war und mich nur noch runterbeugen musste, um die Line durchzuziehen.

Ich beugte mich immer weiter runter, immer näher an das Koks heran.

,,Johnny?", wurde ich plötzlich aus meinem Trance geritten.

Mein Kopf schoss herum und ich sah Katelyn, die nur in meinem Shirt und ihrem Tanga bekleidet in der Terrassentür stand.

,,Was machst du da?", fragte sie und kam ein paar Schritte näher.

Doch dann hielt sie inne und ich sah das Entsetzen auf ihrem Gesicht. Sie sah auf das daliegende Päckchen weißes Pulver und dann auf die weiße Line, über die ich gebeugt war.

,,Du...", sie stockte. ,,Wolltest du gerade...", wieder stockte sie. ,,Oh mein Gott...", hauchte sie.

Ruckartig drehte sie sich um und rannte nach drinnen.

,,Fuck!", zischte ich, steckte das Tütchen weg und fegte dann die Line weg. Schnell sprang ich auf und rannte Katelyn hinterher.

Doch ich kam zu spät.

Scheinbar hatte sie sich schnell eine Hose geschnappt, während ich meine Reaktionszeit gebraucht hatte und alles beseitigt hatte und gerade, als ich in den Gang kam, ging die Haustür mit einem Klicken zu.

Katelyn hatte die Flucht ergriffen.

,,Oh scheiße...", murmelte ich, schlüpfte eilig in meine Schuhe und verließ dann ebenfalls das Haus.

Ich sah die Straße nach links und rechts entlang, musste wissen, wohin sie gerannt war.

Wenn ich sie nicht sah, dann war es das. Ich war in einer verdammten Stadt, in der ich mich nicht auskannte, bei der ich nicht wusste, wohin sie rennen würde, wo sie Zuflucht suchen würde. Und ohne sie kam ich auch ins Haus nicht zurück.

Und da fiel mir noch etwas auf.

Meine schwangere Verlobte war alleine unterwegs, nachts in einer Stadt, die gerade nachts nicht besonders ungefährlich war.

Fuck my life.

,,KATELYN!", rief ich so laut ich konnte und sah nochmals die Straße entlang. ,,FUCK!", brüllte ich und fuhr mir mit der Hand durch die Haare.

Ich musste sie finden.

Bodyguard - Johnny DeppWo Geschichten leben. Entdecke jetzt