„Hallo, meine beiden Lieblingsfrauen!" Sascha kam strahlend ins Wohnzimmer gelaufen....ähm geschwebt. Rosa schüttelte grinsend den Kopf, als ihr Bruder seiner Verlobten eine weiße Rose überreichte und sich zu ihr hinunter beugte, um sie zu küssen. „Macht er das jeden Tag?" Rosa ließ ihren Blick schweifen, entdeckte aber nur eine weitere weiße Rosen. Delphine schüttelte grinsend den Kopf „Nur an den Tagen, wo er am nächsten Tag zu einem Spiel muss." Sascha zog auch seine Schwester in eine feste Umarmung. Und wie immer durchfloss Rosa eine unglaubliche Wärme. Das war schon immer so bei ihrem Bruder. Von kleinauf hatte er sie beschützt wie einen wertvollen Schatz und sie hatte ihn bewundert wie einen großen Helden. Ja, sie verband ein ganz besonderes geschwisterliches Band. Deshalb freute Rosa sich auch so, dass er mit Delphie sein großes Glück gefunden hatte. Sie gönnte es ihm von ganzem Herzen und würde alles in ihrer Macht stehende tun, dass die Hochzeit der schönste Tag in seinem Leben werden würde. „Übermorgen ist euer letztes Spiel, oder?" Rosa musste zugeben, dass Fußball sie nur mäßig interessierte, so lange man es nicht auf dem Rücken von Pferden spielte. Sascha schüttelte sofort schmunzelnd den Kopf. „Nein, eine Woche später ist doch noch das Pokalfinale in Berlin. Hast du das schon wieder vergessen? Du kommst doch diesmal sogar mit." Rosa schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Also, sie hatte nicht vergessen, dass sie für ein Wochenende nach Berlin reiste, aber den eigentlichen Grund dafür hatte sie scheinbar erfolgreich verdrängt. Ja, sie fuhr mit ihren Eltern zum Pokalfinale nach Berlin und gleichzeitig, um sich dort nach einer Studentenbude umzuschauen. Viel wichtiger war aber die Suche nach einem passenden Stall für Dalia. Ja, ihre Stute musste unbedingt mit. Für Dalia musste alles perfekt sein. Die Wohnungssuche konnte hinten anstehen. Zur Not würde sie halt im Stall bei ihrer Stute schlafen. Ja, sie würde sich einfach die Box mit ihr teilen. Der Gedanke ließ sie leise kichern. Sascha würde garantiert frei drehen, er hatte einen Heidenschiss vor Pferden und dass sie ihr etwas tun könnten. Wie oft hatten sie deshalb schon eine Diskussion gehabt und wie oft hatte sie ihm schon erklärt, dass ein Pferd zwar locker eine Tonne mit seinem Maul ziehen konnte, aber trotzdem weitaus ungefährlicher als ein gegnerischer Stürmer auf dem Fußballfeld war. „Ja, wir beide werden Berlin unsicher machen", grinste Delphie begeistert. „Ich habe Opa Chris schon gefragt, wo wir unbedingt hin müssen. Er hat mir schon eine riesig lange Liste gemacht. Und meine Mama wollte mir auch ein paar Ecken aus ihrer Jugend zeigen." Irgendwie beneidete Rosa Delphie ein wenig um ihren Opa Chris, der ursprünglich aus Berlin kam. Okay, die Wurzeln ihrer eigenen Familie lagen auch in Berlin. Aber ihre Oma Resi war der Stadt nicht mehr sonderlich verbunden. Und auch ihre Mutter schien die Verbindung ziemlich gekappt zu haben. Vielleicht sollte Rosa genau wie ihre Freundin einfach einen Versuch starten und ihrer Mutter ein paar Orte ihrer Jugend zu entlocken. Erst musste aber wichtigeres erledigt werden, nämlich eine Pferdestall und vielleicht auch eine Studentenbude gefunden werden. Wie gut, dass Jasmin, die Mutter von Delphie auch mitkam. Dann hatte sie wenigstens Ersatz und war nicht so enttäuschte, wenn Rosa keine Zeit für eine gemeinsame Erkundungstour hatte. Zwar unternahm sie gerne etwas mit ihrer zukünftigen Schwägerin, aber sie bezweifelte, dass auf der Liste von Opa Chris Pferdeställe standen. Man musste halt Prioritäten setzen.„Wann könnt ihr denn in euer Haus einziehen?", wechselte Rosa schnell das Thema. Delphie würde noch früh genug von ihren persönlichen Berlin Plänen erfahren. Sascha grinste sofort breit. Ja, das Haus war gleich hinter Delphie und der Hochzeit sein Lieblingsthema. „Es ist alles gut am laufen. Ich war heute vor dem Training da. Die Badezimmer sind fast fertig und nächste Woche wird die Küche eingebaut. Dann müssen nur noch die Möbel kommen und wir können nach der Hochzeitsreise dort einziehen." Rosa sah ihrem Bruder seinen Stolz an, dass er das so perfekt zeitlich hinbekommen hatte. Ja, wenn es um das Glück von Delphie und ihm ging, war er ein Perfektionist. Apropos das Glück der beiden. Das musste sie ja nicht länger als nötig stören. Sie wusste genau, dass die beiden ihre Zweisamkeit liebten. „Ich werde denn auch mal wieder abhauen." Rosa erhob sich vom Sofa. Zum Abschied umarmte sie die beiden noch einmal. „Und du sagst mir Bescheid, wenn wir wieder zu Leo zur Anprobe müssen." Delphie nickte sofort. „Du hast sie ja heute gehört. Das kann noch etwas dauern." Ja, das hatte Rosa gehört. Genau das gleiche hatte Leokardia auch bei der letzten Anprobe gesagt und dann drei Tage später angerufen und sie zu ihr in die Näherei zitiert. Glücklicherweise war das aber zeitlich kein Problem, da sie ja nur noch einmal in die Schule mussten, um ihr Abizeugnis abzuholen. „Und fahr vorsichtig!", rief ihr Sascha noch hinterher, bevor die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel. Sie schüttelte grinsend ihren Kopf. Manchmal übertrieb er es wirklich mit seiner Fürsorge. Rosa lief zur Treppe, als ihr ein spontaner Einfall kam. Mensch, Phil wohnte doch in der Wohnung unter Sascha und Delphie. Vielleicht sollte sie die Gelegenheit gleich einmal nutzen, wenn sie schon hier war. Sie lief zu der Wohnungstür von Phil und drückte den Klingelknopf. Mehr wie Pech haben, dass er noch in seiner Praxis war, konnte sie ja nicht. Aber vielleicht hatte sie ja auch Glück und er war zu Hause. Dann konnten sie vielleicht schon einmal ein paar Sachen wegen der Hochzeit absprechen. Rosa hörte den Türgong durch die Tür. Big Ben! Echt jetzt? Gab es da keine schöneren Klingeltöne? Sie trat von einem Bein zum anderen. Mhm, hinter der Tür waren keinerlei Geräusche zu hören, die darauf deuteten, dass sie gleich geöffnet würde. Dann hatte sie wohl Pech und er war noch in der Praxis. Eigentlich war es zwar schon nach 19 Uhr, aber vielleicht gab es ja einen Notfall. Egal! Dann würde sie Phil halt anrufen und einen Termin mit ihm ausmachen. Sie drehte sich um und lief wieder zur Treppe, als hinter ihr doch noch ein leises Quietschen ertönte. Sie drehte sich um und sah Phil, der sie überrascht anschaute. „Rosa, hast du eben bei mir geklingelt?" So verwuschelt wie er um die Haare aussah, hatte er wohl gerade ein Powernapping gemacht. Dafür sprach auch, dass er nur eine Jogginghose trug. „Ja, ich war gerade bei Sascha und Delphie und dachte, wir könnten vielleicht schon einmal ein paar Sachen wegen der Hochzeit absprechen. Du bist ja jetzt auch Trauzeuge und da sollten wir uns schon um alles kümmern und uns etwas einfallen lassen." Phil nickte und fuhr sich durch seine Haare. „Ja, das können wir gerne. Aber momentan ist gerade schlecht."„Phil!", hörte sie eine weibliche Stimme im Hintergrund rufen. Boah, war das peinlich. Nichts Powernapping. Sie hatte ihn gerade bei etwas ganz anderem gestört. „Ich rufe dich morgen an, okay?" Rosa spürte eine gewisse Wärme in ihren Wangen. „Sorry für die Störung." Sie drehte sich eilig zur Treppe. „Kein Problem. Bis morgen dann", rief ihr Phil hinterher. Schön, wenn es kein Problem für ihn war. Ihr war es unendlich peinlich......und eins war jetzt auch klar, die Aussagen ihn betreffend von Luna und Stella entsprachen durchaus der Wahrheit und waren absolut nicht übertrieben. Ein Glück war ihr Bruder da ganz anders.
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Schuss und Treffer - Eigentor Teil 16 ✔️
Teen FictionRosas Leben läuft in perfekten Bahnen. Sie hat gerade ihr Abitur als Schulbeste bestanden. Da bremst sie auch kein Numerus Clausus aus. Ihr Traum vom Veterinärstudium in Berlin ist zum Greifen nahe. Und dann ist da dieser eine Tag, der alles, aber...