Vor dem Eingang des Hotels stoppte Phil kurz ab. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es gerade einmal 20 Uhr durch war. Das war eigentlich noch ziemlich früh. Vor ein paar Jahren wäre er jetzt einfach ins Hotel marschiert und hätte sich umgezogen, um in einen spaßigen Abend zu starten. Damals bedeutete spaßiger Abend für ihn erst Party und dann Sex. Seine jüngeren Jahre, besonders die ersten Studienjahre in Berlin, waren in der Hinsicht ziemlich wild gewesen. Na ja, und auch die Urlaube mit seinen Eltern auf Ibiza waren da keine Ausnahme. Wo konnte man willige Weiber besser aufreißen als im sonnigen Süden, wo die knappen Klamotten schon alleine den Temperaturen geschuldet ein Muss waren. Tja, und dann war er Blanca begegnet. Das hatte alles verändert. Zum Guten, wie er erst dachte. Ja, er war total verliebt gewesen....und total blind und dumm. Er hatte geglaubt, Blanca wäre die Eine.....die Richtig......dir Für-immer-Frau. Er hatte sie sogar seinen Eltern vorgestellt, was er sonst immer vermieden hatte. Obwohl er noch ziemlich jung war, hatte er sogar schon den einen oder anderen Juwelier abgeklappert. Ja, in seinem Kopf hatte es schon einen Zukunftsplan gegeben, der mit und-dann-lebten-sie-bis-in-alle-Ewigkeit-glücklich-zusammen endete. Und dann hatte er auf die harte Tour gelernt, dass das nur so eine romantische Vorstellung war, die wenig mit der Realität gemein hatte. Seitdem hatte er nicht mehr so den Drang nach einer festen Beziehung. Nach der Sache mit Blanca hatte er erst einmal seine Wunden geleckt, ehe er mit ein paar One-Night-Stands wieder in sein altes Leben zurückgekehrt war. Er hatte den Mädels keine Versprechungen gemacht und erwartet, dass sie sich an die Abmachung popp und hopp hielten. Sie wussten genau, worauf sie sich bei ihm einließen. Blöderweise wollten die Weiber aber grundsätzlich in die falsche Richtung abbiegen und verstanden den Zahlenraum von One nicht wirklich. Das gab dann Diskussionen, wenn man ihnen klar machte, dass die Interessen wohl in unterschiedliche Richtungen gingen. Nee, auf so einen Mist hatte er echt keinen Bock mehr. Das musste wirklich schon alles für beide ganz klar sein. Wann hatte er überhaupt das letzte mal Sex? Das......das war schon ewig her. Das musste noch in Berlin gewesen sein. Seit er in Dortmund zurück war, hatte er mit der Praxis so viel zu tun gehabt, dass er weder die Zeit noch die Kraft dafür gefunden hatte, sich dazu aufzuraffen und auf Weiberjagd zu gehen. Genaugenommen war er sogar mit Sascha zu seinem Geburtstag vor drei Jahren das letzte Mal in einem Club feiern gewesen. Ja, das Datum wusste er noch genau, schließlich hatte es ja diese dämlichen Fotos zur Folge gehabt, die in der Presse aufgetaucht waren und aus ihnen beiden ein schwules Pärchen gemacht hatten. Phil entfloh ein Lacher. Genau deshalb war er ja jetzt auch auf der Hochzeit von Marshmallow und Sascha. Es war immer wieder erstaunlich, was sich die Presse so alles aus den Fingern saugte, nur um eine fette Schlagzeile zu haben. Wahnsinn, wie lange seine Trockenzeit schon andauerte. Aber ehrlich gesagt kam er damit ganz gut zurecht. Er hatte ja auch zwei gesunde Hände und war Mediziner genug, um zu wissen, dass die Aussagen seiner Oma Blödsinn waren. Weder hatte er ein schlechtes Hautbild, noch war seine Gehirnmasse geschrumpft. Trotzdem war es ja vielleicht mal an der Zeit die Palme etwas zu wässern. Hier auf Mallorca wäre es mit Sicherheit auch kein Problem ein Mädel klarzumachen. Wenn hier der Hafen war, dann gab es hier auch mit Sicherheit genug Läden in der Nähe, wo etwas los war. Ja, wieso nicht mal wieder das Tanzbein schwingen und schauen, was sich weiter ergab. So ein kleiner Urlaubsflirt barg auch keine Gefahr der Langzeitfolgen. So nach dem Motto: Was auf der Insel passiert, bleibt auch auf der Insel. Man musste ja nicht die Adressen und Telefonnummern tauschen. Alles schön unkompliziert. Ja, das war genau nach seinem Geschmack. Phil schaute an sich hinunter. Seine Jeans und das T-Shirt waren für einen entspannten Partyabend mit Sicherheit ausreichend. Nein, er musste sich nicht mehr umziehen und lief am Eingang des Hotels vorbei. An der nächsten Ecke schlug er den Weg Richtung Innenstadt ein. Je weiter er lief, desto mehr Leute waren auf der Straße. Rund um die Kathedrale war eine Menge los. Er hörte einen Mix aus Spanisch, Englisch, Deutsch und Französisch um sich herum. In einer kleinen Grünanlage, die er durchquerte, spielte ein Straßenmusiker auf seiner Gitarre. Der Junge war echt nicht schlecht. Phil hörte einen Moment lang zu, ehe er ein paar Münzen, die er in der Hosentasche hatte, in den Gitarrenkoffer warf und weiterlief. Er kam an den ersten Straßencafés und Bars vorbei. Alle waren gut besucht. Okay, das war ja auch kein wirkliches Wunder mitten in der Hochsaison und bei dem traumhaften Wetter. Vielleicht sollte er mal ins Handy schauen, damit er nicht weiter planlos durch die Gegend lief. Dafür müsste er aber ein genaues Ziel haben. Und das hatte er nicht. Er konnte sich doch einfach weiter treiben lassen. Ein Gähnen übermannte ihn. Scheinbar brauchte sein Motor wohl erst einmal etwas Schmierung, um wieder auf Hochtouren zu kommen. Die Paella auf dem Schiff, die die Köchin Rosa-Maria dort serviert hatte, war zwar super lecker gewesen, aber scheinbar schon verdaut. Jedenfalls gab ihm sein Magen das Signal für Nachschub zu sorgen. Wieder musste er gähnen. In einiger Entfernung entdeckte Phil das berühmte M. Na das war doch perfekt. Da würde er erst einmal einen Zwischenstopp einlegen und dann frisch gestärkt nach einem entsprechenden Vergnügungstempel Ausschau halten.
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Schuss und Treffer - Eigentor Teil 16 ✔️
Teen FictionRosas Leben läuft in perfekten Bahnen. Sie hat gerade ihr Abitur als Schulbeste bestanden. Da bremst sie auch kein Numerus Clausus aus. Ihr Traum vom Veterinärstudium in Berlin ist zum Greifen nahe. Und dann ist da dieser eine Tag, der alles, aber...