Kapitel 109

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„Das ist voll ekelig, dass ich dieses Zeug in meinem Rucksack habe", knurrte Delphie und verzog angewidert das Gesicht. „Du bist ja nicht die einzige, die darunter leidet, Marshmallow", brummte Phil und ließ sich neben ihr auf der Bank vor dem Gate nieder. „Weißt du wie dämlich mich der Security Beamte angegrinst hat, als er mich aufgefordert hat dieses dämliche, müffelnde Schweinehuf aus meinem Rucksack zu kramen? Das war total peinlich." Ja, Rosa-Maria hatte an jeden von ihnen irgendwelche Serranoknochen verteilt, die sie dringend brauchte, um ihren perfekten Cocido zu kochen. Okay, der Eintopf von ihr schmeckte wirklich lecker, aber die Rucksäcke waren erst einmal versaut. „Manno, bist du heute brummelig. Ist dir gestern ein Patient schräg gekommen?" Phil gab einen Brummton von sich. Wenn das mal so einfach wäre. Wie um ihn noch mehr zu strafen, fuhr das Elektromobil mit Rosa und den anderen vor. Sofort war Phil wieder etliche Kilometer Luftlinie entfernt und seine Lippen fingen an zu kribbeln als würde sich die Lippenherpes ausbreiten. Das war mit Sicherheit das schlechte Gewissen, das ihn damit strafte. Wie hatte das überhaupt alles aus dem Ruder laufen können? Angefangen hatte es mit diesem höllisch heißen Kostüm, dann war das Abendessen gestern eigentlich gut verlaufen. Okay, er hatte erst ein paar Sprachstörungen gehabt, die hatten sich aber ziemlich schnell wieder gelegt als sie auf das Thema Pferde gewechselt waren. Ja, das ging immer, an reiten war nichts verfänglich, außer....Verflucht! Irgendwie geriet sein Gehirn schon wieder aus den Fugen und dachte sich ziemlich unglückselige Interpretationen dazu aus. Das war ganz alleine die Schuld von diesem dämlichen Sonnenuntergang. Phil konnte sich immer noch nicht erklären, wie das auf einmal passiert war. Er hatte doch nur die Decke um Rosas Schultern gelegt, weil sie gefröstelt hatte und dann....dann waren plötzlich ohne Vorwarnung ihre Lippen auf seinen gelandet. Verflucht, waren diese Lippen weich und anschmiegsam gewesen und.....und er hatte verdammt lange schon keine Lippen mehr auf seinen gespürt. Manno, er war doch auch nur ein Kerl. Wie hatte er da dieser Verführung widerstehen sollen. Und jetzt hatte er den Salat! Wie sollte er denn jetzt mit seiner Auszubildenden und Schwester seines besten Kumpels umgehen, nachdem sie im Restlicht des Sonnenuntergangs ziemlich wild herum geknutscht hatten. Glücklicherweise hatte bei Phil irgendwann der Verstand zugeschaltet und ihn daran erinnert, dass sie im Garten eines Klosters saßen. Also an eine Klosterschwester hatte Rosa da wirklich nicht erinnert. Verflucht, diese kleine Teufelin war noch sein direkter Weg ins Fegefeuer. „Komm, wir helfen mal unseren beiden Invaliden. Ich nehme meinen Bären und du die kleine Rose", stupste Delphie ihn an und sprang von der Bank auf. „Lass mich mal lieber Sascha nehmen und du hilfst Rosa. Das passt besser." Phil wollte nicht schon wieder in den Körperkontakt mit der Teufelin. „Wieso?" Marshmallow schaute ihn zweifelnd an. „Wir müssen ihnen doch nur mit dem Handgepäck helfen und sie nicht durch den Flughafen tragen." Sie lief zu ihrem Mann und griff sich dessen Rucksack. Okay, dann blieb Phil wohl nichts anderes übrig als Rosa ihre Tasche abzunehmen. „Danke!" Die Kornblumen strahlten ihn an als er ihr aus dem Elektromobil half, dass sie durch den Flughafen gefahren hatte. Er reichte ihr ihrer Gehilfen und stützte sie etwas bis sie stabil stand. „Da drüben sind Plätze frei." Er deutet mit seiner Hand zu der gegenüberliegenden Bank. Ja, da hatten sie dann wenigstens knapp zwei Meter Abstand zueinander. Das war gut. „Quatsch! Die beiden können sich doch hier zu uns setzen und wir parken lieber da drüben unsere stinkenden Rucksäcke. Dann kann sich Rosa-Maria dazu setzen und kontrollieren, ob sie noch immer den richtigen Reifegrad haben." Marshmallow schritt sofort zur Tat und leerte die Sitzbank. Okay, dann musste wohl ein anderer Plan her. Rosa hatte es sich bereits auf der Sitzbank bequem gemacht und lächelte ihr engelsgleiches Lächeln. Nein, da würde er nicht drauf reinfallen. Er wusste zu gut, dass da mehr hinter steckte. In seinem Kopf entwickelten sich sofort wieder Bilder, die da einfach nicht hingehörten. Nein, weder war das okay für das Arbeitsverhältnis, das sie beide verband, noch war er an so etwas interessiert. Die Kleine mochte zwar die Wirkung einer Teufelin auf ihn haben, aber eigentlich war sie doch ein Engel, der mehr verdient hatte als das, wozu er bereit wäre. Nein, das machte keinen Sinn. Er hatte sich damals geschworen nie wieder eine Beziehung und diese Entscheidung würde er auch nicht wegen ein paar hübscher Kornblumen über den Haufen werfen. Wenn er nicht aufpasste würde es aber genau auf so etwas hinauslaufen, ehe er überhaupt das Wort Nein buchstabieren konnte. Nein, er musste da gleich einen Riegel vorschieben, damit sie sich auf keinen Fall weiter in diese Richtung bewegten.„Na los, setz dich auch wieder zu uns." Marshmallow klopfte auf den freien Sitz zwischen ihr und Rosa. Phil schüttelte sofort den Kopf. „Nein, ich stehe lieber und vertrete mir noch etwas die Beine. Wir sitzen im Flieger noch lange genug." Marshmallow schüttelte ungläubig den Kopf. „Das fällt dir aber früh ein. Eben hast du doch noch hier gesessen. Außerdem fliegen wir nur zwei Stunden." „Wer sitzt eigentlich wo?" Rosa schaute auf ihr Ticket. „Also ich habe 6A." Phil musste gar nicht auf sein Ticket schauen, um zu wissen, dass er 6B hatte, schließlich hatte er die Tickets ja gebucht. „Ich habe 9C", grummelte Marshmallow. „Bei diesen blöden Gangplätzen siehst du nicht einmal mehr einen Fitzel aus dem Fenster. „Ich habe einen Mittelplatz. Wir können ja tauschen", platzte es aus ihm heraus. „Bist du dir sicher?" Marshmallow schaute ihn zweifelnd an. „Da vorne ist doch aber mehr Beinfreiheit." „Ach der Gangplatz ist da auch ganz brauchbar. Außerdem könnt ihr Mädels dann euch besser unterhalten und wir Männer haben unsere Ruhe." Phils Blick fiel zu Sascha, der ihn musterte. Verflucht den Blick kannte Phil genau. So schaute sein Kumpel immer, wenn er misstrauisch war. Vielleicht war die Idee mit dem Platzwechsel doch nicht so gut, wie er erst gedacht hatte.

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt