„Du kannst aber gleich vergessen, dass wir jetzt immer Babysitten." Stella grinste Phil breit an. „Es sei denn, du hast einen adäquaten Stundenlohn, den du zahlst. Wir haben da nämlich so einen Miethai an der Backe." Ja, genau. Seine beiden Schwestern wohnten in seiner alten Wohnung zum Selbstkostenpreis. Sie zahlten gerade einmal die wirklich anfallenden Kosten. „Muss ich nicht vergessen. Der Miethai hat mir nämlich versichert, dass gelegentliche Babysittings in eurer Miete inkludiert sind", zwinkerte er Stella zu, die nur mit den Augen rollte. „Sag ich doch, totaler Miethai, der seine Position ausnutzt und zwei arme Studentinnen erpresst. Erst drückt er uns diesen Flohpanzer auf und jetzt...." „und jetzt unsere zuckersüße Nichte. Also, wenn du Hilfe brauchst, musst du nur anrufen. Ich passe gerne auf Pippa auf." Luna umarmte ihn zum Abschied. Wenn Phil ehrlich war, würde er Stella ungerne seine Tochter anvertrauen. Sie hatte einfach zu viele Dinge im Kopf, die ihr mit Sicherheit wichtiger waren. Bei Luna wäre das schon etwas anderes. Sie war wirklich zuverlässig. Trotzdem missfiel Phil im Moment der Gedanke überhaupt irgendjemandem seine Tochter anzuvertrauen. Das war sein Job und nicht der von jemand anderem. Er schnaufte einmal tief durch, als er die Tür hinter den beiden schloss. Sie waren die letzten aus der Familie, die endlich gegangen waren. „Wir räumen noch schnell alles ein bisschen auf. Geh du zu deinen Mädchen." Alfonso klopfte ihm auf die Schulter und schob den Sessel wieder an seinen angestammten Platz. Aus der Küche hörte er Geschirrgeklapper. Das war bestimmt Rosa-Maria, die erst einmal wieder Ordnung in ihr Reich brachte. „Danke, das mache ich." Phil nickte dem Spanier zu und machte sich auf den Weg zu Pippas Zimmer. Er hatte vorhin nur gesehen, wie Rosa mit der Kleinen verschwunden war. Da Pippa keinen Aufstand gemacht hatte, war sie wahrscheinlich schon im Stehen eingeschlafen. Kein Wunder nach der ganzen Aufregung....ihr erster Flug, Deutschland, die neue Familie. Da war eine Menge über sie hereingebrochen. Deshalb ärgerte es ihn umso mehr, dass er sie nicht selbst hatte ins Bett bringen können. Gerade heute an ihrem ersten Tag. Seine Familie hatte sich aber auch nicht abschütteln lassen. Okay, Rosa war für Pippa ja auch nicht fremd. Er musste daran denken, wie die Kleine auf Rosa zugestürmt und zu ihr in den Sessel gehüpft war, als sie sie entdeckt hatte. Das war schon ziemlich süß gewesen. Auch wie Rosa sie sofort in die Arme gezogen und an sich gedrückt hatte. Auch wenn das noch so süß war, spielte das keine Rolle. Er musste das mit Rosa beenden, bevor die beiden eine zu enge Beziehung entwickelten. Er konnte auf keinen Fall zulassen, dass Rosa alles für ihn und seine Tochter aufgab. Und noch viel weniger konnte er zulassen, dass seine Tochter noch einen großen Verlust erlitt. Ja, er hatte jetzt die Verantwortung für sie und das bedeutete, sie vor Enttäuschungen zu beschützen. Diese Enttäuschung würde es aber unweigerlich geben, wenn Rosa feststellte, dass sie ihr Leben mit ihnen beiden vertrödelte. Und das würde passieren. Das war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Sie war noch viel zu jung, um so viel Verantwortung zu übernehmen. Ihr war doch noch gar nicht klar, welche Tragweite es für sie hätte, wenn sie sich für Phil und seine Tochter entschied. Nein, er war der Ältere in dieser Beziehung, der schon viel mehr Lebenserfahrung und Weitsicht hatte. Deshalb musste er die Entscheidung treffen, die für sie alle die Beste war. Egal, wie schwer ihm das fiel. Er musste an den letzten Samstag denken, als er endlich den Mut aufgebracht hatte überhaupt eine Beziehung für möglich zu halten. Das hatte sich echt gut angefühlt. Ja, seine kleine Teufelin hatte ihn dazu gebracht. Das war jetzt aber egal. Jetzt gab es eine neue Lage und dem entsprechend eine neue Marschrichtung. Und die hieß nicht Rosa und Phil, sondern Pippa und Phil. Die Frage war nur, wie er das Rosa klar machte, ohne sie zu sehr zu verletzen? Das wollte er nämlich auf keinen Fall. Vielleicht sah sie das alles ja auch von ganz alleine ein. Seine heutige Taktik war ihr einfach aus dem Weg zu gehen. Okay, dabei hatte ihm natürlich auch die Anwesenheit seiner Familie ziemlich geholfen. Er hatte sich beschäftigt geben können und immer ein anderes Familienmitglied in ein Gespräch verwickeln können, wenn er Rosa auf sich zukommen gesehen hatte. Ohne Familie würde das viel schwieriger, aber nicht unmöglich. Ja, vielleicht war das wirklich eine valide Methode, die sie selbst dazu brachte die nötige Einsicht zu finden, dass das mit ihnen einfach keine Zukunft hatte. Das würde dann auch weiterhin eine Freundschaft ermöglichen, wenn sie nicht im Bösen auseinander gingen. Er würde ihr ja dann nichts nachtragen. Also wäre alles wieder beim Alten und somit total perfekt. Phil gähnte und fuhr sich mit seinen Händen durch das Gesicht. Darüber würde er aber ab morgen noch einmal genau nachdenken. Heute der Tag war schon lange und aufregend genug. Phil lief zum Zimmer seiner Kleinen. Die Tür stand weit auf und nur das Nachtlicht auf dem Nachttisch erhellte den Raum etwas. So wie es aussah, schlief Pippa schon tief und fest. Eine leichte Enttäuschung durchzuckte ihn. Eigentlich hätte er sie heute ins Bett bringen wollen. Er trat ans Bett, um seine Kleine noch einmal richtig zuzudecken und ihr trotzdem einen gute Nachtkuss zu geben. Außerdem wollte er sich versichern, dass mit ihr alles in Ordnung war. „Verflucht! Mensch Nado, was machst du denn hier?", fluchte er leise, weil er über den Hund gestolpert war, der vor dem Bett lag. Wieso schlief er hier? Normalerweise schlief er doch immer bei Rosa. Wahrscheinlich hatte er seinen Beschützerinstinkt jetzt für Pippa entdeckt. Phil streichelte den Kleinen und lief das letzte Stück zum Bett. Er beugte sich hinunter und hielt in der Bewegung inne. Vor ihm lagen Rosa und Pippa aneinander gekuschelt und schliefen fest. Beide sahen so entspannt aus....und süß! Verflucht, warum fühlte sich das gerade so warm in seiner Herzgegend an? Phil beugte sich vor und drückte seinen Lippen ganz sanft auf Pippas Stirn. Wie magnetisch angezogen wanderten sie weiter auf Rosas Lippen. Zur Hölle nochmal! Das wollte er doch gar nicht. Vielleicht wurde das doch alles nicht so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte mit der Trennung von seiner kleinen Teufelin.
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Schuss und Treffer - Eigentor Teil 16 ✔️
Teen FictionRosas Leben läuft in perfekten Bahnen. Sie hat gerade ihr Abitur als Schulbeste bestanden. Da bremst sie auch kein Numerus Clausus aus. Ihr Traum vom Veterinärstudium in Berlin ist zum Greifen nahe. Und dann ist da dieser eine Tag, der alles, aber...