„Wow, das war so toll!" Rosa strahlte immer noch total begeistert, obwohl sie bereits seit fünf Minuten im Auto saß. Phil schmunzelte zufrieden. Genau so hatte er sich das vorgestellt. Das Reiten hatte jede Menge Glückshormone bei ihr freigesetzt. Diesen Schub konnte sie jetzt nutzen, um alle Energie zu bündeln und ihre Reha weiter voranzutreiben. Dann dauerte es mit Sicherheit auch nicht mehr lange und sie konnte wieder alleine auf Dalia reiten. Er freute sich schon auf das erste gemeinsame Reittraining. Sie auf Dalia und er auf Salomon. Obwohl er sagen musste, dass das Reiten ihm heute nicht weniger Spaß gemacht hatte als auf seinem Pferd. Alleine ihre Freude hatte schon dafür gesorgt, dass es dem Ganzen in nichts nachstand. Als sie sich entspannt mit ihrem Rücken an ihn gelehnt hatte, hatte ihm das gefallen. Ja, das sprach von ihrem Vertrauen in ihn. Und darauf war er stolz. Genauso wie darauf, dass er sie mit Dalia und dem Reiten hatte überraschen können und darauf, dass auch der Ablauf planmäßig funktioniert hatte. Man, hatte er heute früh geschwitzt, dass doch noch irgendetwas schief ging. Manchmal benötigte man auch ein Fünkchen Glück. Und das hatte die Kleine absolut verdient. „Es ist der Wahnsinn, dass du Dalia gerettet hast und dass du heute mit mir geritten bist. Ich weiß gar nicht, wie ich dir jemals dafür danken soll. Ich stehe bis in alle Ewigkeit in deiner Schuld." Echt jetzt? Phil hatte sich doch wohl verhört. Sie feierte ihn ja förmlich wie einen Helden. Das war doch totaler Blödsinn. Sie sollte da mal nur nicht so ein großes Ding draus machen. Es ging doch nur darum, dass sie bald wieder ganz genesen und fit war. „Nun übertreib mal nicht", brummte er. „Wir haben nur dein Reha Programm erweitert. Nicht mehr und nicht weniger." „Quatsch! Du bist einfach zu bescheiden. Ohne deine Hilfe wäre Dalia jetzt irgendwo im Nirgendwo und ich würde sie nie wiedersehen. Wie hast du Sascha überhaupt davon überzeugt, dass er sie dir verkauft hat?" Phil verzog sein Gesicht. „Sagen wir mal so, er denkt, Dalia gehört jetzt der Freundin von Benny." „Benny hat eine Freundin?" Rosa schaute ihn mit großen Augen erstaunt an. Sie schüttelte den Kopf. „Habe ich mich echt so lange abgeschottet, dass ich das gar nicht mitbekommen habe? Wer ist sie? Kenne ich sie auch? Ist sie auch Reiterin?" Ein Anflug von Enttäuschung zog über Rosas Gesicht. „Wie lange darf ich dann Dalia mit nutzen? Nur für die Reha, oder?" Okay, sie war genauso leichtgläubig wie ihr Bruder. Das machte sie irgendwie sympathisch, dass sie nicht eine von diesen verschlagenen Mädels war, die selbst ständig irgendwelche Ränkespielchen trieben und deshalb auch bei anderen damit rechneten. Nein, Rosa war, was das anging, total unverdorben. „Ja, du kennst das Mädel sogar seht gut." Phil hatte sich eine der vielen Fragen herausgepickt, die am leichtesten alle
anderen mit beantworten würde." „Okay." Rosa wirkte nachdenklich als ginge sie alle alten Mitschülerinnen und Mädels aus dem Reitstall durch. „Wie heißt sie?" „Rosa", zwinkerte er ihr zu. Ihre Stirn zog sich in kleine niedliche Falten. „Ich kenne keine......Oh!" Sie riss ihre Augen auf als sie die Erkenntnis traf. „Du meinst mich." Phil nickte. „Wenn Sascha das herausbekommt, platzt er", kicherte sie. „Wieso, du bist doch mit Benny befreundet. Und wenn er an mehr gedacht hat und an jemand anderen, dann ist das ja sein Problem. Außerdem zählt das Ergebnis und das heißt, Dalia gehört dir." Das breite Strahlen in ihrem Gesicht war die schönste Belohnung, die er sich vorstellen konnte. Da überhörte er auch dieses kleine miese Stimmchen in seinem Hinterkopf, dass leise Warnungen ausstieß. Das Lächeln in Rosas Gesicht verschwand und sie kaute auf ihrer Unterlippe. „Sascha wird sauer auf dich sein und versuchen mir Dalia wieder wegzunehmen." Phil zuckte mit seinen Schultern. „Dann soll er sauer sein. Er wird schon irgendwann sehen, dass er mit seiner idiotischen Einstellung völlig falsch liegt und dass du nur glücklich sein kannst, wenn du reitest. Und was Dalia angeht. Du bist offiziell ihre Eigentümerin. Da kann er nichts dran ändern." Rosa nickte. In ihrem Gesicht hielt wieder ein Lächeln Einzug. „Ja, das ich nicht mehr reite, kann er vergessen. Und wenn er mit dir rumstänkert, werde ich ihm dieses Mal auch ganz deutlich klar machen, dass er ein Idiot ist. Dann lernt er mich mal kennen." So kämpferisch wie die Kornblumen aufblitzten, war Phil sich nicht sicher, ob er da in Saschas Haut stecken wollte. Noch dazu, wo er wusste, wie wichtig ihm seine Schwester war. „Wo fährst du überhaupt hin?" Rosa schaute verwirrt auf den Parkplatz, auf den Phil einbog. „Na ich dachte, es ist Mittagszeit und wir sollten unser altes Ritual aufleben lassen." „Du meinst Pizza Diavolo für uns beide scharfen Reiter", kicherte Rosa ausgelassen. Da war wieder das kleine Teufelchen, das Phil so lange vermisst hatte. Manno, wenn er es nicht besser wüsste, würde er behaupten, dass ihm bei diesem Anblick von Rosa warm ums Herz wurde. Aber das war natürlich Blödsinn, so ein Quark passierte ihm nicht. Dazu war er viel zu realistisch. Er freute sich einfach, dass er der Kleinen einen Schubs in die richtige Richtung hatte geben können. Nicht mehr und auch nicht weniger. Wichtig war, dass sie wieder nach vorne schaute und ihren Lebensgeist zurück hatte. Dieses traurige und hoffnungslose Bild von ihr, war ihm echt an die Nieren gegangen. Wie gut, das jetzt wieder die alte Rosa sich hervor gekämpft hatte.
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Schuss und Treffer - Eigentor Teil 16 ✔️
Ficção AdolescenteRosas Leben läuft in perfekten Bahnen. Sie hat gerade ihr Abitur als Schulbeste bestanden. Da bremst sie auch kein Numerus Clausus aus. Ihr Traum vom Veterinärstudium in Berlin ist zum Greifen nahe. Und dann ist da dieser eine Tag, der alles, aber...