„Phil, was machst du denn hier?" Sascha saß auf dem Sofa und starrte ihn ungläubig an. Okay, sein Kumpel kannte ihn und wusste, dass er normalerweise nur sehr schwer von seiner Meinung abwich, wenn er sie gefasst hatte. Also war seine Überraschung leicht nachvollziehbar. Da sah man mal, was die Liebe mit einem so anstellte und wie sie einen und seine Charakterzüge veränderte. Störte Phil das? Nicht wirklich, auch wenn er sich genau dagegen früher immer gesträubt hatte. Er hatte Sascha und seinen Bruder oft genug damit aufgezogen, dass sie wie Lämmer wären, die alleine zur Schlachtbank liefen. Und jetzt machte er das Gleiche. Er ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Da war Marshmallow und Sascha und sein Begrüßungskomitee von der Haustür. Aber nirgends entdeckte er Rosa. Wo bitte war sie? „Ich dachte mir, ich schaue mal, wie es Rosa geht."
„Ja, der Weihnachtsmann ist nämlich total dumm und kann ein Pony nicht von einem Hund unterscheiden, deshalb hilft ihm der Osterhase und deshalb sind wir hier, weil der meine Geschenke versteckt hat", posaunte Pippa neben ihm los. „Muss ich das verstehen?", brummte Erik. „Rosa ist aber nicht hier." Ja, super. Dachte Sascha er wäre blind? „Das sehe ich auch. Wo ist sie denn?" So leicht ließ er sich nicht abschütteln. Da Alfonso und Nado auch fehlten, schloss Phil daraus, dass sie gerade eine Gassirunde drehten. Vielleicht konnte er sie ja noch einholen, wenn sie noch nicht so lange unterwegs waren. „Sie ist unterwegs nach Dortmund." Kathie strich mit ihrer Hand über seinen Arm, als wollte sie ihn trösten. „Wie nach Dortmund?" Musste er das verstehen? „Wir haben sie heute morgen zum Flughafen gebracht. Sie wollte zu dir fliegen." „Scheiße!" Phil fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare. Hatte er diese ganze Tour wirklich komplett umsonst gemacht? Das konnte nicht sein. Falsch! Das durfte nicht sein. „Papa, Scheiße sagt man nicht, sonst ist die Bildung im Arsch und wenn die Bildung im Arsch ist, dann ist es Scheiße. Das sagt Opa immer." Na, vielen Dank auch Dad! Den Spruch hätte er seiner Tochter ja nun nicht beibringen müssen. „Ja, Entschuldigung, das sagt man wirklich nicht, aber ich bin halt enttäuscht, weil...." „Weil der Osterhase genauso dumm wie der Weihnachtsmann ist und meine Geschenke jetzt auch noch verbummelt hat." „Was erzählt das Kind denn ständig vom Osterhasen?" Erik schüttelte verständnislos seinen Kopf. „Na, ich habe mir doch zu Weihnachten..." „Das Kind hat bestimmt Hunger, so wirr wie es redet." Rosa-Maria schaute Phil vorwurfsvoll an. „Ja, ich habe ganz dollen Hunger." Wann hatte Pippa den mal nicht? „Bei Papa gab es immer nur so ekeliges Essen. Kaputte Eier und Burger. Igitt!" Die kleine Verräterin schüttelte sich mit einem angewiderten Gesicht und Phil erntete einen noch vorwurfsvolleren Blick von der Köchin. „Komm mit in die Küche." Sie schnappte sich das Kind als würde sie es retten müssen. Phil schaute den beiden kopfschüttelnd hinterher, ehe er sich wieder den anderen im Raum zuwandte, die ihn alle musterten. „Du siehst total fertig aus. Wann seid ihr denn zu Hause los geflogen? Ihr hättet euch eigentlich am Flughafen begegnen müssen." „Wir sind mit dem Auto und der Fähre hier. Wir hätten erst morgen einen Flug bekommen. Das war mir zu spät. Ich....ich..." Phil fuhr sich mit seiner Hand durch den Nacken. „Ich wollte ....ich wollte mich bei Rosa entschuldigen und das mit ihr klären." Manno, warum schauten die ihn gerade alle an, als wäre ihm spontan ein drittes Auge gewachsen. „Ich wusste doch, dass du zur Vernunft kommst." Sascha grinste ihn breit an und Marshmallow sprang von ihrem Platz auf und kam auf ihn zu gehüpft, um ihn zu umarmen. „Das wurde ja auch mal Zeit, dass du das einsiehst." „Und was nützt es mir?" Er saß jetzt hier auf Mallorca und Rosa war weg. Das war doch richtiger Bockmist. Vielleicht.... Er zog sein Handy aus der Hosentasche. „Wenn du Rosa anrufen willst, kannst du das vergessen. Sie ist garantiert im Flugmodus." Phil schüttelte den Kopf. „Nee, ich will José anrufen, vielleicht kann er mir wieder einen Platz auf der Fähre besorgen. Wenn ich gleich wieder los komme, dann bin ich morgen früh....spätestens aber mittags wieder in Dortmund." Er war zwar eigentlich hundemüde, aber das würde er schon noch einmal schaffen, die Hauptsache war, dass er das so schnell wie möglich mit Rosa geklärt bekam. Er hatte da keine weiter Zeit zu vergeuden. „Das vergiss mal ganz schnell wieder." Kathie zog ihm das Handy aus der Hand bevor er überhaupt wählen konnte. „Du wirst garantiert nirgendwo hingehen und schon gar nicht fahren, bevor du nicht ausgiebig geschlafen hast. Deine Augenringe würden ja jeden Untoten vor Neid erblassen lassen." „Aber ich muss...." „Du musst dich ausschlafen. So wie du aussiehst bist du ohne Unterbrechung bis Barcelona durchgefahren." Phil nickte nur stumm. „Weißt du eigentlich, was da alles passieren kann, wenn man übermüdet hinter dem Steuer sitzt?" Natürlich wusste er das, aber er war ja nicht übermüdet gewesen. Sein Adrenalin war im höheren Bereich gewesen, weil er schon die ganze Fahrt über an das Treffen mit Rosa gedacht hatte. „Du gehst jetzt schlafen und bleibst hier auf Mallorca. Rosa kommt spätestens in vier Tagen zurück, weil wir an Silvester Hochzeitstag haben. Und du wartest hier solange. Wenn sie dich nicht antrifft und wir mit ihr telefonieren und ihr sagen, dass du hier bist, sitzt sie garantiert im nächsten Flieger." „Aber es gibt doch kaum Flüge." Phil bezweifelte, dass das funktionieren würde. „Sie hat ein Flexticket mit Fluggarantie. Also keine Angst. Sie ist schneller wieder hier als du ausgeschlafen hast." So wie Kathie ihn in Richtung der Gästezimmer schob, ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie ihm keine Wahl lassen würde. Und ehrlich gesagt, war er auch zu müde, um dagegen aufzubegehren. Ja, ein kuscheliges Bett hatte gerade eine ziemliche Anziehungskraft. „Und mache dir keine Gedanken wegen Pippa. Ich passe gerne auf sie auf. Da kann ich mich schon einmal in der Oma-Rolle üben." So wie Kathie ihm zuzwinkerte, wusste sie wohl etwas mehr. Das war doch ein gutes Zeichen, genau wie die Tatsache, dass Rosa zu ihm wollte. Ja, vielleicht sollte er wirklich eine Runde schlafen, damit er erholt war, wenn Rosa wiederkam. Außerdem bot ihm das dann auch noch etwas Zeit, um seine romantische Überraschung noch etwas zu erweitern und zu perfektionieren. Ja, er würde hier auf der Insel auf sie warten und sie vom Flughafen gleich ent- und hoffentlich auch verführen. Mit einem zufriedenen Grinsen ließ er sich auf das Bett im Gästezimmer plumpsen.
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Schuss und Treffer - Eigentor Teil 16 ✔️
Teen FictionRosas Leben läuft in perfekten Bahnen. Sie hat gerade ihr Abitur als Schulbeste bestanden. Da bremst sie auch kein Numerus Clausus aus. Ihr Traum vom Veterinärstudium in Berlin ist zum Greifen nahe. Und dann ist da dieser eine Tag, der alles, aber...