Kapitel 117

223 38 18
                                    

„Hi! Hast du Appetit?" Rosa strich über das knappe rote Kleid, das ihr vorhin noch schnell Ella vorbei gebracht hatte. Delphie hatte sich daran erinnert, dass ihre Stiefschwester immer aufreizende Fummel in ihrem Kleiderschrank hatte. Außerdem hatte Ella dann auch noch Hand an Rosa gelegt. Sie hatte ja eine Ausbildung zur Friseurin gemacht und sattelte jetzt wohl zur Maskenbildnerin auf. Jedenfalls hatte Rosa sich selbst kaum im Spiegel wiedererkannt, nachdem sie mit ihr fertig gewesen war. Ihre Augen wirkten riesig und total strahlend, obwohl sie dabei nicht wirklich geschminkt aussah. Echt der Wahnsinn, wie Ella das hinbekommen hatte. Und ihre Haare fielen ihr in Engelslocken über die Schulter. „Ähm...ähm...ja...." Phil hatte es wohl die Sprache verschlagen. Die Frage war nur, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Egal, sie musste mit ihrem Plan weitermachen, den sie mit Delphie entwickelt hatte. Nähe suchen und etwas provokant sein. Leider fiel ja sexy Arschwackeln mit ihren Krücken weg. Und selbst ohne erinnerte sie immer noch mehr an eine Greisin als an eine sexy Teufelin. Rosa bewegte sich ein paar Schritte auf Phil zu.
Manno, warum fühlte sich denn Phils Mund plötzlich staubtrocken an und seine Zunge klebte am Gaumen fest? War das wirklich eine Frage? Weil es hier in der Küche heiß wie in der Hölle war. Diese kleine Teufelin mit diesem Kleid, das der Phantasie nicht viel Spielraum ließ. Ihre Augen strahlten heute noch mehr und ihre Haare versuchten einen zu täuschen und an einen Engel zu glauben. Scheiße! Phil war so am Arsch! Er schaffte es höchstens seine Überraschung geheim zu halten, weil es ihm glücklicherweise die Sprache verschlug. Glücklicherweise? Wohl eher nicht. Wahrscheinlich zweifelte Rosa bald an seinem Geisteszustand und überlegte es sich anders. Wo hatte sie verflucht nochmal diesen heißen Stofffetzen her? Und warum trug sie ihn ausgerechnet gerade jetzt? „Ich habe uns etwas Essen vorbereitet. Zu erst gibt es eine Pizza diavolo." Sie zwinkerte ihm zu. „Vielleicht kannst du mir ja helfen." Sie deutete auf den Backofen. Phil nickte wortgewandt und öffnete die Ofentür. Sofort schlug ihm die Wärme und der leckere Duft entgegen. „Pass aber auf, dass du dich nicht verbrennst!" Hatte Rosa das wirklich gerade gehaucht als wäre sie Marilyn Monroe, die dem Präsidenten zum Geburtstag gratulierte? Oder hatte er sich das nur eingebildet? „Das kann echt höllisch heiß sein." Verflucht ja! Er begann zu schwitzen. Außerdem war er sich nicht sicher, ob die Warnung nur den Backofen betraf. Er zog das Blech heraus. Wow, das war auch eine Pizza in Herzform. Er musste an seinen Plan für den morgigen Tag denken. Sofort stolperte sein Herz noch schneller durch seine Brust. Scheinbar waren sie wirklich auf der gleichen Wellenlänge. „Ich dachte mir ein großes gemeinsames Herz ist besser als zwei einsame einzelne Herzen." Wieder zwinkerte Rosa ihm zu. Verfluchte Scheiße, waren die Kornblumen noch blauer geworden? „Wohin damit?" Er deutete auf das Blech. Etwas Ablenkung würde ihm gut tun. „Auf den Tisch, außer du willst lieber im Stehen essen." Hatte er wirklich so eine dämliche Frage gestellt? Manno, was war in seinem Oberstübchen los? Scheinbar tanzten da nur ein Höllenfeuer und brannte alles nieder. Rosa ließ sich ihm gegenüber am Tisch nieder. Erst jetzt fielen ihm die Kerzen auf. „Ich dachte so ein paar züngelnde Flammen würden dir gefallen!" Wieder war da dieses teuflische Zwinkern. Verflucht! Das machte ihn echt noch fertig. Wenn sie damit nicht bald aufhört, würde sie sehen, was sie von dieser Provokation hatte. Er war ja schließlich auch nur ein Kerl, dessen Selbstkontrolle irgendwann ausgereizt war. „Soll ich uns etwas Musik anmachen?" Musik? Ja, das war eine fantastische Idee. Musik sorgte immer für Ablenkung und dafür, dass man etwas herunterfuhr und sich entspannte. Ja, Entspannung würde ihm gerade nicht im geringsten schaden. Er fühlte sich nämlich wie ein Löwe auf dem Sprung. „Prima Idee", stimmte er also schnell zu. „Hast du einen bestimmten Wunsch? Vielleicht Highway to hell oder Hells bells?" Da war es wieder diese teuflische Lächeln. Auch wenn diese Lieder gerade seinen Gemütszustand ziemlich gut wiedergaben, war er nicht wirklich Metallfan. „AC/DC muss nicht sein." Nein, er brauchte weder Gleich- noch Wechselstrom. In ihm kribbelte es auch so schon genug. „Okay, dann nehme ich mein neuestes Lieblingslied." Rosa zwinkerte ihm zu und tippte auf ihr Handy. Die ersten Worte ertönten und auch ohne den Refrain wusste er bereits, um welches Lied es sich handelte. Okay! Jetzt war der Punkt erreicht! Scheiß doch auf morgen! Phil sprang auf und sein Stuhl polterte hinter ihm auf den Boden. Egal! In Sekundenschnelle war er bei Rosa und beugte sich zu ihr hinunter. „Pass mal auf, du kleine Teufelin", knurrte er, „Jetzt zeige ich dir mal, was es bedeutet, wenn man mich herausfordert und provoziert." „Das hof..." Phil ließ sie nicht ausreden, sondern presste seine Lippen auf ihre. Verflucht! Wie hatte er dieses Gefühl in den letzten zwei Wochen vermisst. So wie sich Rosas Arme um seinen Nacken schlangen, war er da wohl nicht der einzige. Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete ihn, dass jedoch sofort wieder in Panik umschwenkte. Egal, wie sehr er den Kuss gerade genoss. Erst einmal mussten noch ein paar Sachen geklärt werden. Ja, das war die Voraussetzung, dass die Beziehung auch funktionierte. Das war ihm nämlich in den letzten Tagen auch klar geworden, dass das Scheitern mit Blanca unteranderem daran lag, dass sie nie offen über ihre jeweiligen Erwartungen gesprochen hatten. Den Fehler würde er nicht wieder begehen. Er ließ seine Zunge noch einmal genüßlich über Rosas streichen, ehe er sich von ihr löste. „Wir müssen reden!" Rosa schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. „Dann.....dann willst du..." Sie zeigte mit ihrer Hand zwischen ihnen hin und her. „..das nicht?" Alleine die Sorge und Traurigkeit, die sofort in ihre Augen getreten war, wollte er ihr sofort wieder wegküssen. Trotzdem musste erst etwas klargestellt werden. „Zur Hölle doch, ich will das mit uns. Deshalb müssen wir ja reden." Rosas Arme zogen ihn wieder zu ihr und ihr Lippen landeten sanft auf ihren. Oh ja, und wie er das wollte!

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt