Rosas Herz galoppierte vor Glück in ihrer Brust als sie sich von Phil löste und in seine unglaublichen grünbraunen Augen schaute. Hatten die genauso Herzchenform angenommen wie ihre? Ja, ihre Augen waren garantiert kleine Herzen, wenn sie Phil anschaute. Quatsch, was hieß hier klein? Alles was mit Phil zu tun hatte und mit ihrer Liebe zu ihm, war nicht klein, sondern riesig groß. Ihr Herz quoll schließlich fast über vor Liebe und Glück. Und das sah man ihr garantiert auch an. Phils Augen glänzten leicht im Schein der Kerzenflammen und er sah sie so liebevoll an, dass sie ein leichter Glücksschauer überzog. Ja, genauso hatte sie sich das vorgestellt mit ihrem Candlelight-Dinner. Ups! Wenn sie jetzt weiterknutschten, wurde die Pizza kalt. Okay, das wäre kein Weltuntergang, schließlich konnte man die gut auch kalt essen. Aber sie hatte sich so viel Mühe damit gegeben, um Phil zu beeindrucken. Mit kalter Pizza beeindruckte man aber niemanden. Außerdem wollte Phil auch noch etwas besprechen. Und wichtige Gespräche sollte man nie auf leeren Magen führen. Das war eine Weisheit ihrer Oma, die sie ihr mit auf den Weg gegeben hatte. „Wollen wir jetzt erst einmal die Pizza essen?" Phil nickte und schaute zu dem Blech auf dem Tisch. „Hast du die ganz alleine gemacht?" War das ein ängstlicher oder eher beeindruckter Ausdruck in seinem Gesicht? „Du musst keine Angst haben, dass es ein Giftanschlag ist. Rosa-Maria hat mich dabei beaufsichtigt." Humor hatte noch nie geschadet. Phil griff lachend nach dem Messer und stoppte ab. „Bringt das nicht Unglück, wenn ich das Herz zerschneide?" Rosa schüttelte den Kopf. „Nö, dafür haben wir es dann ja im Magen und es heißt ja nicht umsonst, Liebe geht durch den Magen." Phil kratzte sich kurz am Kinn und grinste. „Interessanter Ansatz. Dann müssten wir als nur immer Pizzaherzen essen und alles bleibt so, wie es jetzt ist?" Rosa schüttelte wieder den Kopf. „Nee, mit jedem Essen wird die Liebe dann größer." „Meine Kornblume, ich liebe deine Logik und die Pizzadiät dazu auch." Phil schnitt ein großes Stück ab. Und legte es auf den Teller vor ihr. Es folgte noch eins auf seinem Teller. Er schnappte sich den Stuhl von der gegenüberliegenden Seite, auf dem er gesessen hatte und schob ihn ganz dicht an ihren. Ja, das gefiel ihr auch viel besser. „Mund auf!" Er hatte ein kleines Stück Pizza abgeschnitten und auf die Gabel gepiekst. „Ich finde deiner Logik folgend, sollten wir uns gegenseitig mit unseren Herzen füttern." Er schob das Stück in ihren Mund und drückte einen Kuss auf ihre Lippen, als sie ihn wieder geschlossen hatte. Ja, diese Art zu essen, gefiel ihr auch. Sie folgte seinem Beispiel und schnitt auch ein Stück Pizza ab und fütterte ihn damit. Natürlich auch mit Kuss. Phill schloss genießerisch seine Augen und gab einen zufriedenen Seufzer von sich. „Mm, das schmeckt teuflisch gut!" Er zwinkerte ihr zu. So wie es aussah, war sein Mund ja leer. Und ihrer auch. Manchmal sollte man auch eine kurze Pause einlegen, um den Magen nicht zu überlasten. Also so aus rein medizinischer Sicht. Und einer musste ja auf die Gesundheit achten, deshalb beugte Rosa sich zu Phil und eroberte seine Lippen. Ja, so etwas Gesundheitspflege war absolut wichtig. Das wusste sie seit ihrem Unfall. Scheinbar war Phil auch dieser Meinung, denn seine Zunge tanzte sofort mit ihrer. Ja, so musste es sein. Scheinbar hört sie vor lauter Glück sogar Glocken läuten. Halt, stop! Das waren keine Glücksglocken sondern die Türklingel. So ungeduldig wie sie hintereinander gedrückt wurde, war das sicher ein Notfall! Rosa löste sich von Phil, der sie überrascht anschaute. „Die Türklingel. Bestimmt ein Notfall. Geh du schon mal. Ich komme gleich nach." Phil nickte und stand auf. Das Klingeln hatte an seiner Intensität nicht verloren. Trotzdem beugte sich Phil noch einmal zu ihr und drückte kurz zärtlich seine Lippen auf ihre. Sofort raste Rosas Herz wieder etwas schneller. Das würde ab jetzt immer so sein. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Von der Tür hörte sie aufgeregte Stimmen. Also wirklich ein Notfall!
„Das wurde ja auch langsam mal Zeit, dass du aufmachst!" „Ja, ich konnte ihn gerade noch davon abhalten mit den Fäusten gegen die Tür zu trommeln." „Was macht ihr denn hier?" Phil schaute überrascht in die Gesichter seiner Eltern. „Und wieso klingelt ihr und schließt nicht einfach auf?" Sie hatten ja schließlich einen Schlüssel für den Notfall für sein Haus. Und so ungeduldig wie sein Vater war, schien es ja wohl ein Notfall zu sein. Die Frage war nur welcher? Phils Magen zog sich leicht zusammen. Es war doch typisch! Kaum war er absolut glücklich und schwebte auf Wolke sieben, kam irgendetwas, um ihn mindestens zwei Wolken tiefer zu befördern. Hoffentlich war keiner von den beiden oder von seinen Geschwistern krank. Nee, das war Quatsch! Dann wären sie nicht hier, sondern bei Max. Also, was war es dann? „Kommt rein!" Phils Mutter schnuffelte in die Luft. „Duftet das hier nach Pizza?" Was Essen anging, war an ihr ein echtes Trüffelschwein verloren gegangen. Sie schob sich an ihm vorbei Richtung Küche. Okay, wenn sie auf Essensuche war, konnte es nicht ganz so schlimm sein. Phil atmete auf. „Deine Mutter hat die Schlüssel verweigert, weil es kein Notfall ist und sie Angst hatte dich in einem privaten Moment zu stören. Wie wenn es den geben würde, seit du hier eine Pension aus deinem Haus gemacht hast." Phils Vater stiefelte auch an seinem Sohn vorbei und schüttelte sich. „Da draußen ist es voll kalt. Das sind höchstens noch zwölf Grad." Okay, für November fand Phil das eher warm, aber so hatte jeder seine eigene Temperaturskala.
„Mmm, die Pizza ist echt lecker!", schmatzte seine Mutter schon mit vollem Mund als die beiden Männer die Küche betraten. „Schnutzelchen, jetzt gib Phil den Brief und dann können wir auch gleich wieder verschwinden und Leo und Max von Mari und den Drillingen erlösen." Phil bemerkte, wie sie ihm nach einem Blick zu den Kerzen zuzwinkerte. Ja, sie könnten wirklich gerne flott wieder verschwinden. Auch wenn er seine Eltern liebte, gab es Zeiten, da sah man sie lieber von hinten, weil man etwas besseres vor hatte, als ihre Gegenwart zu genießen. Und genau so ein Moment war gerade.
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Schuss und Treffer - Eigentor Teil 16 ✔️
Teen FictionRosas Leben läuft in perfekten Bahnen. Sie hat gerade ihr Abitur als Schulbeste bestanden. Da bremst sie auch kein Numerus Clausus aus. Ihr Traum vom Veterinärstudium in Berlin ist zum Greifen nahe. Und dann ist da dieser eine Tag, der alles, aber...