Kapitel 15

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Rosa griff mit klopfendem Herz und spitzen Fingern in die Plastiktüte, die Phil ihr gereicht hatte, als wäre es eine Giftschlangengrube. Ihre Finger ertasteten Stoff, den sie vorsichtig herauszog. Wenn das jetzt so ein dämlicher Boratbikini oder eine andere Sauerei war, den Sascha anziehen sollte, dann würde sie Phil den Hals umdrehen. Dann hätten die Sommersprossen von Pippi-Phil ihren letzten Salsa getanzt. Erleichtert stellte Rosa fest, dass es sich bei dem Stoff um ein T-Shirt handelte. Sie faltete es schnell auseinander, um zu sehen, ob da irgendetwas total Peinliches aufgedruckt war. Puh, Glück gehabt. Das T-Shirt war einem Fussballtrikot der Nationalmannschaft nachempfunden. Das Brustemblem bestand aus drei verschieden großen Flaschen mit der Unterschrift Alkohol und war damit einem großen Sporthersteller nachempfunden. Anstelle des DFB Wappens befand sich dort unter den Weltmeister-Sternen  eine trinkende Figur und der Text Junggesellenabschied. Rosas Blick wanderte weiter über den Stoff. Okay, da stand nur letztes Auswärtsspiel aufgedruckt als wäre es der Sponsor und darunter noch klein Bräutigam. Da war nichts wirklich Peinliches dran. Sie reichte das Shirt ihrem Bruder, der es sich sofort schmunzelnd über den Kopf stülpte. „Man, dat is ja mal endgeil. So eins will ich auch haben. Dat dauert mir hier bei dir aber zu lange", krähte Tessa begeistert und entriss Rosa die Tüte und begann darin zu kramen. „Dat is für das Team Bräutigam. Dem gehöre ich definitiv an. Und du auch." Tessa reichte weitere T-Shirts an Leokardia und Maja, ehe sie auch Rosa noch eins versehen mit einem Schulterklopfer gab. „So viel Kreativität hätte ich dir gar nicht zugetraut. Ich hatte schon Tüllschleier und Schärpen befürchtet." Na Danke! Obwohl recht hatte sie ja. Was besseres war ihr ja nicht wirklich eingefallen. Man, war das peinlich, dass sie sich jetzt hier in völlig unverdientem Ruhm sonnte. Sofort spürte sie wieder, wie ihre Wangen überhitzten.
Was war denn jetzt schon wieder an diesen T-Shirts so peinlich, dass Rosa ihre Gesichtsfarbe wie ein Chamäleon wechselte? Phil hatte die Dinger doch extra ziemlich neutral gehalten, damit Rosa nicht einen Schamanfall bekam. Es gab durchaus Shirts die wirklich anzüglich durch ihre Sprüche waren. Ihm hatte aber gerade dieser Fußballbezug für Sascha gefallen. Also so langsam gab er es auf das Mädel zu verstehen. Wenn es um Pferde ging, war sie ja echt cool drauf, aber im Rest des Lebens war sie irgendwie total zimperlich. Es sah so aus, als müsste sie noch mit ihrer Schamattacke kämpfen. Folglich war wohl nicht zu erwarten, dass sie gleich das Wort ergriff um den Rest des Abends zu starten. „Und jetzt, wo ihr standesgemäß gekleidet seid, können wir in den anderen Saal gehen, den Rosa als Teamcaptain des Team Bräutigam angemietet hat."  Phil wollte nicht riskieren, dass hier alles irgendwie still stand und die Stimmung litt. Begeisterungsrufe und Klatschen zeigten ihm, dass die Entscheidung richtig war und alle darauf brannten ein wenig Spaß zu haben. Na da würden sie mit Sicherheit nicht enttäuscht werden. Er hatte seinen ganzen Erfahrungsschatz mit eingebracht....
Rosa lief als erste in den Saal und riskierte einen vorsichtigen Rundblick. Phil hatte sich ja genauso wenig bei der Planung in die Karten schauen lassen, wie sie. Hoffentlich ging das gut. Der Rundblick ließ sie erst einmal aufatmen.   Es waren mehrere runde Tische aufgebaut auf denen Jetons und Karten lagen. Okay, an einer großen Pokerrunde war nichts Verfängliches. Rosa spürte, wie sie sich langsam entspannte. Willkommen im Casino letztes Auswärtsspiel, stand auf einem großen Plakat an der Wand. Das musste Phil wohl extra drucken lassen haben.  „Dat is ja mal geil. Wenn wir schon nicht nach Las Vegas kommen, dann kommt Las Vegas zu uns." Wieder klopfte Tessa Rosa anerkennend auf die Schulter. „Na dann lasst mal die Karten glühen." Sie lief zu einem der Tische und platzierte sich dort. Die anderen folgten ihrem Beispiel. Okay, dann würde es Rosa genauso machen. Auch sie setzte sich an einen der Tische, an dem bereits Delphie und Sascha und Phil saßen. Der übernahm auch den Part die Karten auszuteilen.....
„Boah, das kann doch echt nicht sein", knurrte Delphie kopfschüttelnd. „Ihr habt doch die Karten gezinkt." Phil musste schmunzeln. „Marshmallow, du hast Glück in der Liebe, wir haben Glück im Spiel." Okay, es war wirklich ein Zufall, dass entweder er oder aber Rosa immer die Gewinnerkarten hatten. Na ja gut, bei ihm war es weniger Glück als sein Pokerface, was ihm weiter half. Im Gegensatz dazu, überzeugten jeden Mitspieler schon Rosas aufgeregte rote Wangen, die Karten niederzulegen. Ja, sie war so das Gegenteil von Pokerface, aber nicht weniger erfolgreich damit. Phil ließ seinen Blick über die anderen Tische gleiten. So wie er von überall her Gelächter hörte, schien sein Plan mit der Pokerrunde zum Junggesellenabschied wohl genau der richtige gewesen zu sein. Na mal schauen, wie sein nächster Programmpunkt ankam. Er musste schmunzeln, als sein Telefon ein Vibrieren von sich gab. Na dann war es jetzt wohl soweit. Sein Blick wanderte zu Rosa, die total gebannt auf die Karten in ihrer Hand starrte. Was sie wohl zu seiner Überraschung sagen würde?
„Guten Abend die Herrschaften", ertönte eine kräftige Männerstimme an der Tür zum Saal. „Wir haben einen Anruf erhalten, dass es hier zu illegalem Glücksspiel kommt", ertönte eine weiter Männerstimme und es erschienen weitere vier Polizisten. Rosa blieb das Herz fast stehen. Illegales Glücksspiel? Zählte Poker wirklich dazu? Aber...... „Wir spielen ja nicht um Geld!" Sie hatte ihre Karten fallen gelassen und war aufgesprungen. Warum hatte weder Phil noch sie daran gedacht, dass das Pokern strafbar sein konnte? Sie musste das hier klären, bevor es noch richtig Ärger gab.....

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt