Kapitel 140

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„Papa, Papa, Opa......uih, ist der süß und flauschig." Pippa war in das Behandlungszimmer gestürmt gekommen und sofort auf den kleinen Patienten losgestürzt. Es handelte sich um einen Kleinspitz, der gerade seine jährliche Impfung bekam. „Oh, Sie sind Vater?" Rosa musste über den Überraschten Blick des Frauchens schmunzeln. Es war erstaunlich, dass sie mit den vielen langen und schweren Wimpern auf den Augen, die an einen Maulwurf erinnerten, ihre Lider überhaupt noch so aufreißen konnte. „Ja, das ist mein Tochter Pippa." Aus Phils Stimme sprach sein ganzer Stolz. Er erntete aber nur ein Nicken. Scheinbar war das auch eine der Patientinnen, die ein erweitertes Interesse an ihrem Tierarzt hatten, aber nicht das Bedürfnis nach weiterem Anhang. So wie es aussah, schreckte so ein Kind mehr ab als eine Freundin, musste sich Rosa eingestehen. Na ja, im Grunde wusste ja auch niemand, dass sie Phils Freundin war. Die Damen hielten sie ja nur für die Auszubildende und damit eine Randerscheinung. Obwohl momentan kam sie sich zeitweise wirklich auch nur so vor. Aber das war ja auch kein Wunder. Phil und Pippa mussten ja erst einmal zusammenfinden und dann...dann....ja Rosa musste nur etwas abwarten und das Ganze nicht persönlich nehmen. Auch, wenn es ihr ziemlich schwer fiel. Dieser Abstand, den Phil zu ihr hielt, schmerzte schon manchmal. Aber egal! Wenigstens waren sie ja den ganzen Tag zusammen in der Praxis. Glücklicherweise hatte er sich das noch einmal anders überlegt und sie beiden bildeten ein Team, während Sebastian dem neuen Tierarzt zur Seite stand. Ja, von Phil lernte sie mit Sicherheit viel mehr und außerdem genoss sie die Zeit mit ihm, auch wenn es nur die Arbeitszeit war. „Wir sind ja dann auch mit Coco fertig. Wir sehen uns nächstes Jahr zur Impfung wieder." Rosa überreichte der Dame das Impfbuch. „Die Rechnung bekommen Sie vorne an der Anmeldung bei Verena."
Rosa wandte sich Pippa zu, die von einem Bein auf das andere trat. „Was ist denn, Maus?" „Opa ist da und hat mir einen Adventskalender mitgebracht." Die Kleine war ganz aufgeregt. „Das ist ja toll!" Mist, warum hatte sie nicht daran gedacht? Klar, heute war ja der 1.Dezember. „Ist die Tante endlich weg!" Phils Vater kam auch in das Behandlungszimmer gestapft. In seinen Händen hielt er einen Wandbehang mit lauter kleinen Taschen darauf. „Das ist ja mein alter Adventskalender", grinste ihn Phil an. „Na klar, der geht an die nächste Generation", zwinkerte ihm sein Vater zu. „Papa, Opa hat da aber einen Fehler gemacht!" Was bitte für einen Fehler konnte man bei einem Adventskalender machen? Phil ließ seinen Blick darüber gleiten. „Wieso? Ist doch alles okay." Pippa schlug sich ihre kleine Hand vor die Stirn. „Mensch Papa, die Zahlen sind komplett falsch, da fehlen die ganzen Zahlen zwischen 24 und 1." „Wieso? Es sind doch alle Zahlen von 1 bis 24 da." Phils Vater zuckte mit seinen Schultern und schaute auch verständnislos. „Ja, aber die 25, 26, 27, 28, 29, 30 und 31 fehlen." „Weihnachten ist aber am 24. und das geht von heute bis Weihnachten. Bis es die Geschenke gibt", begegnete Phils Vater seiner Enkelin entschieden. Pippa schüttelte sofort den Kopf. „Die Geschenke gibt es aber am 6." „Klar, an Nikolaus gibt es auch Geschenke", nickte der Opa sofort. „Nikolaus? Was ist das?" Pippa schaute Rosa verwirrt an. „In Spanien gibt es kein Nikolaus. Da ist der 6. Dezember Nationalfeiertag." Ja, das wusste sie von Alfonso. Und noch etwas wusste sie. „Pippa meint den 6. Januar. In Spanien bringen die heiligen Dreikönige den Kindern die Geschenke. An Heiligabend wird dort nur gut gegessen." Ja, das hatte sie oft genug miterlebt, wenn sie Alfonso an Weihnachten besucht hatten. Für Rosa hatte es dann immer zweimal Geschenke gegeben. Sie machte sich gedanklich die Notiz, für Pippa auch für beide Tage etwas zu besorgen. Außerdem eröffnete es ihr noch die Möglichkeit einen spanischen Adventskalender für die Kleine zu basteln. Das war perfekt. Damit würde sie gleich nachher beginnen.
„Okay" Phils Vater schaute sie an, als wüsste er noch nicht, wie er mit dieser Information umgehen sollte. „Ich müsste noch etwas mit dir wegen Weihnachten besprechen", wandte er sich an seinen Sohn. Das dir hatte er deutlich betont. Okay! Phil hatte schon eine Ahnung, worum es ging und war seinem Vater dankbar, dass er so sensibel war nicht sofort zum Thema zu kommen. Das würde sonst für eine längere Diskussion mit bettelnden Kulleraugen sorgen, der er mit Sicherheit nicht gewachsen wäre. „Ihr könnt ja den Adventskalender schon einmal in Pippas Zimmer bringen. Ich hänge ihn dann nachher auf." So wie Rosa nickte und grinste, hatte sie seinen Wink wohl verstanden und würde seine Tochter erst einmal von der Praxis fern halten. Die beiden verschwanden zusammen und Phil wandte sich seinem Vater zu. „Geht es um die Ponys für Romy und Merlin?" Sein Vater nickte. „Ja, ich wollte da noch etwas klären. Die beiden sind ja total pferdeverrückt. Max hat mir erzählt, Pippa war auch schon ein paarmal mit ihnen zusammen reiten und ist genauso verrückt wie du früher." Phil grinste stolz. Ja, auch wenn er erst dagegen war, dass seine Tochter schon mit dem Reiten anfing, musste er doch zugeben, dass sie nicht nur furchtlos, sondern auch ziemlich begabt war. Trotzdem würde sie noch etwas warten müssen bis sie ein eigenes Pferd bekam. Das würde er frühestens in zwei oder drei Jahren in Angriff nehmen, wenn sie auch wirklich zuverlässig damit umgehen konnte. „Kannst du mir die Adresse des Züchters geben, damit ich da mal vorbeifahren kann, um alles zu klären?" Bis jetzt war der ganze Kauf über Phil gelaufen. Schließlich war er der Fachmann und sein Vater nicht gerade der größte Pferdefreund. Es erstaunte ihn schon, dass er da extra hin wollte. „Soll ich mitkommen?" Phil könnte ihm erklären, warum er welche Ponys ausgesucht hatte. Sein Vater winkte aber ab. „Nicht nötig! Ist ja nur Geschäftliches zu klären." Okay, wenn das so war. Da wollte der alte Gauner wohl noch etwas den Preis drücken oder noch einen Sattel als Beigabe heraus handeln. Ja, sein Vater war was so etwas anging ein echter Spar- und Geldfuchs und das Handeln sein größtes Hobby. Dann wollte er ihm den Spaß mal nicht verderben. Er schrieb seinem Vater die Kontaktdaten auf einen Zettel.

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt