Kapitel 141

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„Hast du dich mit Rosa gezofft?" Max stand in der Sattelkammer neben Phil und musterte ihn. Sie waren heute zum Therapiereiten für Rosa hier. Sie machte wirklich immer größere Fortschritte. „Wieso?" Phil stellte sich dumm. Vielleicht half das ja. Wahrscheinlich eher nicht. Verflucht! Warum musste sein Bruder ihn eigentlich lesen können? „Ich musste heute wieder das Therapiereiten übernehmen und hatte das Gefühl, du versuchst ihr, wo möglich aus dem Weg zu gehen." „Wow, mehr Indizien hast du nicht? Ich musste mich um Pippa kümmern, damit sie nicht unter Dalias Hufe kommt." Max stieß ein Lachen aus. „Und ein weiteres Indiz namens faule Ausrede. Deine Tochter saß ganz artig bei Merlin und Romy auf der Tribüne und hat meinen Kids die Ohren beknabbert. Sie ist nämlich genauso ein Plappermul wie ihr Vater es sonst ist, der heute aber zum Schweigemönch mutiert. Also, was ist los?" „Nichts ist los. Wir haben uns nicht gezofft." Max verzog missbilligend sein Gesicht. „Ich dachte, die Sache mit dir und Rosa wäre geklärt. Hattest du dich nicht entschlossen euch eine Chance zu geben? Sag nicht, dass du jetzt wieder den Rückwärtsgang einlegst, weil du auf einmal Schiss vor deiner eigenen Courage hast. Rosa ist nicht Blanca!" Okay, seinem Bruder konnte er nichts vormachen. Phil fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare. „Nein, sie ist absolut nicht Blanca, aber ich habe jetzt Verantwortung." Max verdrehte seine Augen. „Nicht dein Ernst, dass du dich hinter deiner Tochter versteckst. Du hast auch...." „Ja, ich habe auch für Rosa Verantwortung und der versuche ich nachzukommen, weil sie ja scheinbar nicht dazu in der Lage ist, die für sich selbst zu übernehmen."
„Wie bitte!" Phil schloss seine Augen. Verflucht, wo kam denn jetzt auf einmal Rosa her? Seine Ohren summten noch leicht von ihrem empörten Aufschrei. „Ich glaube, ich lasse euch beiden mal alleine und schaue nach den Kids." Max klopfte ihm auf die Schulter und verließ die Sattelkammer. Na prima! Er machte den Abgang und überließ Phil seinem Schicksal, obwohl er der Schuldige war, der dieses Gespräch überhaupt begonnen hatte. Aber egal! Irgendwann musste er es sowieso führen, denn so ging das ja nicht mehr weiter. „Wir sollten reden...", begann er deshalb mit dem wohl klischeehaftesten Satz, den man in so einer Situation bringen konnte. „Das denke ich auch. Ich würde schon gerne erfahren, warum du mich für unfähig hältst, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen." Rosas Augen starrten ihn finster an. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn sie sauer auf ihn war. Das sorgte dann vielleicht dafür, dass sie seine Argumente nicht aus einem rosaroten Gefühl heraus überhaupt nicht durchdachte. Ja, manchmal war Wut und Enttäuschung nicht der schlechteste Katalysator, um die Einsicht in einen gemeinsamen Nenner zu erlangen. Ja, vielleicht half es, dass sie gar keine Partnerschaft mit ihm mehr wollte, weil sie enttäuscht genug war. War das wieder eine hasenfüßiger Gedanke? Vielleicht. Aber letztendlich zählte nur das Ergebnis. Egal, wie es zustande kam. „Wow, endlich ist der Herr also mal bereit zu reden. Ich dachte schon, du würdest nicht einmal mehr das mit mir wollen." Rosas Augen schauten ihn wütend an. „Du hast mich ja die letzte Zeit mehr oder weniger so behandelt als hätte ich eine ansteckende Krankheit!" Ja, so war das ja auch. Die Krankheit nannte sich Liebe und war hochansteckend. Wenn man sie nicht rechtzeitig bekämpfte, konnte sie ganze Leben zerstören. So wie Rosas. Und da durfte nicht passieren. „Ich dachte, wir gehören zusammen. Aber so wie es aussieht, war das wohl doch alles nur Mitleid." Mitleid! „Sag mal spinnst du! Ich habe mich doch nicht nur aus Mitleid in dich verliebt", platzte es aus Phil heraus. „Von deiner Verliebtheit merke ich aber nicht mehr viel." Rosas Augen hatten ihn fixiert. Verflucht! Warum war ihm das mit dem Verlieben herausgerutscht? Das war total kontraproduktiv. „Es ist die Frage, ob du überhaupt jemals in mich verliebt warst." Ihre Kornblumen sahen ihn enttäuscht an. Na das konnte er ja so wohl überhaupt nicht auf sich sitzen lassen. „Natürlich bin ich verliebt in dich. Das ist ja das ganze Problem! Sonst wäre mir das doch alles egal!" Rosa riss ihre Augen auf. „Du hast im Präsens nicht im Perfekt gesprochen." Phil zuckte mit den Schultern „Ja, und im Konjunktiv. Willst du mir damit gerade deutlich machen, dass du Deutsch Leistungskurs hattest?" Scheinbar kannte sie sich mit der Grammatik besser aus als mit der Sinnerfassung von Worten. Oder konnten Frauen mit dem Wort Problem nichts anfangen, weil sie selbst eins waren? „Du hast gesagt, du bist in mich verliebt!" Das nannte man dann wohl selektives Hören. „Ja, und ich sagte auch, dass das das Problem ist." Rosa verzog ihr Gesicht genau wie ihr Bruder, wenn er mit etwas nicht einverstanden war. „Ich kann nicht nur an mich denken", fuhr er fort, ehe Rosa ihren Mund öffnen konnte. Ja, er musste das jetzt ohne Unterbrechung los werden. Denn wenn sie ihm ständig ins Wort fiel, bestand die Gefahr, dass er nicht alle seine Argumente vorbringen konnte, weil sie ihn in eine andere Richtung stupste. Das war aber etwas, das er nicht zulassen konnte. Nein, dazu war die ganze Sache zu wichtig. Phil wollte doch, dass sie seine Gründe, warum er nicht mit ihr zusammensein konnte, verstand. Ja, sie sollte verstehen, dass das auf keinen Fall an ihr lag.....und auch nicht an ihm, sondern an den Umständen, die man sich leider nicht aussuchen konnte. Er wollte ja auf keinen Fall, dass sie ihn nach diesem Gespräch hasste, sondern dass sie seine Entscheidung verstand und mittrug. Nur dann war es möglich, dass sie auch später einen freundschaftlichen Umgang miteinander hatten. Und das war etwas, was ganz oben auf seiner Prioritätenliste stand.....gleich hinter diesem Gespräch.

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt