Kapitel 12

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Rosa lief in den flauschigen Bademantel des Hotels gehüllt in den Wellnessbereich des Hotels und ließ ihren Blick schweifen. Das sah gut aus. Ein Teil des Bereichs war für ihre Feier reserviert. Scheinbar schien das die anderen Hotelgäste abzuschrecken, denn hier herrschte gähnende Leere. Sie lief zu dem abgesperrten Bereich und kontrollierte noch einmal alles. Das sah gut aus. „Na, zufrieden mit deiner Planung?" Phil war ebenfalls im Spa aufgetaucht. Im Gegensatz zu ihr trug er aber nur eine Badehose und schien einen Bademantel nicht für nötig zu halten. Rosas Blick fiel auf seinen ziemlich gut trainierten Oberkörper. Okay, er musste sich nicht verstecken. Rosas Hand ging zum Gürtel des Bademantels, um ihn etwas fester zu ziehen. Das sah bei ihr schon ganz anders aus. Ehrlich gesagt, graute es ihr schon davor den auszuziehen. Das holländische Flachland ließ grüßen. Wegen der Wellnessanwendungen, die ihr der Hotelmanager im Komplettpaket angeboten hatte, hatte sie aber auf ihren geliebten Badeanzug verzichtet und einen Bikini angezogen. Das bereute sie gerade schon zutiefst. Hoffentlich gefiel den anderen wenigstens dieser Wellnesskram. Sie selbst war da ja nicht so ein Fan von. Also bei Wellbess für die Pferde schon, aber.... aber wenn so etwas extra für solche Veranstaltungen angeboten wurde, musste es ja wohl auch bei Zweibeinern beliebt sein. Da konnte man doch eigentlich nichts falsch machen. Vielleicht hätte sie sich lieber den Rat ihrer Mutter einholen sollen. Dafür war es aber jetzt zu spät. Das würde bestimmt passen....hoffentlich. „Das sieht hier echt cool aus." Phil schien nach einem Rundblick zufrieden zu sein.  Das war gut. Dann lag sie vielleicht doch gar nicht so falsch. „Sag mal ist dir nicht zu warm in dem Plüschding?" Phil hatte sie einfach unterbrochen und zuppelte an dem Gürtel des Bademantels. Okay, kalt war ihr hier gerade wirklich nicht, trotzdem......trotzdem musste sie den Bademantel früher oder später sowieso ausziehen. Warum also nicht gleich jetzt? Entschlossen öffnete sie den Gürtel und schlüpfte heraus. Phil nahm ihn ihr mit einem Grinsen im Gesicht ab und musterte sie. „Cooler Bikini!" Ihr Gesicht schien förmlich zu explodieren und sie spürte eine Hitze in sich aufsteigen, die sie nicht einmal in dem dicken Bademantel gespürt hatte. Das war gerade ziemlich peinlich! Quatsch, nicht nur ziemlich, sondern extremst peinlich. Rosas Blick musste nicht einmal an ihrem Körper hinunter wandern, um zu wissen, was Phil meinte. Ja, ihr Bikini war über und über mit Pferden bedruckt. Das war ein Geburtstagsgeschenk von Delphie vor zwei Jahren gewesen und er sah ziemlich kindisch aus. Es war aber auch der einzige Bikini, den sie hatte. Nur für den heutigen Tag hatte sie nicht extra Geld für einen neuen ausgeben wollen, den sie sowieso nie wieder anziehen würde. Verflucht dämliche Entscheidung! Sie hätte einfach ihren Lieblingsbadeanzug anziehen sollen. „Hallihallo, sind wir die ersten?" Leokardia und Max begrüßten sie und verwickelten Phil sofort in ein Gespräch. Das war gut. So hatte Rosa wenigstens etwas Zeit sich innerlich abzukühlen.
„Und auf was müssen wir uns gefasst machen?", grinste Leokardia Phil an. „Wenn du die Planung übernommen hast, wird es doch bestimmt peinlich für meine Schwester." Ihr Blick sagte ihm, dass sie das nicht so einfach dulden würde. „Es ist nur ein einfacher Nachmittag im Spabereich des Hotels, nichts weiter." Wie zum Schwur hob er seine Hand und sein Blick wanderte zu Rosa, die immer noch ein ziemlich rotes Gesicht hatte. Kein Wunder, so lange wie sie in dieser Wärme hier mit dem dicken Bademantel gestanden hatte. Er hatte schon Angst gehabt, dass sie ihm hier noch damit aus den Latschen kippte. „Und das soll ich dir glauben? Wehe..." „Nichts Peinliches für Delphie, versprochen", unterbrach er sie. Dank Rosa konnte er Leo das Versprechen eines ruhigen Nachmittags geben. Es gab eine einfach Poolparty mit ein paar Cocktails und der ein oder anderen Wasserschlacht. Das war definitiv nicht peinlich.„Besser ist es für dich." „Hallöchen!" Mit einem Schlag trudelten immer mehr Leute ein und zum Schluss kamen auch die beiden Hauptpersonen des Tages.
Rosa lief zu der Tüte, die sie als erstes am Tisch deponiert hatte und reichte sie Phil, der sie erstaunt anschaute. „Deine Tüte." Er nickte, auch wenn er keinen blassen Schimmer hatte, was in der Tüte war. „Hier ist ....." Er zog etwas Tülliges heraus. „Oh, der Schleier für die Braut", half ihm Rosa schnell aus. „Genau", nickte er. „Was wäre die zukünftige Braut ohne Schleier?" Er reichte das Ding weiter und war zufrieden, dass Leo es ihm abnahm und in den Haaren ihrer Schwester befestigte. Dafür erntete er ein ungläubigen Blick der Braut. Scheinbar hatte sie mit so etwas bei ihm wohl nicht gerechnet. Er ehrlich gesagt auch nicht. Er griff wieder in die Tüte und war sich nicht wirklich sicher, ob er wissen wollte, was ihn da noch erwartete. Es war ein weiterer Schleier mit einer großen Krone auf der im Gegensatz zu der, an der Delphies Schleier befestigt war, nicht Braut, sondern Trauzeuge der Braut stand. Scheiße! Das war er. Sein Blick wanderte zu Rosa, die ihn breit angrinste. Das war dann wohl das kleine Teufelchen in ihr gewesen. Ohne zu zögern steckte er sich das dämliche Ding in die Haare. Da brauchte es schon mehr zu, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er war sich seiner Männlichkeit genug bewusst, um damit kein Problem zu haben. „Geil, Philippa du wirst einmal eine heiße Braut sein", krähte Paul lachend.  „Findest du?" Phil drehte sich ein wenig hin und her und schnippste das Tüll etwas hoch und wackelte mit seinem Hintern. Er griff wieder in die Tüte und zog Schärpen heraus, die er Paul, Benny und Leokardia reichte. Für die Brautjungfern stand da drauf gedruckt. Da Benny und Paul die besten Freunde und Leo die Schwester der Braut waren, kam das Brautjungfern wohl am nächsten. „Eh, spinnst du, das Ding mache ich nicht um", wehrte Paul sofort ab. Und auch Benny schüttelte empört den Kopf. „Das ist der volle Weiberkram." „Na, ein Glück, dat ich zum Bräutigam gehöre", lachte Tessa, Phils Schwester, schallend und hielt sich ihre Hand auf ihr Herz. „Mach das Ding jetzt um, dir wird schon nicht gleich dein Schwanz abfallen." Phil wollte hier keine Diskussion mit seinem jüngeren Bruder führen, die den Verlauf der Feier beeinträchtigte. Es ging schließlich darum, dass Marshmallow einen schönen Tag hatte. Das war das, was für ihn zählte. Benny folgte murrend seiner Aufforderung und zog das bedruckte rosa Satinband über den Kopf. Auch Paul folgte murrend seinem Beispiel. Na, ging doch!  Dann konnte es ja jetzt mit der Poolparty losgehen. Ja, definitiv, denn eine Angestellte des Hotels näherte sich ihnen gerade. Die wollte bestimmt die Cocktailbestellung aufnehmen. Eine Erfrischung konnte nicht schaden. Und wenn sie ein paar Umdrehungen hatte, würde sie ihn auch das Tüllding auf dem Kopf vergessen lassen. „So, dann könnten die ersten Herrschaften mir bitte zur Gesichtsbehandlung folgen." Wie bitte? Nichts Cocktails? Gesichtsbehandlung? Was zur Hölle hatte sich Rosa da bitte in seinem Namen einfallen lassen?

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt