Kapitel 145

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„Papa, das war voll lustig mit Merlin!" Pippa hüpfte neben Phil ins Haus. Die Kleine hatte die Übernachtung bei Phils anderer Hälfte und ihrer Cousine und ihren Cousins genossen. „Nur Emilio ist der volle Spaßkaputtmacher" „Du meinst Spielverderber", korrigierte Phil sie. Pippa schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben ja nicht gespielt nur geredet und gelacht, also Spaß gehabt." Phil schmunzelte, während seine Tochter mit ihren Armen empört in der Luft herumwirbelte. „Er ist immer zu uns ins Zimmer gekommen und hat gesagt wir müssen leise sein, weil Onkel Max und Tante Leo noch schlafen wollen." Pippa schüttelte ihren Kopf. „Wenn sie müde sind, werden sie doch durch unser Lachen auch nicht wach. Stimmt's Papa?" Nach kindlicher Logik sicher nicht. Phil hatte aber auch sehr schnell gelernt, dass der Schlaf eines Erwachsenen, sowie er zum Elternteil wurde, weitaus weniger tief war als vorher. Vor Pippa hätte ein Tornado über sein Haus ziehen können und er hätte es nicht bemerkt. Heute reichte schon ihr leises Flüstern und er war hellwach als hätte er sich Espresso intravenös gespritzt. „Manchmal kann man dadurch schon aufwachen. Emilio ist halt ein großer Bruder, der aufpasst", versuchte er seinen Neffen in Schutz zu nehmen. Pippa schaute ihn nachdenklich an und nickte dann. „Papa, ich möchte aber keinen so größeren Bruder. Kannst du das auch dem Weihnachtsmann sagen, bitte. Nicht, dass der mir einen bringt." Phil verschluckte sich fast bei dem Versuch ein Lachen zu unterdrücken. „Keine Angst. Kein älterer Bruder zu Weihnachten. Ich bin der einzige Mann, der hier auf dich aufpasst und den Spaß kaputt macht", zwinkerte er seiner Tochter zu. Die Kleine nickte zufrieden. Phil war sich ziemlich sicher, dass er in ein paar Jahren ziemlich viel Spaß kaputt machen würde, wenn die Jungs vor seiner Tür Schlange standen. Nee, an seine Tochter würde keiner dieser Flachpfeifen so schnell heran kommen, dazu kannte er sich zu gut mit Pubertierenden mit Testosteronüberschuss aus. Er war ja selbst mal einer. „Papa, können wir heute noch mit Nado und Rosa spazieren gehen?" Die Kleine hatte den Hund absolut lieb gewonnen und er war ihr persönlicher Wachhund. Ja, er würde Phil in ein paar Jahren mit Sicherheit beim Vertreiben der Flachpfeifen helfen. Ein knurrender und zähnefletschender Hund war vielleicht sogar noch eindrucksvoller als ein bissig schauender Vater. „Klar können wir das." Sein Blick wanderte zum Himmel. Vielleicht hatten sie ja sogar Glück und es fielen ein paar Schneeflocken. Der Wetterbericht hatte jedenfalls Hoffnung auf weiße Weihnachten gemacht. „Supi!" Pippa strahlte ihn an, während er die Tür aufschloss. „Wir können ja gleich nach dem Essen los." „Hast du schon wieder Hunger?" Die Kleine nickte gequält. „Das Frühstück ist schon so lange her." Ja, genau drei Stunden, sagte seine Uhr. Er war um neun Uhr bei seinem Bruder mit Brötchen aufgekreuzt und jetzt war es zwölf. Also entweder seine Tochter machte gerade einen Wachstumsschub durch oder aber sie hatte das weibliche Familiengen des ständigen Hungers gepaart mit einem unglaublichen Stoffwechsel geerbt, das sowohl seine Mutter als auch seine älteren Schwestern und Mari in sich trugen. Die konnten ständig und immer futtern und waren dabei schlank wie Regenwürmer. Pippa schob sich an ihm vorbei ins Haus und schnuffelte mit ihrer Nase in die Luft. „Rosa-Maria kocht heute ohne Duft." Pippa schaute ihn enttäuscht an. Phil schnuffelte auch. Tatsache, hier duftete nichts wie üblich. Normalerweise zogen um diese Uhrzeit immer die verführerischsten Duftschwaden durch sein Haus. Komplettiert mit lautem Topfgeklapper und Küchengeräuschen. Mhm, komisch! Die Geräusche fehlten auch. Erst jetzt fiel Phil auf, dass es hier auch heute morgen sehr still gewesen war, als er das Haus verlassen hatte. Ja, er hatte extra keinen Umweg über die Küche genommen, um Rosa noch etwas mehr Zeit zum Nachdenken zu geben. Es war wirklich total still im Haus. Nicht einmal Nado kam schwanzwedelnd zu ihnen angehüpft. Na klar! Rosa-Maria, Alfonso und Rosa waren bestimmt auf einer ausgedehnten Sonntags-Hunderunde mit dem kleinen Verbrecher. „Papa!" Pippas empörter Aufschrei kam aus Richtung Küche. Schnell warf er seine Hausschüssel in die Schale auf der Kommode und lief zu seiner Tochter. „Paapaa! Rosa-Maria ist nicht da und ich habe ganz doll Hunger!" Pippa schaute ihn so verzweifelt an, als hätte sie das letzte Mal vor ein paar Tagen gegessen. Okay, dann hieß es wohl selbst etwas auf den Tisch bringen. Auch wenn Rosa-Maria ihn nachher dafür beschimpfen würde, dass er ihr Heiligtum ins Chaos gestürzt hatte, war es ja nicht seine Schuld, wenn sie nicht da war. Was konnte er am besten zubereiten, ohne den Küchendrachen total zu erzürnen? Phil warf einen Blick in den Kühlschrank. Rührei! Ja, das hatte er in Berlin einen gewissen Ruf erlangt und er hatte es Nessa nach mancher durchzechten Nacht zum Frühstück serviert. Er machte sich ans Werk.
„Papa, das sieht aber total ekelig aus." Pippa verzog angewidert ihr Gesicht als er den Teller mit der Eierspeise vor ihr abstellte. „Das ist nur ein ekeliges kaputtes Ei. Ich mag das aber lieber, wenn es noch so ein Kuhauge hat." Ei mit Kuhauge? Was sollte das bitte sein? „Na so weiß und dann mit dem orangen Klecks." Scheinbar hatte er wohl so unterbelichtete geschaut, wie er sich gerade fühlte, wenn seine Tochter schon von alleine zu einer Erklärung ansetzte. „Du meinst ein Spiegelei." Das hätte sie ihm ja auch früher sagen können. Jetzt waren alle Eier aufgebraucht. Pippa schüttelte ihren Kopf. „Nein, da ist ja kein Spiegel." Okay, das machte jetzt keinen Sinn das zu diskutieren, denn er hatte auch keine wirkliche Erklärung für den Namen. „Jetzt essen wir erst einmal das und dann sehen wir weiter, wenn Rosa-Maria wieder da ist. Los hopp an den Tisch!" Pippa nickte wenig begeistert, machte sich aber auf den Weg zu dem großen Ecktisch. „Guck mal, Papa. Da liegt ein Zettel." Pippa wedelte mit einem Blatt Papier in ihrer Hand herum. Er stellte ihre beiden Teller schnell ab und schnappte sich dann den Zettel. Wenn das Rosa-Marias Einkaufsliste für den morgigen Tag war, gab es mit Sicherheit Ärger, wenn sie Schaden nahm. Er warf einen flüchtigen Blick darauf. Das war......das war keine Einkaufsliste sondern eine Nachricht von Rosa an ihn!

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt