Kapitel 107

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„Und wie war Venedig? Hast du die Lagune erkundet?" Phil wackelte anzüglich mit seinen Augenbrauen. José grinste breit. „Ja, mi amigo, es war ein sehr besonderes Wochenende. Vielen Dank, dass ihr uns das ermöglicht habt. War Pippa auch keine Last?" Er schüttelte sofort den Kopf. „Natürlich war sie eine. Dieses Kind ist die Hölle auf Erden." Phil winkte ab. „Nein, die Kleine ist echt süß und war ganz pflegeleicht. Sie hatte gestern auch genug Auslastung auf der Halloween Party." Phils Gedanken wanderten zu dem gestrigen Tag. Wenn er ehrlich war, aber nicht zu Pippa, sondern zu Rosa. Manno, hatte ihn ihr Anblick umgehaut. Die Kleine in diesem Teufelinkostüm würde ihn wohl noch bis an sein Sterbebett begleiten. Ja, wenn dann dort so eine heiße Teufelin auftauchte, um ihn ins Fegefeuer abzuholen, hatte er mit Sicherheit nichts dagegen. Nein, das wäre eine nette Aussicht, die ihn nicht gerade davon überzeugen würde, unbedingt in den Himmel kommen zu müssen. Obwohl mit diesem kleinen Teufel in der Hölle zu landen war wahrscheinlich der Himmel auf Erden. Ja, sie war die perfekte Mischung aus Engel und Teufel. Wenn ihre Kornblumen ihn frech anfunkelten, war es jedes Mal um ihn geschehen. Was für dämliche Gedanken. Er fokussierte sich wieder auf José und machte sich an die Praxisübergabe.
„Kommt ihr mich bald wieder besuchen? Vielleicht ist Mama dann ja auch da und ihr könnt Freundinnen werden, so wie Rosa-Maria, Delphie und ich." Pippa grinste Rosa breit an. „Ja, vielleicht. Ich weiß aber noch nicht, wann wir wieder hier sind." Enttäuschung huschte durch das Gesicht der Kleinen, lichtete sich aber gleich wieder. „Dann komme ich halt mit Mama zu euch nach Deutschland. Genau!" Pippa nickte entschlossen. „Dann kann ich auch Delphie besuchen." War ja klar, dass ihre Schwägerin gleich das nächste Kind angezogen hatte. „Pippa, du kannst dich doch nicht einfach alleine einladen." José war zusammen mit Phil aus der Praxis zu ihnen in den Hinterhof getreten. „Ich habe mich ja auch nicht alleine eingeladen. Ich habe Mama auch mit eingeladen", grinste die Kleine breit. José schüttelte nur seinen Kopf und Phil schmunzelte. Er kniete sich zu der Kleinen. „Na klar, kannst du uns besuchen kommen, wann immer du willst." Sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn. Das sah so....so....da schmolz Rosas Herz fast dahin. Verflucht! Was dachte sie denn schon wieder für einen Mist? Große Männer mit kleinen Kindern sahen immer irgendwie niedlich aus. Das war ja bei ihrem Bruder auch nicht anders. „Das mache ich. Und Mama ist bestimmt ganz schnell wieder fit. Stimmt's, José?" Wieso schaute der Spanier so zweifelnd, obwohl er nickte? Wusste er mehr über den Gesundheitszustand von Pippas Mutter, was er der Kleinen verschwieg? Rosa hoffte nicht, denn die Maus hatte wirklich eine Mutter verdient, die sich um sie kümmerte und ihr ihre volle Aufmerksamkeit widmete. „So, jetzt wird es für uns aber Zeit!" Phil mahnte zum Aufbruch. Zum Abschied gab es noch herzliche Umarmungen für jeden und dann saßen sie auch schon im Auto.
„Wo fährst du denn hin?" Rosa schaute sich überrascht um, als Phil eine komplett andere Richtung als die zu Alfonsos Finca einschlug. „Ich dachte, wir haben uns zur Belohnung noch einen entspannten Abend verdient", zwinkerte er ihr zu. Ja, auf den Abend, bei dessen Planung Alfonso ihm ein wenig unter die Arme gegriffen hatte, freute sich Phil schon den ganzen Tag. Bei dem Gedanken wie seine Überraschung wohl Rosa gefiel, legte sein Puls zu. Das war komisch! Eigentlich konnte er sich das gar nicht erklären. Es war doch nur ein ganz normales Abendessen mit einer Freundin. Und es war auch nicht ihr erstes. Sie waren doch schon unzählige Male bei ihrem Lieblingsitaliener essen gewesen. Da hatte er keine feuchten Pfoten wie jetzt. Das lag bestimmt nur an dem feuchtwarmen Klima auf der Insel hier. Ja, welchen Grund sollte es sonst haben? „Weißt du das wirklich nicht", höhnte ein leises Stimmchen in seinem Hinterkopf. Ja, okay, vielleicht hing das auch immer noch etwas mit der sexy Teufelin von gestern zusammen. Aber das war mit Sicherheit bald wieder verflogen. Er konzentrierte sich wieder auf den Verkehr und steuerte den Wagen die Kurven bergauf.
„Das.....das ist ja das Kloster!" Rosa stand mit einem unglaublich süßen Lächeln im Gesicht auf ihre Krücken gestützt neben dem Auto. Ihre Augen funkelten wie ein ganzes Kornblumenfeld im strahlenden Sonnenschein. Phil würde Lügen, wenn er sich nicht genau diese Reaktion erhofft hatte. „Hierher sind wir ausgeritten und dann haben wir Nado gefunden." Rosas Blick trübte sich kurz. „Ihm geht es gut. Luna hat mir vorhin ein Foto geschickt", beruhigte er sie. Er wusste ja, wie Hundebesitzer fühlten, wenn sie ihren Liebling das erste Mal in Pflege gaben. Sofort kehrte das glückliche Lächeln in ihr Gesicht zurück. „Wie sieht es aus, hast du Appetit auf ein wirklich hervorragendes Essen, nach dessen Abschluss wir noch den Sonnenuntergang von hier oben bewundern können?" Was eine Frage. Rosa nickte begeistert. „Na dann los!" Phil lief neben ihr her. Ein Kellner geleitete sie zu einem Tisch auf der Terrasse, der wunderschön eingedeckt und mit einem Blumenstrauß versehen war. Rosa ließ ihren Blick zu den anderen Tischen gleiten. Okay, die waren genauso eingedeckt. Schade eigentlich. Aber was hatte sie sich hier auch gerade erhofft? Hatte sie wirklich geglaubt, dass Phil ein Candlelight-Dinner für sie arrangiert hatte? So ein Blödsinn. Sie waren doch einfach nur gute Freunde. Auch wenn ihr Herz scheinbar eigene Pläne zu haben schien, so wie es schnell schlug. Egal! Auch wenn es kein romantisches Essen war. Was konnte es schöneres geben als den Abend hier mit Phil alleine zu verbringen.

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt