„Na, das sieht doch total perfekt aus!" Delphie stand neben Rosa und schaute mit leicht geneigtem Kopf auf die Wand gegenüber. „Ja, der Delfin, der gerade aus dem Wasser hüpfte war ihrer Schwägerin wirklich gelungen. „Na super, dann sind wir für heute fertig. Nächste Woche kommt dann das Känguru dran." Delphie drehte sich um und marschierte zu ihren Spraydosen und begann sie in ihren Transportkorb zu packen. Seit sie offiziell sprayte, musste sie die ja nicht mehr in einem Rucksack verstecken, um damit schnell wieder abhauen zu können. „Soll ich Phil holen, damit er es abnehmen kann?" Ja, Rosa ließ keine Gelegenheit aus, um ihm über den Weg zu laufen. Da konnte er sich so viel verstecken, wie er wollte. „Da müsstest du aber rüber zu uns. Er wollte irgendwas mit Sascha bequatschen. Wir sollten die Bromance lieber nicht stören. Außerdem haben wir dann auch mal Zeit miteinander." Delphie erhob sich wieder und kam zu Rosa. „Sag mal, welche Fortschritte haben wir denn seit Mallorca schon gemacht. Bring mich mal auf's Laufende." Sie hakte sich bei Rosa unter. „Vielleicht können wir das ja in deinem Zimmer sogar bei einer schönen heißen Schokolade mit...." „Marshmallows?", unterbrach Rosa sie. Jeder kannte ja Delphies kindliche Leidenschaft für dieses gummiartige Zuckerzeug, die nur während ihrer Ballettzeit pausiert hatte, danach aber wieder voll ausgebrochen war. Nicht umsonst nannte Phil sie Marshmallow. Sofort wanderten Rosas Gedanken ein Grundstück weiter. Was Phil wohl mit ihrem Bruder zu besprechen hatte? „Na ja, eigentlich wollte ich Sahne sagen, aber Marshmallows wären auch fein. Also, was meinst du?" „Also die Idee mit der heißen Schokolade gefällt mir, aber wieso sprichst du bei den Fortschritten von wir?" „Na, weil ich deine Beraterin bin. Und du und ich sind wir. Das ist doch wohl klar. Hattest du nicht sogar Deutsch Leistungskurs? Da müsste dir das mit dem Plural doch wohl geläufig sein. Also, wo stehen wir gerade?" „In der Tierarztpraxis. Das sollte dir doch mit deinem Geograpie Leistungskurs auch nicht schwer fallen, eine Ortsbestimmung durchzuführen", kicherte Rosa. Ja, blöde Sprüche konnte sie auch. Delphie schüttelte lachend den Kopf. „Auf alle Fälle färbt der Kerl schon auf dich ab. Seit wann bist du schlagfertig und frech? Wo ist das kleine Engelchen Rosa hin?" „Das wurde dank dir auf Mallorca zur Teufelin und zu Phils persönlicher Hölle, Hölle, Hölle." Ihre Schwägerin schaute sie an als hätte sie nicht alle Schafe auf der Weide. Rosa lachte lauthals los. „Du....du glaubst nicht, was Phil letztes Wochenende gemacht hat." „Jetzt bin ich aber gespannt. Lass mich raten, dich in den Wahnsinn geküsst?" Okay, mit ihrem Lachen wirkte Rosa vielleicht wirklich etwas verwirrt. Sie beruhigte sich schnell wieder. „Nee, er hat sich total betrunken auf einem Männerabend mit Sebastian." Delphie nickte. „Okay, und das findest du lustig?" Rosas Schwägerin krauste ihre Stirn. „Ich glaube für deine Offenbarungen brauche ich wirklich erst einmal etwas heiße Schokolade und Marshmallows in einer unbekannten größeren Menge." „Ja los, lass uns in die Küche gehen." Rosa humpelte auf ihren Krücken los. „Sag mal wie läuft denn deine Reha. Du bist ja immer noch mit den Dingern unterwegs", wechselte Delphie das Thema. „Ja, damit fühle ich mich einfach noch sicherer. Ich habe einfach Schiss, dass ich doch wieder irgendwie stürze und dann alles wieder von vorne anfängt." „Das verstehe ich, aber irgendwann musst du...." „Ja, irgendwann, aber nicht heute. Vicky meint auch, genau wie Max, dass ich den richtigen Moment spüren werde."
„So, und jetzt aber Butter bei die Fische oder in unserem Fall Marshmallows bei die Schokolade", grinste Delphie Rosa fünf Minuten später an als sie sich auf das Sofa in ihrem Zimmer gesetzt hatten. In ihren Händen hielt jede eine Tasse mit dampfender Schokolade. „Okay. Wo waren wir stehen geblieben?" „Bei dem strunzbesoffenen Tierarzt", schmunzelte Delphie. „Stimmt! Also Sebastian und er waren in einer Bar und haben.....haben sich da voll laufen lassen. Also genaugenommen nur Phil." Rosa verzog ihr Gesicht. Man konnte ja nicht wissen, was da noch sonst passiert war. „Denk gar nicht so einen Blödsinn!" „Was denke ich denn?" Delphie grinste breit. „Ich sehe dir genau an der Nasenspitze an, dass du denkst, da könnten auch andere Weiber im Spiel gewesen sein. Und das kannst du getrost vergessen. Als Tierarzthelferazubine solltest du doch wissen, dass Hunde die bellen nicht beißen. Und Phil ist ein ziemlicher Kläffer, aber wie du auch bei dir siehst, wenn es ernst wird klemmt er den Schwanz ein und versteckt sich." Ihr Blick fiel zu Nado, der zu ihren Füßen schlummerte. „Also vor dem Flohsack habe ich viel mehr Schiss. Der ist viel zu ruhig. So, jetzt erzähl aber weiter!" „Na ja und dann hat er, als ich ihn ins Bett gebracht habe, mir gestanden, dass ich eine Teufelin bin und dieses Hölle-Hölle-Lied angestimmt und mir kurz vor dem Einschlafen seine Liebe gestanden." Delphie knallte ihre Tasse so auf den Tisch, dass Nado erschrocken aufsprang. „Und warum erfahre ich das erst jetzt? Flohsack, Platz!" Nado kringelte sich wieder zusammen. „Na ja, es ist ja sonst nichts weiter passiert." Rosa zuckte mit den Schultern und verzog enttäuscht ihr Gesicht. „Was haben wir denn schon unternommen, um etwas voranzutreiben?" „Wir? Hast du eine Persönlichkeitsspaltung seit du studierst?" Rosa musste kichern. „Ja, also meine vier Persönlichkeiten und du sollten echt einen Plan starten, wie wir den Flohsackdoktor schnappen und in der Rosa-Auffangstation unterbringen." Rosas Schwägerin klopfte gegen ihr Kinn als dachte sie nach. „Hast du schon eine Idee?" Rosa nickte. „Ich dachte an ein schönes Candlelight-Dinner." Delphie nickte zustimmend. „Das ist eine gute Idee. Ich schaffe euch dann Rosa-Maria und Alfonso vom Hals. Da fällt mir schon was ein." „Perfekt, dann lass uns sofort anfangen." Rosa griff sich ihre Krücken und sprang auf. „Du hilfst mir doch beim Kochen?" Delphie schüttelte den Kopf. „Vergiss es, ich komme nach meiner Mutter, was das angeht. Wir gehen jetzt zu Rosa-Maria und betteln sie an, uns zu helfen und wenn wir Glück haben, übernimmt sie aus Angst um ihr Heiligtum die ganze Küche." „Aber, muss ich nicht das Ganze irgendwie..." „Nein, musst du nicht, schließlich willst du ein langes glückliches Leben mit ihm und das sehe ich bei unseren Kochkünsten durch eine mögliche Vergiftung stark gefährdet. Nee, nee ein Krankenhausaufenthalt oder schlimmeres ist wirklich nicht romantisch", gackerte sie los. Okay, da hatte sie auch wieder recht. Außerdem war Rosa ja auch noch etwas eingeschränkt und da sprach dann ja auch nichts gegen etwas Hilfe. Delphie hatte ihr Handy in der Hand und tippte darauf herum. Sekunden später scholl „Warum schickst du mich in die Hölle" aus dem Lautsprecher. „Also die perfekte Musik haben wir schon", kicherten ihre Schwägerin und lief in Tanzschritten vor ihr Richtung Küche. Rosa folgte ihr lachend.
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Schuss und Treffer - Eigentor Teil 16 ✔️
JugendliteraturRosas Leben läuft in perfekten Bahnen. Sie hat gerade ihr Abitur als Schulbeste bestanden. Da bremst sie auch kein Numerus Clausus aus. Ihr Traum vom Veterinärstudium in Berlin ist zum Greifen nahe. Und dann ist da dieser eine Tag, der alles, aber...