Rosa schaute sich in dem Restaurant um. Ihr reservierter Tisch lag im hinteren Bereich und war baulich etwas von dem Rest abgeschirmt. Das war gut, dann bekamen die regulären Gäste nichts von der Feier mit. Es wäre schon blöd, wenn ständig irgendwelche Leute kämen, die Autogramme oder Fotos von Sascha und einigen seiner Gäste wollten. Ja, es gab da ja nicht nur ihren Bruder, der Fußballprofi war, sondern auch noch Leonard und Tessa, die den gleichen Job wie er hatten. Und dann war da auch noch Maja, die eine sogenannte Pop-Prinzessin war und Leokardia, die sich einen Namen als Designerin gemacht hatte. Schon komisch, dass das komplette Kleeblatt -so nannten nämlich alle Sascha und seine drei Freundinnen Maja, Tessa und Leokardia, weil sie früher ständig zusammengeklebt hatten- so erfolgreich war.
„Der erste Teil des heutigen Tages war echt cool." Delphine umarmte Rosa überschwänglich. Sie war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, wie sie zu ihr getreten war. „Das hat Phil echt toll geplant. Hätte ich ihm so gar nicht zugetraut. Bestimmt hattest du doch da auch deine Finger mit im Spiel." Sie zwinkerte ihr wissend zu. Ja, blöderweise genau da, wo es nicht so toll war, schoss es Rosa durch den Kopf. Andererseits bedeutete das aber auch, dass der Rest des Tages wahrscheinlich gut würde, denn den hatte ja Phil geplant, der letztlich auch die Stimmung im Spa Bereich gerettet hatte. Ja, seine Wasserschlachten verbunden mit den Cocktails hatten alles gerettet. Gott sei Dank! „Ich bin schon total gespannt, was du für später geplant hast. Bekomme ich schon einen kleinen Tipp?" Delphie schaute sie mit ihren dunklen Rehaugen bettelnd an und klimperte mit den Wimpern. So gerne Rosa ihrer Freundin auch etwas verraten würde, war das leider nicht möglich. Sie wusste ja selbst nicht, was geplant war. Phil hatte sich absolut nicht in die Karten schauen lassen. „Marshmallow, sei nicht so neugierig." Phil war scheinbar auch wie ein Indianer zu ihnen geschlichen. „Rosa wird alles toppen, was an Junggesellenabschieden bis jetzt jemals stattgefunden hat. Es wird garantiert episch werden." So wie er ihr zuzwinkerte, spürte Rosa die wohlbekannte Wärme in ihren Wangen. Aber nicht wegen des Zwinkerns....also doch schon, aber mehr wegen der Bedeutung des Zwinkerns. Das machte ihr nämlich Angst. Was bitte hatte er in ihrem Namen geplant? Rosa war bestimmt mit vielen Worten in Verbindung zu bringen.... zum Beispiel langweilig, eintönig, uninspiriert, farblos, einfallslos....sie könnte diese Wortreihe beliebig fortsetzen und wahrscheinlich würde ihr niemand außer ihrem Bruder, der immer nur das beste in ihr sah, widersprechen....aber episch war von ihr in etwas soweit entfernt wie der Saturn von der Erde. Der Beweis dafür war ja ihre total misslungene Nachmittagsplanung.
„Gibt dat hier bald was zu essen?" Tessa, eine von Phils Schwestern ließ sich auf den erstbesten Stuhl plumpsen. Manchmal fragte er sich echt, warum eigentlich alle Weiber in seiner Familie so verfressen waren. Sein Blick haftete aber immer noch an Rosas Gesicht, das wieder einmal der Farbe einer Tomate glich. Man, man, man, dieses Mädchen war ihm echt ein Rätsel. Manchmal war sie ein kleines Teufelchen und dann im nächsten Moment lief sie rot an, wenn er ihr nur verschwörerisch zuzwinkerte. Wer bitte sollte das verstehen? Er jedenfalls nicht, und das, obwohl er wirklich mit seinen sechs Schwestern und einer Schwägerin mehr als genug Erfahrungen im Umgang mit dem kompliziertesten Geschöpf auf dieser Welt, der Frau, hatte. „Im Schwimmbad gab es ja nur Kaninchenfutter." Leokardia schaute ihn vorwurfsvoll an und ließ sich auch am Tisch nieder. „Wahrscheinlich hat er nur an seinen Gaul gedacht, als er das Buffet da bestellt hat", mischte natürlich auch Tessa sofort wieder mit.
Rosa knetete verlegen ihre Hände. Manno, da hatte sie Phil echt in etwas reingerissen. Aber bei dem Hotelmanager hatte das Salatbuffett in Zusammenhang mit den ganzen Wellnessanwendungen total logisch geklungen. Eine Candybar und ein Kuchenbuffett hätte ihr persönlich auch besser gefallen. Warum ließ sie sich nur immer so leicht beeinflussen? Es war wirklich an der Zeit, dass sie endlich einmal mehr auf sich als auf die guten Ratschläge der anderen vertraute. Okay, das war ein guter Ansatz, nützte jetzt aber rückwirkend auch nichts mehr. Den einzigen Schluss, den sie daraus für sich ziehen konnte, war, dass sie es bei der Hochzeitsplanung umsetzen würde. Ja, da ließ sie sich von niemanden reinreden. Ihre Gedanken wanderten zum Essen. Erleichtert atmete sie auf, denn sie hatte sich dafür entschieden, dass alle à la carte essen konnten. Da konnte dann also wenig schief gehen. Wie gut, dass sie in dem Fall auf Phil und nicht den Hotelmanager gehört hatte, der ihnen ein Feinschmeckerbuffett angeboten hatte. Klar, das brachte mit Sicherheit mehr Geld, wenn dort irgendwelche Hummer und Austern darauf herumlungerten als irgendein Schnitzel, dass sie sich mit Sicherheit bestellen würde. Ihr Blick wanderte zu Phil, der gerade mit seinem Bruder und Paul herumflaxte. Vielleicht war es ja doch gar nicht so schlecht auf ihn zu hören. Auf ihn war Verlass. Er war verantwortungsbewusst und zuverlässig. Er würde sie garantiert nirgendwo blöd reinreißen oder blamieren. „Das Essen war echt gut. So, und was steht jetzt an?" Leokardias Blick ruhte auf Rosa. „Na stehen wird erst mal noch gar nichts, bevor die Stripperin ihren Lapdance geliefert hat", gackerte Tessa. Bei dem Wort Stripperin kniff Delphie ihre Augen zusammen, ehe sie zu ihr schaute, um sich abzusichern. Rosa schüttelte leicht mit dem Kopf. Sie hatte ja Phils Versprechen. „Hier deine Tüte." Phil zog hinter sich eine Plastiktüte hervor und reichte sie ihr, so wie sie es vorhin bei ihm getan hatte. Das Grinsen in seinem Gesicht mit den tanzenden Sommersprossen verursachte diesmal kein positives Gefühl in ihr, sondern eher ein flaues in ihrem Magen. Was war da bitte in der Tüte?
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Schuss und Treffer - Eigentor Teil 16 ✔️
Teen FictionRosas Leben läuft in perfekten Bahnen. Sie hat gerade ihr Abitur als Schulbeste bestanden. Da bremst sie auch kein Numerus Clausus aus. Ihr Traum vom Veterinärstudium in Berlin ist zum Greifen nahe. Und dann ist da dieser eine Tag, der alles, aber...