Kapitel 112

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„Noch einen Cocktail?" Phil schaute zu der Süßen neben sich, die sofort willig nickte. So willig war sie bestimmt auch bei anderen Fragen. „Ein Mojito und ein Bier.", bestellte er wieder bei dem Barkeeper und hatte das Gefühl, dass seine Zunge etwas schwerfälliger geworden war. Okay, das spielte ja keine Rolle. Blondie neben ihm ließ ihn ja sowieso nicht zu Wort kommen. Sofort wanderten seine Gedanken zu einer anderen Blondine, die ihn in ein Gespräch einbinden würde. Das Thema wäre etwas, was sie beide interessierte und nicht nur ein Monolog über irgendwelche Vor- und Nachteile von Acrylfingernägeln. Ehrlich gesagt interessierte ihn das genauso wenig wie die Farbnummer und Einwirkzeit ihres Blondiermittels. Wahrscheinlich hatte ihr Gehirn sowieso schon Schaden von den ganzen Chemikalien genommen. Alleine schon der Gedanke wie diese künstlichen Krallen über seine Haut kratzten, sorgte dafür, dass er sich kurz schüttelte und sein Bier exte. Er gab dem Barkeeper das Zeichen, ihm ein weiteres zu zapfen. Vielleicht verschwand dann ja doch noch diese kleine blonde Teufelin mit diesen kornblumenblauen Augen aus seinem Kopf und er konnte sich komplett dieser Hohlraumtussi neben sich widmen. Wollte er das überhaupt? Eigentlich wollte er doch nur Rosa aus seinem Kopf bekommen. Dafür würden doch mit Sicherheit auch noch ein paar weitere Bierchen reichen. Ja, definitiv. Die Tussi war einfach unter seinem Niveau und das änderte auch der leichte Alkoholnebel nicht. Oder anders gesagt, die konnte er sich auch nicht schön saufen. Und schon gar nicht, wenn sie mit dem Bild einer sexy Teufelin konkurrieren musste, die seinen Kopf seit einer Woche infiltriert hatte. Verflucht, wie sollte er Rosa nur jemals wieder aus seinem Kopf bekommen? Mit einem Männerabend, schoss es ihm durch den Kopf. Genau! Das war der Plan gewesen. „Du, ich muss mich jetzt auch mal um meinen Kumpel kümmern", warf er der Blondine zu, die gerade versuchte verführerisch an ihrem Strohhalm zu nuckeln. Igitt! Da schüttelte es ja Phil sofort wieder bei dem Blick auf ihre Lippen. War an der überhaupt irgendetwas echt und nicht aus Acryl, Silicon, Botox oder was es da sonst noch so gab? Nee, die war wirklich weit unter seinem Niveau, egal wie verzweifelt er auch sein mochte. Er bevorzugte es schon, wenn man mit der Frau auch ein paar gescheite Sätze reden konnte. Er drehte sich auf seinem Barhocker zu Sebastian, der ihn scheinbar die ganze Zeit beobachtet hatte und dessen Augenbrauen fast unter seinem Haaransatz klebten, der nicht mit 9 Volumenprozent blondiert war. Wow, hatte er gerade echt dazu gelernt, dass man mit unterschiedlich starkem Wasserstoffperoxid blondierte. Hilfe! „Na Chef, das war wohl nichts." Sebastian grinste ihn breit an. „Weißt du eigentlich, was der Unterschied zwischen der und einer aufblasbaren Puppe ist?" Phil zuckte mit den Schultern. „Sie hat mehr Luft im Kopf?" Sebastian grunzte vor lachen. „Das auch. Nee, die musst du in den Sondermüll packen wegen der ganzen Schadstoffe, die Puppe kann recycelt werden." Phil prustete los. So laut wie der Stuhl neben ihm über den Boden scharrte, konnte der Sondermüll aber wohl trotz des Lärms hier ziemlich gut hören. Egal, das war ja nicht Phils Problem. Dann hatte er wenigstens wieder seine Ruhe. Er trank sein Glas leer und schob es wieder zu dem Kerl hinter der Theke.....
„So Chef, jetzt hast du aber genug." Sebastian hielt das Bierglas fest, das Phil gerade wieder zum Auffüllen über die Theke schieben wollte. „Hapisch ganisch." „Doch hast du, Chef. Jetzt geht es nach Hause." „Isch will aba nisch Hause, da is die Teu.....hicks....felin." „Also wenn Rosa-Maria hört, wie du über sie redest, gibt es morgen für dich bestimmt kein Essen." „Doch nisch Rosa...hicks....Maria. Die ohne die Heilige Mutter Gottes." Sebastian schüttelte seinen Kopf. „Chef, du hattest definitiv zu viel Bier." Sein Mitarbeiter schob ihn aus der Bar und winkte nach einem Taxi, in das er ihn kurzerhand verfrachtete. „Du kannscht misch nisch alleine in die Hö....hicks....hölle schicken." „Mache ich nicht. Ich komme schon mit, Chef." Okay, das erleichterte Phil, dann musste er keine Angst vor dem Fegefeuer haben. Manno, warum war er denn plötzlich so müde?
„So, aussteigen, Chef!" Sebastian zog an ihm und dann stand er vor der Tür seines Hauses. Ja, das war der direkte Zugang zur Hölle, seiner persönlichen Hölle, in der eine kleine sexy Teufelin auf ihn wartete. Genau diese Teufelin öffnete genau in dem Moment die Tür. „Ich schaffe ihn dir noch in sein Zimmer, okay?", hörte er Sebastians kräftige Stimme hinter sich. Wieso wackelte die Teufelin mit ihrem Kopf hoch und runter? Egal. Eigentlich wollte Phil nur noch in sein Bett.....
„So, kommst du jetzt mit ihm klar? Oder soll ich noch bleiben?" Sebastian hatte ihn in sein Zimmer bugsiert. „Das schaffe ich alleine ihn ins Bett zu bekommen", hörte er Rosas zarte Stimme. „Na dann Tschüssken, Chef!" „T...Tsch....üss, Sebbi!" Phil hob seine Hand und winkte. Ja, das war gut, wenn sein Mitarbeiter den Abgang machte. Wenn seine kleine Kornblume ihn ins Bett bekommen wollte, brauchte er keine Zuschauer. Oh ja, er würde ihr da keine Probleme machen, so scharf wie er auf sie war. Aber.....aber nein, das ging ja eigentlich nicht.....weil er wollte ja nicht.....und sie war die Teufelin.....die kleine sexy Teufelin! Phil begann zu kichern. Ihm war gerade ein Lied in den Kopf geschossen, dass seine Oma immer gehört hatte. „Warum schickst duuuu misch inie Hölle....Hölle....Hölle", sang er los.
Rosa zuppelte an seinem T-Shirt. Na die ging ja ran. Aber...das durfte nicht....Phil schnappte nach dem Stoff und zog ihn wieder runter. „Da...as geht nisch, du klei...hicks eine Teufelin. Isch will nämlisch nisch...hicks...inas Fege...." Hieß das wirklich so? Wer fegte denn da? Der Teufel hatte doch keinen Besen. Das war ja Quark? Phil schüttelte den Kopf und setzte neu an. „Isch will nisch ins Feuer....hicks....un da kommisch hin......weil.....hicks...isch disch Teuf.....elschen...total sexyyy finne. Du bischt meine per....hicks...sönlische Hölle,Hölle,Hölle." Phil riss seinen Mund auf und gähnte. Er ließ sich nach hinten auf seine Matratze plumpsen und schloss seine Augen. „Isch muss...hicks...jetzt heia machen. Isch liebe disch, meine Kooo....hicks....ornblume!", nuschelte er. Er nahm ein ganz leises ich dich auch von ganz weit entfernt durch den Nebel in seinem Kopf wahr, genauso wie den Schmetterling, der seine Lippen streifte. Schmetterling? Wo kam der her und was tat der in seinem Schlafzimmer? Egal, das würde sein Kopf gerade nicht geklärt bekommen. Und dann war da nur noch wohlige Wärme, die ihn umgab und immer weiter ins Traumland zog.

Schuss und Treffer -  Eigentor   Teil 16      ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt