Schloss, Iléa
Jonathan's Point of View:Gegenwart:
"Hier sind die Bewerbungen aus Iléa. Dein Vater und ich sortieren schon seit Tagen aus und haben jetzt noch knapp 250.000", erklärte meine Mum und lachte, "Wir könnten auch losen, aber das wäre doch zu einfach, oder?"
Ich grinste leicht und setzte mich neben sie. "Ich kann euch gerne helfen.", meinte ich und griff neugierig nach einem Umschlag. Ich riss ihn auf. Sofort fiel mir das Foto ins Auge. Es war ein großes, schlankes Mädchen mit roten Haaren. Sie hatte eine unmögliche Zahnspange und überall Pickel, aber sonst wäre sie relativ hübsch gewesen.Meine Mum warf ein Blick auf die Bewerbung und seufzte. "Jo. Du weißt, auf welchen Stapel die muss, oder? Wir können solche Mädchen nicht teilnehmen lassen, weil alles ausgestrahlt wird. Jeder würde denken, wir hätten schlechten Geschmack..", murmelte sie. Ich nickte. Ich verstand sie wirklich, aber trotzdem missfiel es mir. Seufzend warf ich die Bewerbung in den Mülleimer neben mir. "249.999", murmelte ich, sodass meine Eltern lachten. "Wir schaffen das schon", sagte Dad zuversichtlich, "Jeder von uns muss 83.333 Anmeldungen öffnen. Viel Glück!" Wir lachten alle und fingen tatsächlich an ein paar zu öffnen, wegzuwerfen und wieder neue aufzumachen.
"Pricilla könnte uns helfen", meinte ich nach einer Weile, in der ich höchstens 20 Briefe geöffnet hatte. Mum nickte erleichtert. "Natürlich. Wenn das für dich in Ordnung ist, würde ich auch noch Marianna fragen.", sagte sie und ich nickte sofort. Ich kannte Marianna schon seit meiner Geburt. Sie war schon immer soetwas wie eine zweite Mutter gewesen. "Tristan und Gale auch.", erwiderte ich promt, woraufhin mein Vater mich überrascht ansah.
"Die Wachen, die dich auf deiner Reise begleitet haben?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. Ich nickte. "Ja, sie sind zu echt guten Freunden geworden. Hoffentlich haben sie ungefähr meinen Geschmack.", lachte ich und stand auf."Oh nein, bleib sitzen.", sagte meine Mutter lächelnd, "Marianna ist schon auf dem Weg und sagt den anderen dreien Bescheid." Ich nickte und setzte mich wieder um erneut einen Umschlag zu öffnen. Es war fast wie ein Geburtstag. Man packte ein Geschenk aus und wusste nicht, was sich darin verbarg, nur fand ich den Grund des auspackens beim Geburtstag wesentlich besser, denn dort packte man Geschenke aus. Hier sollte ich eine potenzielle Ehefrau von mir auspacken, yeeeaaaah.. nicht.
Eine Blondine strahlte mir entgegen. Sie hatte den selben Hintergrund, wie fast alle gewählt, einen Ballsaal indem sie stand und eine wundervolle Pose machte. Sie trug wie viele der anderen blaue Kontaktlinsen und hatte sich Locken gewickelt. Durch das ganze Make-up erkannte man ihr Gesicht gar nicht so genau und auch das Kleid war zehn Stufen zu protzig und glimmernd. Genervt schmiss ich diesen Umschlag in den Müll und griff zum nächsten. Dieses mal war es eine Brünette, die süße Sommersprossen hatte, ebenfalls Locken, aber kein Make-up. Ihr schlichtes Sommerkleid schimmerte in gelb. Klar, sie war hübsch und sie hatte nicht so viel tam-tam um sich, wie all die anderen, aber sie sah aus wie höchstens 12 und deswegen sortierte ich sie sogleich aus.
"Schatz, du musst doch irgendein Mädchen mal auf den Vielleicht Stapel legen", sagte Mum mahnend und sah mich an, "Die Ladys werden alle so aussehen, wie die hier." Sie hielt mir eine Klischee-Blondine unter die Nase und ich seufzte. Auch der Nächste Umschlag, in dem sich eine schwarzhaarige befand, sah so aus, als würde er selbst vor Make-up überquellen. Sie wanderte ebenfalls im Abfall. Dann folgte ein Bild, was mich genauer hinsehen ließ. Das Mädchen war hübsch, definitiv und sie hatte sich nicht so sehr augestylt wie die anderen. Sie hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und schien auf den ersten blick freundlich, also tat ich meiner Mutter den Gefallen und legte sie auf den Vielleicht-Stapel. In einem zweiten Schritt sollten wir dann alle Steckbriefe der Ladys aus der engeren Auswahl durchlesen, aber da wir noch ungefähr 249.000 übrig hatten, würde das wohl noch etwas dauern.
Gerade als ich ein neues Mädchen mit braunen Haaren in der Hand hielt, kamen Tristan und Gale herein. Sie unterhielten sich lautstark und grinsten, als sie mich sahen. Als sie dann aber meine Eltern erblickten, verstummten sie sofort. "Entschuldigen sie, Majestäten", stammelte Gale und verbeugte sich, ebenso Tristan. Die beiden setzten sich mir gegenüber hin und starrten auf den Tisch.
Mum lachte warm. "Sie müssen sich nicht entschuldigen, Sir Gale. Freunde von Jonathan sind immer gerne gesehen.", sagte sie und lächelte ein strahlendes Lächeln, sodass Tristan und Gale sofort lockerer wurden. Dad griff wieder zu einem Umschlag, genau wie ich und die anderen drei. Da stuzte Tristan und zeigte mir sein Foto. "Kennen wir die nicht irgendwoher?", fragte er nachdenklich und reichte mir das Bild. Ich erstarrte.
Flashback:
Ich hatte sofort an diesen Abend gedacht, als mir Mom und Dad von der Selection erzählt hatten. Ich hatte immer wieder gelächelt und amüsiert gegrinst, bis mir endlich klargeworden war, worüber wir hier sprachen. Ich sollte mich mit einem mir unbekannten Mädchen verheiraten und dazu kam sie dann auch noch mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem anderen Land. Na toll, hatte ich in dem Moment gedacht, aber jetzt war ich neugierig geworden und war in alle möglichen Städte Iléa's gereist um mir einen Überblick zu verschaffen. Ich wollte wenigstens etwas mein Land kennen, wenn ich schon bald heiraten musste.
Und nun, nun war ich hier. Es war bestimmt schon nach 11 Uhr und ich stand nun da und starrte an die dunkle Wand. Nein, eigentlich starrte ich nicht auf die Wand, sondern auf die Gestalt, die sich daran presste. Ich ging davon aus, dass es ein Junge war, denn die Person war ungefähr ein Kopf kleiner als ich gewesen und hatte eine dunkle Kapuze ins Gesicht gezogen. Ich hatte fast einen Herzinfarkt bekommen, als die Katze sich bemerkbar gemacht hatte, aber das musste ja niemand wissen.
Tristan und Gale standen direkt hinter mir und starrten mir zusammengekniffenen Augen ebenfalls auf die Wand vor uns. Ich machte einen Schritt nach vorne, hörte oder spürte aber nichts, also tat ich noch ein paar Schritte und tastete nach der Wand. Doch in diesem Moment sah ich einige Meter weiter eine Gestalt, die vor uns wegrannte.
Ich fluchte laut und scheuchte die beiden aus dieser Sackgasse raus und folgte dem Jungen. Er war unglaublich flink und geschickt, wie er immer wieder Abkürzungen nahm. Ich hoffte, dass er uns zu irgendeinem Haus führen würde, aber auch dazu war er zu gerissen. Schließlich blieb ich keuchend stehen. "Wir trennen uns.", sagte ich schnell, "Ich folge ihm, Tris geht nach recht und du Gale, nach links, klar?" Durch ein knappes Nicken rannten wir wieder los. Ich sah nur noch den Schatten von dem Jungen, der nach rechts abbog. Ich grinste, in dieser Straße war ich eben schon gewesen. Dort gab es eine Abkürzung, die in einen Laden führte. Da die Straße ebenfalls eine Sackgasse war, war ich mir ziemlich sicher, dass der Junge sich in dem Laden verstecken würde.
Hastig machte ich mich auf den Weg dahin, bog ein paar mal ab und kam dann bei einer kleinen Metzgerei an, wessen Tür tatsächlich offen stand. So leise, wie möglich schlich ich mich rein. Der Junge musste hier irgendwo sein. Da, ich hörte ein flaches Atmen. Ich umquerte einen Ladentisch und tatsächlich, dort auf dem Boden hockte eine Gestalt. Von nahem sah der Junge gar nicht so klein aus, sondern eher wie höchstens 3 Jahre jünger als ich. Ich überlegte, was ich tun sollte und fing deswegen einfach laut an zu lachen. "Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da?", fragte ich höhnisch und strich die Kapuze von ihm zurück.
Überrascht sah ich in das erschrockene Gesicht von einem Mädchen. Da sah ich sie das erste mal.
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Star Selection - never give up 2
FanfictionJonathan von Iléa. Jung, gutaussehend, charmant. Doch vor allem eins: Verzweifelt eine passende Ehefrau und damit Königin an seiner Seite zu finden. Doch zu dieser Selection werden neben 10 Mädchen aus Iléa weitere 25 adelige Ladys aus umliegenden...