-achtzehn-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich alleine im Zimmer. Da heute nichts anderes als der Tanzunterricht bei Lady Ziley und den Mahlzeiten anstand, war Rosie wahrscheinlich in der Bibliothek, im Garten oder im Damensalon wie alle anderen. Also schlug ich die Decke zurück und zwang mich aufzustehen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich das Frühstück sowieso schon verpasst hatte, also machte ich mich ganz gemütlich fertig.

Gerade, als ich mir einen lockeren Pferdeschwanz machen wollte und schon ein ganz schlichtes Kleid in der Hand hatte, kam Lilian herein und sah mich missbilligend an. "Lady Dena-", ich unterbrach sie mit einem Seufzen.

"Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du nur Dena sagen kannst", meinte ich, legte das Kleid aber schnell weg, weil ich wusste, was sie meinte, "Kannst du mich fertigmachen?"

"Dafür bin ich ja hier. Ich soll Ihnen übrigens von Lady Helen ausrichten, dass sie mit Lady Cara und Lady Filine im Garten ist", erzählte sie mir, als sie schon dabei war mich zu schminken. Mein neues Kleid lag schon ausgebreitet auf meinem Bett.

"Danke", meinte ich und zog mein Kleid an. Es war wirklich ein Wunder, wie schnell Lilian ein solches Meisterwerk herstellen konnte. Sie wusste mittlerweile, dass ich mich nicht zu übertrieben schminkte, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich ein bißchen nicht hübsch fand.

"Außerdem lässt Prinzessin Kathleen ausrichten, dass sie Sie in der Bibliothek treffen möchte, um 10:00 Uhr", sagte Lilian und richtete noch eine letzte Haarsträhne, "Ich wusste gar nicht, dass Sie gut befreundet sind.."

Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern. "Ich weiß ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr, wer mit mir befreundet ist und wer nicht."

Sie fragte zum Glück nicht weiter nach. So war Lilian, sie trat einem nie zu nahe und ließ andere nicht an dich heran. Immer höflich, freundlich, aber nie zu persönlich. In manchen Situationen vermisste ich die Fanny in ihr, die immer fröhlich, offen, aber auch streng war, aber jetzt gerade war mit eine Vollblut Lilian, die nicht nachfragte, lieber.

"Soll ich Ihnen eine Begleitung zur Bibliothek rufen? Es ist schon fast 9:50 Uhr und Sie kennen sich hier noch nicht so gut aus", stellte Lilian nach ein paar Minuten fest. Aus Höflichkeit nickte ich und versuchte so zu tun, als wäre ich noch nie in der Bibliothek gewesen, selbst, wenn das der Ort war, den ich am meisten hier aufgesucht hatte.

Wenige Minuten später klopfte es doch tatsächlich an der Tür. Da Lilian schon weg war, öffnete ich und erblickte einen Wachmann, der mich anscheinend zur Bibliothek bringen sollte. Ich lächelte ihm freundlich zu und wartete darauf, dass er etwas sagen würde.

"Guten Morgen, Lady Dena. Ich würde Ihnen sehr gerne den Weg zur Bibliothek zeigen", sagte der Wachmann mit rauer, tiefer Stimme. Ich lächelte immer noch, während ich die Tür hinter mir schloss.
"Das wäre sehr reizend von Ihnen."

Den Weg zur Bibliothek lang schwiegen wir um die Wette. Er war wohl nicht der gesprächigste, aber vielleicht durften die Wachen auch nicht mit uns Ladys reden. Als es mir dann aber doch zu unangenehm wurde, blieb ich stehen und sah den mann an. "Ich denke von hier aus finde ich alleine zur Bibliothek", sagte ich.

"Sie kannten sowieso den weg, richtig? Lilian ruft mich öfters, wenn ich irgendwelchen Gästen den weg zeigen soll. Nur leider führen meistens mehr die Gäste mich, als ich sie", lachte er leise, "Wenn sie also das nächste mal so tun wollen, als würden sie den Weg nicht finden, laufen sie nicht vor ihrem Retter."

Etwas verwirrt sah ich ihn an, dann begann ich laut zu lachen. "Und ich wollte mal Schauspielerin werden.. pff", meinte ich spielerisch empört, "Das arme, kleine Mädchen muss ich wohl noch einmal üben."

"Außer sie werden Königin", mit diesem Satz von ihm war die gute Stimmung mit einem Mal dahin. Der Gedanke daran jemand wildfremden zu heiraten bereitete mir ein schlechtes Gefühl im Bauch, aber ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass meine Chancen zu gewinnen sehr gering waren. "Entschuldigen Sie mich", sagte der Wachmann dann, drehte sich abrupt um und lief den Gang entlang.

Verwirrt betrat ich die Bibliothek.

Schloss, Iléa
Ray's Point of View:

Ein paar Stunden zuvor:

"Sie ist nicht wie ihr denkt", warf ich zwischen das Stimmengewirr. Alle redeten durcheinander, sodass ich fast nicht mein eigenes Wort verstehen konnte. Nur mein Vater schien mich verstanden zu haben, denn er warf mir einen langen Blick zu und schlug dann einmal kräftig auf den Tisch. Alle verstummten sofort.

"Alle, die freiwillig an diesem Casting teilnehmen unterstützten das Königshaus", sagte mein Vater voller Hass und bekam dafür laute Zustimmung.

"Nein! Sie macht das doch nur für ihre Familie! Ihre Mutter ist krank und sonst kann ihre Medizin nicht bezahlt werden", verteidigte ich Dena erneut. Irgendwie war sie mir in so einer kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen, deswegen konnte ich einfach nicht zulassen, dass ihr etwas zustoß.

"Sie ist wirklich vollkommen in Ordnung und dazu noch sehr nützlich. Sie kennt den Prinzen, hat ihn schon vor dem Casting gekannt. Anscheinend hatten die beiden eine mehr als mysteriöse Begegnung. Und wenn das an die Öffentlichkeit kommt, können diese reichen Schnösel ihr Casting komplett vergessen", Kathleen trat aus dem Schatten der Kerzen. Ich hatte sie noch nie gemocht, selbst wenn wir jetzt so viel Zeit miteinander verbringen mussten. Und trotzdem musste ich ihr wohl oder übel zustimmen.

"Kathleen hat Recht. Sie ist mehr als nur ein dummes Mädchen, was an einem casting teilnimmt. Außerdem ist sie der Volksliebling. Was würde passieren, wenn sie sterben würde? Keine gute Idee, Dad", sagte ich mit einem leichten grinsen auf dem Gesicht.

Einige aus der Runde nickten zustimmend, andere wiegten ihren Kopf, aber es gab niemanden, der bestreiten konnte, was wir gesagt hatten. Also lehnte ich mich zufrieden zurück.

"Also verfolgen wir weiter unseren Plan. Niemand, der nicht im Weg ist, wird überleben. Auf den Rest können wir keine Rücksicht nehmen", das kam von meinem Dad.

"Ich bin ja immer noch dafür, dass eine von uns beiden das Casting gewinnt und Prinz Jonathan heiratet. Wir hätten das Volk hinter uns und könnten trotzdem unsere Devisen durchsetzen", warf Kathleen ein. Soße es mich auch ärgerte, sie hatte schon wieder recht.

"Das klären wir nicht heute, ihr habt noch viel zu tun.."

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