-vierundachtzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Heute stand der Bericht bevor. Ich war einerseits deswegen aufgeregt, andererseits weil wir, also die letzten Ladys, jede vorher ein Einzelgespräch mit Jonathan führen sollten. Ohne Kamera. Ich fragte mich zwar, was er uns allen sagen wollte, hatte aber auch nicht richtig Lust darauf, weil wir uns wahrscheinlich wieder streiten würden. Mich machte es verrückt, was er für eine Wirkung auf mich hatte, wollte aber auf keinen Fall nachgeben.

Nervös saß ich auf meinem Bett und starrte in meinem Zimmer herum. Als es endlich an meinem Zimmer klopfte, sprang ich auf und lief zur Tür. Selbst wenn ich es eigentlich nicht wollte, konnte ich es kaum erwarten ihn zu sehen.

Als er dann aber vor mir stand, mit seinem schiefen Lächeln und den wunderschönen Augen, brachte ich kein Wort heraus.

"Kann ich reinkommen?", fragte er und räusperte sich. Die Situation war uns beiden merklich unangenehm.

Ich nickte nur und ließ ihn an mir vorbeigehen. "Du musst nicht so nett zu mir sein, Jonathan. Hier ist keine Kamera, keine Angst."

Er setzte sich auf mein Bett. "Ich bin nicht nett zu dir, weil ich es muss, Dena. Ich würde gerne die ganze Sache zwischen uns klären."

Ich seufzte leise, war aber irgendwie erleichtert. Mich belastete es so sehr, wie er es sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen konnte. "Klar", meinte ich trotzdem nur und setzte mich möglichst galant auf einen Stuhl.

Jetzt war er es, der seufzte. "Jetzt tu doch nicht so, als wäre dir das ganze egal. Bevor die kleinen Streitigkeiten angefangen haben, war da was zwischen uns, das kannst du nicht leugnen."

Ich knetete nervös meine Hände. "Wenn es nur kleine Streitigkeiten wären, könnten wir die einfach vergessen, aber das sind es nicht. Du hast allen Grund sauer auf mich zu sein, das wäre ich auch."

"Ich bin sauer, das will ich damit gar nicht sagen", lenkte er ein, "Aber ich sehe in diesem Moment darüber hinweg und möchte klären, was da zwischen uns ist. Ich muss innerhalb der nächsten Woche eine von euch dreien heiraten, Dena. Und ich möchte nur jemanden zur Frau nehmen, der mich auch will."

"Dann sind die beiden anderen unschlagbar", murmelte ich.

Er sah mich lange an und nickte dann langsam. "Ok. Ich möchte dich zu nichts zwingen. Ich kann dich rauswerfen, wenn du es gerne möchtest."

Jetzt reiß dich zusammen, Dena. Er geht auf dich zu, also sei nicht so hart.

Ich schüttelte den Kopf. "Das ist eine richtig beschlossene Situation, weißt du. Ich müsste eigentlich sauer auf dich sein, selbst wenn ich den Grund nicht einmal mehr weiß, und jetzt bist du so unverschämt nett zu mir.
Was soll ich denn tun?"

Er lächelte schief. "Ehrlich sein, wäre eine ganz gute Option", schlug er scherzhaft vor, "Aber mal im Ernst, ich mag dich, Dena. Jeder macht mal Fehler. Ich Frage dich einfach nur, ob du mich noch willst."

"Noch ist das falsche Wort", erwiderte ich und lächelte ebenfalls, "Am Anfang hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, dass du tatsächlich so.."

Er sah mich abwartend an und grinste etwas.

Ich schlug ihn spielerisch und war total erleichtert, dass die Stimmung zwischen uns sich wieder lockerte. "Jetzt grins nicht so! Du bist toll, zufrieden?"

"Nur, wenn du es auch ernst meinst", gab er zurück.

"Ich meine es ernst, aber bilde dir nichts drauf ein", flüsterte ich, weil er mir auf einmal ziemlich nah war.

"Würde ich niemals."

"Weiß ich doch."

Er lächelte leicht. "Ich bin sehr erleichtert, dass wir das geklärt haben. Zwischen uns ist wieder alles in Ordnung oder?"

Ich nickte zustimmend.

"Gut. Ich habe nämlich noch nicht mit den anderen beiden gesprochen, weil ich erst die Sache mit dir aus der Welt haben wollte", erzählte er.

Ich zog die Augenbrauen hoch. "Der Bericht beginnt in einer Stunde, Jonathan", wies ich ihn auf die Uhrzeit hin.

Er nickte und grinste schief. "Ich habe für dich etwas länger eingeplant. Mit den anderen habe ich schließlich nichts spezielles zu klären, sondern wollte sie nur fragen, ob sie überhaupt meine Frau werden wollen. Wenn die beiden jetzt 'nein' sagen, bleibt es an dir hängen", grinste er.

Ich stemmte empört die Hände in die Hüften. "Wann habe ich denn je gesagt, dass ich dich heiraten will? Hoff mal nicht zu viel, junger Mann."

"Es wäre ziemlich unfair, dich jetzt zu fragen, wenn noch zwei andere im Rennen sind, meinst du nicht?", fragte er amüsiert.

"Wenn die anderen also nicht da wären-", fing ich an.

"-müsste ich dich heiraten", schloss er, "Und schon alleine die Vorstellung ist schrecklich."

Ich verdrehte lächelnd die Augen, wurde dann aber wieder ernst. "Dann sage ich es mal so, du fragst keine von uns dreien, weil du es noch nicht weißt?"

Er zog die Augenbrauen hoch. "Ich dachte, ich hätte meinen Standpunkt deutlich gemacht, Dena", sagte er sanft, "Es ist egal wie viele noch im Rennen sind. Du wärst nicht meine zweite oder erste Wahl, du würdest immer meine einzige Wahl sein."

Ich starrte ihn ungläubig an. Bedeutete das gerade wirklich das, was ich dachte?

Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

"Das ist der kitschigste Moment, den ich je hatte", flüsterte ich und musste etwas kichern.

Er grinste. "Nein. Dazu fehlt noch etwas.."

Ich hielt die Luft an, als er sich meinem Gesicht näherte und eine Hand an meine Wange legte.

Keine Sekunde später, schloss ich die Augen und spürte seine weichen Lippen auf meinen. Es fühlte sich so unglaublich richtig an und Glücksgefühle durchströmten mich. Wie hypnotisiert bewegte ich meinen Mund und legte meine Arme um seinen Hals. Er lächelte leicht in den Kuss hinein und zog mich näher zu sich ran.

Als wir uns nach gefühlten Ewigkeiten voneinander lösten, konnte ich nichts anderes als zu grinsen. Er lächelte ebenfalls, stand jedoch auf.

"Es war mir eine Freude mit Ihnen zu sprechen, Mylady", sagte er und verbeugte sich galant.

Kichernd ließ ich mir einen Handkuss geben und sah dann zu, wie er das Zimmer verließ. Die Glücksgefühle verschwanden mit dem Gedanken daran, dass er zu den anderen Ladys genau so charmant sein würde. Würde er ihnen dasselbe sagen?

Ich war verdammt noch mal in den Prinzen von Iléa verliebt ohne es eigentlich zu wollen.

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