-dreiundreißig-

2.7K 162 3
                                    

Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Nach dem Frühstück sollten sich alle Ladies im Damensalon versammeln. Wir alle wussten, was das bedeutete. Man hatte uns gesagt, dass nicht alle den Ball miterleben dürften und da dieser am morgigen Tag stattfinden würde, mussten nun sie Ladies gehen, die der Prinz bestimmt hatte.

Die ersten paar Minuten unterhielten sich alle und schätzten ihre Chancen ein, dass sie weiterkommen würden, oder diese Woche schon heimkehren müssten. Ich war eher eine derjenigen, die die anderen beobachtete, wie immer.

"Dena?", zum zweiten Mal heute wandte sich Ray an mich, "Können wir jetzt reden..?"

Ich sah sie erst überrascht an, dann nickte ich leicht. "Wir sollten Rosie dazuholen", erwiderte ich nur.

Sie nickte sofort. "Ich habe sie schon gefragt, sie unterhält sich noch kurz mit Filine und kommt dann zu uns", erklärte sie, "Ich glaube sie musste fast weinen, als sie gehört hat, dass wir doch was zu essen bekommen. So langsam sieht jeder das hier nur noch als Wettbewerb. Das kann doch nicht gesund sein."

Ich nickte nachdenklich. "Ich weiß. Filine war wirklich nett am Anfang, aber dieser Zwang besser zu sein, als die anderen und jemandem gefallen zu müssen, den sie vielleicht gar nicht mag, nimmt sie wirklich mit", erwiderte ich mit schulternzucken.

"Echt? Ich habe gar nicht bemerkt, dass ihr euch so gut gekannt habt", antwortete Ray. Ich meinte einen leicht eifersüchtigen Ton zu hören, aber vielleicht bildete ich es mir auch nur ein.

"Haben wir auch nicht, aber Rosie-", ich wurde von einer Stimme unterbrochen.

"Was ist mit mir?", Rosie ließ sich neben mir auf einen Sessel fallen, "Ich habe schon gehört, dass wir ein ernstes Gespräch führen wollen. Also, hier bin ich."

Ray lächelte unsicher und ließ ihren Blick suchend durch den Raum schweifen. Dann blickte sie zu Rosie und mir. "Ich wollte mich bei euch entschuldigen", fing sie an.

"Das wissen wir bereits", unterbrach Rosie sie ungeduldig, "Worauf willst du hinaus?"

Ray druckste herum und schien nicht sicher zu sein, was sie sagen sollte. "Ich.. Eigentlich wollte ich.. also.. Ich habe Dena ja schon gefragt.. ich meine.. wegen den Zimmern und so.."

Rosie zog eine Augenbraue hoch. "Du willst echt wieder in unser Zimmer? Sorry, aber ist das dein ernst?"

"Ja, das ist mein ernst. Es tut mir wirklich alles sehr leid. Ihr habt das nicht verdient und-"

"Genau. So jemanden wie dich haben wir nicht verdient. Wir wollen dich nicht in unserem Zimmer haben, verstanden?", Rosie warf Ray einen vernichtenden Blick zu und legte einen Arm um mich.

Verwirrt sah ich zu ihr auf. Seit wann war sie so sauer auf Ray? Es schien, als hätten die beiden die Rollen gewechselt. Normalerweise war Rosie die fröhliche von uns, es sah ihr gar nicht ähnlich so nachtragend zu sein. Auch Ray schien überrascht, aber als sie mir einen Blick zuwarf und bemerkt, dass ich schwieg, nickte sie langsam.

"Okay.. ich verstehe das. Ich kann das echt verstehen, tut mir leid. Wenn ihr noch mal reden wollt.. ihr wisst ja wo ihr mich findet", murmelte sie und drehte sich dann um, um zu Kathleen zu gehen. Sie wirkte tatsächlich niedergeschlagen.

Erst jetzt erwachte ich aus meiner Schockstarre. "Was sollte das denn jetzt? Ich dachte wir hätten beschlossen vernünftig mit ihr zu reden?!"

Rosie schnaubte verächtlich. "Hat sie vernünftig mit uns geredet? Nein, sie ist einfach abgehauen ohne ein Wort zu sagen. Sie hat es nicht verdient, dass wir mit ihr reden. Tut mir leid, wenn du anderer Meinung bist."

Ich sah sie entgeistert an. "Rosie! Was ist nur los mit dir? Das passt gar nicht zu dir, dass du so schlecht gelaunt bist."

Sie winkte ab und stand auf. "Lass gut sein, Dena. Aber wenn du eine gute Freundin bist, wirst du auch nicht mit ihr reden, wenn ich weg bin. Sie hat uns verraten, weißt du noch? Sie hat uns verletzt. Ich weiß jedenfalls noch ganz genau, wie fertig du danach warst. Sie hat es echt nicht verdient." Dann ließ sie mich ebenfalls sitzen.

Seufzend lehnte ich mich zurück. Was verlangte Rosie da von mir? Wollte sie wirklich, dass ich ganz alleine da stand? Einerseits hatte sie recht, aber andererseits wollte ich die Gründe von Ray kennen. Ich wollte mit ihr reden. War das zu viel verlangt?

Ich hatte keine zeit mehr darüber nachzudenken, denn Adria und Lady Ziley betraten den Damensalon. Alle Ladies erhoben sich und knicksten eilig.

"Guten Morgen, Ladies! Heute wird sich entscheiden, welche von Ihnen den Ball miterleben dürfen. Würden Sie uns also bitte zum Studio folgen? Der Bericht wird in zehn Minuten aufgenommen werden!", rief Adria fröhlich und machte sich wie eine Entenmutter, die ihren Kindern das schwimmen beibrachte, zusammen mit Lady Ziley, in dem Fall wahrscheinlich eher der Enterich, auf den Weg zum Studio.

Dort angekommen wurde jede Lady zu ihrem Platz zugewiesen und bekam noch Anweisungen von Security Männern. Ich stellte mich, nachdem mir mein Platz gezeigt worden war, wieder hin, da ich keine Lust hatte die ganze Zeit zu sitzen. Da tippte mit jemand auf die Schulter. Es war der Prinz.

Unbeholfen versuchte ich zu knicksen, bekam dabei aber einen solchen lachanfall, dass dieser völlig in die Hose ging. "Entschuldigen Sie, Eure Majestät, es liegt nicht an Ihnen", brachte ich lachend hervor.

Ein amüsierter Gesichtsausdruck zuckte über Jonathans Gesicht. "Ich verzeihe Ihnen", meinte er spöttisch, "Aber warum ich eigentlich mit Ihnen sprechen wollte ist unser Date. Morgen ist ja der Ball und heute ist es auch mich günstig. Wären Sie also dazu bereit mich in zwei Tagen auf einen Spaziergang zu begleiten?"

Ich überlegte kurz. "In zwei Tagen lässt sich einrichten", erwiderte ich grinsend, "Aber jetzt mal unter uns, ist spazierengehen wirklich spazierengehen oder machen wir was spannendes?"

Ein wundervolles Lachen erklang. "Lassen Sie sich überraschen. Ich hole Sie nach dem Frühstück ab", dann drehte er sich um und sprach mit der nächsten Lady.

Ein Gefühl der Eifersucht kam in mir hoch. Nicht weil ich verliebt war, sondern weil es mich wütend machte, dass er erst mir das Gefühl gab irgendwie wichtig zu sein und dann mit einem anderen Mädchen redete. Ich versuchte mit nichts anmerken zu lassen.

"Wie machst du das nur?", als ich mich gesetzt hatte, seufzte Elaine wehmütig auf.

Ich sah sie verwirrt an. "Wovon redest du?"

"Na mit ihm flirten natürlich! Du bist immer lustig und nie verlegen. Alle anderen werden immer gleich rot in seiner Gegenwart und du bist total locker. Er merkt das auch", seufzte sie erneut.

Ich sah sie verwirrt an. "Ich flirte doch gar nicht mit ihm!"

"Doch, genau das tust du. Vielleicht nicht bewusst, aber du flirtet ununterbrochen. Und das auch noch gut..", der dritte Seufzer ihrerseits.

Gerade wollte ich antworten, da ertönte der Countdown für die Aufnahme und ich setzte mich möglichst gerade hin und lächelte.

Star Selection - never give up 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt