-fünfundachtzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Es war tatsächlich wieder Ruhe in den Palast eingekehrt. Es fühlte sich so an, als wäre nie etwas geschehen, auch wenn alle wussten, dass es anders war. Wir drehten fast jeden Tag kleine Szenen, die dann zum Live Finale zusammengeschnitten wurden. Nach meinem Versagen beim letzten Bericht, war ich ziemlich froh, dass Martha freiwillig gegangen war, weil sonst wahrscheinlich dieser bescheuerte Parcours entschieden hätte, wo ich eindeutig am schlechtesten abgeschnitten hatte. Und das weil ich zu dem Zeitpunkt so lustlos war und sauer auf Jonathan, was sich jetzt schlagartig geändert hatte.

Ich wollte es mir immer noch nicht ganz eingestehen, weil ich sonst viel zu eifersüchtig werden würde, aber ich war ohne Fragen in Jonathan verliebt. Stacie war perfekt, weswegen ich mich manchmal sogar über kleine Fehler von ihr freute. Diese schadenfrohe Seite an mir verabscheute ich zwar selber, dennoch konnte ich sie nicht abschalten.

"Hey D! Ihr habt heute einen freien Tag, deswegen dachte ich, wir reiten zusammen aus?", eine gut gelaunte Sarah kam auf mich zugelaufen, "Ann ist auch dabei und du hast dir wirklich mal etwas Spaß verdient."

Ich schüttelte aber den Kopf. "Reiten kann Ich, Sarah. Das war das einzige, was ich einigermaßen beim Bericht hinbekommen habe. Ich muss den ganzen Prinzessinennscheiß üben."

Vollkommen verwirrt, starrte meine Cousine mich an. "Erde an Dena?! Seit wann interessiert dich gerade sitzen und elegant tanzen? Sonst warst du doch immer für jeden Spaß zu haben!"

"Sonst hatte ich auch nie die Chance Königin zu werden, Sarah", sagte ich ernst, "Ich muss mich anstrengen, sonst blamiere ich mich beim nächsten Dreh oder beim Bericht! So kurz vor dem Ziel darf ich nicht scheitern."

Immer noch entgeistert betrachtete mich Sarah. "Und das Ziel ist Königin werden? Wer bist du und wo hast du meine Cousine gelassen? Die Dena, die ich kenne, verstellt sich für nichts und niemanden und findet dieses Casting eigentlich total dumm! Seit wann strengst du dich so an?"

Ich verdrehte die Augen. "Ich verstelle mich doch nicht, Sarah. Ich lerne nur dazu-"

"Du lernst dazu total abgedroschen und eitel zu werden", warf sie dazwischen, "Komm mal wieder runter und verbring Zeit mit uns! Wir haben schon so lange nichts mehr miteinander unternommen, obwohl wir uns jeden Tag sehen!"

"Ich verbringe gerne Zeit mit euch, wenn ich hiermit durch bin. Die Sache ist mir echt wichtig, Sar. Bitte versteh das. Am Anfang hatte ich eine komplett andere Vorstellung", versuchte ich es ihr zu erklären, hatte aber schon ein schlechtes Gewissen.

"Eine andere Vorstellung? Hast du es dir nicht so glamourös vorgestellt? Genießt du den Luxus? Glaub mir, als Königin wird das ganz anders werden", meinte sie abfällig.

Ich schwieg kurz. "Du bist gemein, Sarah", sagte ich ruhig, "Denk mal darüber nach, wer sich hier selbst vergisst und wer sich selbst treu bleibt. Denn ich weiß ganz genau, wie hart das Leben einer Königin ist und deswegen fange ich jetzt damit an mich darauf vorzubereiten. Du weißt, dass ich immer hart arbeite, wenn ich ein Ziel vor Augen habe."

"Also ist das Ziel tatsächlich die Krone.  Wow. So oberflächlich hatte ich dich gar nicht in Erinnerung", fauchte sie zurück, "Schon vergessen? Man soll hier die wahre Liebe finden."

"Ich liebe Jonathan", sagte ich frei heraus, "Und du weißt gar nichts über meine Gefühle und mich selbst, wenn du so von mir denkst. Ich will mit ihm zusammen sein und dafür tue ich nun mal einiges. Also lass mich in Ruhe oder akzeptiere es."

Sie seufzte und ihre wütende Miene verschwand langsam. "Ich will nur das beste für dich Dena. Du bist meine Familie. Ich freue mich, wenn du ihn liebst, aber ich habe nun mal Angst, dass du so abgehoben wie alle anderen wirst und dich nicht in Jonathan, sondern in den Titel verliebt hast. Bitte mach nichts Unüberlegtes."

Ich schwieg und wusste nicht, was ich sagen sollte. "Tue ich nicht", dann drehte ich mich um und ging in die andere Richtung. Einerseits war ich wütend auf Sarah, weil sie mir so in den Rücken fiel, andererseits war ich verwirrt und fühlte mich schuldig. Mutierte ich etwa tatsächlich zu einem Krone-verliebten Mädchen?

Es ärgerte mich, vor allem weil Stacie so bodenständig rüberkam. Der Konkurrenzkampf war tatsächlich zu spüren. Ich fragte mich, ob Jonathan das auch merkte.

Wenn man vom Teufel spricht..

"Hey Dena", er lächelte sanft und hielt meinen Arm fest, als ich weitergehen wollte. Ich war gerade wirklich nicht in Stimmung um mit ihm zu reden, vor allem weil ich auf einmal total verunsichert war, was meine Gefühle betraf.

"Ist alles in Ordnung?", fragte er und beäugte mich kritisch.

Ich nickte bloß. "Lieb, dass du fragst", meinte ich höflich.

Er ließ sich nicht beirren. "Schön. Dann würde ich mich freuen, wenn du gleich runterkommen würdest. Ich hätte Lust auf einen Spaziergang, was meinst Du?"

Ich nickte mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck, auch wenn ich mich innerlich schon freute.

"Stacie habe ich schon eben getroffen, sie hatte die Idee. Super oder?", fragte er fröhlich und gab mir dann einen Kuss auf die Wange, "Bis gleich."

Sofort verdunkelte sich mein Gesicht. Ich starrte Löcher in seinen Rücken. Stacie. Das war ja mal wieder klar. Ich hatte mir so gewünscht, dass er tatsächlich mit mir alleine spazieren gehen wollte. Ich musste an seine Worte kurz vor dem Bericht denken. Hatte er etwa den anderen beiden dasselbe gesagt? Enttäuschung und Wut durchströmten mich. Sollte Stacie diesen aufgeblasenen Typen doch haben.

Leider bin ich in diesen aufgeblasenen Typen verliebt.

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