-zwanzig-

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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Nach der zweiten merkwürdigen Begegnung mir Kathleen war ich mehr als misstrauisch. Warum wollte sie auf einmal unbedingt mit mir befreundet sein? Sie tat anscheinend alles dafür, damit wir möglichst viel Zeit miteinander verbrachten. Sogar von der Vorstellung, dass Rosie ebenfalls dabei sein würde, wenn wir uns für den Ball fertigmachen würden, gefiel ihr nicht. Doch warum? Was fand Kathleen an mir, das niemand anders bisher herausgefunden hatte?

"Dena..", Rosie betrat gerade unser Zimmer und setzte sich neben mich, "Ich weiß, dass dich das mit Ray wirklich mitnimmt. Ich vermisse sie auch, aber du musst nach vorne schauen. Wir befinden uns in einem Wettbewerb, da muss nun mal jeder an sich selbst denken. Mache deine Feinde zu Freunden, dann kannst du sie leichter durchschauen. Merk dir das."

Ich sah sie ausdruckslos an. Wie konnte sie nur so locker mit Rays Verrat umgehen? Aber länger konnte ich mir darüber keine Gedanken machen, denn Fanny kam herein mit der Nachricht, dass uns ein Wachmann zum Ballsaal führen würde, wo wir nun Tanzunterricht haben würden. Ich betete innerlich, dass es nicht der Typ von heute morgen war. Aber wie es das Schicksal wollte, stand genau der selbe Wachmann mit dem breiten grinsen und den eisblauen Augen vor uns.

"Guten Tag, Lady Helen und Lady Dena. Wenn Sie gestatten, würde ich Sie nun zum Ballsaal führen. Selbst wenn Sie den Weg schon kennen", fügte er mit einem amüsierten Grinsen hinzu und sah mich kurz von der Seite an. Er machte sich wohl über mich lustig. Ich rümpfte nur mit der Nase und schwieg, darauf wartend, dass er uns endlich zum Saal führen würde. Den Weg kannte ich tatsächlich nicht.

"Dankeschön", flötete Rosie mit zuckersüßem Lächeln, "Es ist wirklich sehr großzügig von Ihnen, dass Sie diese Bürde auf sich nehmen. Es muss Sie bestimmt schon sehr nerven, dass Sie jeden Tag verwirrte Ladys herumführen müssen und trotzdem tun Sie es. So sollten alle Männer heutzutage sein, finden Sie nicht auch?"

Sie schien anscheinend gemerkt zu haben, dass ich mich unwohl fühlte oder sie flirtete einfach sehr offensichtlich mit ihm. Ich tippte eher auf ersteres, denn erstens stand Rosie total auf den Prinzen und außerdem hakte sie sich schon ziemlich übertrieben beim ihm ein, um ihn etwas weiter mit nach vorne zu ziehen. Ich folgte den beiden einfach nur. 

Als wir schließlich im Ballsaal für die Unterrichtsstunde ankamen, standen dort tatsächlich von viele andere junge Männer. Die meisten sahen sehr edel aus, wahrscheinlich adelige Männer, die unsere Tanzpartber abgeben würden. Bei den besonders gutaussehenden standen auch schon ein paar Ladys und unterhielten sich ziemlich angeregt mit Ihnen. Ich schlängelte mich an ihnen vorbei ud stellte mich in eine Ecke, wo ich eigentlich alles ziemlich gut überblicken konnte. Rosie war schon mit dem Wachmann verschwunden, anscheinend war er auch adelig..

"Dena!", eine lächelnde Kathleen mit Candis im Schlepptau kam auf mich zu und umarmte mich übertrieben. Völlig perplex erwiderte ich die Umarmung, auch wenn ich sie sonst niemals einfach so umarmt hätte.
"Ich habe dich schon gesucht. Was machst du denn hier so alleine? Komm doch mit uns zu den anderen beiden!", sie lächelte mich begeistert an. Eigenlich hatte ich Kathleen wirklich nett gefunden, aber gerade war sie etwas übertrieben nett und außerdem hatte ich nicht das Bedürfnis Ray zu sehen. 

"Ich warte gerade auf Rosie und ihren Begleiter. Ach, da hinten sind sie ja! Ich muss dann mal, entschuldige", ich tat so, als würde ich Rosie zuwinken, obwohl ich sie nirgendwo erblicken konnte. Kathleen nickte verwirrt, Candis hatte mich sowieso die ganze Zeit ignoriert und interessiert ihre Nägel inspiziert. Ich lächelte noch einmal zum Abschied und verschwand dann zwischen den ganzen anderen in der Hoffnung Rosie wirklich zu finden, denn so ganz alleine wollte ich nicht sein.

Als ich gerade auf der anderen Seite des Saales angekommen war, traten Raphaela und Lady Ziley auf das aufgebaute Podest und zogen somit die Aufmerksamkeit aller im Raum auf sich. Auch ich blieb stehen und sah gespannt zu den beiden Frauen.

Raphaela erhob zuerst das Wort. "Guten Tag, liebe Ladys und willkommen zu eurer ersten Tanzstunde im Palast von Iléa. Für ein paar ist tanzen etwas neues, aber ich gehe davon aus, dass die meisten mit den Standarttänzen vertraut sind. Heute werden wir vor allem für den Ball proben und deswegen wird sich nun jede Lady einen adeligen Herren aussuchen, mit dem sie auf dem Ball vor allem tanzen wird. Es ist Damenwahl, also sucht euch die besten heraus, Ladys!"

Und das ließen dich die meisten nicht zwei mal sagen. Alle stürmten zu den bestaussehendsten Männern hin und fragten, ob sie ihre Tanzpartner sein wollten. Ich sah mich auch nach jemanden um, der mir gefiel, aber zwischen den ganzen Mädchen konnte ich niemanden erkennen. Da tippte mit jemand auf die Schulter. Überrascht drehte ich mich um und blickte in das Gedicht eines Herren.

"Entschuldigen Sie, aberwürden sie mit die Ehre erweisen und mit mit tanzen?", fragte er und deutete eine knappe Verbeugung an. Er sah nicht schlecht aus. Gut gebaut, muskulös, ein süßes Lächeln, ein markantes Gesicht und wunderschöne Augen, aber irgendetwas störte mich an ihm.

"Haben Sie Raphaela etwa nicht zugehört? Es ist Damenwahl", meinte ich mit hochgezogener Augenbraue.

"Und genau deswegen frage ich Sie, ob sie mich wählen möchten", erwiderte er mit einem verschmitzten Lächeln, "Sie sind mir sofort aufgefallen, als sie durch die Tür getreten sind. Ich war-"

"Sparen Sie sich das Geschnulze oder wollen Sie wegen versuchten Verrat an den Prinzen ins Gefängnis kommen?", ich war immer noch skeptisch, aber da ich sah, dass fast alle nun einen Tanzpartner hatten und der Mann vor mir nicht schlecht aussah, sagte ich doch zu.

"Gut, wie ich sehe, haben alle einen Partner gefunden. Bitte stellen Sie sich jetzt in der Anfangsposition auf. Wenn Sie die Grundschritte von Walzer nicht kennen, gehen Sie bitte zu Lady Ziley, sie wird ihnen zeigen, wie es geht", fuhr Raphaela fort. Tatsächlich lösten sich zwei Paare aus der Menge und traten zu Lady Ziley, die etwas abseits von den anderen Tanzpaaren stand, aber sonst konnten anscheinend alle Walzer. Ich hatte es von meinem Vater gelernt.. wie so vieles. Ich vermisste ihn sehr.

"Wenn die Musik angeht, warten Bitte alle noch zwei Takte, dann geht es los", wies Raphaela uns an.

Ich legte eine Hand auf die Schulter meines Partners, die andere in seine Hand. Dann sah ich ihm in die Augen. "Wie heißen Sie eigentlich?", fragte ich neugierig.

"Mein Name ist irrelevant, nennen Sie mich einfach James."

Ich sah ihn verwirrt an, dann skeptisch. "James heißen immer die Butler, ich gehe mal nicht davon aus, dass sie hier ein Angestellter sind. Außerdem würde ich mich wohler fühlen, wenn ich Ihren echten Namen kennen würde."

Die Musik setzte ein. "Da muss ich Sie leider enttäuschen, aber Sie dürfen mich auch Jason nennen."

"Jason? Das klingt wie Jonathan oder Jus. Beides Namen mit denen ich keine guten Erfahrungen gemacht habe", ich verzog den Mund.

"Jayden?"

"Kann es sein, dass Sie eine Vorliebe für Namen mit J haben?", fragte ich.

"Kann schon sein. Also, denken Sie sich einfach einen Namen mit J aus und nennen mich so", schlug mein gegenüber großzügig vor.

"Jeremy", lachte ich, "So heißen alle Vergewaltiger und Sie sehen mir sehr nach einem aus."

"Das nehme ich mal als Kompliment", sagte er lachend und wirbelte mich herum, "Zwei takte sind vorbei"

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