-neunundreißig-

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SchlossIléa
Dena's Point of View:

"Der Prinz lässt sie grüßen", bevor ich Lilian überhaupt begrüßen konnte, kam sie auf mich zu und fing an mich von oben bis unten vollzulabern. Ich lag gerade auf meinem Bett und las ein Buch. 

"Er sagte, er hätte heute sehr viel zu tun gehabt und konnte sie deswegen nicht persönlich fragen, ob sie mit ihm auf dem Ball dein 10. Tanz tanzen wollen", fuhr sie fort, während sie anfing die Wäsche einzuräumen. Das tat sie immer, wenn sie in mein Zimmer kam. Direkt fing sie an irgendwo herumzuwirbeln.

Stirnrunzelnd setzte ich mich in meinem Bett auf und sah Lilian an. "Den zehnten Tanz? Das heißt neun andere Ladys werden vor mir mit ihm tanzen."

Lilian nickte. "Das stimmt. Aber es gibt nur zehn Tänze, sie sind also eine seiner Favoritinnen."

Ich verzog das Gesicht. "Die zehnte Favoritin. Ich falle um vor Freude", erwiderte ich mit Augenrollen, "Ich weiß auch womit er heute beschäftigt war, er hat sich mit seinen ganzen anderen Favoritinnen getroffen."

Die Tür schwang auf und Ray trat ein, sie fing an zu lachen. "Nanana, bist du etwa eifersüchtig Dena?"

Ich warf ihr einen bösen Blick zu. "Ich bin nicht eifersüchtig. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nicht seinetwegen hier bin."

"Ach komm schon", sie setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett und sah mich schief an, "Du kannst mir nicht weiß machen, dass du ihn gar nicht süß findest."

Ich zuckte mit den Schultern. "Er ist der Prinz, klar finde ich ihn süß."

"Er ist der Prinz, ist definitiv die Falsche Antwort. Das sagen nur Mädchen, die wegen seiner Krone und dem Geld hier sind. Betrachte das ganze mal objektiv: Er sieht gut aus, ist witzig und unglaublich charmant. Wie kann man ihn nicht lieben?", fragte sie.

Ich sah sie ungläubig an. "Dein ernst? Du warst doch sonst nie diejenige, die auf den Typ Prinz steht. Wo ist die alte Ray geblieben?"

Gerade wollte Ray etwas antworten, da fiel Lilian ihr ins Wort, was total untypisch für sie war. Normalerweise war sie eher diejenige, die sich zurückhielt und schwieg. "Noch mal, um zum eigentlichen Thema zurückzukommen, der letzte Tanz ist eine Ehre. So wie das letzte Model auf einer Modenschau zu sein."

"Du kannst wohl kaum ein Model mit mir vergleichen", erwiderte ich seufzend.

"Sie hat recht, Dena", stimmte Ray Lilian zu, "Freu dich doch, dass du mit ihm tanzen darfst!"

Ich seufzte und warf ihr einen genervten Blick zu. "Ich mag ihn nicht mal richtig, Ray. Ich freue mich nicht, dass ich mit ihm tanzen darf."

"Und warum meckerst du dann rum, dass du nur zehnte bist?", neckte sie mich scherzhaft.

Ich biss mir auf die Lippe und schwieg. Ja warum tat ich das? War ich eifersüchtig auf die anderen? Ja. Aber das lag nicht an ihm, sondern definitiv an meiner Ehre. So war es.

"Wenn du ihn haben willst, musst du dich mal ein bischen ins Zeug legen, Dena", erklärte Ray.

"Ich will ihn nicht haben", erwiderte ich angeekelt. Das klang so, als wäre er ein Pferd und ich würde ihn kaufen.

"Du bist die einzige, die ihn sogar abweist", fuhr Ray ungerührt fort, "Irgendwie scheint es ja zu funktuonieren, aber du musst ihm mal richtig zeigen, wie toll du bist. Dann hast du ihn sozusagen schon sicher. Schmeiß dich in ein sexy Kleid und verführ ihn, sei wenigstens mal nett und tanz auf dem Ball mit ihm, sodass er nie wieder mit einer anderen tanzen will."

Ich sah Ray ungläubig an. "So bin ich nicht, Ray."

"Dann sollten Sie wenigstens versuchen ein bißchen so zu werden", erwiderte Lilian und verließ den Raum.

Gedankenverloren ließ ich mich auf mein Bett zurückfallen und dachte über Lilians Worte nach. Ich sollte mich ihrer Meinung nach verändern? Für den Prinzen? Es verunsicherte mich, dass irgendeine Stimme in mir sagte, dass die beiden Recht hatten. Aber wollte ich das auch?

"Hey", Ray hatte sich neben mich gelegt und sah an die Decke, "Du weiß, dass du das nicht machen musst, oder? Das war nur ein dummer Spruch von mir. Der Prinz sollte dich so mögen, wie du bist und das tut er ja auch."

Ich starrte weiter stumm vor mich hin. "Weißt du, ich weiß einfach nicht mehr warum ich eigentlich hier bin. Ich wollte eigentlich nur hierher kommen um meiner Mutter zu helfen und mittlerweile bin ich sogar eifersüchtig auf die anderen", murmelte ich.

"Das ist völlig normal, Dena. Selbst wenn du ihn nicht liebst, ist es klar, dass du eifersüchtig bist. Das hier ist ein Wettbewerb, alle wollen gewinnen. Auch wenn sich viele nicht über die Konsequenzen bewusst sind, du gehörst zu denen", sagte sie sanft und strich mir über meine Hand, welche ich wegzog. Ich wusste, dass Ray die Wahrheit sagte und es nur gut meinte, aber gerade weil sie Recht hatte, wollte ich es nicht wahrhaben.

"Hast du dir, als du dich beim casting angemeldet hast, überhaupt mal überlegt, was passieren würde, wenn du tatsächlich angenommen wirst?", fragte sie weiter.

Ich schüttelte stumm den Kopf.

"Dachte ich mir. Genau deswegen bist du wo beliebt unter dem Volk, Dena. Die Leute wissen, dass es dir nicht um die Krone geht. Aber wenn die Königsfamilie herausfindet, dass es dir auch nicht um die Liebe geht, bist du auch ganz schnell draußen", meinte sie.

Ich seufzte langsam. "Weißt du, was das schreckliche ist? Du hast recht. Ich habe mir gar keine Gedanken darum gemacht, was wäre, wenn der Prinz sich in mich verlieben würde oder anders herum. Und noch schlimmer ist, dass ich trotzdem um jeden Preis gewinnen will, obwohl ich ihn nicht mal liebe."

"Wirklich um jeden Preis? Das denke ich nicht, Dena. Der Grund warum du überhaupt hier bist, deine Familie, ist wichtiger", sagte Ray und drehte sich auf die Seite, sodass sie mich ansah. Ich tat es ihr gleich und blickte ihr in die Augen.

"Selina Caplan", fuhr sie fort, "Neyla, Prue und Caspar Caplan, all diese Menschen liebst du über alles und würdest alles für sie geben."

Mir traten Tränen in die Augen, meine Sicht verschwamm leicht und ich blinzelte sie schnell weg. "Warum kennst du mich besser, als ich selber?", murmelte ich sarkastisch.

"Wenn du das wirklich von dir selber nicht weißt, kennt ganz Iléa dich besser als du selber", erwiderte Ray trocken, stand auf und hielt mir eine Zeitschrift unter die Nase.

Auf dem Titelblatt war ganz groß Jonathan zu sehen und im Hintergrund ein paar Ladys. Ich unter ihnen. Ich blätterte ein bißchen herum und fand tatsächlich einen Artikel über mich, der größtenteils das widergab, was Ray gesagt hatte.

Ich musste leicht lächeln. "Du lernst das einfach auswendig. Und ich dachte du bist mal süß", meinte ich sarkastisch.

Sie lachte sanft. "Ich bin immer süß."

"Selbst Gollum ist süßer als du", erwiderte ich, während ich mir den Rest des Artikels ansah.

"Gollum Schatz, kein Selbstlob bitte", erwiderte sie trocken und stand auf.

Ich musste mir ein grinsen verkneifen. "Du hast sogar zugegeben, dass ich süßer bin. Egal wie sehr du dich anstrengst, wirst immer hässlich bleiben."

"Du mich auch", lachte sie und zog mich hoch in Richtung des Ankleidezimmers, "Ich finde heute suchen wir uns mal selber aus, was wir anziehen."

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