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Schloss, Iléa
Dena's Point of View:

Gegenwart:

"Beeilung, Ladys! In weniger als zehn Minuten beginnt das Mittagessen, ihr wisst doch, wie wichtig das ist!", Fanny scheuchte uns hin und her. Nach meinem seltsamen Gespräch mit dem Prinzen hatten wir nun auch noch das erste offizielle Treffen mit der Königsfamilie und dafür mussten wir uns natürlich hübsch machen.

Ich war schon lange fertig, ebenso Ray, aber Ismey war immer noch dabei sich das Gesicht zu pudern, obwohl sie sowieso schon so blass war und Alarya brachte Lilian, unsere andere Zofe, fast zum weinen, weil sie einfach nicht mit ihrer Frisur zufrieden war.

"Können wir schon einmal vorgehen, Fanny?", fragte Ray ungeduldig und strich sich über das olivgrüne Kleid. Jedes Zimmer hatte eine Farbe zugeteilt bekommen, grün, blau, rot und gelb. Deswegen steckte ich nun in einem Berg aus hellgrünen Tüll. Etwas übertrieben für ein Mittagessen, aber ich hatte hier ja nicht das sagen.

"Nein, alle Ladys kommen zusammen. Miss Rosie! Mehr Haarspangen brauchen sie in ihrem Haar nicht, also kommen sie verdammt noch mal hier her!", wütend entfernte Fanny ein paar Spangen aus Rosies Frisur und schob sie zu uns, "Und Ismey, meine liebe, denken Sie nicht auch, dass es langsam reicht mit dem Puder?"

"Fanny?", quengelte Ray weiter, schloss ihren Mund aber sofort wieder, als sie Fannys gestressten Gesichtsausdruck sah.

"Wir gehen alle zusammen. Sowas nennt man Anstand", erklärte sie überflüssigerweis, "Miss Alarya, gesellen Sie sich doch bitte auch zu uns. Ich erkläre noch einmal wie alles abläuft.."

Eine halbe Stunde später:

Und nun saßen wir ordentlich, aber leider viel zu spät an unserem Tisch. Zu diesem Gang saß der Prinz am gelben Tisch, zu uns würde er während der Nachspeise kommen. Außer den vier farbigen Tischen gab es auch noch einen großen Tisch für die Ladys aus den Nachbarländern, die an diesem Tag angereist waren.
Dort saß auch die restliche Königsfamilie.

Da wir aus Iléa immer noch 20 Ladys waren und die Hälfte davon uns noch verlassen musste, bis überhaupt die Aufzeichnungen des Berichts begannen, sollten wir das hier alles als Übung sehen. Aber natürlich wussten wir, dass auch jetzt schon auf uns geachtet wurde. Ein noch so kleiner Fehler konnte den Rauswurf bedeuten.

"Es schmeckt wirklich umwerfend!", hörte ich Magaret vom Nebentisch säuseln, "Sie haben so ein Glück, Prinz Jonathan!"

Zusammen mit Royana und Georgia hing sie nur so an Jonathans Lippen und erzählte ihm immer wieder, wie toll er doch war. Und zur Verwunderung von keinem, erwiderte er diesen offenen Flirt breitwillig.

"Eklig, oder?", flüsterte mir Ray zu, "Ich finde, die königliche Hoheit sollte mal lieber aufpassen, sonst passt er nach den ganzen Festmahlen nicht mehr in den teuren Anzug."

Ich kicherte laut los, was mir sofort einen mahnenden Blick von Lady Ziley einfing. ough.

"Majestät Ray, Sie sollten es lieber nicht übertreiben. Miss Ziley kommt immer näher..", raunte ich mit einem leichten Grinsen.

"Gleich kommt der aufgeblasene Windbeutel zu uns, ich freue mich schon!", sie täuschte Freude vor und verdrehte die Augen, als Alarya tatsächlich darauf antwortete.

"Tut mir ja leid, dich enttäuschen zu müssen, Ray, Engel. Aber Jonathan ist für mich reserviert, klar?", sie grinste siegessicher.

Daraufhin begannen wir laut zu lachen. "Du bist echt lächerlich, Alarya", brachte ich unter zwei Glucksern heraus, "Als wenn Ray sich wegen des Prinzen wirklich freuen wür-"

"Was ist denn so lustig? Darf man mitlachen?", eine sanfte, männliche Stimme erklang hinter mir. Shit.

Der Prinz höchstpersöhnlich stand hinter mir und fragte, ob er sich über sich lustig machen durfte.. jedenfalls sowas in der Art.

"Oh eure Majestät!", Ray rettete mich aus meiner Situation, "Wir freuen uns alle schon so sehr, dass Sie nun an unseren Tisch kommen!"

Die Diener nahmen gerade meinen Teller für die Hauptspeise mit und kamen mit der Nachspeise.
Nun hatte sogar Ismey ihr Buch, welches sie heimlich unter dem Tisch las, weggelegt und beobachtete den Prinzen neugierig.

"Das freut mich aber zu hören", sagte er mit einem leichten grinsen. Selbstverliebtes Arschloch.

"Erzählen Sie doch etwas über ihr Leben, das muss doch überaus spannend sein, nicht?", fragte Ray mit einem vorgetäuschtem lächeln.

Er lachte aufgesetzt. "Oh. Ich will ja jetzt nicht mit der Klischeeantwort kommen, aber leider ist es so. Mein leben ist nicht wirklich spannend. Ich kenne es nun mal nicht anders. Jeden Tag tue ich das selbe, entscheide irgendetwas und habe Unterricht. Immerhin werde ich bald König."

Und so kam der Prinz mit jedem Mädchen ins Gespräch, außer mir. Aber das störte mich auch eher wenig. Aus irgendeinem Grund brachten Ray und Alarya immer davon ab mich etwas zu fragen. Ray schien wahrscheinlich zu merken, dass ich nicht mit ihm reden wollte, Alarya dachte nur daran, dass sie Königin werden würde und selbst der Prinz suchte immer wieder einen Vorwand um mich nicht ansprechen zu müssen.

Erinnert er sich etwa doch an mich? Das wäre schrecklich...
Ich werde sonst bestimmt vom casting ausgeschlossen, weil ich einen "Vorteil" habe.. Hoffentlich hat er dem Königspaar nichts davon erzählt.

Schloss, Iléa
Jonathan's Point of View:

Nach dem Mittagessen:

"Und? Wie war es?", fragte meine Mum mich aufgeregt, "Haben dir ein paar Ladys gefallen?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Ja.. ein paar..", meinte ich geistesabwesend.

"Jonathan. Du denkst aber nicht wieder an sie, oder? Du weißt, dass wir sie früher oder später rauswerfen müssen. Selbst, wenn du sie wirklich magst, die Story wird rauskommen und das ist gar nicht gut für unser Image", erklärte sie mit mahnende stimme.

Nun wurde ich wütend. Ich schlug mit einer Hand auf Eden Schreibtisch vor mir und sprang auf. "Seit wann bist du eigentlich so?? Früher warst du doch genau so wie sie! Du hattest genau die gleichen Sorgen! Und jetzt kümmerst du dich um das ScheißImage von der Königsfamilie?! Mum! Wach doch mal auf! Es geht nicht um Ansehen oder das, was das richtige ist. Hier geht es um meine zukünftige Frau! Und die Suche ich mir ganz sicher selber aus."

Wie versteinert saß meine Mutter da. Und das war das letzte, was ich sah, bevor ich den Raum verließ.

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